Heidi Oehlmann
Im Liebeswahn
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Inhaltsverzeichnis
Titel Heidi Oehlmann Im Liebeswahn Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
Impressum neobooks
Nachdem sie die Augen geöffnet hatte, fiel Elenas erster Blick auf die Uhr. Es war bereits kurz vor sieben Uhr. Sie hatte den Wecker, der halb sechs klingelte, nicht gehört und einfach verschlafen. Es war nicht weiter verwunderlich. Das letzte Mal, als sie so früh aufstehen musste, war schon lange her. In den vergangenen Jahren konnte sie ausschlafen. Meist stand sie erst auf, wenn sie von allein wach wurde. Die Uhrzeit spielte dabei keine Rolle.
Am gestrigen Abend war sie so aufgeregt gewesen, dass es ewig dauerte, bis sie einschlafen konnte. Dieser Tag war ein besonderer für sie. Elena hatte ihren ersten Arbeitstag seit Jahren.
Edgar, der noch schlafend neben ihr lag, hatte das Klingeln des Weckers ebenfalls überhört. Er war selten um diese Uhrzeit wach. Falls es doch mal vorkam, dann nur, weil er die Nacht zuvor wegen eines Auftrages gar nicht geschlafen hatte.
Sie küsste ihn auf die Stirn, sprang aus dem Bett und rannte ins Bad. Viel Zeit blieb ihr nicht mehr, um sich fertigzumachen. Halb acht war Schichtbeginn. Sie musste heute um jeden Preis pünktlich sein. Sonst wären alle ihre Bemühungen der letzten Wochen umsonst gewesen. Sie hatte fast hundert Bewerbungen geschrieben. Darauf folgten jede Menge Absagen. Als sie die Hoffnung schon aufgeben wollte, bekam sie das Bewerbungsgespräch bei der Bäckereikette. Sie hatte in der Tageszeitung die Anzeige entdeckt, dass eine Verkäuferin gesucht wurde und sich sofort beworben.
Eine richtige Ausbildung hatte Elena nicht. Ihre Kindheit verbrachte sie behütet bei ihrem Eltern in der Ukraine. Eigentlich wollte sie studieren und Lehrerin werden, aber dann kam alles anders. Mit zwanzig bekam sie ein Stipendium, um in Deutschland die Uni zu besuchen. Ihr Lehramtsstudium begann sie in Wernigerode. Kurz danach lernte sie ihren zukünftigen Mann Florian kennen. Es dauerte nicht lange, bis sie zu ihm gezogen war. Ein halbes Jahr später hatten sie geheiratet. Ihr Studium brach sie nach nicht mal zwei Semestern ab. Ihr Mann hatte das so gewollt. Sie war anfangs sehr glücklich in ihrer Ehe und vertraute ihm. Gleichzeitig freute sie sich über die viele Freizeit, die sie plötzlich hatte. Ihre Eltern konnte Elena schon nach ihrer Hochzeit, finanziell unterstützen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Geplant war es erst nach dem Studium, sobald sie eine feste Anstellung hatte, ihrer Familie jeden Monat etwas Geld zu schicken. Mit den Einnahmen, die sie während des Studiums durch verschiedene Aushilfsjobs verdiente, konnte sie gerade so ihre monatlichen Ausgaben bestreiten.
Von ihrem hart erarbeiteten Verdienst blieb Elenas Eltern nicht viel übrig. Sie mussten sich finanziell einschränken und an allen Ecken und Enden sparen. Da Florian genug verdiente, konnte sie ihren Eltern schon nach relativ kurzer Zeit unter die Arme greifen. Damals war sie noch stolz auf ihr scheinbar sorgloses Leben. Ihre Eltern freuten sich ebenfalls darüber, dass ihre Tochter es anscheinend geschafft hatte.
Nun rächte sich ihr einst unüberlegtes Verhalten. Sie hatte es schwer, ohne eine abgeschlossene Ausbildung eine Anstellung zu finden. Entweder war sie unterqualifiziert oder die Jobs waren so schlecht bezahlt, dass Elena sie gar nicht erst haben wollte. Umso glücklicher war sie, ab sofort als Verkäuferin in der Bäckerei arbeiten zu dürfen. Endlich würde sie auf eigenen Füßen stehen können.
Auch wenn sie nun bei Edgar wohnte und zumindest wieder ein Dach über den Kopf hatte, wollte sie ihm nicht länger auf der Tasche liegen. Elena wollte ihren Fehler von damals keinesfalls wiederholen und sich kein zweites Mal von einem Mann abhängig machen. Außerdem war Edgar die meiste Zeit sowieso pleite. Um überhaupt über die Runden zu kommen, musste er jeden noch so kleinen Auftrag annehmen. Da war ein festes Einkommen in ihrem gemeinsamen Haushalt schon ein Segen für beide.
Natürlich wollte sie heute besonders frisch aussehen. Zum Duschen blieb ihr keine Zeit mehr. An diesem Morgen musste eine Katzenwäsche reichen. Sie zog sich die Sachen an, die sie sich am Vortag schon im Bad zurechtgelegt hatte. Schnell wusch sie ihr Gesicht und putzte ihre Zähne. Dann kämmte sie im Eiltempo ihre blonde Mähne und band sie sich zu einem Zopf zusammen.
Der Blick auf ihre Armbanduhr, die im Badezimmer auf dem Regal lag, verriet ihr, sie hatte nicht mehr viel Zeit für ihr Make-up. Es war inzwischen schon zehn Minuten nach sieben. Jetzt musste sie sich beeilen. Sie legte sich schnell ihren hellblauen Lidschatten auf und griff zur Wimperntusche. Nachdem sie diese aufgetragen hatte, legte sie ihre Armbanduhr um und verließ das Badezimmer. Ein Frühstück war nicht mehr drin. Wahrscheinlich hätte sie vor Aufregung sowieso keinen Bissen hinunter bekommen. Da ihre neue Arbeitsstätte eine Bäckerei war, standen die Chancen nicht schlecht, dort später etwas zu essen und vielleicht einen Kaffee zu trinken. Sobald ihre Nervosität nachließe, würde sie sicherlich großen Hunger haben.
Sie ging zur Garderobe und zog sich ihre schwarze Jacke über. Tagsüber war es noch warm, aber in den Morgenstunden war es jetzt zum Herbstanfang schon ziemlich kühl draußen.
Ganz aufgeregt verließ sie die Wohnung. Auf dem Weg zu ihrer neuen Arbeitsstelle gingen ihr jede Menge Gedanken durch den Kopf. Sie wusste nicht, was sie heute erwarten würde. Elena hoffte auf einen erfreulichen ersten Arbeitstag und natürlich auf nette Kolleginnen. Ein angenehmes Arbeitsklima war ihr neben dem Verdienst einer der wichtigsten Punkte bei ihrem neuen Job. Um ihrer neuen Arbeitsstelle langfristig nachgehen zu können, musste sie Spaß an ihrer Arbeit haben. Sollten sich ihre Arbeitskolleginnen als unkollegial herausstellen, würde sie nicht lange in der Bäckerei bleiben und sich bald nach einer neuen Stelle umsehen.
Edgar tastete die linke Seite des Bettes ab. Sie war leer. Elena lag nicht mehr neben ihm. Langsam öffnete er die Augen. Sein erster Blick fiel auf die leere Bettseite und wanderte weiter zu der Uhr, die sich auf Elenas Nachttisch befand. Es war halb zehn. Elena arbeitete bereits seit zwei Stunden und musste schon vor einer Ewigkeit aufgestanden sein. Edgar hatte weder den Wecker gehört noch gemerkt, wann sie wach geworden war. Dabei wollte er ihr für ihren ersten Arbeitstag Glück wünschen. Er konnte sich nicht erklären, warum er so tief geschlafen hatte. Der gestrige Sonntag verlief normal. Sie verbrachten den ganzen Tag in ihrer Wohnung. Seine Auftragslage war im Moment nicht so berauschend, sodass sie viel Zeit füreinander hatten.
Seit zwei Wochen hatte er schon keinen neuen Fall mehr zu lösen gehabt. Umso glücklicher war er, dass es für Elena besser lief. Sie hatte sich wochenlang um einen Job bemüht. Nun hatte es endlich geklappt. Er war stolz auf sie und freute sich über ein festes Einkommen. Vielleicht müssten sie Meier, ihrem Vermieter, nie wieder auf die Miete warten lassen.
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