kristian winter
Liebeswahn
Wenn Leidenschaft tödlich wird
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Inhaltsverzeichnis
Titel kristian winter Liebeswahn Wenn Leidenschaft tödlich wird Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
Nachbemerkungen
Über den Autor
Impressum neobooks
Was du liebst, lass frei, kommt es zurück, gehört es dir – für immer.
Konfuzius
„Wo bin ich?“, stöhnte der Mann, als er aus seinem wirren Traum erwachte. Zu seinem Entsetzen fand er sich auf dem Metallgitterbett wieder und war an Händen und Füßen an den Giebelenden gefesselt. Über ihm blendete eine grelle Deckenlampe, deren kreisrunder Blechschirm den Rest des Raumes verschattete. Während im Hintergrund leise Musik mit den Klängen von Vivaldis L’Inverno eine absurde Festlichkeit verbreitete, dämpften die schweren purpurnen Samtvorhänge an den Wänden jede Akustik. Er war völlig nackt. Lediglich ein Handtuch bedeckte seine Lenden. Sein Kopf schmerzte, seine Glieder brannten und ihm war, als habe man ihn mit tausend glühenden Zangen malträtiert.
„Na endlich“, vernahm er die Stimme einer Frau, die jetzt zögernd näher trat. Ihr Gesicht wirkte blass und müde. Etwas Krankhaftes lag in ihren Zügen, irgendwo zwischen Freude und Argwohn, als bedauere sie etwas, verlor jedoch kein weiteres Wort. Stattdessen begann sie, sich in aller Ruhe zu entkleiden.
Doch die Art, wie sie es tat, war ungewöhnlich. Sonderbar tänzelnd und befangen von der klassischen Musik, streifte sie sich selbstversunken erst die High Heels, dann Bluse und Büstenhalter ab, schließlich folgte die Netzstrumpfhose, das aber reichlich ungelenk, wie jemand, der sich darauf nicht verstand. Zuletzt löste sie den locker aufgesteckten Haarknoten und streifte sich dunkle Strumpfbänder über die Schenkel.
„Ist das nicht genau wie in unseren Bildern?“, fragte sie jetzt.
„Oh Gott, du bist verrückt!“, erwiderte der Geknebelte, als er seine Lage realisierte. „Wie hast du das gemacht?“
„KO–Tropfen“, erklärt sie lapidar. „Ich war erstaunt, wie schnell sie wirken. Richtig komisch sah das aus, als du zusammengesackt bist. Daher auch dein blaues Auge und die Platzwunde an der Stirn. Fast fürchtete ich, du würdest mir unter den Händen wegsterben, denn du warst bereits kollabiert.“
„Beim Himmel, was hast du vor?!“, schrie er mit sich überschlagender Stimme.
„Du wirst verzeihen, aber das war nötig“, erklärte sie und strich ihm mit funkelnden Augen über die schweißnasse Stirn. Sodann glitten ihre Finger über seinen Hals und die Brust hinab zum Bauch und umkreisten seinen Nabel.
„Es klingt sicher albern, aber ich hätte nie gedacht, dass es nochmal dazu kommen würde. Du bist gut gebaut und auch sehr einfühlsam. Alles an dir ist vollkommen, als habe dich die Natur zur Liebe erschaffen. Ich habe da eine Theorie, weißt du? Demnach gibt es eine Vorbestimmung, der wir uns fügen müssen. Jeder Verstoß dagegen wird bestraft. Und so glaube ich, dass auch wir nicht anders können, als zu müssen, was wir sollen. Dies aber liegt nicht immer in unserem Wollen. Das wird ein Mann deiner Bildung doch verstehen, oder?“
Sie entfernte das Tuch von seinem Schoß und berührte seine zum Rudiment verkümmerte Männlichkeit. Doch zu ihrem Kummer zeigte er keine Reaktion, nicht mal den Ansatz einer Erregung, obwohl das Ziel ihrer Stimulation eindeutig war.
„Die Brahmanen meinen, ein verzögerter Koitus könnte mit dem nötigen Feingefühl eine wahre Explosion bewirken, welche die Seele in den Himmel schleudert. Ich war noch nie im Himmel, allenfalls kurz davor. Dabei wäre ich es so gern. Willst du mir nicht dabei helfen?“
„Das ist nicht dein ernst! Das kannst du nicht wollen, nicht nach alledem!“
„Erzähl mir nicht, was ich wollen darf! Was weißt du schon, wie es in mir aussieht, nach allem, was du mir angetan hast!“
„Du bist nicht bei Sinnen! Ich weiß, es ist viel Unrecht geschehen. Aber mache es jetzt nicht noch schlimmer!“, beschwor er sie und zerrte an seinen Fesseln.
Doch sein Bitten ignorierend, fasste sie erneut nach seiner Männlichkeit - jetzt aber schmerzhaft, so dass er zusammenfuhr und am ganzen Leib zitterte. Verschreckte ihn doch die Entschlossenheit in ihren Augen, dieses Funkeln als Zeichen ihrer Unberechenbarkeit. Am meisten aber fürchtete er die Rasierklinge, die sie plötzlich zwischen ihren Fingern hielt und prüfend betrachtete.
„Ich kenne die Anatomie des Mannes genau. Ich habe sie studiert“, erklärte sie. „Es genügt ein Bild oder eine Situation, wodurch das Hirn einen erotischen Reiz assoziiert. Das kann gedanklich als auch real geschehen. Ideal ist ein Zusammenspiel von beidem, so wie jetzt, wenn ich dir meine Bereitschaft signalisiere. Der Rest ist reine Physiologie. Deine Schwellkörper reagieren auf diese Reize und sorgen für den nötigen Blutstau, was dann zur Erektion führt. So ist es doch, nicht wahr? Ein Wunderwerk der Evolution. Die Sache hat nur einen Haken – ein kleiner Schnitt und alles ist vorüber.“
Ihm wurde schlecht. „Hör auf, bitte! Das kannst du nicht tun“, flehte er seine Peinigerin noch einmal an. Doch sie blieb davon unbeeindruckt.
„Du bist beschnitten. Das ist sehr erotisch. Darum werde ich jetzt noch ein wenig weiter schneiden. Das ist noch erotischer. Blut ist eine eigenartige Substanz, weißt du? Es ist der Saft des Lebens. Sechs bis sieben Liter sind im menschlichen Körper. Wenn es raus ist, ist es vorbei.“
„Tu das nicht! Ich bitte dich! Ich werde alles machen, was du willst. Nur tu das nicht!“
„Hast du etwa Angst? Du weißt doch gar nicht, was das ist! Ich sage dir jetzt, was Angst ist! Wenn man unter ständigen Verfolgungen leidet und dennoch kein Gehör findet; wenn sich fremde Hilfe lediglich auf ein paar Pillen und gute Sprüche beschränkt und man genau dann, wenn man neuen Mut schöpft, von einem fremden Kerl im Park niedergerissen und bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt wird. Natürlich trägt er eine Maske, drückt dir die Beine auseinander, dass du denkst, es zerreißt dich. Dann zückt er ein Messer und kitzelt deine Kehle, jederzeit bereit, sie zu durchstoßen - das ist Angst!
Dem Gefesselten dämmerte etwas. „Mein Gott, der Tote aus der Zeitung!“, schloss er einer spontanen Eingebung folgend. „Du warst es! Du hast ihn getötet!“
„Hatte ich nicht ein Recht dazu?“ erwiderte die Angesprochene erregt. „Ich habe mich nur verteidigt! Sein Pech, aber er hatte sich die Falsche ausgesucht. Nur weißt du, wer sein Auftraggeber war? Deine Frau! Sie hatte ihn geordert, um mich zu beseitigen.“
„Das ist gelogen“, erwiderte der Mann. „Völlig unmöglich!“
„Sie hat es aber zugegeben.“
„Das glaube ich noch weniger.“
„Und das sagt ausgerechnet jemand, dessen ganzes Leben eine einzige Lüge ist? Deine Frau wusste sich keinen anderen Rat mehr, griff aber leider zu einem untauglichen Mittel. Sie hat eben keine Ahnung von solchen Dingen. Dafür nimmt man Gift, aber so dosiert, dass sich das Opfer noch aus eigener Kraft weit genug entfernen kann, um jeden Verdacht von der wahren Ursache abzulenken. Unser guter Freund Hövelmann hat es vorgemacht. Er war eben ein Trottel und Dummheit wird bestraft.“
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