Heidi Oehlmann
Seerosenzauber
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Inhaltsverzeichnis
Titel Heidi Oehlmann Seerosenzauber Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Maja - Freitag
2. Gregor - Freitag
3. Maja - Freitag
4. Maja - Samstag
5. Gregor - Samstag
6. Maja - Samstag
7. Gregor - Sonntag
8. Maja - Sonntag
9. Gregor - Sonntag
10. Maja - Sonntag
11. Gregor - Montag
12. Maja - Montag
13. Maja - Mittwoch
14. Gregor - Mittwoch
15. Maja - Mittwoch
16. Gregor - Donnerstag
17. Maja - Donnerstag
18. Gregor - Donnerstag
19. Maja - Donnerstag
20. Maja - Freitag
21. Gregor - Freitag
22. Maja - Samstag
23. Gregor - Samstag
24. Maja - Sonntag
25. Gregor - Sonntag
26. Maja - Freitag
27. Gregor - Freitag
28. Maja - Freitag
29. Gregor - Freitag
30. Maja - Montag
31. Gregor - Dienstag
32. Maja - Mittwoch
33. Gregor - Mittwoch
34. Maja - Donnerstag
35. Gregor - Samstag
36. Maja - Samstag
37. Gregor - Sonntag
38. Maja - Sonntag
39. Maja – Samstag, vier Wochen später
Impressum neobooks
»Nein«, grummle ich verschlafen, als das ohrenbetäubende Klingeln meines Handyweckers ertönt.
Als ich damals den Rufton eingestellt hatte, fand ich ihn perfekt. Seitdem bereue ich es jeden Morgen, wenn mich dieser Lärm um Punkt acht Uhr aus dem Schlaf reißt.
Ich würde ihn nur allzu gern durch einen weniger nervigen Ton ersetzen, allerdings habe ich Zweifel, ob ich davon auch wach werde.
Hektisch taste ich nach dem Handy, das auf meinem Nachttisch liegt, und tippe auf dem Display herum.
Nachdem der Klingelton endlich verstummt, atme ich erleichtert auf und überwinde mich, die Augen zu öffnen.
Ich springe aus dem Bett und schleiche nach unten. Im Haus herrscht eine angenehme Stille.
Mein erster Weg führt mich in die Küche zur Kaffeemaschine, die nur noch eingeschaltet werden muss. Im Laufe der Zeit habe ich mir angewöhnt, sie am Vorabend vorzubereiten. So kann ich mich in meine Sportklamotten werfen, bis der Kaffee durchgelaufen ist.
***
Eine halbe Stunde später verlasse ich mit Koffein im Blut das Haus. Wie jeden Morgen laufe ich langsam zum Park. Unterwegs begegnen mir täglich die gleichen gestressten Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit sind. Mein Arbeitstag beginnt in etwas mehr als zwei Stunden.
Im Park ist von der Hektik nichts zu spüren. Es ist, als würde man eine neue Welt betreten. Bis auf ein paar andere Jogger und wenige Hundebesitzer, die ihre vierbeinigen Lieblinge ausführen, bin ich allein und genieße die frische Morgenluft. Der kleine See liegt friedlich vor mir. Die Blüten der zahlreichen Seerosen sind noch halb geschlossen. Sie öffnen sich langsam und werden ihre volle Pracht erst zeigen, wenn ich den Park längst verlassen habe. Leider verpasse ich den Seerosenzauber an den meisten Tagen.
Ich erhöhe mein Tempo und versinke in meinen Gedanken. Wie so oft träume ich von meinem eigenen Restaurant. Ich male mir bis ins kleinste Detail aus, wie es aussehen soll und welche Gerichte ich unbedingt auf die Speisekarte setzen will. Jedes Mal sieht mein Laden anders aus und auch die Speisen variieren. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass es mir schwerfällt, mich zu entscheiden. Natürlich macht das keinen Unterschied, weil es sich um einen Traum handelt, der noch lange nicht greifbar ist.
Seit ich denken kann, will ich nur kochen. Zu einem kleinen Teil konnte ich mir den Traum schon erfüllen. Die Ausbildung zur Köchin habe ich abgeschlossen und arbeite nun in einer Küche. Leider habe ich dort nichts zu melden. Ich bin nur eine von vielen, die Anweisungen befolgen muss. Kreativ ist nur der Küchenchef. Er ist der Einzige, der neue Rezepte entwickeln darf. Wir anderen müssen seine Kreationen nach Anweisung zubereiten. So hatte ich mir meinen Traumjob nicht vorgestellt. Dafür ist die Bezahlung anständig und bringt mich meinem Traum ein Stück näher. Jeden Monat lege ich einen Großteil meines Gehalts zur Seite. Zum Glück muss ich keine Miete bezahlen, da ich im Haus meiner Großeltern lebe.
Ich bleibe stehen, schaue in den Himmel und seufze. Der Mensch, dem ich meine Leidenschaft zum Kochen verdanke, wird das alles nicht mehr miterleben. Meine Oma ist vor acht Jahren an Herzversagen gestorben. Nichts hatte darauf hingedeutet. Im Gegenteil. Anneliese Blum war einer der fittesten Menschen, die ich kannte. Von ihr konnte sich so manch einer der jüngeren Generationen eine Scheibe abschneiden. Sie war wie ein Wirbelwind.
Ich liebte es, mit ihr zusammen in der Küche zu stehen. Trotz meiner Lehre lernte ich von ihr noch einige Kniffe. Ihre Rezepte waren einzigartig. Bereits als kleines Mädchen faszinierte es mich, ihr dabei zuzusehen, wie sie uns die leckersten Speisen zubereitet hatte.
Bei dem Gedanken an unsere gemeinsame Zeit kommen mir die Tränen.
Bevor ich sie mir von den Wangen wischen kann, werde ich hart zur Seite gestoßen. Ich falle hin. Zum Glück ist der Aufprall gedämpft, da ich im Gras lande.
Ich schaue mich nach dem Übeltäter um, in der Erwartung jemand würde mit schuldbewusster Miene vor mir stehen und sich für sein Verhalten entschuldigen. Doch da ist keiner, zumindest nicht in meiner unmittelbaren Nähe.
Ich kann nur die Rückansicht eines Joggers erkennen, der sich von mir entfernt. Sonst sehe ich niemanden. Also muss er mich zur Seite gestoßen haben.
»Hey, du Idiot!«, brülle ich ihm hinterher.
Doch er reagiert nicht. Entweder hat er mich nicht gehört oder er ignoriert mich konsequent.
Kopfschüttelnd schaue ich ihm nach, bis er aus meinem Sichtfeld verschwunden ist.
Wütend erhebe ich mich und untersuche meinen Körper auf Verletzungen. Bis auf ein paar Grasflecken auf der Hose scheine ich unbeschadet davon gekommen zu sein.
Um sicherzugehen, lege ich die ersten Meter langsam zurück, bevor ich wieder in einen Laufschritt verfalle und mein Tempo wiederfinde.
Gedankenverloren laufe ich weiter, bis ich an einer Bank einen Jogger wahrnehme, der dabei ist, sich zu dehnen.
Seine Kleidung kommt mir bekannt vor. Er trägt die gleiche schwarze Hose und ein T-Shirt im identischen Blauton, wie der Flegel, der mich vor wenigen Minuten zur Seite gestoßen hat. Auch seine Rückansicht stimmt überein.
Wutentbrannt stürme ich auf ihn zu, stemme meine Hände in die Hüften und schreie ihn an. »Was stimmt mit Ihnen nicht? Erst schubsen Sie Menschen um und dann halten Sie es nicht für nötig, sich zu entschuldigen! Ich hätte mir sonst was brechen können und Sie hätten mich einfach da liegen lassen. Schämen sollten Sie sich!« Mir liegen noch sämtliche Schimpftiraden auf der Zunge, die ich abfeuern möchte, doch als der Typ sich umdreht, verstumme ich. Er ist der bestaussehende Kerl, der mir je begegnet ist. Seine braunen Augen mustern mich von Kopf bis Fuß. Es fühlt sich an, als würde ich nackt vor ihm stehen.
Während er mich betrachtet, tue ich es ihm gleich und lasse meine Augen über seinen muskulösen Körper wandern. Ich schaffe es gerade noch, ein entzücktes Seufzen zu unterdrücken.
Dem Fremden ist sein gutes Aussehen durchaus bewusst. Er schenkt mir ein wissendes Grinsen, bevor er den Mund öffnet. »Reden Sie mit mir?«, fragt er scheinheilig.
Ich atme tief durch und sammle mich. »Sehen …«, piepse ich.
Das ermutigt den Kerl, noch breiter zu grinsen.
Seine Arroganz macht mich wütend.
Ich räuspere mich und setze zu einem neuen Versuch an. »Sehen Sie hier noch jemanden?«, frage ich mit fester Stimme. »Sie haben mich da hinten«, ich deute mit dem Finger in die Richtung, aus der ich gekommen bin, »einfach umgestoßen und sind weitergelaufen, als ob nichts geschehen wäre! Wollen Sie das jetzt etwa abstreiten?«
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