Klaus Robra - Alles Fake oder was?

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Dichtung und Wahrheit. Aber was ist Wahrheit, sprach Pilatus. Und wer hat recht? Goethe oder Pilatus? Oder ist das Leben ohnehin nur «ein Traum», wie es der spanische Dichter Calderón de la Barca einst ausdrückte, aber nicht wörtlich meinte? Und was ist Weisheit? Fragen über Fragen- und ein paar Wegmarken in 'Alles Fake oder was?'.

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Aber: Mit solcher Kritik, solch beißendem Spott steht Nietzsche ziemlich allein da. Andere große Geister seiner Zeit äußerten sich völlig anders, ja diametral entgegengesetzt. Charles Baudelaire (1821-67), der Begründer der modernen Lyrik, bekundete dem deut-schen Opern-Genie höchste Anerkennung und Verehrung, und zwar auch und gerade hinsichtlich dessen musikalischer Leistungen. In einem persönlichen Brief des Jahres 1860 versichert er Wagner, er verdanke ihm „den größten musikalischen Genuss“, den er je empfun-den habe. Ausdrücklich lobt er die evokative Kraft seiner Musik, deren „Größe“ alles bisher Dagewesene in den Schatten stelle. Und er erklärt auch, was er mit der Größe meint, nämlich „die Feierlichkeit der großen Geräusche („grands bruits“), der großen Aspekte der Natur und die Feierlichkeit der großen Leidenschaften des Menschen“. Diese Empfindungen hätten ihn, Baudelaire, sofort mitgerissen und total ergriffen, wobei sonderbarerweise auch religiöse Gefühle mitge-spielt hätten. Wagners Musik vermittle eine Ahnung von höherem Leben („d’une vie plus large que la nôtre“) in anderen, besseren Welten. Ihm sei es vorgekommen, als werde er in die Luft empor-gehoben oder über das Meer hinweggerollt. Der ganze Stolz des Lebens und des Verstehens und eine „wahrhaft sinnliche Wollust“ habe von ihm Besitz ergriffen, kurzum: der höchste überhaupt vor-stellbare Seelen-Aufschwung. ...

Oh je, dachte Franz nach dieser Lektüre bei sich, Baudelaire mag ja Recht haben, aber hat nicht auch Nietzsche irgendwo und irgendwie Recht? Gibt es da nicht sogar Parallelen zu mir selbst? Bin ich nicht auch so eine neurotische Wagner-Figur, mit meinen rotblonden Haaren, den blauen Augen, den 1,93 Metern: ein echter Germane mit langen Beinen, vielleicht im Innersten immer noch typisch „Befehl und Gehorsam“? Bin ich vielleicht sogar auch Parsifal, immer unaus-gefüllt, immer auf der Suche wenn nicht nach dem Heiligen Gral, so doch nach ähnlich Großem, unruhig-unzufrieden, auch mal exzen-trisch, theatralisch, dann wieder völlig indifferent, antriebslos, apa-thisch bis zur Depression, zuweilen auch von wüsten Vorstellungen und bösen Träumen gepeinigt? Und daher wohl weniger Parsifal als eine trübe Mischung aus Faust und Oblomov, Tatendrang und Apathie, himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt, manisch-depressiv? Der Gedanke ließ ihn nicht ruhen, ließ ihn nicht mehr los. Mit wem hätte er sie teilen können, diese furchtbaren Gedanken?

Er hatte allerdings solche Gedanken noch gar nicht, als er seinerzeit mit Melanie in Venedig weilte. Zu wenig fundiert, wenn auch im Palazzo Vendramin emotional aufwühlend, waren seine und ihre Beschäftigung mit dem Meister, den ein Hitler so mühelos für sich und seine Zwecke vereinnahmen konnte. Immerhin, und das stieß

Franz später besonders übel auf, war Wagner ja Antisemit gewesen, dazu noch mit einer hanebüchenen Begründung: Als überzeugter Sozialist lehnte er den Kapitalismus entschieden ab. Wer aber waren die glühendsten, konsequentesten Kapitalisten? Natürlich die Juden! Also musste man, wie Wagner vermeinte, als aufrechter Sozialist unbedingt auch Antisemit sein! Aber so einfach – und hieraus schöpfte Franz seinen wichtigsten Einwand – war die Sache nun wirklich nicht. Der Kapitalismus war doch nicht nur eine Angelegenheit von Juden, sondern hatte sich schon zu Wagners Zeiten weltweit bis tief in die Mittelschichten hinein ausgebreitet, und zwar auch und gerade weltanschaulich. Und: Nicht nur Juden hatten Geld, nicht nur sie träumten vom großen Geld. Jahrhundertelang waren die Juden nicht Täter, sondern Opfer gewesen, geächtet, ausgeschlossen von gesellschaftlicher Integration, so dass viele nur im Geldgeschäft über-haupt tätig sein konnten. Darüber hinaus: Gehörten nicht auch Juden zu den überzeugten Sozialisten, herausragenden Marxisten? Man denke nur an Karl Marx selbst, an Trotzki, Ernst Bloch, Adorno, Horkheimer, Marcuse und viele andere! Nein, so lautete Franzens Fazit, man musste nicht Antisemit sein, um Sozialist sein zu können!

Franz geht studieren.

Franz war also, wie bereits angedeutet, schon in jungen Jahren ein hochsensibler Mensch mit höchst komplizierten Charakterzügen. „Schwierig“ nannte ihn deshalb seine erste Schwiegermutter in spe, i.e. Melanies Mutter. Eine Problematik, zurückzuführen wahrschein-lich auf frühkindliche und spätere, teils traumatisierende Erfahrungen in nicht immer harmonischen Umfeldern, sei es in der Familie, sei es anderswo. Doch Franz ließ sich davon nicht unterkriegen, sondern arbeitete an sich selbst, versuchte, das Vergangene zu bewältigen und dabei sogar dichterisch zu beschwören. Denn er wusste: Die größte Gefahr geht von negativen Gefühlen, Vorstellungen und Gedanken aus, wenn sie sich verselbständigen und unkontrollierbar werden, viel-leicht sogar psychotische Störungen auslösen. Dem wollte Franz vor-beugen, nicht zuletzt mit den Mitteln dichterischer Sprache. Das Negative, Zerstörerische sollte erkannt, benannt und in umgewan-delter Form bewältigt werden. Einige der dabei entstandenen Gedichte hat er mir zur Verfügung gestellt. Hier zwei Kostproben:

d i e f r a g e a l l e r f r a g e n

ich frage dich: wer bist du eigentlich?

der „große versucher“? mephistofeles gar?

oh nein, beileibe nicht! und warum nicht?

ganz einfach: bin nicht mephisto und nicht dr. faust

ball‘ nicht einmal die faust

schon gar nicht öffentlich.

wie nennt man so etwas? krise vielleicht?

gar schaffenskrise? wer weiß?

drum sei’s (beziehungsweise umgekehrt)

und wer bin also ich?

ein ent-täuschter ent-täuscher?

doch gott sei dank wohl nicht nur das.

wider die angst, ein epigone zu sein

alles wurde schon gesagt.

nichts neues gibt es unter der sonne.

ist das wahr?

ich jedenfalls bin ein heim-poet.

ich mache, wenn ich will

und der kopf steht mir danach,

der sinn, das herz und das gemüt,

zu beinah‘ jedem thema

ein lyrisches gedicht.

‘s ist parodie, ‘s ist kitsch oder auch nicht, sei’s drum!

denn was gehört zu dem gedicht?

was ist das: ein gedicht?

es ist die form, sagt herr wapnewski

(ein kluger mann, auch sehr gelehrt).

es ist der sinn, sag ich, sinn, bild und rhythmus,

musik und kunst, in sprache aufgehoben.

ist das genug? ich weiß es nicht,

vielleicht ist es auch schon zu viel.

den freien rhythmus halt‘ ich für ein edles instrument.

ich weiß: es klingt trotzdem wie jambus,

weimar, klassik, shakespeare, racine, molière,

corneille und vergil

ist also abgelebt und ausgestanden.

ist es das wirklich?

hallt nicht das gestern im heute fort?

sind wir nicht erben?

haben wir heutigen nur kleinkram zu erzählen?

es dürfte anders sein.

wo ein gedanke ist, da ist auch sinn,

und denken heißt: gedanken haben.

„gedankenlyrik“? meinetwegen.

doch auch die topoi sind gedanken?

die stilfiguren: bloßes beiwerk?

mich reizt, gefühl, musik, vorstellung und

gedanken zu verbinden

zum weiter treibend freien spiel

zum freien jazz in wogend-ätzendem versteh’n,

das auflöst überkommenes,

das neue blüten treibt

und schöpferisch die welt verändert.

so ist mein stil. ich kenne ihn,

kennt ihr ihn auch?

und was ist neu daran?

Schon durch seine lyrischen Versuche fühlte Franz sich hoch motiviert und sozusagen prädestiniert, Germanistik und Philosophie zu studieren, womit er im Wintersemester 1962/63 begann, und zwar an der altehrwürdigen Albertus-Magnus-Universität zu Köln am Rhein. Für diese Wahl waren mehrere unterschiedliche Faktoren maß-geblich, und nicht zuletzt die Tatsache, dass Melanie bereits seit einem Semester in Köln Hauswirtschaft (Ökotrophologie) studierte. An der Stadt Köln, der Colonia Agrippinensis, faszinierte Franz die einzigartige Verbindung von Antike, Mittelalter und Moderne, wobei das Mittelalter durch den mächtigen, prachtvollen und ständig re-staurierungsbedürftigen Hohen Dom, neben den zahlreichen romani-schen Kirchen, eine Sonderstellung einnahm. Auch wenn er, der Pro-testant, den damit verbundenen religiösen Anspruch stets von sich wies. Wohingegen er die Millionenstadt Köln, die bedeutendste Metropole am Rhein, hochschätzte, zunächst jedenfalls. Köln – das war für ihn der Inbegriff nicht des „finsteren Mittelalters“, sondern von Weltoffenheit, Internationalität, Toleranz und hochkultivierter Urbanität, zumal dort schon damals Migranten aus fast 200 Nationen durchweg friedlich mit der deutschstämmigen Bevölkerung zusam-menlebten.

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