Rudi Kost
Fisch oder stirb
Ein Hohenlohe-Krimi
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Inhaltsverzeichnis
Titel Rudi Kost Fisch oder stirb Ein Hohenlohe-Krimi Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Die Lady ist ein Vamp
Ein Porträt des Unternehmers als junger Mann
Augenschmaus
Ein Tag wirft seinen Schatten voraus
Brühe mit Einlage
Im Tal der Erinnerungen
Argusaugen
Zwei Frauen
Kommen und gehen
Der Duft der Frauen
Wer andern eine Grube gräbt
Schlafwandler
Eine Frau geht ihren Weg
Wem die Stunde schlägt
Die Polizei, dein Freund und Helfer
Haus ohne Hüter
Persona non grata
Charme City
Fisch muss schwimmen
Feuchtgebiete
Die Stunde der Komödianten
Eine Art Held
Das Püppchen und der Drache
Und ewig lockt das Weib
Bekannte Gesichter, gemischte Gefühle
Jenseits der Liebe
Selbstgemacht
Kleiner Mann, was nun?
Was nach der Liebe kommt
Ansichten
Eine Reise wegwohin
Eine Frage der Ehre
Das Gewicht der Welt
Gedanken. Träume. Albträume.
Und ist der Ruf erst ruiniert …
Delegieren
Wenn’s der Wahrheitsfindung dient
No risk, no fun
Karriere eines Betrügers
Marikultur
Berichte meiner Informanten
Feuerwasser
Helden wie wir
Es muss nicht immer Kaviar sein
Kinder, Kinder!
Die Welt, von oben betrachtet
Alte Liebe rostet nicht
Früher begann der Tag mit einer Schusswunde
Ich sehe was, was du nicht siehst
Häschen in der Grube
Das Gespräch der drei Gehenden
Bauernkrieg
Nachwort
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Der Autor
Impressum neobooks
Ich rudere und strample und halte die Luft an und schlage wild mit den Armen um mich. Kein Grund zur Panik, ich kämpfe ja nur um mein Leben, und ich gebe mir noch ungefähr fünf Sekunden.
Die ganze Geschichte ist von Anfang an dumm gelaufen, und nun sitze ich in der Patsche. Genauer gesagt: bis zum Hals in der Scheiße. Denn ich plansche in der Jauchegrube von Bauer Buchholz in Knittinghausen.
Ich weiß, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Über einer Jauchegrube stehen giftige Gase, die einem schnell das Bewusstsein nehmen. Und dann ist es aus.
Irgendwie schaffe ich es, den Rand der Grube zu packen und mich hochzuziehen. Ich liege auf dem Boden im Dreck und japse nach Luft. Mein Herz pumpt literweise Adrenalin. Mir ist schwindlig und kotzübel.
Vorsichtig hebe ich den Kopf und schaue auf zwei Paar mistverschmierte Gummistiefel, ein größeres Paar und ein kleineres. Und ich sehe den Lauf einer Schrotflinte, der genau auf meine Nase zielt. Der Lauf bewegt sich hin und her, was ich als Aufforderung deute, mich zu erheben.
Mühsam rapple ich mich hoch und sehe vor mir den Bauern und seine Frau. Keiner sagt ein Wort. Ich sowieso nicht, ich keuche noch immer.
Der Bauer wartet, bis ich mich etwas beruhigt habe, dann fragt er: »Wer bist du?«
»Dillinger«, bringe ich mühsam hervor. »Dieter Dillinger.«
»So, so.«
Der Bauer starrt mich finster an, drückt der Frau die Flinte in die Hand und geht davon.
Als er wiederkommt, zieht er einen Gartenschlauch hinter sich her und dreht auf. Das Wasser ist eiskalt und trifft mich wie ein Hammer. Ich zucke zusammen und schnappe nach Luft. Die kalte Dusche bringt mich wieder halbwegs zur Besinnung.
»Ausziehen!«, sagt der Bauer.
»Ausziehen? Hier? Mitten auf dem Hof?«
»Ausziehen!«, befiehlt der Bauer erneut. »Wird dir schon keiner was weggucken.«
Von wegen! Die Bäuerin, die kurz verschwunden war, steht wieder neben ihm, in der einen Hand einen Müllsack, in der anderen ein Handtuch.
Ich bin heute ganz besonders aufgebrezelt. Ich trage einen Anzug von Brioni, dazu eine Krawatte und ein maßgefertigtes Seidenhemd. Meine Unterhose allerdings ist von Schießer, Feinripp, und das ist peinlich. Ich hätte ja auch nicht gedacht, dass sie heute jemand zu Gesicht bekommt. Hätte ich nur auf meine Mutter gehört! Bub, hat stets sie gesagt, zieh immer eine saubere Unterhose an, man weiß nie, was kommt.
Sauber wenigstens war sie gewesen. Bis jetzt.
Für den Anzug war ich seinerzeit in einem Anfall von Verschwendungssucht extra nach Mailand gejettet, weil ich auch einmal so elegant aussehen wollte wie unser damaliger Kanzler. Und jetzt? Schöne Scheiße!
Ich ziehe mich also aus, bibbernd vor Kälte, während der Bauer weiter mit dem Schlauch auf mich zielt. Die Bäuerin guckt nicht weg. Im Gegenteil. Sie guckt interessiert hin. Sie mustert mich von Kopf bis Fuß, langsam und genau. Um ihre Mundwinkel sehe ich einen spöttischen Zug.
Kein Wunder. Alles an mir ist bis zur Nichtigkeit geschrumpft. Wegen des kalten Wassers. Vielleicht auch aus Verlegenheit. Oder wegen der Unterhose.
Der Bauer hört nicht auf mit dem Wassergespritze. Will seiner Frau wohl was gönnen. Sie ist Anfang Fünfzig, nicht hübsch, aber rassig. Ihn schätze ich auf Mitte Sechzig. Uralt also im Vergleich zu mir.
Endlich dreht er den Hahn zu. Schlotternd stehe ich da.
Die Bäuerin reicht mir den Müllsack.
»Stopfen Sie Ihre Kleider hinein«, sagt sie. »Ich werfe sie gleich in den Müll.«
Ich will protestieren, aber ich weiß, sie hat recht. Gegen eine Jauchegrube kommt keine Reinigung an. Besonders, wenn der Bauer Schweine hält. So schnell also wird aus meinem schönen Brioni Abfall.
Die Bäuerin reicht mir das Handtuch. Es ist bestimmt nicht ihr bestes.
»Damit Sie mir nicht alles nassmachen«, sagt sie. »Und jetzt ab unter die Dusche.«
Ich trotte hinter ihr her. Die heiße Dusche ist das Paradies. Ich stinke immer noch erbärmlich.
»Ich bringe Ihnen alte Kleider von meinem Mann«, sagt sie und geht.
Bald darauf kommt sie wieder. Und guckt. Guckt zu, wie ich dusche. Guckt zu, wie ich mich abtrockne. Guckt zu, wie ich in die alten Kleider steige. Sie hat immer noch diesen spöttischen Zug um den Mund. Das macht mich verlegen. Schließlich hat die heiße Dusche mittlerweile meine Lebensgeister wieder geweckt und anderes auch.
Sie reicht mir eine Hose. Der Bauer, schätze ich, hat ungefähr meine Statur, Idealmaße also, aber es gibt eine bestimmte Person, die bemängelt bei mir einen Bauchansatz. Von wegen! Ich muss die Hose festhalten, damit sie nicht rutscht. Wenigstens ein Lichtblick an diesem absolut beschissenen Tag.
»Die Kleider können Sie behalten», sagt die Bäuerin. »Seit mein Mann auf Diät ist, passen sie ihm nicht mehr.»
Sie hat eine feinfühlige Art, mich aufzurichten.
Ich tapse mit ihr in die Küche. Die Bäuerin stellt mir einen heißen Tee hin, dem Bauern eine Flasche Bier. Sie guckt weiterhin spöttisch. Mir dämmert, dass sie immer so guckt.
Auf dem Tisch liegt die Schrotflinte, und sie zeigt genau in die Richtung, in der ich sitze.
»So, mein Junge«, sagt der Bauer gemütlich, »und jetzt erklär mir mal, was du in meiner Jauchegrube zu suchen hattest.»
Es begann an einem Dienstag Ende März kurz nach zwei Uhr. Die ersten lauen Lüftchen ließen den Frühling erahnen und hatten die Schneeberge weggeschmolzen, die uns den ganzen Winter begleitet hatten.
Ich saß in meinem Büro und war angenehm gesättigt und leicht schläfrig nach einem ausgedehnten Lunch in Rebers »Pflug«, zu dem ich einen Kunden eingeladen hatte. Der Aufwand war nötig gewesen, weil der Kunde sich etwas geziert hatte. Komischerweise gibt es immer noch Menschen, die standhaft glauben, ein Versicherungsvertreter wolle ihnen nur überflüssige Policen aufquatschen.
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