Rudi Kost - Leichenacker

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Heiner Baldauf tobt und flucht. Schon zum dritten Mal hat man ihm die Reifen seiner Traktoren zerstochen! Was für Dieter Dillinger als harmloser Versicherungsfall beginnt, entwickelt sich rasch zu einer lebensgefährlichen Angelegenheit.
Denn auf den Feldern herrscht Krieg. Allenthalben sind Biogasanlagen entstanden, die immer mehr Rohstoffe brauchen. Die Energielandwirte kämpfen um jeden Hektar Land, die Lohnunternehmen machen sich gegenseitig die Aufträge streitig. Für alle geht es ums nackte Überleben.
Erst sind es nur Sabotageakte auf Maschinen, doch dann fallen auf einem Acker Schüsse. In diese angespannte Situation platzt eine militante Umweltgruppe mit spektakulären Aktionen. Ist sie verantwortlich für die Vorfälle?
Ein kniffliger Fall für Dieter Dillinger, der auch privat mächtig auf Trab gehalten wird – nicht nur durch seine Nichte Bea, die sich überraschend bei ihm einquartiert, sondern auch durch die äußerst attraktive Anwältin Nele.

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Rudi Kost

Leichenacker

Ein Hohenlohe-Krimi

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Inhaltsverzeichnis

Titel Rudi Kost Leichenacker Ein Hohenlohe-Krimi Dieses ebook wurde erstellt bei

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebtes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Nachwort

Mehr von Rudi Kost

Der Autor

Impressum neobooks

Erstes Kapitel

Ich stapfte die Treppe hinauf, riss die Tür zu Kellers Büro auf und sagte: »Ich brauche einen Waffenschein.«

»Landratsamt.«

»Hä?«

»Für Waffenscheine ist das Landratsamt zuständig.«

»So, so.«

Der Kommissar hob den Kopf ein wenig von seiner Computertastatur und sah mich über die Lesebrille hinweg an.

»Wozu brauchst ausgerechnet du einen Waffenschein?«

»Weil man als Privatdetektiv eben eine Knarre braucht.«

»Seit wann bist du Privatdetektiv?«

»Schon immer. Offiziell seit heute.«

»Aha.«

»Ich habe eben das Schild an mein Büro geschraubt.«

»Und warum das?«

»Vielleicht um Berger zu ärgern?« Berger würde ausflippen, wenn er das Schild sah. Darauf freute ich mich schon. »Wo ist er überhaupt, dein Assistent?«

»Hat sich heute frei genommen.«

»Wohl nicht viel los, was?«

»Nein.«

»Der Tag fängt ja auch erst an. Ich werde schon ein paar Leichen auftreiben für dich. Jetzt, wo ich Privatdetektiv bin.«

Ein maliziöses Lächeln umspielte Kellers Lippen.

»So, so«, sagte er. »Dieter Dillinger, Versicherungs­agentur. Und private Ermittlungen.«

»Nix private Ermittlungen. Privatdetektiv. Knallhart.«

»Und jetzt willst du eine Waffe.«

»Jawoll. Gehört zum Image. Außerdem leben Privat­detektive verdammt gefährlich. Kennt man doch aus dem Fernsehen.«

»Na gut, einen Waffenschein kannst du beim Landrats­amt beantragen, wie gesagt. Aber du wirst keinen bekommen.«

»Warum nicht?«

»Du brauchst einen guten Leumund.«

»Kein Problem.«

»Glaub ja nicht, dass ich für dich bürge. Außerdem musst du eine Gefährdung deiner Person glaubhaft machen. Aber dir droht keine unmittelbare Gefahr. Enttäuschte Freundinnen gelten nicht.«

»Berger?«, fragte ich hoffnungsvoll.

»Weshalb sollte Berger für dich gefährlich sein?«

»Er ist Sachse. Und er schleppt immer die tollsten Frauen ab.«

»Was erwartest du dir eigentlich von deiner Tätigkeit als Privatdetektiv?«

»Ruhm. Reichtum. Tolle Frauen. Geile Autos. Das Übliche eben.«

»Und jetzt willst du deinen Porsche gegen einen Ferrari eintauschen?«

»Geht nicht. Den fährt doch schon der Pizzabäcker.«

»Nicht mehr.«

»Trotzdem. Ich will doch nicht mit einem Pizzabäcker ver­wechselt werden.«

»Du hast aber schlechte Karten, Dillinger.«

»Kannst du nicht ein gutes Wort für mich einlegen?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Du bist nicht gefährdet, höchstens eine Gefährdung mit deiner … Knarre.«

»Dann eben nicht.« Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging Richtung Tür.

»Dillinger!«

»Ja?«

»Vergiss die Fluppe nicht.«

»Was?«

»Ein richtig harter Privatdetektiv hat immer eine Zigarette im Mundwinkel. Denk an Humphrey Bogart!«

Gar nicht dumm, dieser Keller. Das war eine Überlegung wert.

»Und noch etwas, Dillinger.«

»Ja?«

»Du spinnst.«

Ich ging davon. War wohl doch keine so gute Idee gewesen, das mit dem Waffenschein.

***

Es war ein wunderschöner Tag Ende September. Die Natur, die sich den Sommer über mit der eigenen Reproduktion verausgabt hatte, kam allmählich zur Ruhe. Das Getreide war gedroschen, Heu und Öhmd lagen in der Scheune, die Kartoffeln im Keller. Die Bauern hatten den vierten Gras­schnitt hinter sich, und wenn es das Wetter weiterhin so gut meinte, würde es auch noch einen fünften geben. Es war ein blendender Sommer gewesen, warm und Regen nur dann, wenn man ihn brauchte. Bauer sollte man sein, dachte ich, dann hat man keine Sorgen.

Jetzt stand die Maissilage an und würde die nächsten zwei, drei Wochen die Straßen verstopfen mit den Häckslern und Traktorgespannen. Vereinzelt sah man sie schon, diese riesigen Schlepper mit den Abschiebewagen hintendran, groß wie Laster. Den Autofahrern trieben sie den Angstschweiß auf die Stirn. Vierzig Tonnen kamen angeschossen, und es grenzte an ein Wunder, dass man trotzdem jedes Mal unbeschadet aneinander vorbeikam.

Ich kannte das von den Besuchen bei meinen Bauern, in der Stadt merkte man natürlich nichts davon. Da war es einfach nur ein sonniger Tag, der fröstelnd begann, sich allmählich auf sommerliche Höhen steigerte und des Abends daran erinnerte, dass die Nächte jetzt länger und kälter wurden. Die letzte Gelegenheit, noch einmal Sonne zu tanken und den Tag in einer Freiluftkneipe ausklingen zu lassen, ehe die lange Winterpause begann. Spätsommer eben. Oder auch schon Frühherbst, je nach Sichtweise.

Ich war erst wenige Schritte gegangen, als mein Handy klingelte.

»Das hast du doch nicht ernst gemeint?«, fragte Keller.

»Natürlich. Ich finde, eine Wumme passt gut zu mir.«

»Ich meinte das mit dem Privatdetektiv.«

»Doch.«

»Was doch?«

»Das ist ernst gemeint. Und das Schild sieht toll aus. Solltest du dir mal ansehen.«

»Warum denn Privatdetektiv, um Himmels willen?«

»Ein Mann in meinem Alter braucht Perspektiven. Und als Privatdetektiv benötigt man hierzulande keine Lizenz, oder?«

»Leider nein.«

Aufgelegt. Was Keller nur hatte? Wahrscheinlich fürchtete er die private Konkurrenz. Aber so ist sie halt, die Markt­wirtschaft. Knallhart. Wie ich. Nur die Tüchtigsten überleben.

***

Ich war zu Fuß unterwegs und hatte tapfer den langen Marsch von der Gelbinger Gasse hinauf zur Polizeidirektion auf mich genommen. Als Privatdetektiv muss man schließlich etwas tun für seine Kondition. Die fünfzehn Minuten bergauf waren schon mal kein schlechter Anfang gewesen. Wenn man davon absah, dass ich schnaufte wie ein scheintoter Kettenraucher.

Bergab ging’s leichter.

Beim Weinhaus Hall legte ich einen Zwischenstopp ein und betrachtete angelegentlich die Regale, die ich sonst ignorierte. Sarah war irritiert und versuchte vergeblich, mich für neue Weine von Fritz Haag oder Bassermann-Jordan zu interessieren. Auch ein Moulin à Vent konnte mich nicht begeistern. Hat man jemals von einem harten Kerl gehört, der Burgunder trinkt?

Ich entschied mich für einen Macallan. Wenn schon, dann natürlich Single Malt. Stil ist alles, was zählt im Leben.

Aber wenn ich schon mal hier war, konnte ich auch gleich meinen Weinvorrat aufstocken. Unbesehen akzeptierte ich Sarahs sämtliche Offerten und war nur leicht schockiert, als ich die Rechnung sah. Einen Rückzieher konnte ich jetzt nicht mehr machen. Als kleinen Trost packte Sarah mir eine Flasche aus ihrem eigenen Weinberg dazu, einen ganz besonderen Tropfen für besondere Kunden. Leider war es eine der letzten Flaschen, sie hatte ihren Wengert vor einiger Zeit verkauft.

Die Sonne strahlte, der Himmel blitzte, und ich war bester Laune. War das Leben nicht schön? Auf den Papierkram, der sich im Büro stapelte, hatte ich wenig Lust und beschloss daher, mir eine kleine Auszeit zu gönnen. Mal sehen, was im Städtchen so los war heute.

Ich ging an der Michaelskirche hinunter zum Marktplatz, wo vor dem Rathaus gerade ein Sektempfang stattfand. Ein frisch getrautes Paar sonnte sich in seinem Glück und im schönen Wetter.

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