Geri Schnell - Das verschwundene Schiff

Vorsichtig stehen sie auf. Rea schläft weiter.

«Was sollen wir jetzt mit ihr machen?», fragt Grete.

«Wir müssen verhindern, dass sie nochmals missbraucht werden kann. Gut, vielleicht hat sie ihre Rolle bereits zu Ende gespielt, doch ich würde mich nicht darauf verlassen, wenn sie zum Beispiel ihren Vater erpressen wollen, könnte sie nochmals benutzt werden.»

«Wir sollten sie verstecken!»

«Das denke ich auch, doch was ist, wenn sie gesucht wird, ich habe keine Lust mehr auf ihre abartigen Spiele.»

«Davon habe ich auch genug, nein, das möchte ich nie mehr erleben.»

«Was meinst du, können wir mit einem Rettungsboot abhauen?»

«Das würde ich nicht wagen, der Atlantik ist riesengross und wir sind mit Sicherheit weit weg von Schiffsrouten.»

«Dann müssen wir sie verstecken, aber wie?»

«Ich denke das Beste ist Selbstmord!»

Grete schaut Reto ungläubig an, sie zweifelt echt an seinem Verstand.

«Natürlich nicht richtig, ich denke nur, es sollte wie ein Selbstmord aussehen. Jemand den man für tot hält, wird man nicht so intensiv suchen!»

«Ach so!», seufzt Grete, «ich hatte schon befürchtet, dass du jetzt auch noch den Verstand verloren hast, die Idee finde ich gut.»

Rea schläft noch und die beiden organisieren ihren Selbstmord. Grete macht sich auf, um jemand zu suchen bei dem sie unterschlüpfen kann. Es muss jemand sein, mit dem sie bisher nichts zu tun hatten. Reto überlegt sich, was sonst noch alles zu organisieren ist. Er wollte Kleider und einige persönliche Dinge in eine Tasche packen, doch dann lässt er den Plan fallen, es ist zu gefährlich, wenn jemand Selbstmord begeht, nimmt er nicht Kleider für drei Wochen mit.

Grete kommt in Rea's Kabine zurück.

«Wir bringen sie zu Amanda», erklärt sie, «los beeil dich.»

«Wer ist Amanda?»

«Eine Kanadierin, ich habe nur einmal kurz mit ihr gesprochen, sie ist ziemlich allein und nicht besonders gesellig. Sie war auf einem Europatrip, als sie in einem Strassenkaffee in Amsterdam von einer Frau zu dieser Kreuzfahrt eingeladen wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit denen liiert ist.»

«Gut, die Kanadierin hielt sich bis jetzt mehrheitlich in ihrer Kabine auf, da fällt es nicht auf, du solltest Rea wecken.»

Grete beginnt Rea zu streicheln, langsam scheint sie zu erwachen, allerdings ist die Aufwachphase von einem bösen Traum begleitet. Sie wälzt sich hin und her und stammelt unverständliche Worte. Grete hält sie fest, so dass sie sich nicht wehren kann. Endlich öffnet sie die Augen und starrt Grete verwundert an.

«Wo bin ich?»

«Es wird alles gut, sie können dir nichts mehr antun, dafür sorgen wir.»

So langsam kommt sie zu sich und die Ereignisse von letzter Nacht kommen in ihr Bewusstsein zurück. Nochmals flammt Panik in ihren Augen auf, doch dann erkennt sie Grete und Reto. Sie weiss, dass die beiden ihr helfen wollen.

«Was soll ich jetzt machen?», fragt sie Grete.

«Überlass das nur uns, wir sind bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt, wir bringen dich in eine andere Kabine, dort kannst du dich verstecken.»

«Gut, verstecken, - aber vor wem?»

«Das wissen wir auch nicht, das spielt aber keine Rolle, wir bringen dich zu einer Freundin, die wird für dich sorgen. Aber da ist noch etwas, du musst noch einen Abschiedsbrief schreiben, den musst du selber schreiben, wir haben uns gedacht, dass wir vorgeben, du seiest über Bord gesprungen, dann suchen sie dich nicht mehr.»

«Ein Selbstmord?», fragend schaut sie Grete an, «das ist gut, aber nicht vorgetäuscht! Das Beste ist, wenn ich richtig springe, wie soll ich so weiterleben?»

«Du musst jetzt stark sein, ein Selbstmord hilft Niemandem. Das Beste was du jetzt tun kannst, ist, dich an dehnen zu rächen, dies Rache wird dir die Kraft zum Überleben geben.»

«Gut, ich werde kämpfen, das mit dem Selbstmord hat noch Zeit.»

«So gefällst du mir schon besser, also los, schreibe einige Zeilen».

Es ist bewundernswert, wie schnell sich Rea in die neue Rolle der Rächerin zurechtfindet. Der Brief ist schnell geschrieben. Grete begleitet sie in die Kabine der Kanadierin. Denr Brief lassen sie auf dem Tisch liegen, ein letzter Blick, nichts Verdächtiges ist zu sehen, alles scheint normal zu sein. Jetzt kann Reto in seine eigene Kabine zurück.

Reto erscheint als einer der ersten beim Frühstück. Er will beobachten was jetzt geschieht. Grete und Amanda werden etwas später frühstücken. Es wird also immer jemand aus dem Geheimbund das Geschehen beim Frühstück beobachten. Reto lässt sich eben das zweite Mal den Kaffee nachfüllen, als das Schiff plötzlich langsamer wird. Wie die meisten andern Gäste begibt er sich auf Deck, um zu sehen was los ist.

Einige Matrosen schauen über die Reling, sie scheinen etwas zu suchen. Nun schauen auch die meisten Gäste ins Wasser. Obwohl keiner weiss, nach was er suchen muss, die Leute sind einfach sehr neugierig. Nach einigen Minuten wendet das Schiff. Wie lange werden sie zurückfahren? Eigentlich ist es doch klar, dass wenn jemand vor zwei Stunden über Bord ging, keine Chance besteht, die Person noch zu finden. Trotzdem, der Kapitän ist da anderer Ansicht und lässt die Vermisste suchen. Hat er mehr Anstand als erwartet? Was weiss er über die Ereignisse, welche an Bord vor sich gehen? Den ganzen Tag kreist das Schiff im Meer, sonst fällt nichts auf, natürlich drückt das ganzeGanze auf die Stimmung. An Party denkt heute keiner, obwohl nichts Genaues bekannt wird. Gerüchte gibt es viele. Erst am Nachmittag geht das Schiff auf den ursprünglichen Südwest Kurs zurück.

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