Natascha Neumann - Anders Sein
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Der Schweiß lief ihr in die Augen, der Rücken schmerzte, die Beine taten weh und Hannah hatte nur einen einzigen Wunsch, Ruhe. Eine Pause, ein paar Minuten still sitzen. Aber die Ziegen brauchten das frische Heu jetzt, außerdem wurde es Zeit, nach Paul zu sehen und das Abendbrot vorzubereiten. Sie liebte ihren Sohn so, wie er war, von ganzem Herzen. Trotz alledem träumte sie in geheimen Momenten, er würde eines Tages erwachsen werden und ihr bei der Arbeit helfen. Manchmal war ihr alles zu viel. Damals, bei Paulis Geburt, erst drei Jahre nach der Hochzeit, ach, da war sie so stolz auf ihn und auf sich gewesen. Paul, ihr Mann, hatte sich unbändig gefreut, endlich, ein Stammhalter! Zunächst hatte niemand gemerkt, dass mit dem Kind etwas nicht in Ordnung war, nur seine Augen standen etwas schräg, das war ausgefallen, aber auf seine Art eindrucksvoll. Er war damals schon schwer und groß gewesen, Hannah hatte nach der Geburt lange gebraucht, bis sie sich vollends erholt hatte. Im ersten Jahr war alles beinah normal gewesen, dann aber kamen die Bemerkungen der Frauen.
»Er sollte langsam mal anfangen zu krabbeln, nicht?«
»Sagt er wenigstens schon Mama?«
»Wieso bekommt er immer noch Milch und Brei, so langsam kannst du doch umstellen?«
»Ja, ja, späte Mütter verwöhnen ihre Kinder!«
Sie selbst hatte sich kaum Gedanken gemacht, obwohl ihr als Hebamme auffiel, dass Pauli mit allem spät dran war. Er war so ein liebes, zufriedenes Kind, und sie fand ihn wunderbar. Dann geschah der Unfall und sie stand plötzlich allein mit dem Jungen da. Sie hatte just mit Pauli gespielt und endlich, mit fast 18 Monaten, hatte Pauli es geschafft, sich hochzuziehen und einen Schritt auf sie zuzumachen. Da hatte sie von weitem durch das geöffnete Fenster Rufe gehört. Sie erinnerte sich genau, wie sie das Kind auf den Arm genommen hatte und mit ihm gescherzt hatte, »komm, wir gucken mal, was da los ist!«, hatte sie gesagt und war mit ihm vor das Haus gegangen. Zwei Männer trugen auf einer Art Trage ihren Paul. Ihren kraftstrotzenden, lebenslustigen, liebevollen Mann. Sie brachten ihn gleich in die Kammer. Man sah ihm kaum etwas an, nur ein wenig Blut im Mundwinkel. Und blass war er, beinahe weiß. Sie hatte Pauli abgestellt, das war jetzt nicht wichtig, sie musste sehen, was mit Paul geschehen war.
»Georgs großer Hengst«, sagte einer der Träger mit zitternder Stimme. Hannah erkannte Willi, Georgs Nachbarn.
»Er hat ausgetreten, Paul hat den Huf direkt in die Brust gekriegt.« Er brachte das tonlos vor, war selbst blutleer und den Tränen nah.
»Jemand muss meine Schwester holen, sie soll Pauli zu sich nehmen, bis ich seinen Vater gesund gepflegt habe!«, hatte sie gesagt, und einer der Männer ging gleich los, aber da trat Georg auf sie zu, legte ihr die Hand schwer auf die Schulter und fragte: »Gesund?«
»Gesund! Und jetzt lasst mich in Ruhe, alle! Raus!« Sie hatte geschrien, hatte die Nachbarn hinausgeschmissen, aber geweint hatte sie nicht. Sie hatte sich warmes Wasser gemacht, Paul so behutsam wie möglich ausgezogen und angefangen, ihn zu waschen. Der riesengroße blaue Fleck direkt unter der linken Brust am Herzen hatte sie nicht abgeschreckt, sie war schonend, aber mit fester Hand vorgegangen. Sie hatte ihm Tee eingeflößt, der den Schmerz nehmen sollte und hatte dann den Oberkörper bandagiert. Immer wieder hatte sie Tee gekocht, ihm die Stirn gewischt, leise mit ihm gesprochen, zugesehen, wie sein Brustkorb sich hob und senkte, auf – ab – ein – aus. Solange der Mensch atmet, besteht Hoffnung, das hatte ihre Großmutter damals gesagt, als sie Hannah gezeigt hatte, wie man Wunden versorgt und sich um Kranke kümmert, und für Hannah war dieser Satz jetzt die Beschwörungsformel. Er atmet, ich habe Grund zur Hoffnung. Sie versuchte, zu beten, aber die richtigen Worte fielen ihr nicht ein. Irgendwann mussten ihr die Augen zugefallen sein, denn als sie aufschreckte, war es stockdunkel draußen. Sie zündete ein Licht an und warf zögernd einen Blick auf ihren Mann. Auf – ab. Er atmete. Sie begann die Prozedur von vorn, waschen, Tee einflößen, trösten. Am Morgen kam der Pastor vorbei, er hatte seine Frau mitgebracht, und die werkelte in der Küche, während der Geistliche seine Gebete sprach. »Wie geht es?«, hatte er mit mitleidigem Gesicht gefragt, und sie hatte erwidert: »Er atmet. Solange der Mensch atmet, besteht Hoffnung.« Frau Decius kam herein, einen Teller Suppe tragend. Sie stellte ihn auf ein Tischchen neben dem Bett, legte einen Löffel daneben, eine Serviette, ein Stück Brot. »Du hilfst ihm nicht, wenn du hungerst!«, sagte sie und drückte Hannah das Essgerät in die Hand.
»Iss!«, befahl sie und blieb neben ihr stehen, bis der Teller leer war. Hannah aß, obwohl sie kaum schmeckte, was. Dann waren der Pastor und seine Frau fort, nicht ohne zu versprechen, wieder zu kommen. Hannah kochte Tee und schaute weiter zu, wie Paul atmete. Ab und zu kam jemand vorbei, Nachbarn, Verwandte, der Pastor wieder. Hannah bemerkte es kaum, tat, was sie konnte. Paul stöhnte kaum, lag nur da, mit geschlossenen Augen, aber er atmete. Erst nach vier Tagen und fast fünf Nächten hörte Paul damit auf. Er hatte die Augen und den Mund kurz geöffnet, hatte etwas sagen wollen, aber dann kam nur dieser eine Atemzug, schwer, röchelnd – und dann die Stille.
Selbst jetzt weinte Hannah nicht. Sie wusch den toten Körper ihres Mannes mit schweren, müden Bewegungen, trank einen Schluck Tee und legte sich zu ihm, so nah wie immer. Sie dachte nicht, sie grübelte nicht, sie war jenseits von Trauer und Schmerz, zutiefst erschüttert. Nach vier Tagen Wachen war sie unendlich müde und suchte beim ihm ein letztes Mal Halt, wo es keinen mehr gab. Sie schlief ein. So fand sie am Morgen ihre Schwester.
Die Trauerfeier gab ihr keinen Funken Trost, die Rituale halfen ihr nur, den Tag zu überstehen. Wochenlang lebte sie wie im Nebel, nichts drang an sie heran, außer ihrem Kind nahm sie niemanden wahr. Martha und Karl waren häufig bei ihr, und immer hatte ihr Schwager nur das eine Thema: »Ich muss jetzt für euch sorgen, und das werde ich auch, wenn du endlich zusammenpacken und mit uns kommen würdest. Was willst du denn noch hier in der alten Schmiede? Paul ist tot!« Martha versuchte, ihren Mann zum Schweigen zu bringen, aber der ereiferte sich immer mehr.
»Nimm doch endlich Vernunft an, du kannst doch so allein hier nicht leben. Wie sieht das denn aus? Und wovon willst du leben?« Aber Hannah antwortete nicht. Sie sprach überhaupt nicht in dieser Zeit und war am liebsten mit Pauli allein. Der Pastor kam ebenso immer wieder.
»Es wird der Tag kommen, an dem du nicht mehr weinen musst«, versprach er, »du bist doch eine junge Frau, es wird eines Tages ein anderer Mann kommen, und dann wirst du wieder glücklich werden.« Die Nachbarn kamen und gingen, Hannah war nicht unfreundlich, sie reagierte schlicht nicht auf die Ansprache und den Trost, den man ihr zu bieten versuchte. Sie schwieg und beschäftigte sich mit ihrem Sohn. Eines Tages kam dann Georg, der Nachbarn, dessen Pferd Paul erschlagen hatte. Sie kannten sich seit langer Zeit, sie hatten zusammen gespielt, gelernt und waren im selben Jahr konfirmiert worden. Georg hatte sich seit der Beerdigung nicht blicken lassen, aber am Abend davor hatte er mit ihr die Totenwache gehalten. Sie hatten wenig geredet und trotzdem spürte Hannah, dass Pauls Tod schwer auf Georg lastete.
»Ich weiß, dass ich nichts wieder gut machen kann, aber ich habe dir etwas mitgebracht«, hatte er gesagt.
»Ich bin nicht böse auf dich«, hatte Hannah erwidert, und auf sein beredtes Schweigen platzte sie mit einem Mal heraus: »Gott! Ich bin böse auf Gott! Ich habe so eine Wut auf ihn, dass ich den ganzen Tag laut schreien, Dinge kaputtmachen könnte. Es ist so ungerecht!« Sie schrie, heulte, Wochen nach dem Unfall brach endlich der Damm, brachen alle Dämme, und sie weinte, weinte, weinte. Georg sagte nichts und tat nichts. Er hatte keinen Trost für sie, Paul war ebenso sein Freund gewesen, er fand es selbst nicht in Ordnung, dass dieses junge lebenslustige Nachbarmädchen, das er von früher kannte, eine verzweifelte hoffnungs- und freudlose Witwe war. Sie hatte sich neben den Herd gekauert, um ein bisschen Wärme zu spüren, jetzt, wo es so kalt in ihrem Leben geworden war. Er nahm sie am Arm und führte sie zu dem bequemen Sessel, schenkte eine Tasse Tee ein und setzte sich neben sie, wie in jener Nacht vor der Beerdigung sprach er kaum ein Wort, er war nur da. Sie weinte, erst laut, aufgebracht, mit voller Kraft, dann immer leiser, verzweifelter. Als sie einschlief, holte er die Decke vom Bett und deckte sie zu, dann holte er den Jungen, der vor sich hin brabbelnd in seinem Bettchen gesessen hatte und nahm ihn mit hinaus.
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