Hazel - DEIN SEIN, GUT SEIN, ICH SEIN, SEIN

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Dein sein, Gut sein, Ich sein, sein: Der Inhalt dieses Buches beschreibt die persönliche Geschichte der Autorin auf dem Weg zu sich selbst. Der verzweifelte Versuch, sich in Familien- und Gesellschaftssysteme einzuordnen, misslang und führte zu Abhängigkeitsverhältnissen und in die Sucht. An ihre Grenzen gestoßen und Hilfe suchend bekam sie schließlich die Unterstützung, die sie brauchte, sich mutig einzulassen auf ein suchtmittelfreies Leben. Seit 16 Jahren eine spannende Reise!

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Dein sein, Gut sein,

Ich sein, sein

Hazel

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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info@papierfresserchen.de

© 2020 – Herszprung-Verlag

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Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de

Cover gestaltet mit Privatbildern

ISBN: 978-3-96074-011-7 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-175-6 - E-Book

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Inhalt

Vorwort Vorwort Hazel wurde von mir als Pseudonym verwendet, gleichzeitig ist sie der Teil in mir, der von den Geschehnissen unberührt blieb. Systeme schaffen Rahmenbedingungen, um eine Gesellschaft zu strukturieren, genauso geschieht dies innerhalb von Familien. Ich wünsche mir‚ dass jene Systeme den Menschen die Möglichkeiten bieten‚ sich von innen heraus entfalten zu können. Aus dem äußeren Rahmen zu fallen, wenn es nicht der eigene ist, geschah bei mir selbst erst in größter Not. Ich bedanke mich bei allen Menschen, die mir die Kraft und die Unterstützung gegeben haben, meinen eigenen Weg zu finden. Meine Lebensaufgabe. DANKE!

1 1 Ich schreibe in der Ichform und weiß dennoch, es betrifft mich nicht allein. 1961 wurde ich in das System der DDR hineingeboren. Ein System mit anfangs guten Absichten, so wie ich auch einer Familie sicherlich gute Absichten zugestehen möchte. Oft jedoch ist sie ein System im System. Dann sind sie da, die Menschen in all ihren Formen und legen sich über mich wie ein Mantel, der nicht passt, denn ich habe nicht ihre Form. Ich weiß heute, dass es meine Aufgabe ist, mir jeden Tag die Frage zu stellen: „Will ich einen Mantel? Soll ich jemanden darum bitten, mir einen zu kaufen oder zu nähen? Wie soll er aussehen und hat er einen Sinn?“ Außerdem weiß ich heute, dass ich nichts von außen (von anderen) bestimmen lassen möchte, ohne geprüft zu haben, ob es für mich richtig ist. Zuvor jedoch bin ich Alkohol, Tabletten, Gewalt und Missbrauch begegnet. Auch diese Dinge gehören zu meinem Weg zu mir selbst. Sie waren für einen längeren oder kürzeren Abschnitt meines Lebens meine Begleiter und ohne sie wäre es ein anderer Weg geworden. Doch für dieses Leben waren sie so vorgesehen und aus meiner heutigen Sicht kann ich sie versöhnlich annehmen. Doch haben wollte ich sie auch nicht mehr!

2 2 Für mich ergibt sich die Antwort auf die von mir gestellte Frage des Ich-Seins aus dem Betrachten meiner Vergangenheit mit dem notwendigen Abstand. Diagnosen, die versuchen, mich zu beschreiben und Verhaltensmustern einen Namen zu geben: ‒ Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, seit 13 Jahren abstinent. ‒ eine emotional instabile Persönlichkeit. ‒ manisch-depressiv. ‒ eine schwere seelische Störung. Außer Zweifel steht, dass ich ohne diese Diagnosen keinen Einblick bekommen hätte, warum ich so oft ungewollt leide, da ich selbst keine anderen Muster kannte, die verhinderten, dass ich mich in unterschiedlichen Situationen selbstschädigend verhielt. Heute bewohne ICH mein Haus. Und mein Haus ist mein Körper. Zu wissen, was es ist, das in meinem Haus wohnt, nimmt mir die Angst und gibt mir die Kraft, die Zimmer aufteilen zu können. Sie sind beschriftet und ich kenne die Einrichtung. Nicht immer sind alle Türen offen und ich muss darauf achtgeben, dass nicht alle Türen gleichzeitig offen stehen und die Einrichtungen durcheinandergeraten. Von außen kann ich selbst viel bewirken, zum Beispiel achtsam sein und mein Haus pflegen. Ich wasche und kämme es, ich suche die Nahrung aus und ich passe auf, wer es betreten darf. Das war nicht immer so ... Ich brauchte Hilfe, um mein Haus und seine Einrichtung kennenzulernen. Das Gebäude und die fünf Zimmer darin nicht ständig zerstören, beschmieren, zerkratzen, vollschütten zu wollen, lerne ich langsam. Ebenso wie zu spüren, wenn es jemand anderer tun möchte. Ich erkenne langsam, dass ich kein stinkendes Leichenhaus habe. An manchen Tagen ist es außen rosarot mit weißen Fensterläden und einem blauen Dach. Es gibt einen Garten mit vielen Tieren, Blumen und der Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Einen Vorgarten mit einer weißen, alten Bank, einer Klatschmohnwiese und Kapuzinerkresse. Im Haus sind alle Fenster offen, nur die Türen geschlossen. Es existieren alle Farben und vor jedem offenen Fenster wehen weiße, leichte Vorhänge. An diesen Tagen möchte ich kein anderes Haus. Menschen sind ebenfalls da. Menschen, die von den Zimmern wissen. An den sonnigen Tagen erzähle ich von den Zimmern, manchmal sogar vom Keller. Aus Stein, feucht und bemoost, ohne Fenster, mit einer schweren Eisentür und einem Meer von Schlössern und Riegeln. Ich kann riechen, was dahinter ist. Schwarz, Dunkelgrün und Dunkelrot, der Boden ist schlammig und glatt. Dort hängt ein Mensch an Ketten, aufgeschnitten, mit seinem Genital im Mund. Bevor ich ihn wieder verlasse, nähe ich ihn zu, damit er nicht verblutet.

3 3 Mit dem Dein-Sein öffnet sich meine Kinderzimmertür, wo sich auch meine jüngere Schwester befindet. Wir leben mit unseren Eltern im Haus unserer Großeltern. Es ist Sonntagmorgen und ich stehe leise auf, um den Frühstückstisch zu decken. Es war wieder ziemlich laut in der Nacht, meine Eltern haben geschrien und aus ihrem Schlafzimmer kamen bedrohliche Geräusche und Worte, mit denen mein Vater meine Mutter zu etwas zwingen wollte. Wir hatten Angst! Ich nahm meine Schwester, die gezittert hat, und wir gingen leise zu Oma nach oben. Sie stand an der Tür und wartete schon auf uns, da auch ihr dieses Theater nicht verborgen geblieben war. Sie gab uns zu trinken und wir schliefen in Ruhe bei ihr ein. Sammeltassen und Platzdeckchen sind wichtig für Mama, weil sie traurig sein wird, Papa braucht das nicht, der erscheint sicher wieder befriedigt. Der Tag ist durchstrukturiert. 12 Uhr Mittag: mit meiner anderen Oma, der Mutter meines Vaters, abwaschen, dann anziehen, was Mama bereitgelegt hat. Der Spaziergang ist festgelegt, vorn wir Kinder (immer gut im Blick), dahinter das harmonische Ehepaar. Wir begegnen anderen Leuten, hätte auch eine Geliebte meines Vaters sein können (mit Mann), auf jeden Fall wird überaus freundlich gegrüßt. Alle werden freundlich gegrüßt ... Schon damals fand ich Erwachsene sehr seltsam. Sie konnten tun, was sie wollten. Getan haben sie jedoch genau das Gegenteil. Warum? Ich sollte es herausfinden. Möbel, Urlaub, Geld, Anziehsachen, sozialer Status. Worte, die ich nicht kannte, aber darum ging es bei ihrer Inszenierung. Status, Ansehen ... Natürlich, mein Vater hatte den Marxismus und Leninismus studiert und war in seinem Betrieb als Meister anerkannt. Meine Mama war Arbeiterin und ich empfand sie als glücklich, wenn sie uns in Form hatte, der Haushalt glänzte, ihre Norm im Betrieb erfüllt war und sie sich am Abend (Papa war ja bis 20 Uhr in seiner Stammkneipe) hübsch machte und wegging. Wenn es nicht so lief, schrie sie mich an: „Du bist schuld, du bist wie dein Alter! Ich hasse dich! Sein Essen ist im Ofen, wenn er kommt.“ Und weg war sie. Papa kam und ich setzte mich zu ihm, immer das gleiche Ritual. Zigaretten, Aschenbecher, drei Flaschen Bier und ich brachte ihm das Essen. Eines Abends, meist war er schon angetrunken, traute ich mich, ihn zu fragen, warum das alles so sei. Er antwortete mir, dass Männer und Frauen unterschiedlich seien, deshalb habe er auch andere Frauen und Mama einen festen anderen Mann.

4 4 Eines Tages kam ich nach Hause und sein Rasierpinsel war weg, aber auch alles andere von ihm.

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