„Meinst du nicht, nach allem, was dieses verlogene Biest mir angetan hat, muss ich mich auch noch benehmen? Offiziell habe ich keine Verlobte und wer weiß, wann ich Deria eheliche. Bis dahin führe ich mein Leben wie bisher und das heißt, ich nehme mir ein Weib, wenn mir danach der Sinn ist, und heute ist dies der Fall.“
Mit diesen Worten stand er auf und rief Jolanda. Guy sah ihm kopfschüttelnd nach. Jolanda arbeitete als Küchenmagd und war Olivers Mätresse. Bisher hatte es für beide kein böses Erwachen aus einer berauschender Liebesnacht gegeben, denn Oliver hatte aus den Fehltritten seines Vaters gelernt. Er hatte es sich angewöhnt, seinen Samen nicht im Schoße einer Frau zu verströmen, damit er keine Bastarde zeugte.
Oliver zog Jolanda mit sich fort und lief neckend mit ihr die Treppe hoch. Schon vor seiner Zimmertür riss er sie in seine Arme und küsste sie. Seine Lenden brannten. Leidenschaftlich zog er seine Mätresse mit sich ins Schlafgemach. Knallend fiel die Tür ins Schloss.
Deria hatte sich heimlich in Olivers Gemach geschlichen um in seinen Büchern zu lesen. Aufgeschreckt durch den Tumult vor der Tür, hob sie den Kopf und lauschte. Sie hörte zwei keuchende Stimmen. Panisch rannte sie in das Ankleidezimmer und versteckte sich hinter dem Holzgestell, welches das Kettenhemd trug. Just in diesem Moment kamen Oliver und Jolanda hereingestürmt. Er warf die Tür zu und riss das Mädchen erneut an sich.
„Oh, Ihr könnt es wohl gar nicht abwarten, Mylord“, kicherte sie kokett.
„In der Tat, ich war zu lange enthaltsam“, knurrte er.
Er schob ihre Röcke hoch und drückte die Frau an die Wand. Mit zwei Handgriffen löste er seine Beinkleider und drang hart in sie ein. Jolanda keuchte auf. Seine Stöße wurden fester und schneller und als sie laut aufschrie, zog er sich aus ihr zurück. Schnell nahm sie seinen Schaft in die Hand und rieb daran. Seine Erregung war so stark, dass er sofort zum Höhepunkt kam.
Deria hielt sich den Mund zu, um nicht laut zu schreien. Das ist ja widerlich, was die beiden da machen! Und während sie das dachte, spürte sie, wie ihre Brustwarzen sich plötzlich gegen ihr Hemd rieben. Ihr Körper reagierte auf diesen wilden Akt, ohne dass sie es wollte. Doch damit nicht genug, denn sie hörte Oliver sagen:
„Das war die Vorspeise, jetzt kommt der Hauptgang.“ Und mit diesen Worten zog er Jolanda aus und führte sie zum Bett.
Oh nein, das kann ich nicht mit anhören, geschweige denn zusehen. Ich muss irgendwie hier raus, dachte Deria entsetzt. Doch wie konnte sie flüchten ohne auf sich aufmerksam zu machen? Sie würde warten, bis die beiden wieder zu Gange waren und dann flux hinausrennen. Sie kam leise hinter dem Kettenhemd hervor und spähte um die Ecke. Oliver lag auf Jolanda. Fasziniert beobachtete sie, wie er sich über die Brüste der Frau beugte und diese in den Mund nahm. Ihr wurde flau im Magen. Sie musste raus – sofort! Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür. Gerade schob sie den Türriegel nach hinten, als Jolanda den Eindringling entdeckte:
„Da ist ja ein Kerl.“
Deria riss die Tür auf und stürzte fluchtartig hinaus. Hinter sich hörte sie Oliver lautstark fluchen. Sie rannte so schnell sie ihre Füße trugen in ihr Zimmer und versuchte die Tür hinter sich zu schließen. Doch es war unmöglich, da Oliver bereits von der anderen Seite dagegen drückte. Deria stemmte sich mit ihrem ganzen Körper, der wie Espenlaub zitterte, dagegen. Doch vergebens. Oliver war stärker als sie und nach kurzem Hin und Her stand er im Zimmer. Krachend warf er die Tür ins Schloss. Deria schnappte nach Luft. Oliver war fast nackt, hatte nur seine Beinkleider angezogen und selbst die waren noch nicht einmal ordentlich hoch gezogen.
„Raus!“, schrie sie und wich ängstlich vor ihm zurück.
Er starrte sie nur an und bewegte sich geschmeidig auf sie zu. Wie ein Raubtier, das seine Beute umschleicht, schoss es Deria durch den Kopf. Sie konnte nicht anders als ihren Blick an ihm hinabgleiten zu lassen. Noch nie hatte sie so einen herrlichen Mann gesehen: Sein Oberkörper war muskulös, schwarze Haare zierten seine Brust und seinen Bauch, seine Brust hob und senkte sich in kurzen Abständen.
„Verschwindet, Ihr seid widerlich“, brüllte sie dennoch. Um ihn auf Abstand zu halten, trat sie hinter ihren kleinen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Oliver sah ihre geröteten Wangen, ihre Lippen glänzten feucht. Sie sieht zum Anbeißen aus, dachte er plötzlich. Aber jetzt war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort um sich darüber Gedanken zu machen.
„Was hattest du in meiner Kammer zu suchen?“, herrschte er sie an.
„Ich…es war…ich habe gelesen und ich wollte nicht stören…“, stotterte sie herum.
„Hast du noch kein Weib bestiegen?“
Oliver hatte sich wieder unter Kontrolle und wollte sie nun ein wenig ärgern.
„Was? Bestiegen?“ Sie schnappte nach Luft.
„Nein, hast du also nicht, wie mir deine Reaktion zeigt. Na, dann werde ich dir das demnächst zeigen, wie es geht.“
Als er ihr bestürztes Gesicht sah, drehte er sich um und ging grinsend davon. Deria starrte ihm nach. Ihre Knie zitterten und ihre Brust hob und senkte sich heftig vor Aufregung. Langsam kletterte sie aufs Bett, schlang die Arme um ihre Beine und legte ihr Kinn auf die Knie. Sie musste den festen Verband um ihre Brüste lösen, da diese schmerzhaft an ihm rieben und Derias Atem einengte. Zwischen den Schenkeln spürte sie eine Wärme und Feuchtigkeit, die sie erröten ließen. Was passiert mit mir? Warum löst Olivers Anblick diesen Wirrwarr an Gefühlen in mir aus, fragte sie sich. Deria hatte Angst. Mit wem, außer ihrer Mutter oder Milly, hätte sie darüber sprechen können? Aber beide waren nicht hier. Deria musste an Olivers Worte denken. Ihre Situation wurde immer heikler. Wie sollte sie ihm klar machen, dass Eric kein Interesse an Frauen hatte? Mit dieser Frage fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Als Oliver am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich ausgeruht und ausgeglichen wie schon seit langem nicht mehr. Jolanda war längst gegangen, denn er duldete sie nicht die ganze Nacht in seinem Bett. Dieses Privileg würde nur seiner Frau vorbehalten bleiben. Seiner Frau - dieser Gedanke ließ ihn wieder an seine Unterhaltung mit Deria denken. Was mochte sie von der Situation gehalten haben, als ich Jolanda so wild genommen habe? Sie war bestimmt verschreckt gewesen. Selbst Schuld, was hat sie auch in meinen Räumen zu suchen, sagte er zu sich selbst. Aber eine seltsame Erregung ergriff ihn. Wieder musste er an die feuchten Lippen denken: Wie herrlich wäre es, diese zu küssen. Erstaunt bemerkte er, wie seine Leidenschaft sich zu regen begann.
Oliver wusch sich und beschloss, das Katz- und Mausspiel endlich zu beenden. Er würde „Eric“ keine andere Wahl lassen als selbst zuzugeben, was für ein falsches Spiel er spielte.
Mit diesen Gedanken klopfte er energisch an Derias Zimmertür. Stille. Er klopfte noch einmal, dieses Mal lauter und heftiger. Wieder keine Antwort. Ohne etwas zu sagen, riss er die Tür auf. Sofort sah er, dass der Raum verlassen war. Verdammt, wo ist dieses Weibsbild denn schon so früh am morgen, grollte er in Gedanken. Als er wutschnaubend in die große Halle kam, saß sein Oheim bereits am Tisch und grinste ihm entgegen.
„Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“, fragte er süffisant.
„Keine, aber gerade das ist es ja.“
„Wenn du Eric meinst, der bzw. sie ist vor über einer halben Stunde hinaus geschlichen.“
„So früh schon?“, fragte Oliver verwundert.
„Oh, sie nimmt ihre Pflichten sehr ernst. Wahrscheinlich hilft sie Stephen und dann frühstücken die beiden bei Ester.“
„Aha. Na, dann werde ich ihren Tagesablauf ein wenig durcheinander bringen. Heute zeige ich meinem Mündel, wie gekämpft wird.“
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