Nick Vujicic - Mein Leben ohne Limits

Als ich den Entschluss gefasst hatte, als Motivationsredner Karriere zu machen und meinen Glauben zu bezeugen, breitete ich der Familie und den engsten Freunden meine Pläne aus. Nicht alle riefen laut Hurra, auch nicht meine Eltern. Die Apostolic Christian Church, zu der ich gehöre, hat schon viele Missionare ausgesandt, Waisenhäuser gegründet und vielen Menschen geholfen. Mit meinem Vorhaben, auf der ganzen Welt meine Geschichte zu erzählen, rannte ich trotzdem keine offenen Türen ein. Meine Eltern hatten Bedenken wegen meiner Gesundheit, außerdem waren sie sich nicht sicher, ob das wirklich der richtige Weg für mich war.

Ich hörte mir ihre Einwände genau an. Schließlich wusste ich, dass sie nur das Beste für mich wollten. Wenn also dein „Dream-Team“ etwas zu sagen hat, solltest du ihm Gehör schenken. Vor allem wenn die Leute weiterhin an dir interessiert bleiben sollen. Sie haben deine Achtung verdient und dein Ohr. Nimm dir Zeit, über ihre Ratschläge nachzudenken. Du musst sie nicht in jedem Fall befolgen, aber bedenke, dass sich diese Leute deinetwegen die Mühe machen. Sie gehen sogar das Risiko ein, dir etwas zu sagen, was du vielleicht nicht hören willst.

Ich respektierte die Meinung meiner Eltern, aber ich spürte, dass Gott wollte, dass ich diesen Weg gehe. Ich konnte nur hoffen, dass Mom und Dad das eines Tages auch so sehen würden. Zum Glück schlugen sich letzten Endes nicht nur meine Eltern, sondern auch die Kirche auf meine Seite. Die Gemeindeleiter standen hinter meinem Wunsch und weihten mich zu ihrem ersten Missionspastor.

Es gibt keine Garantie, dass alle Menschen auf deinem Weg dir immer nur beistehen wollen. Manche werden versuchen, dich zu entmutigen. Und vielleicht haben sie die allerbesten Gründe dafür. Die Bedenken meiner Eltern waren durchaus vernünftig und ich konnte nur hoffen, dass sie mir und Gott vertrauen würden.

Eltern und erwachsene Kinder müssen sich manchmal damit abfinden, dass sie nicht immer einer Meinung sind. Das trifft auch auf andere Mitglieder deines „Dream-Teams“ zu. Am Ende war es vielleicht ein Fehler, deinen Kopf durchzusetzen. Oder es war goldrichtig. Wer recht hatte, ist aber letzten Endes auch gar nicht entscheidend.

Ich bin so froh und dankbar, dass Mom und Dad meine Meinung und meine Entscheidungen respektieren - und andersherum. Unsere Beziehung hat diese Belastung ausgehalten. Heute sind wir noch enger miteinander verbunden als früher. Wenn wir nicht ehrlich über unsere Gefühle geredet hätten, wäre es vielleicht nicht so gut ausgegangen.

Die Ortskirche war also fortan meine Basis. Ich widmete mich vor allem den jungen Leuten und versuchte, ihnen ein guter Mentor zu sein. Zugleich streckte ich aber die Fühler aus und bot anderen Kirchen meine Dienste an. Mein Wirkungskreis wurde nach und nach immer größer. Ich bin froh, dass sich viele meiner früheren Schützlinge gut entwickelt haben.

2008 wurde ich offiziell zum Missionspastor geweiht. Meine Eltern waren mit vorne auf der Bühne und haben für mich und mit mir gebetet. Diese Erfahrung war etwas ganz Besonderes und hat uns noch näher zusammengebracht. Sie hatten verstanden, wie ernst es mir mit dieser Aufgabe ist. Wie sehr ich der Welt zeigen will, was Gott an mir Gutes getan hat und dass es sich lohnt, ihn zu kennen. Ich werde nie vergessen, wie sie vor der ganzen Kirchengemeinde standen und für mich beteten. Meine Eltern sind diejenigen, die mich am allermeisten unterstützen. Und was wichtige Entscheidungen betrifft, haben sie viel öfter recht gehabt als unrecht.

Beziehungen, vor allem die mit Familienmitgliedern, darf man nie als selbstverständlich ansehen. Wer sie gut pflegt, kann sich ein Leben lang daran freuen!

Es ist an der Zeit, dass du dir deine „Soft Skills“ vorknöpfst. Und die Qualität deiner Beziehungen überprüfst. Bist du vertrauenswürdig? Vertraust du deinen engen Begleitern? Ziehst du Leute an, die bereit sind, in dich zu investieren? Respektierst du sie? Zahlst du mindestens so viel in deine Beziehungsbank ein, wie du abhebst?

Jedes Mal, wenn wir als Familie zusammen sind und großen Spaß haben, wird mir klar, wie sehr ich für diese Augenblicke lebe. Ich hoffe, dass ich meine Eltern irgendwann davon überzeugen kann, dass der Strand in San Diego schöner ist als der in Australien. Dann hätte ich sie immer in der Nähe. Freu dich an deiner Familie und genieße sie, solange du sie hast!

Deine Lebensqualität hängt zu einem großen Teil von der Qualität deiner Beziehungen ab. Sie sind ein kostbares Gut! Das steht sogar in der Bibel: „Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine. Doch wie schlecht steht es um den, der alleine ist, wenn er hinfällt! Niemand ist da, der ihm wieder aufhilft!“

KAPITEL 10

J oshua und Rebekah Weigel sind Filmemacher aus Los Angeles, deren Filme Inspiration und Unterhaltung zugleich sind. Für dieses Engagement sind sie schon mehrfach prämiert worden. Irgendwann sahen sie eins meiner Videos und hatten die Idee zu einem Drehbuch mit mir in der Hauptrolle. Dabei kannten wir uns gar nicht persönlich. Während sie am Drehbuch arbeiteten, versuchten die Weigels natürlich, mich zu kontaktieren, aber ich war gerade auf Tour und sie bekamen mich nicht zu fassen. Eines Sonntags gingen sie in Westlake Village zum Gottesdienst und trafen ihren alten Freund Kyle.

„Und was treibst du so?“, fragten sie ihn.

„Ich arbeite gerade als Pfleger für diesen Nick Vujicic“, antwortete Kyle. Joshua und Rebekah blieb der Mund offenstehen.

Ist die Welt nicht klein? Und wie oft schreiben Filmemacher ein Drehbuch für jemanden, den sie überhaupt nicht kennen, kommen auf ihn zu und bieten ihm die Hauptrolle an? Unglaublich, oder? Ein Traum wird wahr!

Hast du je eine große Chance verpasst, weil du die Kurve nicht gekriegt hast? Hast du schon einmal bestürzt zugeschaut, wie jemand deinen Sitzplatz wegschnappt, weil du nicht schnell genug warst? Kopf hoch! Lerne draus! Walter Chrysler, der Gründer der Automarke, hat einmal gesagt: Es gibt einen Grund, warum viele Leute es im Leben zu nichts bringen: Während das Glück vorn an die Tür klopft, suchen sie im Garten nach dem vierblättrigen Kleeblatt. Heute sehe ich die Leute Lottoscheine kaufen, anstatt in ihre Zukunft zu investieren. Arbeite hart für deine Zukunft, verfolge deine Ziele und warte auf den richtigen Moment zum Absprung!

Wenn du das Gefühl hast, nie am Drücker zu sein, mag das daran liegen, dass die Hände noch in den Hosentaschen stecken. Zuallererst bist du selbst verantwortlich für deinen Erfolg! Stell dich dieser Verantwortung und mach dich bereit, dein Bestes zu geben. Im richtigen Moment wird deine Chance kommen. Wenn du streitlustig bist oder Mitleidspartys veranstaltest, brauchst du natürlich nicht auf eine Einladung zum Tanz warten. Glaube an dich selbst (habe ich das schon erwähnt?). Glaube an ein Leben voller Möglichkeiten. Glaube an deinen Wert! Wenn du der Meinung bist, Flügel nicht verdient zu haben, wirst du dich nie in die Lüfte erheben.

Mach dir die Hände schmutzig. Komm ins Schwitzen. Wälze Bücher. Thomas Edison sagte einmal, dass man Chancen oft verpasst, weil sie im Blaumann daherkommen und nach Arbeit aussehen. Bist du bereit, durchzustarten, koste es, was es wolle?

Ich muss gestehen, dass ich die erste Kontaktaufnahme der Weigels nicht ernst genommen habe. Der arme Kyle hat sich so für mich gefreut. Er versuchte, mir von seinen Bekannten zu erzählen, die Filme machten und mit mir ein Projekt starten wollten. „Du, ich habe ein paar Freunde im Filmbusiness, die haben eine tolle Idee für einen Film mit dir ...“ Weiter kam er nicht.

„Kyle, ich habe zu viel zu tun. Ich habe keine Zeit, okay?“, sagte ich launisch.