Serge Berger
Das Leben ohne Höschen
Die Chronik von Murgi, Teil eins
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Inhaltsverzeichnis
Titel Serge Berger Das Leben ohne Höschen Die Chronik von Murgi, Teil eins Dieses ebook wurde erstellt bei
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epilog
Impressum neobooks
Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende. Bääh, was für ein furchtbarer Anfang. Machen wir einen zweiten Versuch: Der Papst wohnt nicht in Murgi. Nichtmal ein Sommerhäuschen hat er dort, wo er mit geilen Schlampen wilde Partys feiert. Das, so kann man mal vermuten, wäre wohl auch nicht im Sinne von Frau Papst. Der olle Papst hat ja sowieso schon den Vatikan wo er sich regelmäßig Cancan tanzende Nutten reinzieht! Im letzten Satz muss es natürlich Nonnen statt Nutten heißen.
Murgi ist, im Gegensatz zu anderen Kleinstaaten auch keine Steueroase für Schwerverdiener, keinerlei Prominenz macht sich hier breit. Murgi ist gemütlich, aber nicht spektakulär, nett anzusehen, aber nicht aufregend. Gepriesen für seine Glasaugenmanufaktur, welche nicht nur einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor sondern auch eine beliebte Touristenattraktion darstellt. Trotz seiner kleinen Größe bietet Murgi alles, was das Herz zum Leben begehrt. Im Norden formiert sich das mäjestetische Buckelgebirgige zum Klettern und was man sonst noch auf Bergen so tun kann, z.B. laut kreischend mit zum Himmel gerichteten Armen vor Bären davonlaufen. Ganz im Süden schimmert der Königssee stahlblau im Sonnenlicht, benannt nach dem Tagelöhner und Landstreicher Rasputin König. (Der See, nicht das Sonnenlicht. Und der See schimmert natürlich auch nur tagsüber im Sonnenlicht. Nicht in der Nacht. Weil das is ja kein Sonnenlicht. Weil wenn in der Nacht Sonnenlicht wäre, könnte man ja die Dunkelheit gar nicht sehen. )
Die rund 200.000 Einwohner gehen ihren täglichen Treiben unter der Regentschaft von Königin Emma der Vierten von Meyerbeer nach. Emma ist Tochter von Emma der 15., die dafür bekannt war, nicht bis drei zählen zu können. Die 70 jährige Monarchin logiert mit ihrer Familie im Königspalast in der Haupstadt Strump und ist lediglich einen Meter zwanzig groß. Ihre Krone ist eine Spezialanfertigung. Gemahl Prinz Gustav zählt bereits 80 Lenze und ist seit 50 Jahren an Emmas Seite. Ob seines permanenten Grants wird er vom Volk Gustav der Mürrische genannt. Emma und Gustav hatten sich bei einem Bastard des Monats -Wettbewerb kennengelernt, den Emma eröffnet und Gustav gewonnen hatte.
Senior des Hauses ist die beliebte Königin Mutter, 88 Jahre alt, immer mit Wodkaflasche in der Hand, geschmacklosem Hut auf dem Kopf und verschmiertem Lippenstift im weißen Gesicht (sie fuhr beim Schminken des öfteren daneben, der Wodka, Sie verstehen). Das jüngste Mitglied der Königsfamilie ist Prinz Alf, der jüngere Bruder von Emma. Die Öffentlichkeit bekommt ihn nie zu Gesicht, denn er lebt in den Wänden des Königspalast. Der Rest der Familie nennt ihn wunderlich , Alf nennt den Rest der Familie verdammte Bastarde .
Man schrieb das Jahr 2010 und Murgi steckte gerade mitten in den Vorbereitungen zum großen Jubiläum. 600 Jahre zuvor, im finstersten Mittelalter hatte der Raubritter Kunibert die Gegend terrorisiert, die Bauern ausgeplündert, gebrandschatzt und vergewaltigt und alles Futter heim in sein Schloss zu seiner Frau Franzi gebracht. Bis es den Bauern irgendwann zu dumm geworden ist und sie einen Sparverein gegründet haben. Das beeindruckte Kunibert nicht groß, darum hielt er im Brandschatzen und Ausrauben nicht inne, während seine Frau Franzi fetter und fetter und fetter wurde, bis sie nicht mehr durch die Tür passte und ihr darob von den Bauern der wenig schmeichelhafte Spitzname Talkshowmoderatorin verliehen wurde. Dann schrieben die Bauern Kunibert einen Brief, wo sie ihren Unmut mit seiner Terrorherrschaft und Hundekot kunddaten, was Kunibert auch nicht sonderlich kümmerte. Er ließ sich beim Raubrittern nicht dreinreden und seine Franzi wurde fetter und fetter und fetter und fetter und fetter und nicht schlanker. Dann war es selbst den Bauern zu viel, sie stürmten die Ritterburg und jagten Kunibert davon. Franzi wollten sie aus dem Fenster werfen, aber sie war zu schwer, zwölf Bauern bekamen sie nicht hoch. Mit Hilfe von neun befreundeten Kühen gelang es schließlich, Franzi hochzuheben und aus dem Fenster zu bugsieren. An der Stelle wo sie aufschlug, entstand ein meilenweiter Krater, in dem die Hauptstadt Strump entstand, in der auch heute noch die meisten Bewohner des Landes leben. Diese freuten sich nun aufs Jubiläum und hofften auf keine Störungen. Z.B. ein Papst, der das Land annektieren will.
Ein kleiner gelber Mann in einem eleganten, mit allerlei chinesischen Motiven verziertem Umhang stand an einer Theke. Vor ihm bereits drei leere Schnapsgläser.
"Ich will noch einen", sagte der Mann und gluckste.
Der Barkeeper, ein spindeldürrer, fast zwei Meter großer Mann namens Fido zuckte mit den Achseln und stellte noch ein gefülltes Schnapsglas auf den Tresen. Irgendwo heulte ein Hund.
"Blödel Hund!" sagte der kleine gelbe Mann und fügte traurig hinzu, "abel wahlscheinlich fühl ich mich selbst so."
"Als Hund, Sir?" fragte der Barkeeper, der einst die Butlerschule besucht hatte, um Schnaps zu liefern.
Der kleine Mann strich über seinen schmalen Schnurrbart.
"Gewisselmaßen", erklärte er, "untel meinem Welt geschlagen. Das glößte China-Restaurant der Stadt ist in meinem Besitz. Tlotzdem habe ich das Gefühl, alle behandeln mich wie so einen Klischee-Chinesen, der in der Wäschelei arbeitet, nul Leis isst und ein l statt einem l sagt. Abel ich bin nicht so ein langweiligel untelwülfigel Dienel. Gloßes Blut fliesst dulch meine Adeln."
Der Gast richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter sechzig auf und starrte dem nun verschüchterten Barkeeper mit aller gebotenen Strenge direkt ins fahle Auge. Unnötig zu sagen, dass er dabei auf den Barhocker steigen musste. Und gemein grinste. Diabolisch gar.
"Es gibt Menschen, die tagtäglich nul ihlen Alltagstlott haben, und dann gibt es Menschen, die zu Höhelem belufen sind. Die von den Geisteln des velgangenen Volkes untelstützt welden im ewigen Kampfe gegen die Mittelmäßigkeit."
"Was für eine Rede!" sagte Fido beindruckt.
"Und mein Vatel wal so ein Mensch! Sein Name wild in manchen Gegenden del Welt noch heute nul geflüstelt aus Angst vol seinem bösen Geist!"
"Doch nicht der ....!" sagte Fido im Zustand freudiger Erregung und fiel sogleich in Ohnmacht.
"Genau del bin ich! Del Sohn des Fu Manchu!! Und mein Name ist Wenzel Manchu!"
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Als Kind interessiert es dich nicht, ob dein Vater Busfahrer ist und dafür sorgt, dass die Kinder sicher in die Schule kommen, oder Pianist der berühende Symphonien komponiert oder ein wahnsinniger Bösewicht, der alle Weissen ausrotten will. Du sehnst dich einfach nach einem Vater!
Und so blieb auch der kleine Wenzel oft abends auf und freute sich auf die Beschäftigung mit seinem Dad. Aber der alte Fu saß dann nur erschöpft in seinem Fauteuil, schnaufte und meinte Mein Junge, ich hatte einen schwelen Tag. Wenn du acht bis zehn Stunden täglich velsuchst, den Weißen Abschaum zu velnichten, dann willst du am Abend ein bißchen Luhe und Entspannung finden, in die bequemen Filzpantoffeln schlüpfen und felnsehen, was Lustiges mit Lucille Ball. Also quäl mich nicht mit deinen Ploblemen!!
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