... an unendlich vielen Sternen und zahllosen Welten vorbei, durch Schichten aus Licht und leuchtenden Wolken. Höher und höher ging es hinauf, unsere Geschwindigkeit war unmöglich und unsere Größe jenseits aller Vorstellungskraft. Wir ließen das Licht hinter uns, und es ging weiter, durch seltsamere Dinge als reine Welten hindurch. Geometrische Figuren, die sich drehten und schnatterten. Eine weiße Landschaft voller eingefrorener Explosionen. Zitternde Linien aus Absicht, die sich herumdrehten, um uns zu jagen. Riesige, walartige Wesen mit schrecklichen Augen und den Gesichtern längst verlorener Freunde.
Ich schloss meine Augen. Ich musste das tun. Die Bilder blieben, weil es an diesem Ort keine Augenlider gab, die man schließen konnte. Ich war gigantisch und wuchs immer noch. Ich hatte eine Million Beine, zwei Millionen Arme. Ich wusste nicht, was aus mir an dem Ort, an den Nahadoth mich mitgenommen hatte, geworden war, aber es gibt Dinge, die Sterbliche nicht tun oder verstehen müssen, und ich umfasste sie alle.
Etwas Bekanntes: die Dunkelheit, die Nahadoths Quintessenz ist. Sie umgab mich und drückte gegen mich, bis ich keine andere Wahl hatte, als ihr nachzugeben. Ich spürte, wie sich Dinge — Verstand? Selbst? — in mir ausbreiteten und so stark anspannten, dass eine Berührung sie zerstören würde. Das war also das Ende. Ich hatte keine Angst, nicht einmal, als ich ein Geräusch wahrnahm: ein gigantisches, schreckliches Gebrüll. Ich kann es nicht beschreiben. Ich kann nur sagen, dass etwas davon sich in Nahadoths Stimme wiederfand, als er erneut schrie. Da wusste ich, dass seine Ekstase uns über das Universum hinaus mitgenommen hatte, und jetzt näherten wir uns dem Mahlstrom, der Geburtsstätte der Götter. Er würde mich zerreißen.
Dann, als das Gebrüll so furchtbar geworden war, dass ich wusste, ich kann es nicht mehr ertragen, hielten wir an. Wir schwebten, angespannt.
Dann fielen wir erneut, durch schnatternde Fremdartigkeit, Schichten aus Dunkelheit, Strudel aus Licht und an tanzenden Kugeln vorbei. Wir fielen auf eine bestimmte Kugel zu, blaugrün und wunderschön. Es gab wieder Gebrüll, als wir durch die Luft hinunterschossen und rotweißes Feuer hinter uns herzog. Etwas Glühendes und Blasses erhob sich — erst winzig, dann riesig. Es bestand aus Türmen und weißem Stein und Verrat — Elysium, es war Elysium —, und es verschluckte uns mit Haut und Haaren.
Ich glaube, ich schrie wieder, als ich nackt und mit dampfender Haut in meinem Bett aufschlug. Die Schockwelle des Aufschlags ging durch das Zimmer, und es hörte sich so an, als ob der Mahlstrom auf der Erde angelangt wäre. Dann wusste ich nichts mehr.
Er hätte mich in der Nacht töten sollen. Es wäre leichter gewesen.
Das ist selbstsüchtig von dir.
Was?
Er hat dir seinen Körper gegeben. Er hat dir Lust bereitet, an die kein sterblicher Geliebter heranreichen kann. Er hat gegen seine Natur angekämpft, um dich am Leben zu erhalten, und du wünschst, er hätte sich nicht die Mühe gemacht.
Ich meinte nicht ...
Doch, meintest du. Oh, Kind. Du glaubst, du liebst ihn? Du glaubst, du bist seiner Liebe würdig?
Ich kann nicht für ihn sprechen. Aber ich weiß, was ich fühle.
Sei keine ...
Und ich weiß, was ich höre. Eifersucht steht dir nicht.
Was?
Das ist es, warum du so böse auf mich bist, nicht wahr? Du bist genau wie Itempas — du kannst es nicht ertragen, zu teilen ...
Schweig!
... aber das ist auch nicht nötig. Verstehst du nicht? Er hat niemals aufgehört, dich zu lieben. Und er wird es auch nie tun. Du und Itempas, ihr werdet immer sein Herz in Händen halten.
Ja. Das stimmt. Aber ich bin tot, und Itempas ist verrückt.
Und ich sterbe. Armer Nahadoth.
Armer Nahadoth und wir Armen.
Ich erwachte langsam. Zunächst spürte ich Wärme und Behaglichkeit. Sonnenlicht schien mir seitlich ins Gesicht und erschien rot durch meine Augenlider. Eine Hand rieb in kleinen Kreisen über meinen Rücken.
Ich öffnete meine Augen und verstand nicht, was ich als Erstes sah. Eine weiße, wogende Oberfläche. Ich hatte flüchtige Erinnerungen an etwas Ähnliches — gefrorene Explosionen —, und dann schwammen die Erinnerungen davon, tiefer in mein Bewusstsein und aus meiner Reichweite hinaus. Einen Moment lang hielt das Verstehen an: Ich war sterblich und nicht bereit für gewisse Kenntnisse. Dann verschwand selbst das, und ich war wieder ich selbst. Ich trug einen Plüschbademantel. Ich saß bei jemandem auf dem Schoß. Ich stutzte und hob meinen Kopf.
Nahadoths Tagesgestalt schaute mich mit ehrlichen, viel zu menschlichen Augen an.
Halb fiel ich und halb sprang ich von seinem Schoß ohne nachzudenken und rollte mich auf die Füße. Er stand mit mir zusammen auf, und ein spannungsgeladener Moment verging, in dem ich ihn anstarrte und er einfach nur dastand.
Der Moment wurde unterbrochen, als er sich zu dem kleinen Nachttisch umdrehte, auf dem ein glänzendes silbernes Teeservice stand. Er goss ein, und das leise Geräusch der Flüssigkeit ließ mich zusammenzucken, obwohl ich nicht wusste, warum. Dann hielt er mir die Tasse hin, bot sie mir an.
Nackt stand ich vor ihm und bot mich an ...
Verschwunden, wie Fische im Teich.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er. Ich zuckte wieder zusammen und war nicht sicher, ob ich die Worte verstanden hatte. Wie fühlte ich mich? Warm. Sicher. Sauber. Ich hob eine Hand und schnupperte an meinem Handgelenk — ich roch nach Seife.
»Ich habe dich gebadet. Ich hoffe, du vergibst mir, dass ich so frei war.« Seine Stimme war tief und sanft, als ob er mit einer schreckhaften Stute sprach. Er sah anders aus als am Tag zuvor — zum einen gesünder, aber auch brauner, wie ein Darre-Mann. »Du hast so tief geschlafen, dass du nicht aufgewacht bist. Ich habe den Bademantel im Schrank gefunden.«
Ich hatte nicht einmal gewusst, dass ich einen Bademantel besaß. Mit einiger Verspätung dämmerte es mir, dass er mir immer noch die Tasse Tee hinstreckte. Ich nahm sie, mehr aus Höflichkeit denn aus wirklichem Interesse. Als ich daran nippte, war ich überrascht, dass er lauwarm und mit reichlich kühlender Minze und beruhigenden Kräutern angereichert war. Naha hielt die Kanne hin, bot mir schweigend noch mehr an, und ich ließ ihn eingießen.
»Was für ein Wunder du bist«, murmelte ich und trank. Lärm. Er starrte mich an, und da störte es mich. Ich schloss meine Augen, um ihn auszuschließen, und genoss den Tee.
»Du warst eiskalt und schmutzig, als ich aufwachte. Du warst mit etwas — ich glaube, Ruß — über und über bedeckt. Das Bad schien dich zu wärmen und half dir auch.« Er zeigte mit dem Kopf auf den Stuhl, wo wir gesessen hatten. »Da war nirgendwo anders, also ...«
»Das Bett«, sagte ich und zuckte erneut zusammen. Meine Stimme war heiser, und meine Kehle fühlte sich roh und wund an. Die Minze half.
Naha hielt kurz inne, und seine Lippen kräuselten sich mit einem Hauch seiner üblichen Grausamkeit. »Das Bett wäre nicht sinnvoll gewesen.«
Verwirrt schaute ich an ihm vorbei und hielt meinen Atem an. Das Bett war ein Trümmerhaufen, dessen zersplitterter Rahmen auf zerbrochenen Beinen durchhing. Die Matratze sah so aus, als ob man sie mit einem Schwert zerfetzt und dann in Brand gesetzt hätte. Lose Gänsedaunen und verkohlte Stofffetzen übersäten das Zimmer.
Es war nicht nur das Bett. Eins der großen Fenster des Zimmers war wie von einem Spinnennetz durchzogen — ich konnte von Glück reden, dass es nicht zerborsten war. Der Frisierspiegel hingegen war zerbrochen. Eins meiner Bücherregale lag auf dem Boden. Sein Inhalt war überall verstreut, aber unversehrt. Zu meiner großen Erleichterung sah ich das Buch meines Vaters dort. Das andere Bücherregal war zu Zündholz zertrümmert, ebenso wie die meisten Bücher, die darin gestanden hatten.
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