Ulf Ziegler - Nichts Weißes

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Nichts Weißes: краткое содержание, описание и аннотация

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Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift.
An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger — und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle — in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen.
Mit Nichts Weißes legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.

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Um eins saßen die beiden auf hohen roten Hockern und teilten sich eine Pizza, im Rücken die Altstadt und vor sich das große Fenster, vor dem die Straßenbahnen spektakulär um die Ecke bogen, eine nach der anderen. Sie zählten die Passanten mit Pluh-Tschiens und fanden, das wären aber ganz schön viele. Sie waren nicht allein in dem Gewimmel und Getöse.

Marleen bemühte sich, ihren Stolz zu verbergen, als sie den Jungen mit dem Wattehaar über die riesigen Zebrastreifen der Königsallee unter der aufgebockten Straße hinweg in den offenen und lauten Teil der Schadowstraße lenkte, wo sie dann vor einem Haus aus Marmor und Glas standen. An der Rezeption der Agentur wurde Marleen als» Funkemarieschen «begrüßt.

Ganz vorsichtig durften sie die großen Rollschubladen des Archivs durchsehen, in denen Entwürfe, Andrucke und Plakate aufgehoben waren. Falls sie etwas mehr als zweimal fanden, konnten sie ein Exemplar mitnehmen. Ingolf entschied sich für die Seite aus einer Illustrierten, die ein vornehmes Stadthaus zur blauen Stunde zeigte, in dem ein einzelnes gelbes Licht brannte. Vor dem Haus, fast Schatten, ging ein Junker im Frack vorbei. Marleen sicherte sich ein Plakat, auf dem hinter einer vereisten Scheibe drei todschicke Nonnen zu sehen waren, die den Eindruck erweckten, sie würden aus einer Raumfähre ins Weltall schauen.

Wieder in der Pomona, hängte sie sich das Plakat übers Bett, vier Reißzwecken und ein bisschen angeschrägt. Mit einer gewissen Spannung erwartete sie die Reaktion ihrer Mitbewohnerin. Johanna tat so, als bemerkte sie das Bildmotiv gar nicht, und las still, dann laut den Slogan:»sexy mini … super flower … po pop cola — was soll das denn heißen?«

«Keine Ahnung«, antwortete Marleen.»Hat Brad Kilip erfunden.«

Johanna stopfte ihren Katechismus in ein Wildledertäschchen und maß, bevor sie das Zimmer verließ, ihre Schwester mit dem Blick der Wissenden.

«Ich glaub’, du hast wirklich ein Schräubchen locker.«

Jugendstil

Nach Florida hatte Petrus verkündet, so solle man es wieder machen, Sonne mitten im Winter,»Das ist doch sehr erholsam. «Von einem Sommerziel, einst sein Ehrgeiz als Trendscout, war nicht mehr die Rede. Petrus reiste jetzt viel, nach London, New York, Tokio, nach Delhi, man müsse die Agentur verinternationalisieren, sonst gehe sie unter. Wenn er verreist war, sah Lore in der Pomona 133 herunter auf die beiden 2CVs, die im Hof standen, und überlegte, ob sie eine Gefangene sei, eine Gefangene an einer langen Kette.

Zu Johannas Erstkommunion war Petrus übernächtigt aus Asien zurückgekehrt, geistesabwesend, beglückt, unzugänglich, die Haare immer noch dunkel, herausgewachsen, aber für die Kirche warf er sich in einen nagelneuen Smoking aus Hongkong, das ließ er sich nicht nehmen. Johanna war sehr ehrgeizig, was den Weißen Sonntag betraf, den Tagesplan, die Gäste, und sie war stolz, ihre Eltern so festlich gekleidet zu sehen, die Mutter im grauen Kostüm, eine Bluse wie Wüstensand, uralte Klunker um den Hals.

Johanna, inspiriert durch die Lehre in Dreikönige, hatte sich bisweilen im Atelier festgesetzt und Lore religiöse Geschichten vorgetragen, die alle darauf hinausliefen, dass jemand den Glauben wiederfand, trotz widriger Umstände nicht verlor, oder zum ersten Mal die Gute Botschaft vom Opfertod Christi hörte. Ihre Fähigkeit, wörtlich abzuspeichern und dennoch sinngemäß zu betonen, war allerdings bemerkenswert. Sie setzte sich kerzengrade auf einen birkenhölzernen Hocker, warf ihren dunklen Pferdeschwanz nach hinten und sprach:

«Eine Frau wird in einen tiefen, schauerlichen Kerker geworfen. Sie hat keine Hoffnung, aus dem Verlies zu entkommen. Dort wird ihr Kind geboren. Von der Welt sieht es nicht mehr als kalte Mauern und Dämmerlicht. Seine Mutter aber erzählt ihm, dass es dort draußen eine Welt gibt, die schön ist, Sonne und Mond, Blumen und Vögel. Das Kind hört zu. Und obwohl es diese Herrlichkeiten nie gesehen hat, so glaubt es doch daran, denn die Mutter hat es ja gesagt, und die Mutter sagt die Wahrheit. So lernt das Kind kennen, was es erst später in der Freiheit schauen darf.«

«Und wird es das schauen?«, fragte Lore.

«Ja, wie jedes Kind Gottes, aber es kann davon noch nicht wissen.«

«Offensichtlich nicht, denn es ist ja mit der Mutter eingesperrt.«

«Aber die Mutter weiß von der Herrlichkeit.«

«Sie erinnert sich.«

«Es ist ein Gleichnis: Die Kirche ist die Mutter und Hüterin unseres Glaubens. Was sie uns zu sagen weiß, ist größer und schöner als alles, was wir uns vorstellen können.«

Das sind die Kammern der kindlichen Seele, runde, ovale, zapfenförmige Kammern, im Dämmerlicht reichlich geschmückt, mit samtenen Vorhängen und halb erblindeten Spiegeln versehen. Darin sind alle Geschichten ausgemalt, von der Schöpfung bis zur Apokalypse, die Dogmen in Gold auf knorrige Balken geschrieben, die Verheißungen funkelnd hinter Altären, die den buddhistischen ähneln, Stück für Stück selbstgemacht.

Johanna mit ihrem strengen Scheitel, ihrem bohrenden Blick, ihren zu großen Füßen.

«Maria ist unsere Königin.«

«Sie ist die Mutter Gottes«, sagte ihre Mutter.

«Sie stand bei ihm und nahm an seiner Opferung teil. Das Schwert des Schmerzes durchdrang auch ihre Seele.«

«Natürlich.«

«Sie war nicht natürlich. Denn ihr Leib war ohne Sünde.«

«Niemandes Leib ist ohne Sünde, Johanna.«

«Aber Marias schon. Deshalb blieb ihr Leib vor der Verwesung bewahrt.«

Lore überlegte einen Moment, ob es klüger sei zu widersprechen oder Johanna gewähren zu lassen.

«Deshalb blieb ihr Leib vor der Verwesung bewahrt«, wiederholte Johanna, immer noch gerade auf dem Hocker sitzend, die rechte Hand an der linken Brust.

«Im Himmel thront Maria als Königin aller Engel und aller Heiligen. Sie herrscht mit Christus über die ganze Welt. Mit barmherziger Mutterliebe umfängt sie sämtliche Brüder und Schwestern ihres Sohnes.«

«Hatte Jesus Schwestern?«

«Die Schwestern Jesu sind wir.«

Lores eigene katechetische Bildung war holterdipolter vonstattengegangen, Kommunion und Firmung in einem; dass der katholisch groß gewordene Gatte sie führen und festigen würde, war vorausgesetzt worden. Außerdem war die Leidensgeschichte Jesu in beiden Religionen die gleiche. Die Marienlegende hatte sie nie internalisiert, schlecht gelernt, wie sie jetzt dachte.

«Mama, du bist doch auch getauft?«

«Ja. «Sie verschluckte das» natürlich«.

«Ich meine katholisch getauft?«

«Die Taufe ist universal. Ich bin gefirmt, wenn du das meinst.«

«Es sind beides Sakramente.«

«Das mag sein, mein Schatz.«

«Es ist gewiss so.«

Gern hätte Lore Petrus gefragt, was er davon hielt. Ob es richtig war, Johanna in Dreikönigen zur Messe gehen zu lassen. Ob man sie in ihrem Wissen bekräftigen oder ihren Eifer bremsen sollte. Oder beides. Und wie. Aber sie und Petrus hatten über Dinge des Glaubens nie gesprochen, nur über die Wahl der Konfession. Sie wusste gar nicht, was er wirklich glaubte, ob er glaubte; und so wenig, wie sie ihn danach fragen wollte, wollte sie gefragt werden. Man hatte sich eingerichtet im Zwischenreich, kurz vor dem Bekenntnis zum weltlichen Leben, das man führte, in der Absicht, alles richtig zu machen oder nichts auszulassen, was bis vor kurzem als dasselbe erschienen war. Jetzt aber nicht mehr. Es war offensichtlich, dass Johanna sie missionieren wollte. Es schien Lore, sie hätte besser am Protestantismus festgehalten, ein Terrain des Glaubens, das sie gegen Johanna und ihre Mariengläubigkeit verteidigen könnte. Etwa so:»Liebe Johanna, wir Reformierten sprechen selbst mit dem Lieben Gott, wenn es uns danach drängt, und wir hauchen, was uns quält, nicht in das Ohr eines Priesters. «In der Tat fragte sich Lore, ob Johannas Pfarrer eine tiefere Einsicht in die Familie Schuller hatte als diese in sich selbst.

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