Clemens Setz - Die Frequenzen

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Walter und Alexander waren Freunde, als sie noch Kinder waren — nun kreuzen sich ihre Wege wieder
Dies ist die Geschichte von Walter, dem Sohn eines Architekten mit Einfluss. Er will Schauspieler werden — oder will es nur sein Vater? Walter bekommt seine Chance, als ihn Valerie, eine Psychotherapeutin, die bessere Tage gesehen hat, engagiert, um in Gruppensitzungen fiktive Patientenrollen zu spielen. Doch er geht zu sehr in seiner Rolle auf.
Dies ist die Gechichte von Alexander. Er ist Altenpfleger, ein junger Mann mit ausufernder Phantasie, die sich im Schatten einer einsamen Kindheit entwickelt hat. Alexander kündigt seinen Job, und er will seine Freundin loswerden, um mit Valerie zusammenzuleben. Doch die wird eines Tages brutal zusammengeschlagen…
Nach "Söhne und Planeten", seinem Debüt, das ihm einhelliges Lob der Kritik einbrachte, legt Clemens J. Setz ein Werk vor, das alle Erwartungen sprengt: atemberaubend kraftvoll, bunt, sprachgewaltig und zart.

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— Der Roman, der diese Zeit beschreibt und gewissermaßen eine … eine Aufarbeitung davon ist, ist schon in Planung. Er muss nur noch geschrieben werden, dann dürfte sich alles wieder zum Guten wenden. Einigermaßen.

Der Sessel, auf dem er saß, knarrte zustimmend.

Walter brauchte viel Höflichkeit, um Joachims nervöse Kennenlern-Monologe zu ertragen. Aber er fühlte sich auch hingezogen zu diesem unsicheren, kindlichen Mann, der vor lauter ununterdrückbarem Künstlertum das Wort Misanthrop wie mise-en-scène aussprach und sich am liebsten von aller Welt nur mit seinem Nachnamen anreden ließ, der vielleicht ein Pseudonym war: Hutmek.

Ihre Beziehung war sehr kurz, denn obwohl sie sogar zusammen wohnten, trennte sich Walter bald wieder von Joachim, als dieser immer mehr dem Alkohol und der verbalen Selbstgeißelung verfiel. Als Schriftsteller war er seit langem in jenem gefährlichen Zustand der Arbeitsunfähigkeit angelangt, der von den Worten Ich brauche nur eine gute Idee dann wird sich alles weitere schon ergeben nur eine einzige gute Idee bitte erfüllt ist wie der Kopf eines wahnsinnigen Priesters von immerwährendem Glockengeläut. Er verbrachte seine Tage damit, dass er vor dem Bildschirm saß und das Layout seiner Textverarbeitung veränderte, im Internet spezielle Schriftarten suchte, die seinem Auge am angenehmsten erschienen, und einsame, von keinem gesunden Menschen je einholbare Minesweeper-Rekorde aufstellte. Als Joachim Walter eines Abends eröffnete, dass er gedächte, in ein anderes Land zu ziehen, in eine anregende, literarisch hochwertige Großstadt, natürlich nur für kurze Zeit, nur so lange, bis die ärgsten Hemmschwellen überwunden waren, wartete Walter, bis die unsichtbare Zündschnur in seinem Inneren abgebrannt war, und fragte dann, an welche Stadt er denn dabei gedacht habe, obwohl er die Antwort längst wusste.

Joachims romantisch intonierte Antwort war der Schlusspunkt gewesen. Drei Tage später zog Walter bei ihm aus und sie besprachen die ungewisse Zukunft ihrer Beziehung am Telefon. Walter, der seinen überstürzten Auszug ein wenig zu bereuen begann, erzählte Joachim von seinem Coming-Out. Joachim hörte ihm ganz ruhig zu und sagte dann:

— Weißt du was, ich beneide dich.

Walter fragte ihn, warum er ihn beneide. Joachim habe doch seiner Familie ebenfalls von seiner Homosexualität erzählt.

— Ja, sagte Joachim und schien plötzlich ganz nah am Telefonhörer zu kleben, ja, natürlich, aber die sind doch alle so unheimlich liberal und finden das ganz toll und alles. Ich beneide dich um den Stoff , um die Szene. Könntest du mir das noch einmal erzählen?

Walter versuchte ein letztes Mal, das Thema zu wechseln, sprach Joachim auf seinen Alkoholkonsum an (seinen empfindlichsten Punkt), was Joachim normalerweise ungeduldig oder gar wütend machte, aber jetzt half nicht einmal mehr das.

— Waren alle dabei? fragte Joachim.

Walter nahm das Telefon langsam vom Ohr, die empfindungslose Plastikoberfläche war noch für wenige Sekunden warm, und legte auf. Seine Gefühle für Joachim waren verschwunden, so sagte er sich, und die Bücher von Dennis Cooper wanderten in ein unerreichbar hohes Regal.

Der Riss

Am innersten Punkt der Hölle stand einst ein mittelgroßer Eichenholzschrank, in dem nichts hing als eine Vielzahl nervös vibrierender Kleiderbügel. Diese Kleiderbügel hielten sich an der Metallstange fest wie die vor dem Abrutschen zu einem verzweifelten Fragezeichen gekrümmten Finger des Schurken in einem James-Bond-Film — und bei der ersten Berührung, manchmal sogar schon beim ersten Blick, fielen alle diese Kleiderbügel — eine Generation missgestalteter, von ihrem Schöpfer verstoßener Triangeln — zu Boden, klirrten in dem hölzernen Resonanzraum des Kastens und läuteten das Jüngste Gericht ein.

Irgendwann im Jahr 1982 holte jemand, vermutlich mein Vater, der neben einem Ausweis für die Stadtbibliothek und einem Doktortitel in Physik auch einen LKW-Führerschein besaß, diesen Schrank von seinem ursprünglichen Bestimmungsort ab und stellte ihn in einen der noch weitgehend leeren Räume des Hauses, das er eben erst mit meiner Mutter bezogen hatte.

Meine ersten Besitztümer waren dieser Kleiderschrank, eine Ausgeburt von Lärm und ständig herunterfallenden Dingen, und die Wiege, in der ich lag. Meine früheste Erinnerung ist das Bild der schwebenden Köpfe meiner Eltern über dieser Wiege: sonderbare, sich gegenseitig abstoßende Planeten, die niemals gemeinsam auftraten.

Ein Gespräch, das plötzlich verstummt, weil ein ungebetener Gast den Raum betreten hat. Alle Gesichter drehen sich nach ihm um, sehen ihn vorwurfsvoll an. Man schämt sich plötzlich, kann nicht mehr weiterreden. Alles ist verändert.

So ungefähr muss man sich meine Geburt vorstellen.

Anfangs war alles noch gut, dann war ich meinen Eltern zunehmend im Weg und wurde auf den Balkon gestellt, wo die Luft so kalt war, dass sie vor meinem Gesicht zu Rauchzeichen gefror. In der Eiseskälte, eingewickelt in mehrere Lagen Decken, die mir das Erfrieren ersparen sollten, fragte ich mich mit der sprachlosen Aufrichtigkeit einer lebenden Tabula rasa, was ungeheuer Wichtiges vorgefallen sein mochte, dass ich hier war und mich bewegen konnte.

So zumindest stelle ich es mir vor.

Mit der Möglichkeit, mich zu bewegen, kam die seltsame Notwendigkeit, hin und wieder völlig still zu liegen, auszuruhen. Das führte automatisch zum dritten meiner frühesten Besitztümer: ein völlig abgewetzter Teddybär, der ungefähr zehnmal so alt war wie ich und schon einige Erfahrung mit Kindern hatte. Sein Spezialgebiet war die Linderung von Einsamkeit und Verlassensängsten. Ich vertraute ihm. Ich brauchte ihn, wenn ich ins Bett ging, denn einzuschlafen war ein fast unüberwindliches Problem. In der Nacht, wenn man schlaflos daliegt und an nichts zu denken versucht, werden die Ohrwürmer, die sich tagsüber angesammelt haben, immer lauter, plärrend und schnarrend, wie fremde Radiomusik von einem Nachbarbalkon im Sommer. Deshalb war das komplizierteste Ritual von allen das Einschlafritual. Meine Mutter musste mir jeden Tag Gute Nacht wünschen, dann noch versprechen, dass sie nicht aus der Wohnung ginge, während ich bewusstlos in der Dunkelheit lag, und musste am Ende auf meine nicht immer, aber immer wieder geäußerte Bitte eingehen, draußen, hinter der geschlossenen Tür, die von glühenden Lichtbalken eingerahmt war (welche mit der Essenz verbotenen nächtlichen Erwachsenen-lebens getränkt waren), unauffällig und stetig Krach zu machen, Geschirr zu ordnen, Bücher im schmalen Regal neben dem Fernseher herauszunehmen und wieder hineinzustellen — obwohl sie es natürlich nie tat. Es ging um ihre Zustimmung, ihr Versprechen.

— Gute Nacht.

— Gute Nacht.

— Schlaf schön.

— Mama?

— Ja?

— Du bist draußen, oder?

— Ja, natürlich, ich bin in der Küche und im Wohnzimmer.

— Warum kann ich nicht auch noch ein bisschen im Wohnzimmer sein?

Ihre Hand legte sich von außen auf die Türklinke; sie sank etwas nach unten.

— Weil du jetzt schlafen musst. Schlaf schön.

— Aber Mama …

— Und schöne Träume.

Der Türspalt, in dem sie als schwarze Silhouette gegen das hereindrängende, unendlich interessante Licht stand, wurde schmaler, er drohte zu verschwinden.

— Mama!

— Was ist denn?

Die Türklinke atmete erleichtert auf.

— Du hast vergessen zu sagen –

— Angenehme Träume, hab ich doch gesagt.

— Nein, du hast gesagt schöne Träume, und vorher hast du Schlaf schön gesagt, also zweimal schön .

— Also gut, angenehme Träume.

— Nein, sag’s zweimal.

— Alexander!

— Mama!

Wenn mein ruheloser, lebenshungriger Geist sich nicht geschlagen geben wollte, brach ich in Tränen aus. Meiner Mutter blieben dann im Prinzip zwei Möglichkeiten: die Tür zu schließen und den Abend in Unfrieden zu beenden, da sie wusste, dass ich zu faul sein würde, um tatsächlich aufzustehen und zu ihr zu gehen; oder das dumme Spiel weiterzuspielen, bis zu dem Punkt, da ich zufrieden war.

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