Clemens Setz - Die Frequenzen

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Walter und Alexander waren Freunde, als sie noch Kinder waren — nun kreuzen sich ihre Wege wieder
Dies ist die Geschichte von Walter, dem Sohn eines Architekten mit Einfluss. Er will Schauspieler werden — oder will es nur sein Vater? Walter bekommt seine Chance, als ihn Valerie, eine Psychotherapeutin, die bessere Tage gesehen hat, engagiert, um in Gruppensitzungen fiktive Patientenrollen zu spielen. Doch er geht zu sehr in seiner Rolle auf.
Dies ist die Gechichte von Alexander. Er ist Altenpfleger, ein junger Mann mit ausufernder Phantasie, die sich im Schatten einer einsamen Kindheit entwickelt hat. Alexander kündigt seinen Job, und er will seine Freundin loswerden, um mit Valerie zusammenzuleben. Doch die wird eines Tages brutal zusammengeschlagen…
Nach "Söhne und Planeten", seinem Debüt, das ihm einhelliges Lob der Kritik einbrachte, legt Clemens J. Setz ein Werk vor, das alle Erwartungen sprengt: atemberaubend kraftvoll, bunt, sprachgewaltig und zart.

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Walter dachte daran fortzulaufen.

Aber es waren die Kinder, die fortliefen, nicht die Erwachsenen und Walter zählte nun schon fast zwanzig Jahre. Das war eine französische Satzkonstruktion gewesen, stellte er fest: Ce sont les enfants qui — ja, was? Fortlaufen … échapper? S’échapper? Entkommen. Es klang irgendwie alles falsch, aber es konnte trotzdem stimmen. Die leere Stelle in seinem Vokabular sorgte für ein seltsam angenehmes Kribbeln.

Er seufzte viel, wenn er allein war. Ihm fiel auf, dass man auf mindestens hundert verschiedene Arten seufzen konnte.

Sein Vater beschenkte ihn zu seinem Geburtstag mit dem Versprechen, sich für eine Assistentenstelle bei einem Regisseur einzusetzen. Da Walter sonst nur einen Alarmwecker geschenkt bekommen hatte und die ganze Familie so glücklich und vollzählig um ihn herum stand, beschloss er, sich zu freuen. Es war leichter, als er gedacht hatte. Er zog die Mundwinkel nach oben und stieß einen anerkennend-heiteren Seufzer aus.

Das Gesicht seines Vaters entspannte sich, lächelte und begann von der Zukunft zu sprechen. Walter aß sein Geburtstagsmahl — Kaiserschmarrn, sein Lieblingsgericht — und hörte seinem Vater zu:

— Eigentlich … bekommt man da ja keine Stelle, wenn man nicht auf der Filmakademie studiert. So. Und natürlich kann man das auch irgendwie verstehen, weil ja sonst alles überlaufen wäre … da ist eine gewisse Regulation sicher nicht unlogisch. Aber. Es sollte doch, finde ich zumindest … und ich bin mir da keineswegs zu schade, mich dafür einzusetzen … es sollte wirklich eine Ausnahme gemacht werden für hochbegabte Menschen, eine Weltbürger-Klausel gewissermaßen.

Er sah Walter erwartungsvoll an, wie alle Menschen, die ein neues Wort an einem Untergebenen ausprobieren. Walter kaute, schluckte. Weltbürger . Was für ein dummes Wort. Aber er fühlte plötzlich, was sein Vater in diesem Augenblick erwartete. Es lag, es legte sich ihm auf die Zunge, dann war die alberne Bemerkung da, hell und unsinnig. Er brauchte es nur noch zu sagen:

Citoyen du monde !

Sein Vater lachte entzückt auf. Seine Mutter stimmte mit ein. Sogar seine Schwester blickte lächelnd auf den Teppich. Was für ein himmelschreiender Blödsinn, dachte Walter. Es würgte ihn fast vor Scham. Aber alle kauften sie es ihm ab, freuten sich und waren versöhnt.

An diesem Tag hatte er keine Schwierigkeiten einzuschlafen. Im Traum spielte er auf einer kleinen Tigerkatze Gitarre. Davon bekamen seine Finger Haare und er wachte auf. Er hatte eine Idee, aber er verwarf sie gleich wieder, weil es eine dumme Idee gewesen war, eine Kopfgeburt im Halbschlaf. Weil man nicht einfach so Schauspieler werden konnte, nicht einfach so, ohne. Ohne was? Sein müder Kopf spielte eine unscharfe Bilderfolge ab, von Theaterproben, Engagements und Vorsprechen …

Er kuschelte sich zurück in sein Bett. Nicht einfach so. So ohne irgendwas.

Mit Joachim, einem älteren Hobbypoeten, hatte er zum ersten Mal über seinen Schauspiel-Wunsch gesprochen. Nein, das war nicht ganz richtig. Er hatte Joachim seine Gedichte gezeigt, das kurze, hübsche über den Hund und ein paar frühere Sachen. Joachim hatte sie nickend durchgelesen und nichts dazu gesagt. An diesem Abend waren sie beide ziemlich betrunken gewesen, besonders Joachim. Und das war sein Glück, denn er hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie sehr er Walter mit seinem Nicken beleidigt und entsetzt hatte. Aber Walter, der nicht unhöflich sein wollte und insgeheim auch dankbar war für die Aufrichtigkeit, die aus Joachims beiläufiger Geste sprach, wagte einen erstaunlichen Gedankensprung, der ihn selbst überraschte.

Er fing an von Schauspielerei zu sprechen. Er nahm große Schlucke direkt aus der Flasche, spürte das angenehm draufgängerische Brennen der Flüssigkeit in seiner Kehle und ließ sich von Joachims inzwischen nur mehr gelallten Äußerungen provozieren.

— Identität ist vollkommener Unsinn, schimpfte Walter. Identität fängt man sich ein wie einen Schnupfen oder einen Ohrwurm oder, im schlimmsten Fall, ein Unterbewusstsein. Ist dir das schon mal aufgefallen, dass alle immer Unterwusstsein … Unterbusstsein …

Er rang eine Weile mit dem Wort.

Joachim nickte vielsagend.

— Im Grunde braucht niemand, fuhr Walter fort, niemand, kein Mensch, weißt du, zum Leben braucht kein Schwanz eine Identität. Oder ein Unbewusstsein. Alles Scheiße! Diese ganzen Scheißdebatten über Identität und Unterbewusstsein hat … hat … haben aber dazu geführt, dass inzwischen viele, viele Menschen irgendwie durch die Welt rennen und — anstatt das zu tun, wozu sie aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich hier sind, nämlich den anderen, den Mitmenschen die Lebenszeit irngwie erträglicher zu gestalten, irngwie … Und dabei wiederholen sie immer nur, immer nur den einen sinnlosen Satz wiederholen sie, wie einen Zauberspruch gegen Flöhe … Haha! Gegen Flöhe, weißt du? Gegen die eigene Verantwortungslosigkeit: Wer bin ich? Wer bin ich ? Wer bin ich?

Er sprach diesen letzten Satz aus wie das Mea Culpa in der Kirche und musste rülpsen.

— Und besonders unerträglich sind diese ganzen Scheiß Identitätsfetischisten , die sich an so einem Scheiß wie Kulturtheorie oder Lit’raturwissenschaft aufgeilen und für die das Größte im Leben ist, wenn man ein Pro’lem mit der eignen Identität hat. Wenn’s nach denen ginge, dann … dann ist der Sinn des Lebens einzig und allein der, herauszufinden, was für ein Mensch man wirklich ist … diese Arschlöcher … Und dann, und dann, wenn einem das klar geworden ist, irngwie … nimmt man dieses unheimlich tolle Wissen und rennt damit glücklich in den Sonnenuntergang. Verstehst du, was ich meine?

Joachim hatte das Kinn auf seine Faust gestützt. Walter suchte einen Satz, den er wie einen Stempel unter seinen letzten Satz setzen konnte.

— Wer nicht zumindest einmal was verloren hat … alles fellohren … haha, Fell-Ohren … nein, ich meine, der wirklich alles verloren hat, der darf … der darf überhaupt nicht mitreden, weißt du, was ich meine?

Joachim wusste es, oh Mann , er wusste genau, wovon Walter sprach.

— Oh Mann, ich weiß genau, wovon du sprichst. Hier. Hier drinnen!

Er legte sich die Hand aufs Herz.

— Freut mich, sagte Walter nach einem Schluck aus der Flasche. Freut mich. Ist gut, wenn sich die Leute verstehen, wenn man bedenkt, wie leicht sie andauernd aufeinander verzichten können, diese Wichser.

Joachim blickte Walter glücklich an. Nimm mich in den Mund , sagte sein einsamer Zeigefinger, mit dem er Walters Ärmel hochschob, damit er auf dessen Armbanduhr ablesen konnte, wie viele Stunden dieser Nacht noch blieben.

Die Panne, erster Akt

Ich habe die Augenbrauen meines Vaters geerbt. Zwei dicht behaarte, schwarze Raupen über meinen Augen, dunkler als mein Haupthaar, dunkler auch als der Prophetenbart, der in naher Zukunft meinem Kopf etwas von einem mürrischen Totenschädel verleihen wird. Bei Gefahr ziehen sich die Augenbrauen zusammen, sodass sie einander berühren, eine kleine, elastische Zugbrücke, knapp oberhalb der Nasenwurzel.

Ich kann, wenn es sein muss, ziemlich ernst schauen.

Der Mund wird bitter und schmal, ein Gedankenstrich zwischen zwei schlimmen Ereignissen, die ohne Grund eng beieinander liegen. Und über die große, runde Stirn, die sonst glatt ist wie ein mit Wasser gefüllter Ballon, ziehen Andeutungen von Falten.

Der Anblick meines Kindergesichts in einer schwach spiegelnden Fensterscheibe. Ein Wintermorgen vor vierzehn Jahren.

Alle Mülltonnen trugen weiße Hauben. Die Straße entlang standen Autos, denen die Schneedecke dieselbe kokonartige Unbeweglichkeit verlieh, wie sie abgedeckten Möbeln in einem unbewohnten Strandhaus eigen ist. Eine Vielzahl von Fußspuren auf dem schmalen Gehweg, der durch den Garten führte, ließ an Käfer im Gänsemarsch denken, und das Geäst der Bäume erschien in dem harten winterlichen Gegenlicht, das der Himmel erzeugte, noch verwinkelter und verworrener als sonst. Ein wenig erinnerte es an misslungene Imitationen chinesischer Kalligraphie. Es schneite zwar nicht mehr, aber die spärlichen Sonnenstrahlen wurden durch einen feinen Nebel gefiltert, der sich besonders um den alten, grauen Kirchturm verdichtete, der seit einem Jahr in einem Baugerüst gefangen war. Draußen in der Kälte räusperten sich die Schneeschaufeln.

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