Clemens Setz - Die Frequenzen

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Walter und Alexander waren Freunde, als sie noch Kinder waren — nun kreuzen sich ihre Wege wieder
Dies ist die Geschichte von Walter, dem Sohn eines Architekten mit Einfluss. Er will Schauspieler werden — oder will es nur sein Vater? Walter bekommt seine Chance, als ihn Valerie, eine Psychotherapeutin, die bessere Tage gesehen hat, engagiert, um in Gruppensitzungen fiktive Patientenrollen zu spielen. Doch er geht zu sehr in seiner Rolle auf.
Dies ist die Gechichte von Alexander. Er ist Altenpfleger, ein junger Mann mit ausufernder Phantasie, die sich im Schatten einer einsamen Kindheit entwickelt hat. Alexander kündigt seinen Job, und er will seine Freundin loswerden, um mit Valerie zusammenzuleben. Doch die wird eines Tages brutal zusammengeschlagen…
Nach "Söhne und Planeten", seinem Debüt, das ihm einhelliges Lob der Kritik einbrachte, legt Clemens J. Setz ein Werk vor, das alle Erwartungen sprengt: atemberaubend kraftvoll, bunt, sprachgewaltig und zart.

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Die zwei Metalltüren des Krankenhauslifts schmolzen zusammen, als wären wir, die Fahrgäste, ein Paket für den Ofen. Ein Mädchen mit verbundenem Kiefer stieg ein. Zwei Männer gesellten sich dazu, einer mit einem Kaktus in der Hand. Ein Krankenpfleger mit gelbem Solidaritätsarmband. Halt im zweiten Stock. Drei Krankenpfleger. Halt im dritten Stock. Drei Krankenpfleger und eine Schwester. Das Mädchen stieg aus. Halt im vierten Stock. Der Kaktus-Mann und ich stiegen aus.

Der Linoleumboden in Krankenhäusern, der so aussieht, als wäre er ständig nass.

Ein Rollstuhlfahrer spiegelte sich vage im Boden und brachte eine ferne und sehr unscharfe Erinnerung an die Korridore meiner Schulzeit mit sich.

Das Sonnenlicht blendete mich. Also musste ich die Gesichter, die, vollgesogen mit düsteren Vorahnungen, an mir vorbeizogen, noch nicht beachten. Das helle Licht im Linoleum verschwand erst, als ich um eine Ecke bog.

Das ist nicht ohne Grund passiert, sagte die Stimme meiner Mutter vor siebzehn Jahren in meinem Kopf.

Der Riss, breit und unübersehbar, mitten in der Wirklichkeit.

Schon von weitem erkannte ich Valeries Angehörige. Sie standen am Ende des Ganges um einen Arzt versammelt, kreisten ihn ein, ließen ihn nicht entkommen, bis er ihnen die korrekte Auskunft erteilt hatte.

Ich wandte mich ab und machte es mir im Aufenthaltsraum bequem. Ich schaltete den Fernseher ein; CNN, ein Sender, der den ganzen Tag seltsam verträumte Werbungen für diplomatentaugliche Hotels bringt. Und natürlich läuft in jedem dieser Hotels, wenn man den Fernseher einschaltet, wieder nur CNN und zeigt Hotelwerbungen. Ein ewiger Teufelskreis.

Nach einer Weile trat ich auf den Flur hinaus, die Gänge waren verlassen. Gras wuchs am Rand der Linoleumböden. Als hätte ich tausend Jahre geschlafen.

Ich kam in einen leeren Operationssaal. Eine große, dreiäugige Lampe schaute auf ein leeres Operationsbett herab, fast mitleidig, wie ein schwerer Sonnenblumenkopf. Das lange Metallgestell der Lampe war verziert mit einer Efeuranke.

Alle Fenster waren grau von Staub, und getrocknete Regentropfen hatten dicke Schlieren hinterlassen.

Im Gang lag ein auf die Seite gekippter Rollstuhl. Auf einem Rad hatte ein Vogel ein Nest gebaut, das längst verlassen war. Langsam drehte das Rad sich im Kreis, und kleine Zweige rieselten durch die Speichen auf den Boden.

Auf einer Mauer wanden sich elegante Graffiti mit großen Kanji-Schriftzeichen, die Gott weiß was bedeuten mochten. Ich stellte mich an ein Fenster und sah hinaus. Ich hatte das Gefühl, das einen im Zug befällt, wenn man eine Station zu weit fährt, weil man versäumt hat auszusteigen, und nun langsam aus dem Bahnhof rollt, unterwegs zur nächsten unbekannten Haltestelle.

Eine Passage aus einer der rätselhaften Reisebeschreibungen Pierre Duhamels kam mir in den Sinn. Als er auf seiner Wanderschaft in ein Dorf kam, das von der Pest fast zur Gänze entvölkert war, ging er, um zu rasten und weil ihm schien, es sei der einzig sichere Ort im Dorf, in die Kirche. Dort hörte er ein Geräusch, und er ging ihm nach. An der Stelle, wo die langen Seile zum Läuten der Kirchenglocken von der Decke herabhingen, baumelte ein Kind. Es hatte sich, klein wie es war, einfach auf den Knoten am unteren Ende des Glockenseils gesetzt. Und darauf schaukelte es. Hunger und Einsamkeit hatten das Kind so leicht werden lassen, dass die Glocken es trugen, ohne zu läuten.

Aus dem „Konversationslexikon der Jenseitsmythen“

(hrsg. v. Daniel Tammuz und Prof. Herfried Lorca),

Seite 268

Jizō картинка 23. Bodhisattva in der japanischen Variante des Buddhismus. In der buddhistischen Mythologie ein Beschützer und Wächter über die Seelen totgeborener oder früh verstorbener Kinder, denen durch ihren vorzeitigen Tod der Übertritt über den Unterweltfluss Sanzu (siehe dazu auch картинка 24 Lethe ) verwehrt ist. Jizō-Figuren, die meist einen sitzenden Mönch mit Glatze und geschlossenen Augen darstellen, der in der Hand einen Pilgerstab hält (vgl. картинка 25 Hl. Nikolaus ), sind auch heute noch häufig auf Friedhöfen zu finden.

Eröffnungsfeier

Walter trug eine lächerliche Baskenmütze, die ihm ständig vom Kopf fiel. Er wollte vermeiden, dass sein Vater ihn unter den Zuschauern erkannte. Er war nicht wegen ihm gekommen. Er hielt Ausschau nach Joachim oder vielleicht nach Franz oder Dieda , denn vermutlich kreisten sie in verschiedenen Umlaufbahnen um den Dichter.

Was für eine lächerliche Inszenierung. Ein paar Litfaßsäulen, davon eine knallrot angemalt, standen in einigem Abstand voneinander in der Allee, und das war schon alles. Die Kunstmenschen (Leute mit Kiemen und Schwimmhäuten zwischen den Fingern) kamen tatsächlich, um sich simple Säulen anzusehen, die sie auch sonst überall zu sehen bekamen. Aber vermutlich war gerade das der Punkt, alltägliche Dinge neu erleben blablabla.

Als sich sein Vater auf der Bühne zeigte, die auf einer Wiese nahe der Allee errichtet worden war, wurde Walter kleiner. Er klappte den Mantelkragen hoch, zog den Hals ein. Er war sich einigermaßen sicher, dass seine Mutter nicht hier war. Und Mirja verstand nicht das Geringste von Kunst.

— Meine Damen und Herren!

Sein Vater hatte zu sprechen begonnen.

— Herzlich willkommen zur Eröffnung der Ausstellung Think Tanks . Mein aufrichtiger Dank gilt der Stadtverwaltung und vor allem –

Walter hörte weg, Dankesworte hatten ihn noch nie interessiert. Aber jetzt, da alle Menschen stillstanden (und ihre Kunstszene-Kiemen in Zeitlupe zwinkerten), war es einfacher, nach Joachim Ausschau zu halten.

Walter ertappte sich dabei, wie er auf Zehenspitzen herumging.

— Meine Damen und Herren. Diese Säulen sind einfache geometrische Embleme unseres Gedächtnisses. Wie der Wunderblock des großen Psychoanalytikers Sigmund Freud werden sie nie gelöscht, nie verlieren sie ihre Farbe, sondern werden immer nur überschrieben, überklebt mit einer neuen Schicht, einer neuen Schicht Werbung, die kaum einen Sinn ergibt ohne die vorhergehenden Schichten und Ge-Schichten. Schichten und Ge-Schichten. Und diese verschiedenen Ge-Schichten sprechen, in derselben Sprache wie ein Baum, zu uns vom Wesen der Zeit. Die Säulen sind gleichzeitig die Säulen der Geschichte. Sie sprechen vom Vergehen der Zeit, die Ezra Pound, ein berühmter amerikanischer Dichter, einmal auf folgende Weise beschrieben hat: We do NOT know the past in chronological sequence. It may be convenient to lay it out anesthetized on the table with dates pasted on here and there, but what we know we know by ripples and spirals eddying out from us and from our own time . Die Spiralen, von denen hier die Rede ist, sind wie die Jahresringe der Bäume oder das Schicksal verschiedener Flüssigkeiten, die in einer Kaffeetasse zusammengerührt werden.

— Kssss!

Ein Geräusch dicht neben ihm, als hätte sich jemand verbrannt. Walter drängte ein paar Menschensäulen auf die Seite, dann sah er ihn. Er sah wirklich gut aus. Er stand neben Franz, das war Pech, denn so würde sich nur ein doppelt peinliches Gespräch ergeben. Er hatte abgenommen. Er war — man musste es zugeben — wirklich hübsch. Walter war der einzige in der Menschenmenge, der gegen den Strom schaute. Fast spürte er so etwas wie Gegenwind.

— Meine Damen und Herren, lassen Sie mich also wiederholen: Diese Säulen verkörpern die Zeit, besonders natürlich die Vergangenheit. Das Problem der Vergangenheit ist allerdings eine äußerst verführerische und gefährliche Illusion, nämlich die Annahme, man könne sie deuten. Im Falle meiner Säule, der betretbaren Litfaßsäule, ist es allerdings so, dass der Hohlraum ein in jedem Fall subversiver Ort bleibt, der nicht so leicht gedeutet werden kann. Der Sessel darin und dazu das Bild an der Wand mit dem in comichafter Leichtigkeit über eine Wasserfläche steuernden Schiff — was bedeuten sie? Natürlich stellt sich jeder von uns diese Frage. Aber es ist eine Frage, die nicht beantwortet werden kann, auch so etwas gibt es, eine Frage wie ein leerer Handschuh, der das Gebärdensprache-Zeichen für Wie bitte? macht — mit anderen Worten: eine Falle. Wenn die Litfaßsäule geschlossen wird, ist es drinnen vollkommen dunkel. Natürlich haben wir daran gedacht, im Inneren eine Lampe zu installieren. Doch diese wird ausschließlich –

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