Michael Köhlmeier - Abendland
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- Название:Abendland
- Автор:
- Издательство:Hanser
- Жанр:
- Год:2007
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"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.
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Das Zusammentreffen mit seiner ehemaligen Professorin verwirrte ihn. Sie war eine gebrochene Frau, aber sie hielt noch ihre Scherben zusammen. Was sie erzählte, führte ihm, der sich gerade anschickte, das Leben leichtzunehmen, deutlich vor Augen, wie schwer das Leben in Deutschland inzwischen geworden war.»Daß nämlich die Witzfiguren, über die meine Freunde und ich in Göttingen und später in Wien trotz ihres brachialen Auftretens immer nur gelacht hatten, offenbar sehr erfolgreich darangingen, ihre wahnsinnigen Ideen umzusetzen. «Frau Dr. Noether, Jüdin und linke Sozialdemokratin, hatte bereits 1933 Deutschland verlassen, sie lehrte als Gastprofessorin am Bryn Mawr College in Pennsylvania und forschte zusammen mit einigen ihrer jüdischen Kollegen aus Göttingen und anderen deutschen Universitäten in Princeton am Institute for Advanced Study.
Dieses Treffen war in mehrerer Hinsicht bemerkenswert, wenn man Carls weiteres Leben betrachtet. Vor allem aber lernte er bei dieser Gelegenheit Abraham Fields kennen; und wenn er auch mit dem einen oder anderen Gast dieses Abends in den weiteren Jahren intensiver zu tun hatte als mit ihm — Abe wurde sein Freund, und er blieb es bis zum Ende. Mr. Fields war damals vierundzwanzig, studierte Psychologie, lebte in New York und war — Jazzfan. Mit ihm zusammen streifte Carl in den folgenden Monaten durch Manhattan, von den Clubs entlang des Hudson ab der 42. Straße aufwärts bis zu den Tanzpalästen oben in Harlem. Abe, der Ekstatiker, weckte in Carl die so lange vermißte Begeisterung — aber es war nicht mehr die, die sich an den eigenen Möglichkeiten berauschte, sondern die Begeisterung des Sammlers, des Zuhörers, des Betrachters, des Lesers, des Genießers; Begeisterung nicht in der Tätigkeitsform, sondern in der Leidensform.
«Eines Abends«, erzählte Carl — da standen wir immer noch vor Margaridas Grab, und der Föhn ließ uns beide ein bißchen Glück atmen —»bin ich zusammen mit Abe und jener jungen Journalistin hinauf zur 125. Straße gefahren, in ihrem Wagen, ein schöner Wagen, sehr gut geeignet zum Angeben, denn wenn man in diese Gegend kam und nichts zum Angeben hatte, war man nichts. Abe hatte zwei Karten, und die Journalistin, eine lästige Person, hoffte, sie werde an der Abendkasse noch eine bekommen. Chancenlos. Eine Karte hatte im Vorverkauf nicht mehr als 5 °Cent gekostet, und auf der Straße vor dem Club wurden 50 Dollar dafür geboten, aber auch für 100 Dollar hätte einer seine Karte nicht hergegeben. Es war im April 1935, Freitag, der 19. April 1935. So ein Datum vergißt man nicht: Im Apollo Theatre trat Billie Holiday auf. Dieser Abend krempelte alle Vorstellungen um, die ich mir von Musik gemacht hatte. Ich hatte Brahms geliebt? Nach diesem Abend bedeutete er mir nichts mehr. Ich hatte Bach angebetet? Von diesem Abend an lösten die Goldberg-Variationen in mir nur noch Nervosität aus. Beethoven hatte mich innerlich erhoben? Von nun an fand ich ihn aufgeblasen und falsch. Nicht einmal meinen geliebten Schubert ließ ich noch gelten. Sie alle, schien mir, erzählten Ideologie. Weißt du, was ich damit meine? Sie erzählten mir mit ihrer Musik, wie sich Gott den Menschen vorstellt oder wie sich der Teufel den Menschen vorstellt. Oder wie sich der Mensch den Menschen vorstellt. Aber sie erzählten mir nicht, wie der Mensch ist. Sie führten mir nicht den Menschen vor, sondern Ideale, Ideen, Dämonen. Es war Musik von Göttern für Götter oder von Übermenschen für Übermenschen oder von Marsianern für Marsianer. Aber die Lady … — Ich hatte keine Ahnung gehabt, was auf mich zukommt. Abe wollte mich überraschen. Die Journalistin wußte hingegen genau, was geboten wurde, und sie erwartete, daß einer von uns beiden ihr seine Karte überließ. Abe schaute einfach nur geradeaus, reihte sich in die Menschenschlange vor dem Eingang ein und ließ sich den Regen in den Kragen rinnen. Ich habe zu ihm gesagt: ›Abe, tut mir leid, es war sehr freundlich von dir, daß du eine Karte für mich besorgt hast, aber ich glaube, ich muß …‹ Weiter bin ich nicht gekommen. Er trat mir mit dem Absatz auf den Fuß. ›Sei einfach still und stell dich hinter mich‹, zischte er. Und ich flüsterte zurück: ›Abe, ich möchte mich nicht unhöflich gegenüber der Dame benehmen.‹ Und er sagte so laut, daß es die Dame hören konnte: ›Du wirst diesen Abend dein Leben lang nicht vergessen. Das ist es wert, einmal kein Gentleman gewesen zu sein.‹ Die Journalistin hat sich auf ihren Absätzen umgedreht und ist davon ohne ein Wort. Und Abe und ich haben uns Billie Holiday angehört. Und das war es weiß Gott wert, einmal kein Gentleman gewesen zu sein, und ich bin Abe dankbar, daß er den grausamen Part, die Dame zu vertreiben, übernommen hat. Zweitausend Menschen waren in dem Saal. Die eine Hälfte hat Tabak geraucht, die andere Hälfte Marihuana. Ich hätte die Luft anhalten müssen, um nicht high zu werden. Duke Ellington dirigierte vom Klavier aus sein Orchester, und Billie Holiday sang. Die beiden wirkten zu dieser Zeit gemeinsam in einem Film für die Paramount Studios draußen in Long Island mit. Mir war nicht im entferntesten klar, was für eine Sensation es war, sie gemeinsam auf einer Bühne zu sehen. Duke Ellington kannte ich natürlich, von Billie Holiday hatte ich noch nie etwas gehört, sie stand ja erst am Beginn ihrer Karriere. Sie trat auf die Bühne, und die Scheinwerfer wurden grün. So ein langsamer Gesang! Sie schleppte sich hinter dem Beat her, jede Betonung verzögerte sie, wurde sogar immer langsamer dabei, geriet für mein im Jazz ungeschultes Gehör völlig aus dem Rhythmus, und erst wenn sie den letzten Ton einer Phrase sang, den sie lange ohne jede Modulation aushielt, bevor sie ihn in Schwingungen versetzte, erst dann fing sie den Schlag auf und war wieder im Rhythmus angekommen. Mit ihrem letzten Atem holte sie sich den Takt zurück. Jedesmal ein Sieg gegen die Verzweiflung, die ja bekanntlich eine Hydra ist. — Und weg war mein Trübsinn! Weg meine Langeweile! Hier wurde mir ein neues Elixier angeboten: Jazz. Und ich mußte nichts dafür geben. Ich hatte nicht mehr den Drang, etwas geben zu müssen. Auch nicht mehr den Drang, etwas sein zu müssen. Nehmen! Nehmen! Nehmen! Der Jazz brachte die Leute um, er war gefährlich, er war ein Abenteuer. Als Lester Young am Ende ins Krankenhaus gebracht wurde, faßten die Ärzte seinen Zustand in ein Wort: Jazz. Wer Jazz sagte, meinte auch Marihuana, Alkohol, Barbiturate, Heroin, Kokain. Und dieses Zeug war ja auch gut. Jedenfalls das Kokain. Der Jazz war das Blut, das Odysseus vor der Pforte zum Hades ausgießt, damit sich die grauen Seelen etwas frische Farbe ansaufen. So eine graue Seele war ich. Ich hatte das dringende Gefühl, falsch gelebt zu haben. Dringend und drängend. Drängend, weil ich dieses falsche Leben so schnell wie möglich hinter mich bringen wollte. Jazz war der andere Weg. Der Genius hat sich auf meiner Bank nicht niedergelassen, er hat sich’s vielleicht überlegt, aber er ist schließlich doch weitergezogen — oder — geflogen, ich weiß ja nicht, welche Art der Fortbewegung der Genius vorzieht. Nun war ich neunundzwanzig, und es gab für mich nicht mehr viel zu hoffen. Eines wurde mir klar, während vorne auf der Bühne ein Mensch mit Gesang vorführte, wie der Mensch ist, — nicht, wie sich ihn irgend jemand vorstellt — nicht, wie er sein soll , und auch nicht, wie er nicht sein soll —, sondern: Wie er ist . Nämlich dieses wurde mir klar: Meine Träume sind abgelaufen. Die Zeit nach dem dreißigsten Lebensjahr verbringt der Mathematiker damit zu beweisen, was ihm davor zugefallen ist. Mir war nichts zugefallen. Ich hatte versucht, die Riemannsche Vermutung zu beweisen, und das ist mir nicht gelungen. Gut, das ist auch keinem anderen gelungen, bis heute nicht. Kann sich einer eine Million Dollar damit verdienen. Kriegt er den Abel-Preis. Ich gönn’s ihm. Ich glaube allerdings nicht, daß einer das herbringt. Was für eine edle Gelbrübe vor der Nase so vieler Esel! Sollte es tatsächlich eines Tages jemandem gelingen, etwas Triftiges über das Auftreten der Primzahlen auf dem Zahlenstrahl vorzulegen, wird er den Beweis unter anderem auch auf meine Arbeiten aufgebaut haben — vielleicht aber auch nicht. Und wenn schon! Wird aus der Riemannschen Vermutung eben das Riemannsche Theorem. Aber wo bleibt der Name dessen, der bewiesen hat? Mir wäre lieber gewesen, ich hätte eine Candorissche Vermutung aufgestellt als die Riemannsche oder die Goldbachsche Vermutung bewiesen. Und ich habe nie einen Mathematiker getroffen, dem es nicht ebenso ergangen wäre. Der Beweis wird aus Schweiß und Fleiß zusammengeknetet. Daran war mir nie gelegen. Das Genie reißt eine Vermutung auf! Und anschließend kommen die Ameisen. Mittelmaß ist nicht einfach nur ein bißchen weniger, es ist gar nichts — in der Mathematik nichts, in der Musik nichts, in allen Künsten nichts. Im Geschäftsleben dagegen spielen solche Überlegungen keine Rolle. Geld ist Quantität, ist immer nur Quantität, ist sogar der Inbegriff von Quantität. Ist nie Qualität. Ein bißchen weniger ist auch etwas. Geld läßt sich zählen. Genie nicht. Hätte ich mir wie der Baron Napier einen schwarzen Mantel überziehen und einen schwarzen Hahn auf die Schulter setzen und Logarithmen murmelnd durch mein schottisches Schloß schlurfen sollen, abgesehen davon, daß ich kein schottisches Schloß besaß? Ich, ein Kauz? Nein, sicher nicht! Ich wollte nicht für eine Idee leben, sondern die Früchte derer genießen, die für eine Idee gelebt hatten. Was für ein köstlicher Unterschied! Ich wollte Geld verdienen, so viel Geld, daß ich mir alles leisten konnte, was mich begeisterte. Auf jeden Fall genug, um den Idioten dieser Welt jederzeit aus dem Weg gehen zu können. Ich, Professor an einer österreichischen oder gar einer deutschen Universität? Nein, nein! Man soll sich mit dem Staat nicht einlassen, mit keinem Staat, man soll keinen Beruf ergreifen, der einen in die Situation bringt, sich von irgendwelchen brutalen Dummköpfen etwas vorschreiben zu lassen, die einen davonjagen oder erschlagen, wenn man ihrem hanebüchenen Blödsinn nicht applaudiert. Ich wollte keine Schmerzen haben. Es war damals ein bißchen modisch, Schmerzen zu haben. Die Lady auf der Bühne hatte Schmerzen. Sie zeigte nicht Schmerzen, sie hatte Schmerzen. Und ihre Schmerzen haben mich von meinem Ehrgeiz und von meinem Trübsinn und meiner Langeweile erlöst. Genauso war es. Wenn ich an ihre Stimme denke, kommt mir vor, als wären alle ihre Songs langsame Songs. Was ja nicht stimmt. Zum Beispiel Them There Eyes ist ein swingendes Stück, flott, fröhlich, das hüpft so dahin. Aber kaum ist das Stück zu Ende, denke ich, es war ein langsames Stück. Das ist doch merkwürdig. Ich kann mir den Schmerz nur als etwas Langsames vorstellen. Them There Eyes hat sie an diesem Abend gesungen und If the Moon Turns Green und The Man I Love . Wenn ich eine CD von ihr höre, singe ich mit, heute noch. Ich kenne den Ton, den sie erreichen will, ich höre, wie schmerzvoll es für sie ist, diesen Ton zu erreichen, und auch wenn ich eine Nummer schon hundert Mal gehört habe, bange ich jedesmal wie um das Leben des Akrobaten auf dem Hochseil. Aber ich bin es nicht, der balanciert, verstehst du. Ich bange nur. Ich bange mit Begeisterung. Ich besitze eine Aufnahme von Them There Eyes , allerdings aus dem Jahr 1939, mit Charlie Shavers, den ich für den vollkommenen Trompeter des Swing halte, er hat ja auch getanzt, und das merkt man, er kann die Trompete spielen wie eine Piccoloflöte. Hör dir an, wenn er sie mit dem Dämpfer spielt. Wenn Frau Mungenast gegangen ist, werden wir es uns bequem machen, ich hätte gern, wenn du dir ein paar Bratäpfel ins Rohr schiebst, du brauchst sie ja nicht zu essen, wenn du nicht willst, nur damit wir sie riechen, obwohl dieser Geruch eher an das Ende eines Jahres paßt als an den Anfang, und anschließend hören wir uns ein paar Nummern von der leidenden Lady an und hören uns an, wie der Föhn vom Patscherkofel herunterdonnert, und hören uns Them There Eyes mit Charlie Shavers an. Und übrigens, was das Tremolo betrifft, das dein Vater von ihr abgeschaut hat: den Ton geradestehen lassen, ihn einfach vorzeigen, wie er ist, das halten nicht viele aus, weil man sich dabei blamieren kann, und erst sehr spät, sehr, sehr spät in die Wellenlinie übergehen, den Ton flattern lassen wie ein kleiner Vogel seine Flügel und ihn schließlich in einem Haken enden lassen. Dein Vater hat seine Soli immer weit oben auf dem Griffbrett gespielt, damit er den letzten Ton über die volle Länge des Griffbretts herunterschleifen konnte, das hat geklungen, wie wenn eine Katze faucht und zuschlägt. Billie Holiday aber formte aus dem Ende des Tremolos den Schnabel eines Raubvogels.«
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