Michael Köhlmeier - Abendland

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Abendland: краткое содержание, описание и аннотация

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"Wenn du dich als Achtjähriger, als Dreizehnjähriger, als Sechzehnjähriger denkst, erkennst du dich in ihnen wieder?"
"Ja. Und sehr gerne dazu."
"Gibt es einen Lebensabschnitt, in dem du dir fremd vorkommst?"
"Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ein bisschen fremd. Gestern und vorgestern sehr fremd."
"Glaube, Liebe, Hoffnung. Welche Reihenfolge?"
"Liebe, Hoffnung, Glaube. Wenn ich den anderen dabei zusehe."
"Bei dir selber?"
"Keine Ahnung. Ich denke, das gilt nur bis sechzig oder siebzig. Bei den Auserwählten vielleicht etwas länger." Er lacht.
"Was ist das Größte, das du in deinem leben vollbracht hast?"
Keine Antwort darauf.
"Abendland" ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Generationenroman. Mit großer erzählerischer Kraft wird dargestellt, wie die unterschiedlichsten Menschen jenseits der politischen und historischen Wechselfälle aufeinander angewiesen sind und aneinander hängen, warum sie sich gegeneinander auflehnen und wie sie dann doch ihren Frieden schließen. In einem bewegenden Panorama des 20. Jahrhunderts werden die großen historischen Sündenfälle und die kleinen privaten Reaktionen darauf beschrieben. Ein solches Buch hat es in der deutschen Literatur schon lange nicht gegeben.

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Carl fuhr nach Göttingen und besuchte seine Tanten. Franziska Herzog war krank, ihre Tochter Kuni pflegte sie. Sie wußten gut Bescheid über Edith Stein, nahmen aus der Ferne Anteil an ihrem Leben, soweit das für sie möglich war.»Sie hat uns sehr geholfen«, sagten sie. Viele Jahre später, als der Seligsprechungsprozeß eingeleitet wurde, besuchte ein junger Dominikanerpater die inzwischen hochbetagte Kuni Herzog und befragte sie im Auftrag der Kongregation in Sachen Heiligsprechung über die Zeit, als sie sich Nachhilfeunterricht in Philosophie hatte geben lassen. Er brachte ihr die Autobiographie von Edith Stein mit — Aus dem Leben einer jüdischen Familie . Da erfuhr sie, daß ihre junge Lehrerin damals nicht weniger verzweifelt gewesen war als sie selbst und ihre Mutter.»Ich konnte«, las sie,»nicht mehr über die Straße gehen, ohne zu wünschen, daß ein Wagen über mich hinwegführe. «Kuni Herzog schickte das Buch zusammen mit einer Abschrift des Interviews an Carl.

Drittes Kapitel

1

Nach drei Wochen verließ ich Carl mit dem festen Vorsatz, unverzüglich mit der Arbeit an seiner Lebensgeschichte zu beginnen. Einige Seiten hatte ich noch während meines Besuchs niedergeschrieben (mit der Hand), mich aber doch nicht entschließen können, sie ihm vorzulesen; zumal es sich lediglich um die nur wenig redigierte Abschrift von meinem Diktiergerät handelte. (Später ließ ich das Gerät übrigens nicht mehr mitlaufen — außer einmal noch, als er mich ausdrücklich darum bat; weil er, wie er sagte, mich nicht in die Verlegenheit bringen wolle, das Erzählte in eigene Worte fassen zu müssen.) Zu Hause in Wien war ich zu erschöpft, um mich gleich an den Schreibtisch zu setzen.

Ich hatte mir zuviel zugemutet. Am Morgen unter der Dusche wurde mir schwindlig, so daß ich mich auf den Boden setzen mußte. Ich hatte nicht die Kraft, das Wasser abzudrehen, und atmete flach und starrte auf die Fugen zwischen den Kacheln und konzentrierte mich darauf, mich nicht zu übergeben. Der Tag begann, gleich war Mittag und schon Nachmittag und Dämmer. Eine Stunde lang spielte ich auf der Gitarre, das lenkte mich ab. Oder ich spazierte durch die Stadt, das half auch ein wenig; oder am Donaukanal entlang; oder ein Stück die Praterallee hinauf und wieder hinunter. Zwei Herren und eine Dame, hoch in den Siebzigern alle drei, verwahrt in gefütterten Wildledermänteln, überholten mich, verlangsamten aber bald ihren Schritt und fielen zurück, und als ich zu ihnen aufgeschlossen hatte, paßten sie sich meinem Tempo an, so daß wir in gleicher Höhe nebeneinander auf der Mitte der Allee gingen. Aus ihrem Gespräch konstruierte ich mir eine Affäre zu dritt, die vielleicht schon ein halbes Jahrhundert zurücklag. Oder ich fuhr mit der U4 hinaus nach Schönbrunn und streifte ziellos durch die Gärten, in denen sich die ersten Blätter lindgrün entfalteten — es war, als löste sich bei ihrem Anblick das Eisenband um meine Brust, aber wenn ich den Blick abwandte und weiterging, zog sich das Band wieder zusammen; oder ich schlich bei Dunkelheit durch die Gassen des vierten und fünften Bezirks, in den Manteltaschen zur Sicherheit zwei Einlagen (Tena Lady Normal, die mir Carls Krankenschwester, Frau Mungenast, empfohlen und besorgt hatte). Ich kaufte bei Virgin auf der Mariahilferstraße eine CD von Wes Montgomery mit einer Aufnahme von Heartstrings , weil Carl und ich dieses Stück so oft gehört hatten. Zu Hause schaltete ich den Player nach ein paar Takten ab, die Musik riß ein Loch in mir auf. Ich verspürte ein Gelüst nach Delikatessen, aber das erwies sich nicht als ein Aufbrechen wiedergewonnener Sinnesfreude, sondern als ein querulantisches Pochen auf Revanche —»Das steht mir jetzt bei Gott zu!«—; und egal, was ich mir auf dem Naschmarkt oder beim Schönbichler oder beim Meinl am Graben oder in dem dämlich teuren neuen Feinschmeckergeschäft hinter dem Stephansdom einpacken ließ, mehr als zwei Bissen brachte ich nicht hinunter. Ich war mutlos und sank von Stunde zu Stunde tiefer in Trübsinn und Einsamkeit, und die Angst, der Krebs könnte doch nicht restlos entfernt worden sein, meldete sich wieder. Vor dem Schlafengehen durchforschte ich den Tag nach Spuren jener Weisheit, die angeblich in der Krankheit liege und die Einsichten von lang wirkender Dauer und großer Erklärungskraft mit sich bringe. Nichts.

2

Ich hätte Evelyn anrufen können. Ich hätte sie anrufen sollen. Ich wußte, sie wartete auf ein Zeichen von mir. Ich tat es nicht. Legte den Hörer wieder auf. Ich fürchtete und hoffte zugleich, ihr zufällig auf der Straße zu begegnen; daß sie, die Hände in den Hosentaschen, den Kragen ihres metallblauen, gesteppten Blousons aufgestellt, sich nahe an der Hauswand haltend, mit ihren ausladenden Männerschritten auf mich zukam — hochgewachsen, athletisch, gerade wie ein Maibaum; schwarz überfärbte, mit Pomade glänzend geringelte, enge Locken; ein Lippenpaar, das sich in scharfen Winkeln traf, darüber ein dunkler Schimmer Flaum; mediterraner Teint, an den Wangen gesprenkelt von zart ockerfarbenen Aknenarben aus der Zeit von Rudolf Kirchschlägers und Ronald Reagans Präsidentschaften —; daß sie zwei Finger an die Schläfe hob und sie mir zum Gruß entgegenschleuderte, ein schiefes Matrosengrinsen im Gesicht.

Als Kind habe sie heftig gestottert, erzählte sie mir. Ihre Mutter (Vater gab es keinen) habe, als sie noch nicht lesen und schreiben konnte, mit ihr zusammen ein Stottertagebuch geführt. Einmal in der Woche sei sie beim Logopäden gewesen, dort habe sie gelernt, daß sich das Stottern verringere, wenn sie flüstert. Das habe ihr Sicherheit gegeben. Als sie in die Schule eintrat, verschwand das Stottern restlos. Sie habe allerdings immer gewußt, daß sich der Feind nur zurückgezogen, daß er aber nicht ihr Haus verlassen habe. Und tatsächlich, mit Zwanzig fing es wieder an. Sie begab sich abermals zum Logopäden, inzwischen wußte man mehr über die Balbuties, sie leide an einer latenten klonischen Form, hieß es. Sie schloß sich einer Selbsthilfegruppe an, in der jeden Dienstagabend gemeinsam gesungen, gesprochen und geflüstert wurde. Nach einem Jahr hatte sie ihr Leiden im Griff. Wenn sie aufgeregt ist, kann es geschehen, daß sie bei manchen Startlauten hängenbleibt. Dann senkt sie ihre Stimme zu einem Flüstern, und es ist vorbei. Wenn das Flüstern versagt, wechselt sie die Methode und redet gegen das Stottern an.»Das ist, wie wenn man mit Nitroglycerin eine brennende Ölquelle löscht«, erklärte sie mir.

Ich ging durch die Franzensgasse, vorbei am Haus Nummer 17, kehrte um, aber ich drückte nicht auf den Klingelknopf neben ihrem Namen. Bevor ich nach Innsbruck in die Klinik gefahren war, hatte ich zu ihr gesagt:»Wir wollen es lassen. «Sie hatte genickt und sehr ernst korrigiert:»Wir tun so, als ob wir es lassen.«»Nicht als ob«, hatte ich gesagt,»es gilt.«»Du wirst sehen, es gilt nicht«, beharrte sie.»Wenn du wieder zurück bist, ist alles gut, und du rufst mich an. «Ich wußte natürlich, was sie dachte. Er hat Angst, impotent zu werden, dachte sie, er rechnet damit, weil er einer ist, der immer mit dem Schlimmsten rechnet und immer Vorkehrungen treffen will für den Fall, daß das Schlimmste eintritt. — Das» Schlimmste «war nicht eingetreten, die Nervenstränge waren erhalten geblieben.

Evelyn arbeitete als Kuratorin im Haus der Fotografie. Die vorangegangenen eineinhalb Jahre hatte sie damit zugebracht, eine Ausstellung über das» Wien der Jahrhundertwende «vorzubereiten. Je intensiver sie sich damit beschäftigte, desto weiter dehnte sie den Begriff der Wende aus, so daß schließlich in Klammern neben den Titel» von 1889 bis 1916«gesetzt wurde, vom Selbstmord des Kronprinzen Rudolf in Mayerling bis zur Ermordung des österreichischen Ministerpräsidenten Graf Stürgkh durch Friedrich Adler. Aber auch das genügte ihr nicht; eine Ausstellungswand sollte zudem mit» Vorgeschichte«, eine andere mit» Nachgeschichte«übertitelt werden. Im Ganzen umspannte das Projekt also fast achtzig Jahre. Ihre Redlichkeit und ihre Gewissenhaftigkeit begeisterten mich, und ich war es schließlich, der sie bat, ihr bei der Auswahl der Fotos helfen zu dürfen. So saßen wir manchmal bis spät in die Nacht hinein in ihrem Büro und breiteten Hunderte Bilder über ihren Schreibtisch, betrachteten sie unter der Lupe, notierten Registriernummern, bewegten uns im Geist durch die Straßen und Jahrzehnte — von» Klein Venedig «im Prater während der Weltausstellung zur Einweihung der Votivkirche (die fremd und spielzeughaft wie angeliefert auf dem freien Feld stand), von den Verrohrungsarbeiten des Wienflusses beim Karlsplatz zum Trauerzug für Kaiserin Sisi (zum Thema Sisi plante Evelyn einen eigenen Schrein, der nach der Ausstellung in die Schausammlung des Hauses aufgenommen werden sollte), von fleckigen Bildern mit hohläugigem Kinderelend aus den Vorstädten zu einer elfenzarten Aufnahme von Schloß Bellevue, wo Sigmund Freud, wie aus der Bildlegende zu entnehmen war,»am 24. Juli 1895 zum erstenmal einen Traum vollständig gedeutet hatte«. Erst war die Ausstellung als ein schlankes Überbrückungsprojekt gedacht gewesen, aber unter Evelyns uneitlem Diktat hatte sich die Verlegenheitslösung schließlich zu einer Paradeschau entwickelt. Eines Tages stand sie breitbeinig mit Hüftknick vor meiner Tür und sagte kaugummikauend:»Es gibt einen Katalog, und zwar keinen kleinen!«Ich stellte meine eigenen Arbeiten zurück, und wir begannen, die Texte zu formulieren; Evelyn schrieb an einem einleitenden Essay, ich übernahm die Bildunterschriften — etwa die Hälfte stammte von mir, die andere Hälfte schrieben wir gemeinsam. Irgendwann, es war im Spätsommer und schon zwei Uhr in der Nacht, saßen wir draußen vor dem Haus der Fotografie auf einer der Parkbänke, Evelyn rauchte.»Es wäre doch schade«, sagte sie,»wenn die Ausstellung nur in Wien gezeigt würde. Sie müßte auch in anderen Städten zu sehen sein. Zum Beispiel in Moskau. Die Moskowiter sind verrückt nach Fotos. «Am nächsten Tag sprach sie mit dem Direktor, der erklärte im Handumdrehen die Idee zu seiner eigenen und setzte, wie er es nannte,»das Werkl in Gang«. Heraus kam eine Schildbürgeriade. In Folge» bürokratischer Sachzwänge«, von denen jeder einzelne von wahrhaft kakanischer Absurdität war, wurde die Ausstellung zu guter Letzt gar nicht in Wien gezeigt, sondern exklusiv in Moskau.

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