Ingo Schulze - Neue Leben

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Warum will er nicht in einer Welt leben, die halbwegs angenehm ist, warum immer kämpfen, leiden, sterben? Du, mein Heinrich, wirst Du sagen, müßtest es doch selbst am besten wissen? Weil es Leuten wie Roland nicht darum geht, in einer schönen Welt zu leben, sondern produktiv zu bleiben. Dafür nehmen sie alles in Kauf, Revolution, Chaos, Tod. Deshalb muß Roland auch im 9. November ein Werk der Konterrevolution sehen. Wie sollte er sonst weiterschreiben? Nun können sie wieder ihre Budjonny-Mützen 178aufsetzen. Man denkt, Leute wie Roland müßten unendlich verzweifelt sein, weil die Geschichte sie um hundert Jahre zurückgeschleudert hat, weil ihr ganzes proletarisches Tschingderassa, all die Millionen Opfer, die sie anklagend auf ihren Fahnen trugen, nun genauso sinnlos werden wie jene Millionen Opfer, die im Namen ihrer eigenen Götzen gemordet worden sind. Aber so ist es nicht. Seine Augen leuchten heller denn je. Sind sie Narren? Wirrköpfe? Egal was mit der Welt geschieht — an ihrer göttlichen Mission halten sie fest. Verzeih, ich wiederhole mich. Roland und seine Genossen sind einfach lästig. Ja, ich empfinde größte Genugtuung, daß ihnen nun kurzerhand der Hahn abgedreht wird und sie sich, wie alle anderen, nach einer Arbeit umsehen müssen. Wir grüßen die Genossen der Deutschen Kommunistischen Partei ein letztes Mal! Nur nicht zuviel Ärger, nur nicht zuviel Kraft und Gefühl an sie verschwenden. Alles, was sich auf sie bezieht, selbst wenn man ihnen vor die Füße spuckt, deuten sie als Zeichen der Aufmerksamkeit. Roland hat vollkommen recht, wenn er in mir einen Reaktionär sieht. Ist es nicht herrlich, sich ans Faktische zu halten, zu schweigen, zu lächeln?

Wieviel weiß er denn über uns?

In Liebe, Dein H.

PS: Mit Deinem Freund Barrista hat er sich komischerweise bestens verstanden; Barrista nennt Lenin und Luxemburg Terroristen, für Roland sind sie Revolutionäre. Aber in ihren» Analysen «waren sich Roland und Barrista einig und gaben die Schuld am Übel der Welt den deutschen Reaktionären, die sich immer erst selbst das erschaffen, wogegen sie dann zu Felde ziehen.

Bei Roland bin ich mir allerdings nie sicher, ob er uns nicht über den Haufen schießen würde, falls das im Namen der Revolution von ihm gefordert würde. Bei Barrista besteht da wohl keine Gefahr.

PS II: Ich habe von Mamus geträumt. Sie ist auf Kur, und ich soll die Wohnung renovieren. Es ist aber nichts vorbereitet, nicht mal die Bilder hat sie von der Wand genommen. Ich suche überall nach Bürsten, Eimern, Farben. Vergeblich. Im Keller dann finde ich die Utensilien vom Maler Neudel, die er mir beim letzten Mal zum Auswaschen gegeben hat, aber die Farbe im Topf ist steinhart, ein Rundpinsel steckt darin fest. Als ich versuche, die Schrankwand in Richtung Zimmermitte zu schieben, fällt die georgische Vase herunter. Mamus fängt sie mit einer Hand auf wie bei diesem Bierdeckel-Kunststück. Sie will wissen, was ich da mache. In dem Moment merke ich, daß ich mich getäuscht habe. Die Frau, die mir gesagt hat, ich solle renovieren, war gar nicht Mamus. Schau dich nur um, sagt Mamus und deutet mit einer sehr erhabenen Geste auf die Wände. Die Wände sind tatsächlich weiß, ganz frisch weiß. Und draußen, sie weist zum Fenster, liegt überall Schnee. Er leuchtet so grell, daß das Haus gegenüber unsichtbar wird. Mamus schickt mich vor den Spiegel, damit ich endlich merke, wie ich jetzt aussehe.

Sonnabend, 21. 4. 90

Liebe Nicoletta!

Ich komme mir manchmal so kleingläubig vor. Dann wieder denke ich daran, wie Sie den Taxifahrer ermahnten, sanfter zu fahren. Ich habe jede Ihrer Gesten genossen. Manchmal greife ich mir an die Stirn, als könnte ich dort noch Ihre Hand finden, als Sie fühlten, ob ich Fieber hätte. Und ich sehe Ihre andere Hand, die eilig den Mantel zuknöpft. Das soll schon anderthalb Monate hersein?

Nach den ersten Tagen bei der Armee war klar: Die Hölle sieht anders aus. Darüber war ich froh, davon war ich enttäuscht. Es wurde viel gebrüllt, gepfiffen und herumkommandiert, man beschimpfte und verhöhnte uns, aber das war nur ein plumpes Spiel. Außerdem hat man im Rudel ein dickes Fell. Natürlich war es unangenehm, im Schutzanzug und mit Gasmaske zu rennen oder in Pfützen Liegestütze zu machen. Trotzdem nahm ich zu, denn anfangs hatten wir, die wir Fahrer von Schützenpanzerwagen (SPW) werden sollten, fast nur Polit-Unterricht. Bis auf die Stubenältesten, unsere Fahrlehrer, waren wir alle Neulinge, weshalb sich die Schikanen der höheren Diensthalbjahre in Grenzen hielten. Selbst wenn man Stubendienst hatte, blieb Zeit zum Schreiben oder Lesen.

Vereidigt wurden wir in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Sachsenhausen, in dem, wie man uns lehrte, Antifaschisten aus 18 Ländern ermordet worden waren. Während der Zeremonie sahen wir auf den Obelisken mit seinen 18 auf der Spitze stehenden roten Dreiecken — wie geschaffen, um 18 Monate Grundwehrdienst daran abzuzählen.

Ich versuchte, den Alltag so genau wie möglich festzuhalten. Der Soldatenjargon, jeder Terminus technicus, faszinierte mich.

Als einziger bewahrte ich die Broschüre» Vom Sinn des Soldatseins «auf, die monatlich in einer anderen Farbe erschien. Häufig stenographierte ich Gespräche mit — Dialoge waren meine Schwäche.

Anfang Dezember durften wir für sechs Tage nach Hause, ein sogenannter Erholungsurlaub, der uns einmal pro Halbjahr zustand. Vera und ich fuhren mit einem geborgten Škoda zwischen Meißen und Görlitz nahezu alle Schlösser, Burgen und Kirchen ab. Stundenlang saßen wir dann in irgendeinem Café zwischen älteren Frauen, rauchten und tranken Gin Tonic, falls es den gab.

Statt vor dem Anblick ihres Sohnes in Uniform zu erschrekken, fand meine Mutter mich» ulkig«. Die Beschreibung der Umstände und des Tagesablaufes hatte sie beruhigt. Sie sah ja, wie gut genährt ich war.

Vera jedoch weinte beim Abschied. Ich hatte ihr verboten, mich zum Bahnhof zu bringen, ich wollte nicht, daß sie mich in Uniform sah.

Warum aber schlief morgens kaum einer von uns Neulingen bis sechs? Ich war lange vorher wach, horchte auf die Schritte im Flur, auf das Scheppern des großen Metallrostes am Eingang und hielt mir die Leuchtziffern meiner Uhr vor die Augen, als könnte ich verschlafen. Die Sekunden vor dem Weckpfiff zählte das Zeitzeichen eines laut gestellten Radios.

Draußen, beim Frühsport im Dunkeln, wo mit dem Losrennen eine unglaubliche Furzerei begann, hatte ich diese Unruhe schon vergessen.

War Alarm angekündigt, verschlimmerte sich das morgendliche Warten. Die Offiziere, in voller Montur, dufteten nach Rasierwasser und versperrten uns den Weg zur Toilette, während uns die Unteroffiziere aus den Stuben trieben. Überall schrie, klirrte, schepperte es wie bei einer Treibjagd. Wir rannten hinaus und dann auf der Straße vor den Kasernen bis zum Gebäude des Regimentsstabs und wieder zurück, um schließlich bei einem endlosen Appell unsere Ausrüstung begutachten zu lassen.

Am 13. Dezember 179jedoch riß uns ein Alarm aus dem Schlaf. Diesmal dröhnte das ganze Regiment. Die Unteroffiziere, die nicht schneller als wir in die Sachen kamen, wollten nicht glauben, was passierte, und zögerten, die Waffenkammer zu öffnen. Erst als die Kompanien aus den oberen Etagen ausrückten, machten auch wir uns fertig — und vervollständigten das Chaos auf den Regimentsstraßen. Ich inhalierte die Abgase der Panzer, die auf der Plattenstraße vorüberrasselten. Überall Scheinwerfer, Lärm und Fahrzeugkolonnen. Unseren kalt gestarteten SPW bestieg ich wie eine Arche. Ich spürte weder Furcht noch Auflehnung, nichts, was mich gehindert hätte, an diesem Aufbruch teilzunehmen. Im Gegenteil: Selbst uns, den letzten in der Hierarchie, entging nicht das Grandiose dieses Alarms. Wir hockten unter geschlossenen Luken, spähten zu den Schießscharten hinaus und hofften, ohne Offiziere loszufahren 180. Diesmal waren sie die Hasen.

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