Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Als mir die Chefdramaturgin den Auftrag erteilte, mehrere Kartons mit Textbüchern zum Henschel Verlag nach Berlin zu bringen, willigte ich vor allem deshalb ein, weil ich mir Sorgen um Vera machte. Ich ahnte, was die Maueröffnung für sie bedeutete. Ihre kleinen und großen Lügen würden nun platzen. 337

Als ich Robert einlud mitzukommen, umarmte er mich zum ersten Mal. Nun wollte auch Michaela nach Berlin.

Zuvor jedoch sollte meine Selbstbeherrschung auf die Probe gestellt werden.

Im November brauchte man noch einen Stempel, um über die Grenze zu kommen. Robert begleitete mich zu einer provisorischen Polizeistelle, die in dem Flachbau hinter der Kaufhalle eingerichtet worden war (Michaela hatte es abgelehnt, vor diesen Leuten je wieder als Bittstellerin zu erscheinen).

Da alles tot aussah, hatte ich die Tür für verschlossen gehalten und nur an ihr rütteln wollen, sie dabei aber aufgerissen. Es roch nach Mittagessen. Der Raum, den wir durch eine Flügeltür betraten, war dunkel wie eine Kirche. Nur in der Mitte, über den zusammengeschobenen Schreibtischen, hing eine Lampe, unter der sich die Uniformierten nach vorn beugten, als wollten sie ihre Gesichter verbergen. Tresen und Küchentür waren mit übereinandergestellten Tischen und Stühlen verbarrikadiert.

Ich lief einen Halbkreis, weil mir nicht klar war, von welcher Seite ich mich ihnen nähern sollte. Immer hatte ich einen Rücken vor mir, sah in eine Schublade mit Stempeln, Schlüsselbund und Petschaft. Neben einer Aktentasche glänzte eine metallene Brotkapsel, im Papierkorb lagen zwei Apfelgriebse. Im nächsten Augenblick fürchtete ich, in einen Hinterhalt geraten zu sein. Blond erkannte mich nicht oder tat wenigstens so. Er hob den Arm, seine Hand öffnete sich, ich reichte ihm die Ausweise.

Es war, als erinnerte ich mich an einen Traum. In diesem Moment sahen die beiden anderen Uniformierten von ihrem Blatt auf, und im Schein der Lampe stellte ich fest, daß es sich um Schwarz und den Dicken handelte. Das Trio, zu dem ich mich am 4. November ins Auto gesetzt hatte, war also komplett.

Ich dachte nicht ernsthaft an Flucht. Ich sah nur zur Tür, als müßte dort jemand stehen, der uns den Rückweg versperrt. Ich rief Robert heran.

«Sind Sie schon drüben gewesen?«fragte ich und sah Blond dabei zu, wie er das in meinen Ausweis geklebte Leporello 338bis zur letzten Seite durchsah, als interessierte ihn jeder einzelne Stempel der Grenzkontrollen. Blond stempelte dann seinerseits und faltete alles wieder zusammen. Robert sagte später, ich hätte bezahlt und sogar eine Quittung erhalten, aber daran erinnere ich mich nicht. Mit derselben Geste, mit der er die Ausweise in Empfang genommen hatte, gab Blond sie zurück. Meinen Dank überhörte er wie zuvor meine Frage. Ich ging in Richtung Ausgang. Robert hielt sich neben mir. 339

Tags darauf lieferten wir die Textbücher in Berlin ab und aßen in der Nähe des Henschel Verlags zu Mittag. Wir waren unsere alte Strecke gefahren, also nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte, nach dem dreispurigen Asphaltstück bei Michendorf in Richtung Westberlin abgezweigt. Berlin, ich meine der Osten der Stadt, war nichts weiter als ein Vorraum, in dem man wartete, bis man hinüber in den großen Saal ging. Ich wunderte mich, warum die Kellnerin und der Mann am Tresen weiter hier im Osten arbeiteten, als stünde die Mauer noch. Nachdem wir gegessen und getrunken hatten, fuhren wir auf der Friedrichstraße dem Checkpoint Charlie entgegen, wie Robert es sich gewünscht hatte. Als wir auf die Kontrolle warteten — vor uns standen nur wenige Autos —, begriff ich zum ersten Mal den Sinn des Wortes» checkpoint«. Tscheckpeuntscharlie waren nur Laute gewesen, ein Klang, die Kaugummiblase, die im Augenblick der größten Stille, wenn das Glockenspiel vom Spasski-Turm 340erklang, vor dem Mund zerplatzte. Ich fragte Robert, ob er wisse, was» checkpoint «bedeute. Er wußte es. Michaela sagte, ich solle nicht den Oberlehrer geben. Ausweis, Blick, Ausweis, danke, ab. Kein Blättern nach dem Stempel, nichts. Michaela glaubte, die eigentliche Kontrolle stehe uns noch bevor. Ich bog nach rechts ab. Ich hatte keine Ahnung, wie ich fahren sollte. Wir wollten nach Westberlin, und jetzt waren wir in Westberlin. Verstehen Sie? Westberlin hieß ankommen, im Westen sein, nicht herumirren.

Nach einer Stunde strandeten wir am unteren Ende des Kurfürstendamms, wo ich eine Parklücke fand und wir in einer Bank unser Begrüßungsgeld abholten. Dann liefen wir auf dem Ku’-damm herum, verloren in den Nebenstraßen die Orientierung und landeten auf einer anderen großen Straße mit vielen Geschäften. Dort betraten wir unter Michaelas Führung einen Buchladen, in dem mehrere Stapel eines Romans 341von Umberto Eco vom Fußboden emporwuchsen. Lachen mußte ich, als ich vor einem Supermarkt diese überdimensionierten Einkaufskörbe auf Rädern sah. 342Prompt weckten sie in mir die Lust, einen Vorrat zu erhamstern, um dann tagelang das Haus nicht mehr verlassen zu müssen.

Später fanden wir uns in einem Kaufhaus wieder, in dem es viel zu warm war und wir, unsere Sachen überm Arm, von Etage zu Etage liefen, als suchten wir etwas Bestimmtes. Wir trennten uns für eine Dreiviertelstunde, als Michaela auf die Idee kam, einen Jugendweiheanzug für Robert zu kaufen. Sie händigte mir zwei Fünfzig-D-Mark-Scheine aus und schob Robert vor sich her zur Rolltreppe.

Ich sah ihnen nach, ich hatte keine Lust, eine Dreiviertelstunde allein zu bleiben. Ich dachte: Du bist frei, so frei wie nie zuvor in deinem Leben. 343Mitten in Westberlin konnte ich tun und lassen, was mir beliebte.

Am interessantesten fand ich die Haushaltswaren, die Kaffeemaschinen, Töpfe, Bestecke und Korkenzieher, aber es gab auch Utensilien, deren Bestimmung ich gern erfragt hätte. Ich wollte mir unbedingt etwas kaufen. Etwas für mich allein. Plötzlich hatte ich die fixe Idee, das Geld wäre verloren, wenn ich es nicht sofort ausgäbe. Jedenfalls suchte ich händeringend nach dem idealen Objekt. Glaubte ich, mich entschieden zu haben, verlor ich bereits im nächsten Moment das Zutrauen. Mal sollte es eine chinesische Teekanne sein, mal eine Windjacke. Mit einem Walkman stand ich bereits an der Kasse, als ich wie einer, der kein Deutsch spricht, gequält-bedauernd den Kopf schüttelte, den Walkman weglegte und floh. Wären Michaela und Robert pünktlich gewesen, hätte ich mit leeren Händen dagestanden. Dann aber, angelockt von einer Menschentraube, begann ich wie die anderen einen quadratischen Kasten voller Handschuhe zu durchsuchen. Ob groß oder klein, alle kosteten dasselbe. Zuerst versuchte ich, in möglichst unberührte Regionen vorzudringen, und fischte auf dem Boden, förderte aber nur Plunder zutage, Kinderhandschuhe oder einzelne Exemplare, von denen mir einer aus schwarzem Leder wie angegossen paßte. Ich behielt ihn an und suchte nach dem zweiten, doch vergeblich. Schließlich überwand ich meinen Widerwillen und zog auch jene in Betracht, die gerade von anderen zurückgeworfen worden waren. Das Anprobieren bereitete Schwierigkeiten, weil die Handschuhe paarweise auf Höhe der Handgelenke aneinandergenäht waren. War das Kunststück vollbracht, hatte man sich selbst gefesselt. Ich entschied mich für ein dunkelblaues Paar mit rotgrünkariertem Futter und lief, wie in Handschellen geschlagen, zur Kasse.

«Ich denk, du magst keine Handschuhe«, sagte Michaela.»Weil ich keine hatte«, sagte ich. Robert trug eine Plastetüte, die so geschickt geschnitten war, daß es nicht hineinregnen konnte. Michaela eröffnete mir, nur noch eine D-Mark zu besitzen, dafür aber seien wir die Sorge um Roberts Jugendweiheanzug los.

An einem Imbißwagen spendierte ich uns Currywurst. Das verbesserte die Stimmung.

Danach wählte ich Veras Nummer. Zum ersten Mal benutzte ich ein Tastentelephon und fühlte mich wie in einem Film. Ich stieß die Zellentür wieder auf und fragte, wo wir hier überhaupt seien. Michaela lief los, ein Straßenschild zu suchen.

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