Martin von Arndt - Oktoberplatz

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Weißrussland im 21. Jahrhundert. Ein aufwühlendes Buch über die Liebe, über Träume, über Macht und Missbrauch. Weißrussland im Jahr 2004. Präsident Lukaschenka regiert das Land seit zehn Jahren mit harter Hand nach der Devise: »Mehr Ordnung anstelle von Demokratie.« Zeitungen werden verboten, oppositionelle Politiker verschwinden. Die Bevölkerung hat sich mit allem abgefunden, ertrinkt in einer Mischung aus Wodka und Fatalismus. Und Wasil, der Held des Romans, will seine Tante Alezja loswerden – und zwar für immer!
»Oktoberplatz« erzählt von der persönlichen und politischen Frustration, die den 30-jährigen Kulturjournalisten Wasil in Betrügereien, Inzest und Mord treibt.
Ein aufschlussreiches Buch über die letzte Diktatur Europas, über kapitalistische und sozialistische Verirrungen, über das Scheitern des Einzelnen am Kollektiv. Ein Coming-of-Age-Roman, der von den Leiden eines jungen Menschen erzählt, der in postkommunistischen Zeiten seinen Weg ins Leben sucht - und immer wieder gegen ein unverrückbares System anrennt.

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»Angenehmer Zeitvertreib.«

»Was tust du?« fragte Tanja und kam zögerlich näher. »Wonach sieht’s aus?«

»Nach Abschiednehmen.«

»Mit einer Tasse warmer Milch in der Hand? Klar. Soll ich mich auch hinknien? Ich könnte die Milch auf dem Kopf balancieren wie Vater seine Bierflaschen.«

»Und was soll das Geschirrtuch?«

»Gekleckert.«

Tanjas Wangenmuskeln mahlten.

»Nimm es weg, das regt die Mamuschka nur auf.«

Ich zog es, Millimeter für Millimeter zunächst, dann mit einem Ruck von Mutters Nase.

»Mist, wieder kein Kaninchen.«

Tanja schien wirklich zu trauern. Ich wußte nicht, ob um ihren Bruder oder um mich. Doch sie spürte, daß sich mein Bedarf nach Aussprache in Grenzen hielt. Zögerlich sagte sie:

»Wasja…?«

Ich hielt ihr auffordernd die Tasse mit der Milch hin. Sie schüttelte den Kopf.

»Nein… es ist nur… das da ist dein Vater, da, auf dem Tisch. Und das deine Mutter.«

»Da sagst du was! Eine gewisse Familienähnlichkeit…«

Ich blieb allein mit meiner erkaltenden Milch, auf der sich eine Haut zu bilden begann.

Ich hasse Milchhaut.

Den Tag verschlief ich. Abends bemühte ich mich, rasch aus dem Haus zu kommen. Die Beerdigung war auf den nächsten Morgen angesetzt, ein wenig Zeit würde ich hier also noch verbringen müssen, dann läge es an mir, meine neugewonnene Freiheit zu nutzen. Es gab niemanden mehr, der mir Vorschriften machen konnte. Niemand würde mich noch einmal, über meinen Kopf hinweg, irgendwo hinschicken.

Pläne? Nein, Pläne hatte ich keine. Nur vage Ideen. Die Zeit meiner Viererbande im Internat schien mit einem Mal weit weg. Kein Studium in Minsk. Das wußte ich. Mehr wußte ich nicht.

Einstweilen spekulierte ich auf Vaters Geldversteck im Keller, das die Polizei übersehen hatte. Oder übersehen wollte. Alezja war sich sicher, daß Vater sich umgebracht hatte, weil seine Geschäfte aufzufliegen drohten. Offenbar handelte es sich nicht nur um die Perestrojka, die ihm diese Devisen eingetragen hatte. Der Ikonenschmuggel mit dem Westen florierte, die Deutschen waren verrückt nach allem, was auch nur andeutungsweise nach Heiliger Familie aussah (auch wenn die meisten Bilder wohl Fälschungen waren und das einzig alte an ihnen das wurmstichige Holz war, auf das man sie gemalt hatte). Hätte Großmama davon Wind bekommen, das Verdikt wäre gesprochen, der Scheiterhaufen für ihren Ältesten längst entfacht. Sicher war sie ahnungslos, ähnlich ahnungslos wie Mutter.

»Von wegen«, lachte Alezja. Es war ein Lachen, das Empörung war, eines, das sich nicht anders zu entladen wußte. Erst im Beben der Nüstern, im Hochziehen der Augenbrauen sah, hörte, bemerkte ich, was dahinter verborgen lag. Wir lungerten am Polentümpel, der Abend war weit vorgeschritten, ich sah ihr dabei zu, wie sie eine Zigarette nach der anderen rauchte – »hilft sensationell beim Abnehmen« –, und sie mir, wie ich einen Stein nach dem anderen auf der Wasseroberfläche tanzen ließ.

»Von wegen! Kaum hatte die Mamuschka im Internat angerufen, da kam auch schon Onkel Janka. Stundenlang haben sie den Keller durchstöbert. Danach war alles leer.«

Ich überlegte.

»Wahrscheinlich wollten sie die Kohle vor der Miliz verstecken.«

Alezja lachte lauter, explosionsartig.

»Ja natürlich. Vor der Miliz.«

Sie schnippte ihre letzte Zigarette in den Tümpel, dann stand sie auf, tippte mir mit dem Zeigefinger liebevoll gegen die Stirn, und sagte:

»Oder vor dir, mein Trottelchen.«

Alezja ging. Der Tag der Beerdigung kam. Es war windig geworden, südliche Böen, die Krawatten flatterten und die Röcke, der Priester hatte Mühe, seine Worte vor der Brise zu bergen, und, wenn ich recht verstand, entblödete er sich nicht, »Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt« zum Motto der Grablege zu wählen.

Stanislaus Haar war so wenig militärisch kurz wie meines. Als wir die Leichen begossen, fiel es ihm wirr ins Gesicht, von Zeit zu Zeit strich er sich eine Strähne hinter die Ohren. Wir sprachen über Minsk, wohin er zum Studium ging, was bedeutet hatte, an der rechten Stelle die rechte Summe springen zu lassen. In der Hauptstadt zu studieren war ein Privileg, das nur Eliten zukam, Geisteseliten und Geldeliten.

Stanislau war elektrisiert, es schien, als hätte er jetzt, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, die Rechnung mit den alten Machthabern beglichen. Nicht für sich. Aber für Jadwiha. Und könne und wolle nun neu beginnen. Politische Historie schwebte ihm vor, aber er konnte sich auch vorstellen, Belorussistik zu studieren. Oder Erwachsenenpädagogik. Oder am besten alles durcheinander.

»Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, frag, was du für dein Land tun kannst«, zitierte er. Es klang wie der Spruch einer Werbung für Erfrischungsgetränke.

Die Sowjetunion war endgültig von den Landkarten verschwunden. Große Ereignisse werfen ihre Schatten meist hinterher. Dann heißt es, rechtzeitig zur Seite springen.

Man nannte es wieder Belarus. Unser Land war unabhängig geworden. Manche behaupteten sogar, es sei jetzt »frei«, aber das war nur der übliche Irrtum des Sowjetmenschen, der das Wort Freiheit traditionell mit weniger Übung buchstabiert als die Worte Mutter, Liebe oder Schnaps, und schlicht nicht versteht, daß wir nur die kommunistische mit der kapitalistischen Knute vertauschen sollten. Früher krochen wir den Sowjets, heute kriechen wir dem lieben Geld in den Arsch, hätte Großpapa gesagt.

»Keine Russen mehr, endlich sind wir unseren großen Bruder los«, jubelte Stanislau.

Ich blieb skeptisch. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß wir mit dieser Unabhängigkeit etwas anfangen konnten. Zumal es andersrum war: Der große Bruder hatte sich uns vom Leib geschafft. Aus dem gemeinsamen Haus hatte er uns geworfen, bei klirrender Kälte, und dabei mit ganz unschuldigem Gesicht erklärt, wir dürften jetzt auf eigenen Beinen stehen, und zu eigenen Beinen paßten frische Luft und ein Wanderstab eben besser als ein riesengroßes Haus mit wohlig warmem Herd.

Stanislau gab mir die Hand, noch immer mehr vom Feuer des Neubeginns als von dem des Wodkas durchwärmt, er gab mir die Hand und sagte:

»Wir sehen uns ins Minsk.«

»Vielleicht.«

»Ganz bestimmt.«

»Früher oder später.«

»Ganz bestimmt.«

Ich konnte nicht schlafen, obwohl die Eltern jetzt aus dem Haus waren, obwohl ich nicht mehr um sie herumtanzen mußte in der Küche, und diese nächtliche Begegnung mit Tanja sicher keine weitere nach sich ziehen würde. Ich weiß nicht, was in diesen Tagen alles Besitz von meinem Hirn ergreifen wollte, es war, als hätte man mich eingesperrt in einem Elektronen-Beschleuniger, der ungeheure Energiesummen durch meinen Körper schickte. Ich zog mich noch einmal an und ging hinaus. Der Wind hatte nachgelassen, aber es war noch immer warm. Kein Stern am Himmel. Vor seinem Haus traf ich Rasou. Noch einmal schüttelte er mir die Hand, indem er seine beiden Riesenpratzen um sie legte, daß sie ganz in ihnen verschwand, so als hätte er sie nicht heute Nachmittag schon in sich aufgenommen, in diese rissige grobe Haut, an der hier und da Blutschorf zu spüren war. Dann bat er mich, ihm noch ein bißchen Gesellschaft zu leisten. Auf eine halbe Stunde kam ich mit in sein Kellerversteck, hockte dort, wo Großpapa gehockt hatte, trank, was der Alte mit ihm getrunken hatte, wenn auch in weniger hastigen Schlucken. Rasou erzählte mir die alten Geschichten, die ihm (und mir) schon der Großpapa erzählt hatte, und von denen er gar nicht genug kriegen konnte. Er war ein Fleischer, der die Worte liebte. Zum Abschied gab er mir eine Flasche Selbstgebrannten und einen Spruch von Großpapa auf den Weg: »Berge von unten, Bordelle von innen, Kirchen von außen.«

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