Martin von Arndt - Oktoberplatz

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Weißrussland im 21. Jahrhundert. Ein aufwühlendes Buch über die Liebe, über Träume, über Macht und Missbrauch. Weißrussland im Jahr 2004. Präsident Lukaschenka regiert das Land seit zehn Jahren mit harter Hand nach der Devise: »Mehr Ordnung anstelle von Demokratie.« Zeitungen werden verboten, oppositionelle Politiker verschwinden. Die Bevölkerung hat sich mit allem abgefunden, ertrinkt in einer Mischung aus Wodka und Fatalismus. Und Wasil, der Held des Romans, will seine Tante Alezja loswerden – und zwar für immer!
»Oktoberplatz« erzählt von der persönlichen und politischen Frustration, die den 30-jährigen Kulturjournalisten Wasil in Betrügereien, Inzest und Mord treibt.
Ein aufschlussreiches Buch über die letzte Diktatur Europas, über kapitalistische und sozialistische Verirrungen, über das Scheitern des Einzelnen am Kollektiv. Ein Coming-of-Age-Roman, der von den Leiden eines jungen Menschen erzählt, der in postkommunistischen Zeiten seinen Weg ins Leben sucht - und immer wieder gegen ein unverrückbares System anrennt.

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Rasch bezog ich Quartier nahe der Burg von Buda. Und scheute es, hinunter nach Pest zu gehen. Ich mochte Pest und sein Gewimmel nicht, und ich fluchte dem Tag, da man beschlossen hatte, es zum staubigen Mittelpunkt zu machen. Wenn er gewollt hätte, daß aus Buda und Pest eine Stadt wird, hätte Gott nicht die Donau erschaffen.

Mein Reich: ein ausgebautes Dachgeschoß. Ausgebaut und den vermeintlichen Marktgesetzen angepaßt. In den Raumabschnitt, der sich Küche schimpfte und der mir die meisten Kopfblessuren einbrachte, weil er Anteil an der tiefsten Dachschräge besaß, wurde, genau in seine Mitte, eine kleine Dusche gesetzt; oder, um es den Marktgesetzen angepaßt auszudrücken: eine Naßzelle, die nach dreiviertelstündigem Vorheizen exakt vier Minuten warmes Wasser ausspuckte. Im Vergleich zu den Gemeinschaftsduschen im Internat dennoch eine Wohltat. Auch wenn die Ventile klemmten, die Türen sich nicht schließen ließen und Wasser austrat, das sich in den Ritzen der alten Dielenbretter sammelte und sie modrig muffeln ließ.

Über die Küchenausstattung läßt sich wenig sagen. Es gab keine. Ein Kontinuum aus sozialistischen Zeiten. Auf einem Flohmarkt erstand ich eine Herdplatte, die mir tiefe Einblicke in die Natur fließenden Stroms gewährte, Einblicke, die mir einmal zugute kommen würden. Aus der Universitätscafeteria borgte ich mir Besteck, von einer Autobahnraststätte Tassen. Meine Teller waren aus Familienbesitz. Deshalb hatte ich auch nur zwei.

Den Marktgesetzen angepaßt: eine Toilette, einen halben Stock tiefer, deren Spülwasserbecken winters zufror, sommers ein fabelhaftes Insektenreich ausbrütete. Ich bin mir sicher, mit einem Bestimmungsbuch in der Hand hätte ich eine Fliegenart gefunden, die fortan meinen Namen tragen würde.

Den Marktgesetzen angepaßt: Der eigentliche Raum, der Dachspeicher, war im Rohzustand erhalten. Unter Kádár hatte man hier noch Wäsche aufgehängt. Kurz nachdem der gestorben war, so erzählte mir der Hausverwalter, der alte Szabó, mein erster ungarischer Trinkkumpan, entschloß sich einer der Mieter, sich selbst dort hinzuhängen, am Mittelbalken. Der einzig wirklich hohen Stelle, er hätte sonst ein Zwerg sein müssen, um seinem Leben ein Ende und dem Ende des Sozialismus ein Mahnmal zu setzen. Gefunden hatte ihn Szabó, nicht einmal kalt sei er gewesen. Das garantiere mir, daß er nicht umgehe, meinte der Alte und berief sich dabei auf mir ganz und gar unbekannte religiöse Informationsquellen. Kam ich spät nach Hause, näherte ich mich mit einer unbestimmten Scheu diesem Mittelbalken, den sie braun angestrichen hatten, wie auch das übrige wirre Balkensystem, das meine über den Speicher verteilte Wäsche trug. Auf Nachfrage bestätigte Szabó, daß der Erhängte keine Erektion gehabt habe, und obwohl er, Szabó, 1944, 1947 und 1956 schon so manchen Erhängten gesehen hatte, habe noch keiner von ihnen eine Erektion gehabt. Er halte das überhaupt für ein Ammenmärchen. Als ich fragte, ob die Eregierenden mit größerer Wahrscheinlichkeit umgingen, blies er den Rauch seiner parfümierten deutschen Billigzigarre von sich, schüttelte den Kopf und murmelte:

»Nee, da hat keiner mehr seinen Schwanz hochgetan, keiner, keiner, keiner!«

Schatten bewegten sich mit dem Wind, der durch die Ritzen wie über Orgelpfeifen fuhr. Nächtelang spielte er mir seine Toccaten und Fugen. Beengt und feucht und dunkel, kalt, wenn es draußen kalt, heiß, wenn es draußen heiß war. Ein Dachgeschoß, das Dach geblieben war, mit allem Leben und allem Sterben eines Dachstuhls, allen Erscheinungen eines Oberstübchens, dem Unvertrauten, Unverdauten, Unheimlichen.

Überall in meiner Wohnung waren Fliegen. Sommers wie winters. Das vor allem hat mich stutzig gemacht, so daß ich dem Phänomen auf den Grund zu gehen und die Nistplätze auszuheben suchte. Ohne Erfolg.

Ein Leben in Provisorien. Telefon-, Fernseh- und Stromkabel hingen von Decke und Wänden oder waren beiläufig in die Türrahmen genagelt worden. Ich habe zeitlebens nie auch nur einer Faser meines Wesens gestattet, Wurzeln zu schlagen. Nur in meinem Dachstübchen, in meiner Budaer Wohnung, habe ich getrachtet, so lange wie möglich auszuharren. Nicht weil ich einen Ort gesucht, nur weil ich einen gebraucht habe. Ich hatte mich in einem Provisorium eingerichtet. Die Beziehungen, die Wohnung, die Stadt, das Land, das ganze postsowjetische Leben: ein Provisorium. Wir haben uns selbst als Provisorium erschaffen, wir sind lau, in aller Maßlosigkeit mäßig, mittelmäßig, ohne Geschmack auf der Zunge. Das Leben als Hollandtomate.

Das also war der Kapitalismus. Zwanzig Sorten Kapern in der Dose. Und nicht eine, die man sich hätte leisten können. Wir verhungerten alphabetisch genau. Ich zeigte Großpapa die alten und neuen Orte: den Deák Tér mit seinen Notverkäuferinnen, seinen Berbern, den Schicksen und Bankern. Die Hypermarkets auf den Hügeln, von denen aus die Stadt beschossen worden war, von den Nazis und den Sowjets. Die Theresienstadt: jede ihrer Telefonzellen bewohnt von einer rubinroten Revolutionswitwe. Damals, 1956, als die Sowjets die Stadt mit ihren Panzern überrollten, waren sie herbeigeströmt und brachten Waffen, Suppen, böse wie gute Worte, die einen, um damit aufzustacheln, die anderen, um Mut zu machen, Mut zum Durchhalten. Siehst du die Rote, Großpapa? Nachts häkelt sie Mülltüten zu Touristenplunder, morgens rüstet sie sich mit vier Lagen Wäsche für den Deák Tér, zwölf Stunden auf den Stufen zur Untergrundbahn, und abends kehrt sie mit den anderen zurück zum Heldenplatz, weil sie allein nicht mehr stark genug wäre für die Blicke, die auf den blauen Tüten in ihren blauen Händen ruhen. In unseren Häusern machen wir alle Lichter an. Aus Angst vor der Zukunft. Vor den Geistern der Vergangenheit. Die im Dunkeln von den Teppichen herauf flüstern, ›Vergeßt uns nicht‹, und: ›Sind wir dafür gestorben?‹ Und manchmal, aber nur an Sonntagen, da singen sie sogar, ›Szomorú Vasárnap‹, trauriger Sonntag. Und sind nur zu übertönen mit Kossuth Rádió. Hörst du das, Großpapa?

Siehst du sie, fühlst du sie, Großpapa? Buda, die Schöne, die weint, als litte sie Zahnschmerzen. Der Wind kommt heute direkt aus Sibirien, Debrecen hat er passiert, hat darüberrasiert und ist doch nicht wärmer geworden, und jetzt rauscht er hämisch durch die Rákoczy und die Andrássy Út. Und wirft mit Regen.

Und dann und wann mit faulem Obst.

Ich hatte mich für ungarische Geschichte, Sprache und Literatur eingeschrieben, Großpapa. Ich kam gerade von der Uni, da sah ich diesen jungen Mann, dessen Kleidung nicht auf soziale oder psychische Deklassierung schließen ließ. Sah, wie er an der Andrássy stand und vorüberfahrende BMW und Mercedes mit Kirschen und matschigen Pflaumen bewarf. Dabei hatte er mäßigen Erfolg in der Trefferquote, nicht nur bei den viel zu kleinen Kirschen, und diese sportliche Niederlage war es, die mich sogleich für ihn einnahm. Ich beschloß, ihn mir aus der Nähe anzusehen. Ein unfaßbarer Bartigel. Halb Mensch, halb Teppich. Er heißt Gábor, Großpapa. Ich war ein wenig enttäuscht. István hätte man ihn nennen sollen.

Ich half ihm, den Rest des Obsts treffgenauer zu verteilen, schon bald mußten wir die Beine in die Hand nehmen. Wir jagten dem Café New York zu. Ausgerechnet. Das New York ist längst verkommen zur Touristenklitsche mit abgehalftertem Mobiliar, abgehalfterten Bedienungen und einem abgehalfterten Pianisten, der bei Songs jenseits der zwei Kreuze völlig aus dem Häuschen geriet und, so hoffe ich, irgendwann einmal zwei-, meinethalben auch vierhändig, vom Leben zum Tode gebracht werden wird.

Gábor bestellte Aprikosenschnaps. Barack. Nach jedem Schluck protestierte mein Magen: Das kann doch nicht dein Ernst sein, das kannst du doch nicht mögen?!

Er entstamme einer dieser Friedensgewinnlerfamilien, sagte er, liebe es, Mischungen aus Tokajer und Billigschnaps zu saufen, angerichtet in Tetrapaks (deutscher Orangensaft). Üblicherweise stelle er sich eine Notration neben das Bett, aus Angst, er könne aufwachen und verdursten (Kindheitstrauma: die Angst zu sterben, bevor man noch einmal einen langen letzten Schluck genommen hat).

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