Carlos Zafón - Der Schatten des Windes

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Der Schatten des Windes: краткое содержание, описание и аннотация

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Daniel Semperes Leben im grauen Barcelona der Nachkriegszeit erfährt eine drastische Wende, als er die Schicksalsbahn eines geheimnisvollen Buches kreuzt. Er gerät in ein Labyrinth abenteuerlich verknüpfter Lebensläufe, und es ist, als wiederhole sich vergangene Geschichte in seinem eigenen Leben. Die Menschen, denen er bei seiner Suche nach dem verschollenen Autor begegnet, die Frauen, in die er sich verliebt — sie alle scheinen Figuren in einem großen Spiel, dessen Fäden erst ganz am Schluß sichtbar werden.

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Gelegentlich sprach sich Julián bei Jacinta aus, die den Jungen allmählich lieber hatte, als ihr recht war. Oft trennte sie sich für kurze Zeit von Penélope und suchte unter dem Vorwand, Jorge von der San-Gabriel-Schule abzuholen, Julián auf, um ihm Botschaften von Penélope zu überbringen. So lernte sie Fernando Ramos kennen, der ihr Jahre später als einziger Freund noch bleiben sollte, als sie in der vom Engel Zacharias prophezeiten Santa-LucíaHölle auf den Tod wartete. Manchmal nahm sie Penélope mit und verschaffte so den beiden jungen Menschen eine kurze Begegnung; dabei sah sie zwischen ihnen eine Liebe wachsen, die ihr selbst versagt geblieben war.

Damals wurde Jacinta auch auf die düstere, verwirrende Erscheinung des schweigsamen Burschen aufmerksam, der Francisco Javier hieß, der Sohn des Pförtners von San Gabriel. Sie ertappte ihn dabei, wie er sie ausspionierte, aus der Ferne ihre Bewegungen las und Penélope mit den Augen verschlang. Sie hatte ein Bild, das der offizielle Fotograf der Aldayas von Julián und Penélope im Eingang der Hutmacherei in der Ronda de San Antonio gemacht hatte. Es war ein unschuldiges, mittags in Anwesenheit von Don Ricardo und Sophie Carax aufgenommenes Bild. Jacinta hatte es immer bei sich. Als sie eines Tages am Ausgang der San-Gabriel-Schule auf Jorge wartete, vergaß sie neben dem Brunnen ihre Handtasche, und als sie sie holte, sah sie den jungen Fumero dort herumstreichen und sie nervös beobachten. An diesem Abend suchte sie das Bild, fand es nicht und hatte die Gewißheit, daß der Junge es ihr gestohlen hatte. Ein andermal, Wochen später, näherte sich ihr Francisco Javier Fumero und fragte sie, ob sie Penélope etwas von ihm zukommen lassen könne. Als sie fragte, was es sei, zog er aus der Tasche ein Tuch mit etwas, was eine Pinienholzschnitzerei zu sein schien. Jacinta erkannte in der Figur Penélope, und es schauderte sie. Bevor sie etwas sagen konnte, ging der Junge davon. Auf dem Heimweg warf Jacinta die Schnitzerei aus dem Wagenfenster, als wäre es stinkendes Aas. Mehr als einmal sollte sie frühmorgens erwachen, schweißüberströmt und von Alpträumen verfolgt, in denen sich dieser trübäugige Junge wie ein Insekt auf Penélope stürzte.

An einigen Nachmittagen, wenn sie Jorge abholen ging und er sich verspätete, unterhielt sie sich mit Julián. Auch er begann diese Frau mit dem harten Gesicht zu lieben und ihr sein Vertrauen zu schenken. Wenn sich über seinem Leben irgendein Problem oder ein Schatten zusammenbraute, waren sie und Miquel Moliner bald die ersten — und manchmal die einzigen —, die es erfuhren. Einmal erzählte ihr Julián, er habe gesehen, wie sich im Hof mit den Brunnen seine Mutter und Don Ricardo Aldaya unterhalten hätten, während sie auf das Kommen der Schüler warteten. Don Ricardo schien sich an Sophies Gesellschaft zu ergötzen, und Julián empfand einen gewissen Kummer, denn er wußte, daß der Industrielle im Ruf eines Don Juan stand, dessen Appetit auf die Wonnen der Weiblichkeit, unabhängig von Stamm oder Stand, unersättlich war; nur seine Gattin schien dagegen immun zu sein.

»Ich habe eben zu deiner Mutter gesagt, wie sehr dir deine neue Schule gefällt.« Zum Abschied blinzelte Don Ricardo ihnen zu und ging dann laut lachend davon. Seine Mutter sagte auf dem Rückweg kein Wort, ganz offensichtlich beleidigt von den Bemerkungen, die Don Ricardo Aldaya zu ihr gemacht hatte.Nicht nur Sophie sah argwöhnisch, wie er sich immer stärker an die Aldayas band und seine ehemaligen Freunde im Viertel und seine Familie vernachlässigte. Aber wo seine Mutter traurig schwieg, zeigte sein Vater Groll und Erbitterung. Die anfängliche Begeisterung, seine Kundschaft auf die Barceloneser Crème auszudehnen, war rasch verflogen. Er sah seinen Sohn fast nie, und bald mußte er Quimet, einen Burschen aus dem Viertel und ehemaligen Freund von Julián, als Gehilfen und Lehrling im Laden anstellen. Antoni Fortuny war ein Mann, der nur über Hüte offen sprechen konnte. Seine Gefühle schloß er monatelang tief in der Seele ein, bis sie unheilbar vergiftet waren. Mit jedem Tag war er übler gelaunt und reizbarer. Alles fand er schlecht, von den Bemühungen des armen Quimet, der sein Herzblut in das Erlernen des Berufes goß, bis zu der Neigung seiner Frau Sophie, dem Vergessen, zu dem Julián sie verdammt hatte, keine so große Bedeutung beizumessen.

»Dein Sohn hält sich für jemand Besonderes, weil ihn diese Geldsäcke wie einen Zirkusaffen halten«, sagte er düster.Eines schönen Tages, als sich Don Ricardo Aldayas erster Besuch im Hutladen Fortuny & Söhne bald zum dritten Mal jährte, wurde der Hutmacher kurzerhand in den Büros des Aldaya-Imperiums auf dem Paseo de Gracia vorstellig und begehrte Don Ricardo zu sprechen.

»Und wen habe ich die Ehre anzukündigen?« fragte ein hochnäsiger Sekretär.

»Seinen persönlichen Hutmacher.« Don Ricardo empfing ihn etwas überrascht, aber guter Dinge, im Glauben, Fortuny bringe ihm vielleicht eine Rechnung. Die kleinen Geschäftsleute werden das Protokoll des Geldes nie begreifen.

»Was kann ich denn für Sie tun, mein lieber Fortunato?« Unverzüglich erklärte ihm Antoni Fortuny, Don Ricardo täusche sich sehr in Julián.

»Mein Sohn, Don Ricardo, ist nicht das, was Sie glauben. Ganz im Gegenteil, er ist ein unwissender, fauler Bursche ohne weiteres Talent als die Flausen, die ihm seine Mutter in den Kopf gesetzt hat. Er wird nie etwas erreichen, glauben Sie mir. Es fehlt ihm an Ehrgeiz und Charakter. Sie kennen ihn nicht, und er kann sehr geschickt sein, wenn es darum geht, Fremde einzuseifen, ihnen weiszumachen, daß er alles kann, aber er kann überhaupt nichts. Er ist ein Durchschnittsmensch. Ich jedoch kenne ihn besser als irgendwer und hielt es daher für nötig, Sie ins Bild zu setzen.« Don Ricardo Aldaya hatte sich diesen Vortrag schweigend angehört und kaum dazu geblinzelt.

»Ist das alles, Fortunato?« Der Industrielle drückte auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch, und sogleich erschien in der Tür der Sekretär, der ihn empfangen hatte.

»Der liebe Fortunato möchte gehen, Balcells. Seien Sie so gut und begleiten Sie ihn zum Ausgang.« Der eisige Ton des Industriellen sagte dem Hutmacher gar nicht zu.

»Mit Verlaub, Don Ricardo: Fortuny, nicht Fortunato.«

»Wie auch immer. Sie sind ein erbärmlicher Mensch, Fortuny. Ich würde es Ihnen danken, wenn Sie nicht mehr herkämen.« Wieder auf der Straße, fühlte sich Fortuny einsamer denn je und war überzeugt, daß alle gegen ihn waren. Kurze Zeit später begann die vornehme Kundschaft, zu der ihm seine Beziehung zu Aldaya verholfen hatte, ihre Bestellungen schriftlich zu widerrufen und ihre Rechnungen zu begleichen. Nach wenigen Wochen mußte er Quimet entlassen, es gab nicht mehr genug Arbeit für beide im Laden. Aber letztlich taugte der Bursche ohnehin nichts. Er war mittelmäßig und faul, wie alle.Nun begannen sich die Bewohner des Viertels darüber zu unterhalten, daß Señor Fortuny älter, einsamer und unfreundlicher geworden sei. Er sprach kaum noch mit jemandem und verbrachte lange Stunden allein und untätig in seinem Laden und sah mit einem Gefühl der Verachtung und gleichzeitig der Sehnsucht jenseits des Ladentisches die Menschen vorbeigehen. Dann redete er sich ein, die Mode ändere sich eben, die jungen Leute trügen keine Hüte mehr und wenn, dann lieber solche aus andern Geschäften, wo sie in festen Größen und mit aktuelleren, billigeren Dessins verkauft würden. Allmählich versank der Hutladen Fortuny & Söhne in Lethargie.Ihr wartet auf meinen Tod, sagte er zu sich selbst. Nun, vielleicht tue ich euch den Gefallen.Julián stürzte sich gänzlich in die Welt der Aldayas und Penélopes und die einzige Zukunft, die er sich vorstellen konnte. So verstrichen fast zwei Jahre seines Lebens im geheimen. Dunkle Schatten sprenkelten seine Umgebung, und bald verengten sie den Kreis immer mehr. Das erste Zeichen kam an einem Apriltag des Jahres 1918. Jorge Aldaya wurde achtzehn, und Don Ricardo inszenierte sich als großen Patriarchen und ließ ein riesiges Geburtstagsfest arrangieren, das sein Sohn gar nicht wollte und auf dem Don Ricardo selbst, wichtige Firmenangelegenheiten vorschützend, fehlen würde, um sich in der blauen Suite des Hotels Colón mit einer wonnigen, eben aus Sankt Petersburg gekommenen Edelkurtisane zu treffen. Das Haus in der Avenida del Tibidabo wurde für das große Ereignis in einen Zirkuspavillon verwandelt: Hunderte von Lampions, Wimpeln und in den Gärten aufgestellten Buden, um die Gäste zu bedienen.Fast alle von Jorge Aldayas Schulkameraden waren eingeladen worden. Auf Juliáns Empfehlung hatte Jorge auch Francisco Javier Fumero miteinbezogen. Miquel Moliner machte sie darauf aufmerksam, daß sich der Pförtnersohn in dieser aufgeblasenen, pompösen Umgebung feiner Pinkel deplaziert fühlen würde. Francisco Javier bekam seine Einladung, aber da ihm dasselbe ahnte, was Miquel Moliner prophezeit hatte, wollte er das Angebot ausschlagen. Als Doña Yvonne, seine Mutter, erfuhr, daß ihr Sohn vorhatte, eine Einladung in die Prachtvilla der Aldayas abzulehnen, hätte sie ihm beinahe die Haut über die Ohren gezogen. Was bedeutete das denn anderes, als daß sie demnächst in die Gesellschaft aufgenommen würde? Der folgende Schritt konnte nur noch eine Einladung zu Tee und Gebäck bei Señora Aldaya und andern distinguierten Damen sein. So griff sie zu den Ersparnissen, die sie seit längerem vom Lohn ihres Mannes abgezwackt hatte, und kaufte ihrem Sohn einen Matrosenanzug.Francisco Javier war damals siebzehn, und dieser blaue Anzug mit kurzer Hose sah an ihm grotesk und entwürdigend aus. Auf Druck seiner Mutter nahm er an und schnitzte eine Woche lang an einem Brieföffner, den er Jorge zu schenken gedachte. Als er am Tag des Festes in den lächerlichen Seemannsanzug schlüpfen wollte, entdeckte Francisco Javier, daß er ihm zu klein war. Doña Yvonne beschloß, sogleich die notwendige Flickarbeit auszuführen. So kamen sie zu spät; Doña Yvonne hatte es sich nicht nehmen lassen, ihren Sohn zum Hause Aldaya zu begleiten. Sie wollte den Geruch nach Pracht aufnehmen und die Ehre atmen, ihren Sohn durch die Türen gehen zu sehen, die sich bald auch ihr öffnen würden. Inzwischen hatte Julián das Festgetümmel und die Abwesenheit Don Ricardos genutzt und sich vom Fest abgesetzt. Penélope und er hatten sich in der Bibliothek verabredet, wo keine Gefahr bestand, einem Angehörigen der oberen Zehntausend zu begegnen. Allzusehr damit beschäftigt, sich gegenseitig mit den Lippen zu verschlingen, sahen weder Julián noch Penélope das verrückte Paar, das sich dem Haus näherte. Francisco Javier, im Aufzug eines Erstkommunionsmatrosen und purpurrot vor Schmach, mußte beinahe mitgeschleift werden von Doña Yvonne, die sich für diese Gelegenheit einen Florentinerhut aufgesetzt und ein dazu passendes Faltenkleid mit Girlanden angezogen hatte, in dem sie, in den Worten Miquel Moliners, der sie schon von weitem erblickte, einem als Madame Récamier verkleideten Bison glich. Zwei Bedienstete standen am Eingang Wache. Sie schienen nicht sehr beeindruckt von den Besuchern. Doña Yvonne verkündete, ihr Sohn, Don Francisco Javier Fumero de Sotoceballos, halte seinen Einzug. Die beiden Angestellten erwiderten, der Name sage ihnen nichts. Erzürnt, aber die Haltung einer vornehmen Dame bewahrend, beschwor Doña Yvonne ihren Sohn, die Einladungskarte vorzuweisen. Leider war diese bei der Kleideränderung auf dem Nähtisch seiner Mutter liegengeblieben.Francisco Javier versuchte diesen Umstand zu erläutern, geriet aber ins Stammeln, und das Gelächter der beiden Diener trug nichts dazu bei, das Mißverständnis zu klären. Sie wurden aufgefordert, sich schleunigst davonzumachen. Glühend vor Wut sagte Doña Yvonne, sie wüßten nicht, mit wem sie sich da einließen. Die Diener antworteten, die Stelle der Putzfrau sei bereits besetzt. Vom Fenster ihres Zimmers aus sah Jacinta, daß Francisco Javier sich entfernte, aber plötzlich stehenblieb. Er wandte sich um, und da sah er die beiden, jenseits des Schauspiels seiner aus voller Kehle auf die beiden anmaßenden Bediensteten einschreienden Mutter. Im großen Fenster der Bibliothek küßte Julián Penélope. Sie küßten sich mit der Hingabe derer, die einander gehören, fern von der Welt.Am nächsten Tag erschien in der Mittagspause unvermutet Francisco Javier. Die Nachricht vom Skandal am Tag zuvor hatte unter den Schülern schon die Runde gemacht, aber die väterliche Jagdflinte in der Hand des Jungen erstickte jedes mögliche Gelächter im Keim. Alle zogen sich zurück — bis auf die Gruppe von Jorge Aldaya, Moliner, Fernando und Julián, die Francisco Javier verständnislos anstarrten. Wortlos legte der Junge an. Später sagten Zeugen, sein Gesicht sei nicht wütend gewesen. Er zeigte dieselbe Gleichgültigkeit, mit der er die Reinigungsarbeiten im Garten erledigte. Der erste Schuß pfiff haarscharf an Juliáns Kopf vorbei. Der zweite hätte ihm die Gurgel durchdrungen, wenn sich Miquel Moliner nicht auf den Schützen gestürzt und ihm die Flinte entrissen hätte. Julián Carax hatte die Szene verdutzt und wie benommen verfolgt. Erst später, nachdem die Guardia civil den Jungen schon mitgenommen hatte und das Pförtnerehepaar fast mit Fußtritten aus seiner Wohnung geworfen worden war, trat Miquel Moliner zu Julián und sagte ihm, er habe ihm das Leben gerettet.Das war für Julián und seine Kameraden das letzte Jahr an der San-Gabriel-Schule. Alle unterhielten sich bereits über ihre Pläne oder das, was ihre Familien im kommenden Jahr mit ihnen vorhatten. Jorge Aldaya wußte, daß sein Vater ihn zum Studieren nach England schicken wollte, und Miquel Moliner hielt es für ausgemacht, daß er an die Universität Barcelona gehen würde. Fernando Ramos hatte mehr als einmal erwähnt, er trete vielleicht ins Seminar des Jesuitenordens ein, eine Perspektive, die seine Lehrer in seiner besonderen Situation als die klügste betrachteten. Was Francisco Javier Fumero betraf, so wußte man nur, daß er auf Fürsprache von Don Ricardo Aldaya in eine abgelegene Besserungsanstalt im Valle de Arán eingewiesen worden war, wo ihn ein langer Winter erwartete. Als Julián all seine Kameraden auf einem vorbestimmten Weg sah, fragte er sich, was wohl aus ihm würde. Seine literarischen Träume und Ambitionen schienen ihrer Verwirklichung ferner denn je. Er sehnte sich nach nichts anderem, als mit Penélope zusammenzusein.Während er sich Fragen zu seiner Zukunft stellte, planten andere sie für ihn. Don Ricardo bereitete in seiner Firma schon eine Stelle vor, um ihn ins Geschäft einzuführen. Der Hutmacher anderseits hatte beschlossen, wenn sein Sohn nicht im Familiengeschäft weitermachen wolle, könne er vergessen, es auf seine Kosten zu etwas zu bringen. Aus diesem Grund hatte er in aller Heimlichkeit Juliáns Eintritt in die Armee in die Wege geleitet, wo ihm einige Jahre Militärleben den Größenwahn schon austreiben würden. Als Julián endlich mitbekam, was die einen und die andern für ihn vorbereitet hatten, war es bereits zu spät. In seinen Gedanken hatte ausschließlich Penélope Platz, und die vorgegaukelte Distanz und die flüchtigen Begegnungen von einst befriedigten ihn nicht mehr. Er beharrte darauf, sie öfter zu sehen, und die Gefahr, daß seine Beziehung zu dem jungen Mädchen aufflog, wurde immer größer. Jacinta tat alles in ihrer Macht Stehende, um sie zu decken: Sie log das Blaue vom Himmel herunter, fädelte geheime Treffen ein und ersann tausend Listen, damit sie einige Augenblicke für sich allein hatten. Selbst ihr war klar, daß das nicht ausreichte, daß jede Minute des Zusammenseins Penélope und Julián stärker aneinanderband. Längst hatte Jacinta gelernt, in ihren Blicken die Herausforderung des Wunsches zu lesen: den blinden Willen, entdeckt zu werden, ihr Geheimnis zum offenen Skandal zu machen, um sich nicht mehr in Winkeln und Dachböden verstecken und im Dunkeln lieben zu müssen. Manchmal, wenn Jacinta Penélope ankleiden kam, löste sich diese in Tränen auf und gestand ihr den Wunsch, mit Julián auszureißen, den erstbesten Zug zu nehmen und an einen Ort zu fliehen, wo niemand sie kannte. Jacinta, die noch genau wußte, wie die Welt jenseits der Tore der Aldaya-Villa geartet war, erschauerte und versuchte, sie davon abzubringen. Penélope war ein fügsamer Geist, und die Angst, die sie in Jacintas Gesicht sah, genügte, um sie zu beschwichtigen. Julián dagegen machte sich seine eigenen Gedanken.In diesem letzten Frühling auf der San-Gabriel-Schule entdeckte er beunruhigt, daß Don Ricardo Aldaya und seine Mutter Sophie sich manchmal heimlich trafen. Anfangs befürchtete er, der Industrielle betrachte Sophie als angenehme Eroberung zur Vervollständigung seiner Sammlung, aber bald sah er, daß sich die Begegnungen, die immer in Cafés im Zentrum und im Rahmen strengster Schicklichkeit stattfanden, auf die Konversation beschränkten. Als Julián Don Ricardo schließlich darauf ansprach und ihn fragte, was sich zwischen ihm und seiner Mutter abspiele, lachte der Industrielle.

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