Carlos Zafón - Der dunkle Wächter

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Carlos Ruiz Zafón

Der dunkle Wächter

Liebe Irene,

die Septemberlichter haben mich gelehrt, Deine Fußspuren in Erinnerung zu behalten, die von den Gezeiten hinweggespült wurden. Bereits damals wusste ich, dass der Winter schon bald die Illusion des Sommers verwischen würde, den wir gemeinsam in der Blauen Bucht verbrachten. Du wärst überrascht, wie wenig sich seither verändert hat. Der Leuchtturm ragt auch heute noch wie ein Wächter aus dem Dunst empor, und die Straße, die am Strand des Engländers entlangführte, ist nur mehr ein blasser Pfad, der sich durch den Sand dem Nirgendwo entgegenwindet.

Schweigend und in ein Tuch aus Finsternis gehüllt, lassen sich die Ruinen von Cravenmoore hinter den Baumkronen des Waldes erahnen. Bei den immer selteneren Gelegenheiten, da ich mit dem Segelboot in die Bucht hinausfahre, kann ich immer noch die zerborstenen Fensterscheiben des Westflügels sehen, die wie gespenstische Signale durch den Nebel blitzen. Manchmal, wenn die Erinnerung an jene Tage wiederkehrt, als wir in der Abenddämmerung durch die Bucht zum Hafen zurücksegelten, kommt es mir vor, als sähe ich wieder die Lichter in der Dunkelheit funkeln. Aber ich weiß, dass dort niemand mehr ist. Niemand.

Du wirst Dich fragen, was aus dem Haus am Kap geworden ist. Nun, es steht noch immer dort, trotzt an der äußersten Spitze des Kaps einsam dem endlosen Ozean. Letzten Winter zerstörte ein Sturm das, was von dem kleinen Anlegeplatz am Strand noch übrig war. Ein wohlhabender Juwelier aus irgendeiner namenlosen Stadt war nicht abgeneigt, es für einen Spottpreis zu erwerben, doch die Westwinde und die tosende Brandung an den Klippen brachten ihn wieder davon ab. Das Salz hat sich in das weiße Holz gefressen. Der verborgene Pfad, der zur Lagune führte, ist nun ein undurchdringliches Dickicht aus wild wucherndem Unterholz und herabgestürzten Ästen.

Manchmal, wenn es mir die Arbeit im Hafen erlaubt, steige ich aufs Rad und fahre zum Kap, um von der Veranda hoch über den Klippen den Sonnenuntergang zu betrachten: Nur ich und ein Schwarm Möwen, die sich in der Rolle der neuen Bewohner eingerichtet zu haben scheinen, ohne je die Kanzlei eines Notars aufgesucht zu haben. Von dort oben kann man noch immer sehen, wie der Mond, wenn er am Horizont erscheint, eine silberne Girlande bis zur Fledermausgrotte spannt.

Ich weiß noch, wie ich Dir von dieser Höhle erzählte und Dir die phantastische Geschichte von einem gefürchteten Korsaren auftischte, dessen Schiff in einer Nacht des Jahres 1746 von der Grotte verschlungen worden sei. Das war eine Lüge. Es hat nie einen verwegenen Schmuggler oder Freibeuter gegeben, der sich in diese düstere Grotte hineingewagt hätte. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass dies die einzige Lüge war, die Du je aus meinem Mund gehört hast. Aber das hast Du wahrscheinlich von Anfang an durchschaut.

Als ich heute Morgen ein Bündel Netze einholte, die sich im Riff verheddert hatten, ist es wieder passiert. Für eine Sekunde glaubte ich, Dich auf der Veranda des Hauses am Kap zu sehen, wie Du schweigend zum Horizont blicktest, so wie Du es immer gerne getan hast. Als die Möwen aufflogen, wurde mir klar, dass dort niemand war. In der Ferne schwebte der Mont-Saint-Michel über dem Nebel wie eine auf Grund gelaufene Insel.

Manchmal denke ich, dass alle die Blaue Bucht weit hinter sich gelassen haben, während ich in der Zeit gefangen bin und vergeblich darauf warte, dass die purpurrote Septembersee mir mehr zurückbringt als nur Erinnerungen. Gib nicht viel auf mein Gerede. So ist das mit dem Meer; nach einer Weile bringt es alles wieder zurück, besonders die Erinnerungen.

Mit diesem Brief habe ich Dir wohl schon an die hundert Mal an Deine letzte Adresse geschrieben, die ich in Paris ausfindig machen konnte. Manchmal frage ich mich, ob Du jemals einen davon erhalten hast und ob Du Dich noch an mich und an jene Morgendämmerung am Strand des Engländers erinnerst. Vielleicht ist es so, vielleicht aber hat Dich das Leben weit von hier fortgeführt, weit fort von allen Erinnerungen an den Krieg.

Das Leben war so viel einfacher damals, erinnerst Du Dich? Wohl nicht. Langsam glaube ich, dass ich armer Spinner der Einzige bin, der nach wie vor in der Erinnerung an jeden einzelnen jener Tage des Jahres 1937 lebt, als Du noch hier warst, hier bei mir…

1. Der Himmel über Paris

Paris, 1936

Jeder, der sich an die Nacht erinnert, in der Armand Sauvelle starb, schwört, dass ein purpurroter Lichtstrahl die Himmelskuppel durchzog, mit einem glühenden Funkenschweif, der sich am Horizont verlor. Ein Lichtstrahl, den seine Tochter Irene nicht sehen konnte, der jedoch viele Jahre lang durch ihre Träume geistern sollte.

Es war ein kalter Wintermorgen, und die Fensterscheiben des Krankensaals Nummer Vierzehn im Hospital Saint George waren von einer feinen Eisschicht überzogen, die in der vergoldeten Dämmerung unwirkliche Tuschebilder der Stadt auf das Glas zeichnete.

Armand Sauvelles Lebenslicht verlosch leise, nahezu ohne einen Seufzer. Seine Frau Simone und seine Tochter Irene sahen auf, als die ersten Strahlen die Nacht durchbrachen und nadelfeine Linien in den Saal warfen. Dorian, Irenes jüngerer Bruder, kauerte schlafend auf einem Stuhl. Eine erschreckende Stille legte sich über den Saal. Es waren keine Worte nötig, um zu begreifen, was geschehen war. Nach sechsmonatigem Leiden hatte das schwarze Gespenst einer Krankheit, deren Namen er niemals auszusprechen wagte, Armand Sauvelle aus dem Leben gerissen. Einfach so.

Das war der Beginn jenes Jahres, das die Familie Sauvelle als das schlimmste ihres Lebens in Erinnerung behalten sollte.

Armand Sauvelle nahm seinen Zauber und sein ansteckendes Lachen mit ins Grab, seine zahlreichen Schulden jedoch begleiteten ihn nicht auf seiner letzten Reise. Bald fiel eine Heerschar von Gläubigern und allerlei feingewandeten Aasgeiern mit honorigen Titeln über die Wohnung der Sauvelles am Boulevard Haussmann her. Auf die unterkühlten Beileidsbesuche folgten versteckte Drohungen. Und auf diese mit der Zeit die Pfändungen.

Statt renommierter Schulen und einer tadellosen Garderobe bestimmten nun Aushilfstätigkeiten und bescheidenere Kleider das Leben von Irene und Dorian. Es war der Anfang des schwindelerregenden Abstiegs der Sauvelles in die wirkliche Welt. Aber am schlimmsten traf es Simone. Sie hatte wieder eine Stelle als Lehrerin angenommen, doch der Verdienst reichte nicht aus, um die Schuldenflut zu stoppen, die ihre spärlichen Ersparnisse auffraß. In jeder Ecke tauchte ein weiteres Schriftstück auf, das Armand unterschrieben hatte, ein weiterer unbezahlter Schuldschein, ein weiteres schwarzes Loch ohne Boden…

Damals begann der kleine Dorian zu argwöhnen, die halbe Bevölkerung von Paris bestehe aus Anwälten und Buchhaltern, einer Art oberirdisch lebender Ratten. Zur gleichen Zeit nahm Irene eine Beschäftigung in einem Tanzlokal an, ohne dass ihre Mutter davon wusste. Für ein paar Münzen (die sie spätnachts in die Sparbüchse steckte, die ihre Mutter unter der Küchenspüle aufbewahrte) tanzte sie mit den Soldaten, die kaum mehr waren als verschreckte Halbwüchsige.

Gleichzeitig stellten die Sauvelles fest, dass die Liste derer, die sich ihre Freunde und Wohltäter nannten, dahinschmolz wie Raureif am Morgen. Immerhin machte Henri Leconte, ein alter Freund von Armand Sauvelle, der Familie anfangs des folgenden Sommers das Angebot, die kleine Wohnung über dem Geschäft für Zeichenbedarf zu beziehen, welches er in Montparnasse betrieb. Die Miete stundete er in Erwartung künftigen Wohlstands, dafür sollte Dorian als Laufbursche aushelfen, da seine Knie nicht mehr so wollten wie in seiner Jugend. Simone fand nie genügend Worte, um dem alten Monsieur Leconte für seine Güte zu danken, und der Händler bat auch nie darum. In einer Welt voller Ratten waren sie einem Engel begegnet.

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