Martina Meier - Tysja
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Tysja
Die kleine Hexe mit den roten Haaren
Martina Meier
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Impressum:
Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten.
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Walburga Wedig - www.wedigdesign.de
Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de
ISBN: 978-3-940367-03-7 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-171-8 - E-Book
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Für Marie –
meine kleine Muse!
*
Inhalt
Ein neues Heim für die Hexe
Eine Freundin auf der Lampe
Ein Morgen voller Überraschungen
Das Testament der Tante Trine
Kleine Hexerei mit Folgen
Drei Freunde erobern ein Haus
Die verhexte Tür
Die Stadt der Hexen
Gute und böse Mächte
Echte Familienbande
Besuch bei der Oberhexe
Das große Hexen-ABC
Frieder, der Frosch
Die große Prüfung
Die Verwandlung beginnt
Auf Spurensuche
Ein Brief lüftet das Geheimnis
Im Zauberwald der Feenkönigin
Der Fluch löst sich auf
Die Autorin
*
*
Ein neues Heim für die Hexe
Tysja schloss die Haustür hinter sich.
„Potzblitzdonnerwettersakramentnochmal“, entfuhr es der kleinen Hexe mit den roten Haaren. Wie Donnergrollen tönte es durch das kleine Haus in der Dümpelgasse 7.
„Potzblitzdonnerwettersakramentnochmal, herrje und zugenäht! Wie sieht’s denn hier nur aus.“
Zwar hatte der Notar, der Tysja auch den Schlüssel für das kleine Haus in die Hand gedrückt hatte, erzählt, dass das Haus viele Jahre leer gestanden habe. Nach diesen Worten hatte sich Tysja auch gedacht, dass es in einem erbärmlichen Zustand ist. Doch was schon jetzt der erste Blick offenbarte, das übertraf selbst Tysjas kühnste Erwartungen. Ein solches Durcheinander hatte die kleine Hexe mit den roten Haaren zeitlebens noch nicht gesehen.
Als sie sich dann, nach einigen Minuten, vom ersten Schrecken erholt hatte, setzte sie ihren rot-schwarz gepunkteten Hut ab, der so gar nicht zu ihrem leuchtend roten Haar passen wollte, warf ihn mit Schwung an einen Haken, den sie mit ihren Argusaugen an der Wand im Flur entdeckt hatte.
Anschließend ging sie zurück zur Haustür, öffnete sie noch einmal und lugte hinaus. „Na, dich hätte ich fast vergessen“, sagte sie und zog und hievte an einem alten, schwarzen Lederkoffer, der so schwer war, dass ihn die kleine Hexe kaum zu bewegen vermochte.
Erst als sie auch den Koffer in ihrer neuen Behausung hatte und ihn in einem der Zimmer gut untergebracht wusste, sah sie sich ihr kleines Häuschen aus der Nähe an.
Die vielen Jahre, die es unbewohnt gewesen war, waren wirklich nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Die Tapeten hingen in Fetzen vor den Wänden, die Böden waren mit Unrat übersät und die Fenster ließen kaum noch Tageslicht in die spärlich ausgestatteten Räume hinein. Hier und da standen auch noch ein paar alte Möbelstücke, denen man entfernt ansah, dass sie einmal bessere Tage gesehen hatten.
Tysja wanderte von einem Raum zum anderen, stellte fest, dass das kleine Häuschen insgesamt über sieben Zimmer verfügte – drei im Erdgeschoss und vier in der oberen Etage. Außerdem gab es noch einen Keller, in den eine ziemlich morsch aussehende Treppe führt. Und genau deshalb verschob Tysja diese kleine Expedition auf einen späteren Zeitpunkt. Außerdem gab es noch einen Dachboden, aber auch den wollte die kleine Hexe mit den roten Haaren erst zu einem späteren Zeitpunkt erkunden.
„Hilft ja nichts“, sprach sie zu sich selbst, nachdem sie soweit alles inspiziert hatte, „ich fange erst mal an aufzuräumen. Mal sehen, wie weit ich komme.“ Sie konzentrierte sich, wobei ihr kleines Näslein, das über und über mit Sommersprossen bedeckt war, zu beben begann. „Hexenglibber, Schweineschmaus, Dreck verschwinde, gehe raus“, erhob die kleine Hexe ihre Stimme in dem windschiefen Haus in der Dümpelgasse 7.
Doch nichts passierte.
„Hexenglibber, Schweineschmaus, Dreck verschwinde, gehe raus“, versuchte sie es gleich noch einmal, doch es half nichts: Kein noch so kleines Staubkörnchen bewegte sich von der Stelle. „Das muss dann wohl der falsche Hexenspruch sein“, dachte Tysja bei sich und überlegte angestrengt. Dabei runzelte sie die Stirn, die ganz faltig wurde, legte die linke Hand an das rechte Ohr und grübelte weiter.
„Hexenglibber, Schweinebauch, Dreck verschwinde, wird zu Rauch“, versuchte sie gleich anschließend eine weitere Variante.
Kaum aber hatte sie diesen Satz zu Ende gesprochen, da brandete in dem kleinen, verwinkelten Haus ein ohrenbetäubender Lärm auf. Eine große, staubige Wolke kroch vom Erdgeschoss, dort wo sich Tysja in einem der drei Zimmer aufhielt, hinauf in die obere Etage, umwirbelte dabei das alte Treppengeländer und setzte sich schließlich unter der Decke im ersten Stock fest. Von dort ließ die Wolke sich erst nach Stunden wieder durch ein geöffnetes Fenster vertreiben – und erst nach heftigstem Zureden der kleinen Hexe.
„Herrje!“, rief sie, als sie sah, was sie angestellt hatte. „Was ist denn nun wieder passiert! Wenn ich doch nur den richtigen Zauberspruch noch wüsste!!!“ Wollte sie nicht noch in Tagen hier wie angewurzelt stehen, so musste irgendetwas geschehen. Tysja schaute sich nach ihrem schwarzen Koffer um, öffnete ihn und zog Wischmob und Staubtuch, Lappen und Bürsten heraus, die sie vorsichtshalber eingepackt hatte.
Sie sah sich um. „Gut, dann fange ich gleich hier in diesem Zimmer an und arbeite mich ganz langsam nach oben durch.“ Dicke Spinnweben hingen von der Decke, der Staub lag zentimeterdick auf einem kleinen Schränkchen, das in der Ecke stand. Und als Tysja ganz vorsichtig eine alte Decke lupfte, die über einem Bett ausgebreitet lag, da zerfiel diese in tausend Teile.
„Oh je“, rief sie überrascht, „es wurde wohl wirklich allerhöchste Zeit, dass hier mal jemand nach dem Rechten sieht.“
Tysja hatte erst vor wenigen Tagen erfahren, dass sie stolze Besitzerin eines Hauses in Hexenhausen ist. Die Stadt, die kannte sie natürlich von Kindesbeinen an. Hier war sie schließlich aufgewachsen. Aber dieses kleine verwunschene Häuschen, das sie nun ihr eigen nennen durfte, das hatte sie bis dato nicht gekannt. Nicht einmal von seiner Existenz gewusst.
Ein Notar mit dem hübschen Namen Rechtsprecher hatte sie in ihrer alten Wohnung angerufen und ihr gesagt, dass eine entfernte Verwandte gestorben sei. Ihr, Tysja, habe sie nun das Haus mit samt dem Mobiliar vermacht.
„Sie hieß Trine Wackerzahn und war die Tante deines Vaters“, erklärte der Notar ohne Umschweife. „Sie selbst hat, so weit ich weiß, nur wenige Jahre in dem Haus in der Dümpelgasse gewohnt, würde sich aber sehr freuen – und es dir anraten – wenn du es ihr nicht gleich tun würdest.“
Genau so hatte es die entfernte Verwandte auf einem kleinen Zettel aufgeschrieben, den Rechtsprecher nun vorlas.
Tysja hatte sich das nicht zweimal sagen lassen, sondern sofort ihren alten Koffer mit dem Nötigsten bepackt und war dann auf ihrem ausgefransten Hexenbesen zum Häuschen in besagter Straße geflogen, die am anderen Ende der Stadt lag. Hatte dabei aber noch einen kleinen Umweg eingeschlagen, schließlich musste der Notar ihr ja noch den Schlüssel für das Haus aushändigen.
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