Pricktest und RAST-Test bei Histaminintoleranz?
Der klassische Pricktest, bei dem einige Tropfen hochprozentiger Lösungen verschiedener Lebensmittel vor leichtem Einritzen der Haut auf selbiger aufgetragen werden, ist wenig geeignet, um eine Histaminintoleranz festzustellen. Dies liegt auch an der Wirkweise des Tests. So kann der Test fälschlicherweise negativ ausfallen, wenn Sie vorher Antihistaminika eingenommen haben oder wenn sich Ihre Beschwerden nur im Magen-Darm-Trakt äußern – und nicht als Hautreaktion, die beim Pricktest ausschließlich getestet wird. Ein Pricktest kann andererseits fälschlicherweise auf eine Unverträglichkeit hindeuten, wenn Sie zuvor Histamin freisetzende Lebensmittel wie Tomaten oder Erdbeeren verzehrt haben.
Neben dem klassischen Pricktest fällt auch der üblicherweise zur Ermittlung von Lebensmittelallergien eingesetzte RAST-Test bei Histaminintoleranz negativ aus. Der RAST-Test (Radio-Allergo-Sorbens-Test) weist ausschließlich die bei Allergien im Blut vorhandenen Antikörper nach. Weil der Körper bei Histaminintoleranz keine Antikörper bildet, ergibt sich bei diesem Test ein negatives Ergebnis.
Wichtig:Bitte beachten Sie, dass übliche Allergie- und Unverträglichkeitstests wie Pricktest, RAST-Test, Laktose- oder Fruktose-Unverträglichkeitstest hilfreich sind, um bestimmte Allergene, Laktose, Fruktose oder andere Substanzen als Ursachen für Ihre Beschwerden auszuschließen!
Wenn Sie sicher wissen wollen, ob Sie von Histaminose betroffen sind, hilft nur das Führen eines Ernährungstagebuches, eine Eliminationsdiät mit histaminarmer Kost über mehrere Wochen und eventuell eine an die Diät anschließende Provokation (siehe auch Seite 26).
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit eines enzymatischen Bluttests – den sogenannten Diaminoxidase-Test (DAO-Test) – zum möglichen Nachweis der Histamin-Unverträglichkeit. Dieser Test misst die Aktivität des Enzyms DAO im Blut. Allerdings sind weder das Messverfahren noch die Bewertung des Ergebnisses bisher standardisiert, sodass der Test nur einen – sicherlich sinnvollen – Anhaltswert zusätzlich zur Auslassdiät geben kann.
Leider kann der DAO-Test in einigen Fällen von Histaminose negativ ausfallen, obwohl eine Histamin-Unverträglichkeit vorliegt. Sinnvoll kann es daher sein, gleichzeitig den Vitamin-B 6-Status bestimmen zu lassen, da nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen ein Mangel an Vitamin B 6eine Fehlfunktion der DAO verstärken könnte, weil das Vitamin als Cofaktor für das Enzym im Stoffwechsel fungiert (siehe auch Seite 37).
Auch die Bestimmung des Histaminspiegels im Blut kann hilfreich bei der Diagnose sein, sie ist jedoch wie der DAO-Test bisher noch nicht standardisiert.
Sicherlich werden in den nächsten Jahren weitere diagnostische Verfahren getestet und eingeführt – eventuell lassen sich hieraus auch Ansätze für die Therapie entwickeln. Versuchen Sie also, stets auf dem neuesten Stand zu sein.
Wichtige Diagnosemethoden im Überblick
1 Ernährungstagebuch und Eliminationsdiät mit anschließender Provokation
2 Bestimmung der Diaminoxidase-Aktivität im Blut
3 Bestimmung des Vitamin-B6-Gehalts im Blut
4 Bestimmung des Histaminspiegels im Blut
Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel bei Histaminintoleranz
Bislang gibt es nicht viel, was man neben einer histaminarmen Ernährung bei Histaminintoleranz tun kann.
Einige Mediziner verschreiben Vitaminpräparate mit Vitamin C und Vitamin B 6, allerdings ist deren langfristiger Erfolg nicht nachgewiesen. Persönlich bin ich bislang ohne Vitaminpräparate ausgekommen, da ich mich ausgewogen ernähre. Vitamin C soll den Abbau von Histamin im Körper begünstigen. Vitamin B 6soll nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen als Coenzym – Coenzyme sind wichtige Hilfsfaktoren bei Enzymreaktionen – für die Diaminoxidase (DAO) fungieren und den Darm dabei unterstützen, mit dem Histaminaufkommen besser umzugehen. Es kann deshalb hilfreich sein, auch die ausreichende Zufuhr von Vitamin B 6zu beachten (siehe auch Seite 37).
Häufig werden prophylaktisch oder zur Behandlung auch Antihistaminika eingesetzt. Das sind sogenannte Histaminrezeptorblocker, welche die Wirkung des körpereigenen Histamins abschwächen, indem sie die Bindungsstellen für körpereigenes Histamin an den Zellen blockieren. Es werden entsprechend ihrer Selektivität vier verschiedene Histaminrezeptoren – H 1-, H 2-, H 3- und H 4-Rezeptoren – und entsprechende Antihistaminika unterschieden. Lediglich H 1- und H 2-Antihistaminika besitzen derzeit eine therapeutische Bedeutung zur symptomatischen Behandlung von Histaminintoleranz und Allergien.
Cromoglicinsäure reduziert ebenfalls den Histamingehalt im Gewebe, indem sie unter anderem die Freisetzung von Histamin aus Mastzellen hemmt. Ihre optimale Wirkung erreicht Cromoglicinsäure erst nach zwei bis vier Wochen und täglich viermaliger Einnahme. Deshalb kommt sie vor allem bei der Prophylaxe allergischer Erkrankungen und nicht im Akutfall zum Einsatz. Da auch Nebenwirkungen auftreten können, stellen nicht Medikamente wie dieses, sondern nur eine diätische Lebensweise für mich eine dauerhafte Lösung dar.
Lassen Sie sich bezüglich der genannten Möglichkeiten auch von ärztlicher Seite und in der Apotheke individuell beraten.
Für den Notfall
Für alle Betroffenen mit starken und lebensbedrohlichen Symptomen gibt es sogenannte Notfallsets, die man für alle Fälle bei sich tragen kann. Diese bestehen aus einem oralen Antihistaminikum, einem oralen Kortison, eventuell einem Betasympathomimetikum und einer Adrenalinfertigspritze. Das Adrenalin hilft gegen einen eventuellen Blutdruckabfall, einhergehend mit einem allergischen Schock. Es ist aber kein spezifisches Mittel gegen einen allergischen oder pseudoallergischen Schock. Weitere Informationen und individuellen Rat hierzu erhalten Sie bei Ihrem Arzt.
Hilfreich sind nach meiner persönlichen Erfahrung Nahrungsergänzungsmittel, welche dem menschlichen Körper zusätzlich DAO zuführen, die das Ungleichgewicht zwischen körpereigener DAO und Nahrungshistamin temporär ausgleicht. Für diese Präparate wird das Enzym derzeit aus Schweineniere gewonnen. Laut Packungsbeilage und Informationsbroschüre der Hersteller können diese Präparate keinesfalls eine angepasste Ernährung sowie gesunde Lebensweise ersetzen, sie erleichtern lediglich den Alltag.
Ein bis zwei Kapseln des Nahrungsergänzungsmittels können zu den Mahlzeiten eingenommen werden, und das Nahrungshistamin kann abgebaut werden. Zwar sind diese Präparate bei Histaminintoleranz keine dauerhafte Lösung, um jederzeit alles essen zu können, aber als »Notfallmittel« zur Einnahme vor dem Essen bei gesellschaftlichen Anlässen wie Hochzeiten, Geschäftsterminen oder sonstigen Feierlichkeiten, bei denen man keinen Einfluss auf den Speiseplan hat, ein wahrer Segen. Man sticht damit in Gesellschaft nicht heraus, muss sich nicht jederzeit rechtfertigen, erklären oder lustlos im Essen herumstochern. Und ab und zu kann man sich damit auch einfach mal etwas gönnen – eine Wohltat für die eigene Psyche.
Ich nutze das Nahrungsergänzungsmittel neben einer ausgewogenen histaminarmen Ernährung im Privaten möglichst selten, habe aber immer und überall eine »Notfallration« dabei. Es erleichtert mir bei Geschäftsterminen und in der Öffentlichkeit mein tägliches Leben. Ansonsten achte ich auf eine vitaminreiche und histaminarme, ausgewogene Ernährung – und mir geht es gut damit!
Histaminintoleranz und der weibliche Zyklus
Bei Frauen mit Histaminintoleranz können auch die zyklischen Schwankungen der Hormone histaminbedingte Beschwerden auslösen oder verstärken. Vor allem in östrogenarmen Zyklusphasen vor der Periode und vor dem Eisprung kann es vermehrt zu Problemen kommen. Vielfach sind Frauen auch in der Menopause verstärkt von Histaminintoleranz betroffen. Eine mögliche Ursache hierfür könnte die Abnahme des Östrogenspiegels in dieser Lebensphase sein.
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