Histamin freisetzende und Diaminoxidase hemmende Medikamente
Wer von Histaminintoleranz betroffen ist, reagiert auf den Konsum histaminreicher Lebensmittel, aber auch nach Einnahme Histamin freisetzender und Diaminoxidase (DAO) hemmender Arzneimittel mit den typischen Symptomen einer Histaminose.
Zahlreiche, zum Teil auch frei verkäufliche Wirkstoffe hemmen das Enzym DAO oder setzen vermehrt Histamin aus den Körperzellen frei, wodurch es zu erhöhten Histaminwerten in Blut und Gewebe kommt.
Weiß man also nicht über seine Intoleranz Bescheid, kann man durch die Einnahme entsprechender Medikamente in der Hoffnung auf Schmerzfreiheit oder Besserung einen gegenteiligen Effekt erzielen – die Beschwerden werden nur noch schlimmer.
Wenn Schmerzmittel Schmerzen bereiten
Bevor ich über meine Intoleranz Bescheid wusste, habe ich nach Alkoholkonsum am Vorabend häufig (Kopf-)Schmerztabletten zur Reduktion meiner Beschwerden eingenommen – ein großer Fehler: Wie mir meine Ärztin mitteilte, sind die verschiedenen gängigen Schmerzmittel aus der Apotheke für Menschen mit Histaminintoleranz gänzlich ungeeignet. Auch wurde mir dringend geraten, meinen Hausarzt über die Unverträglichkeit zu informieren, da beispielsweise auch das bei einer Schilddrüsenuntersuchung notwendige Röntgenkontrastmittel, verschiedene Antibiotika oder bei Operationen eingesetzte Narkotika, Muskelrelaxantien oder Blutplasmaersatzmittel bei Betroffenen mit Histaminintoleranz erhebliche Beschwerden auslösen können.
Der Einfluss von Histamin auf das zentrale Nervensystem wird kontinuierlich erforscht, auch im Hinblick auf Krankheiten wie die Alzheimerkrankheit. Versuchen Sie also stets, auch selbst auf dem aktuellen Wissensstand zu sein, indem Sie sich in Internetforen mit anderen Betroffenen austauschen und Ihren Facharzt befragen. Einige Internetadressen zum Thema finden Sie auf Seite 152in diesem Buch.
Tipp:Informieren Sie Ihre Ärzte – auch Ihren Zahnarzt – beim nächsten Besuch in jedem Fall über Ihre Histaminintoleranz. Auf Ihre Unverträglichkeit sollte bei der Verschreibung von Medikamenten geachtet werden, denn auch Hustenmittel (Wirkstoff Codein), Schlafmittel (Wirkstoff Barbitursäure), Psychopharmaka und Antibiotika können die Aktivität der Diaminoxidase hemmen und so den Abbau von Histamin behindern oder vermehrt Histamin aus den Körperzellen freisetzen! Die meisten Wirkstoffe gibt es für Betroffene auch in Form verträglicher Präparate.
Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht verschiedener medizinisch eingesetzter Substanzen und Wirkstoffe, die in Medikamenten zum Einsatz kommen und vermehrt Histamin aus den Körperzellen freisetzen oder den Histaminabbau durch das Enzym DAO hemmen können. Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wer von Histaminintoleranz betroffen ist, sollte beim Einsatz von Medikamenten generell vorsichtig sein, sich von Arzt und Apotheker beraten lassen und alle behandelnden Personen über seine Histamin-Unverträglichkeit in Kenntnis setzen.
Histamin freisetzende oder Diaminoxidase hemmende Wirkstoffe
Substanzklasse |
Wirkstoffe |
Analgetika(Schmerzmittel) |
Acetylsalicylsäure (ASS), Metamizol*, Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, zum Beispiel Diclofenac), Morphin, Pethidin |
Antiarrhythmika(Herz-Kreislauf-Mittel) |
Propanfenon* |
Antibiotika |
Cefotiam, Cefuroxim, Clavulansäure, Cycloserin*, Isoniazid* |
Antidepressiva |
Amitriptylin* |
Antiemetika(Magen-Darm-Mittel) |
Metoclopramid* |
Antihypertensiva(Blutdrucksenker) |
Alprenolol, Dihydralazin*, Verapamil* |
Antihypotonika(Herz-Kreislauf-Mittel) |
Dobutamin |
Antiprotozoika(Anti-Protozoen-Mittel) |
Chloroquin*, Pentamidin* |
Broncholytika(Asthmamittel) |
Aminophyllin*, Theophyllin* |
Diuretika(zur Wasserausscheidung) |
Amilorid |
H2-Rezeptorantagonisten(Antihistaminika) |
Cimetidin |
Lokalanästhetika(Betäubungsmittel) |
Prilocain |
Mukolytika(Schleimlöser) |
Acetylcystein*, Ambroxol* |
Muskelrelaxantien(zur Muskelentspannung) |
Alcuroniumchlorid, D-Tubocurarin, Pancuronium |
Narkotika(Betäubungsmittel) |
Propanidid*, Thiopental |
Röntgenkontrastmittel |
iodhaltige Wirkstoffe wie Amidotrizoesäure |
Zytostatika(Zellwachstumshemmer) |
Cyclophosphamid |
* = diese Wirkstoffe hemmen die Diaminoxidase
Mehr körpereigenes Histamin bei Stress
Bei körperlicher Anstrengung (zum Beispiel Joggen, Radfahren) oder psychischer Erregung (zum Beispiel Prüfungsnervosität, Stress) schütten die Körperzellen vermehrt Histamin aus. Das Ergebnis bei histaminintoleranten Personen: Die Beschwerden sind ausgeprägter.
Auch bei Infektionskrankheiten ist das Immunsystem geschwächt und der Körper reagiert beim Verzehr histaminreicher Nahrung noch empfindlicher als sonst.
Diagnose der Histaminintoleranz
Bisher gibt es noch keine standardisierten Diagnoseverfahren für die Histaminintoleranz. Natürlich sollten ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch zu Beschwerden und Essgewohnheiten sowie Untersuchungen zum Ausschluss organischer Erkrankungen und anderer Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien an erster Stelle jeder Diagnostik stehen, gekoppelt mit späteren Ausschlussdiäten und Laboruntersuchungen.
Bevor Sie einen Arzt aufsuchen, sollten Sie einige Zeit lang ein Ernährungstagebuch führen (siehe Seite 26). Auf Grundlage der hierbei gewonnenen Erkenntnisse wenden Sie sich dann an Ihren Hausarzt, der Sie gegebenenfalls an einen Allergologen verweist. Ich habe meinen Test bei einer Hautärztin gemacht, echte Spezialisten für Histaminintoleranz gibt es kaum, am ehesten noch unter Homöopathen und Naturheilpraktikern.
Da meine Erfahrungen mit vielen Ärzten in der Vergangenheit nicht allzu positiv verliefen, war es für mich persönlich ein sehr langer Weg bis zur Diagnose – ein Weg, den ich weitestgehend allein gegangen bin. Bislang ist selbst vielen Ärzten die Erkrankung Histamin-Unverträglichkeit noch relativ unbekannt und sie wissen nicht, wie sie die Symptome einordnen sollen. Inzwischen weiß ich, dass viele Betroffene ähnliche Erfahrungen gemacht haben und machen, oft jahrelang die Ursache für ihre Beschwerden suchen. Man rennt von Arzt zu Arzt, von Homöopath zu Ökotrophologin – die Beschwerden bleiben. Ich persönlich wurde auch auf eine Laktose- und Fruktose-Unverträglichkeit getestet. Jahrelang lebte ich mit der Diagnose » Reizdarmsyndrom « , bis ich zufällig im Internet von einem DAO-Test, einem Labortest, der die Aktivität des Histamin abbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) bestimmt, erfahren habe. Meine Ärztin teilte mir mit, nur sehr wenige Menschen seien von Histaminintoleranz betroffen und ich solle mir schon einmal Gedanken machen, ob ich zu einem weiteren teuren Allergietest bereit sei. Zuvor müsse ich in jedem Fall einen klassischen Pricktest machen. Mein Hinweis, dass dieser Test bei mir sicherlich negativ ausfallen würde, was ich zuvor gelesen hatte, erzürnte sie etwas. Letztendlich hatte ich recht: Ich machte den klassischen Pricktest und er fiel, typisch für Menschen mit Histaminintoleranz, negativ aus.
Читать дальше