Gerhard L. Durlacher - Tetralogie des Erinnerns

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Wie war die Kindheit eines jüdischen Jungen im Nationalsozialismus? Wie war es möglich, nach dem KZ als Jugendlicher das Leben neu zu beginnen? Wie war das Leben nach dem Überleben?
Durlachers preisgekrönte autobiografischen Schriften sind von «bitterer Präzision und schockierender Eindringlichkeit». (Neue Zürcher Zeitung)

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Über die glatten Steinstufen renne ich vor Mutter zu unserer Wohnung im ersten Stock, halte aber an, als ich durch die Lücken des Treppengeländers sehe, wie Lena mit großen schwarzen Schnürstiefeln auf den Boden stampft, um den Hund einzuschüchtern.

Sie bemerkt uns erst, als wir neben ihr stehen. Hinter der weißen Wohnungstür mit den kleinen Scheiben taucht jetzt leise winselnd die Hundeschnauze auf.

Noch bevor Lena uns begrüßt und sich vorstellt, zetert sie, daß wir den Hund festhalten müssen, wenn wir die Tür öffnen.

Nervös steckt Mutter den Schlüssel ins Schloß und schickt Senta mit strengen Worten zu ihrem Korb. Mißtrauisch und wachsam beobachtet sie von dort aus unsere neue Hilfskraft.

Als ich Lenas große lila Hand schütteln muß, fühle ich tiefe Verbundenheit mit meinem Hund. Die große, derbe Frau mit der spitzen Nase und den hellen Augen ist mir unheimlich. Das graubraune Haar ist mit Haarnadeln zu einem dicken Knoten im Nacken aufgesteckt, und ich kann die Augen von den Haaren auf ihrem Kinn kaum abwenden. Wie ich spüre, ist auch Mutter erschrocken und läßt zu, daß Lena sofort zu arbeiten beginnt. Sie holt eine große braune Schürze aus ihrem geflochtenen Koffer hervor und nach wenigen Worten wischt und bohnert sie, als sei es ihr Haus.

Mutter kocht, sie läßt sich nicht vom Herd verdrängen. Als wir um den Tisch sitzen, murmelt Vater leise, er sei froh, daß »das Mensch« lieber allein in der Küche ißt. Von nun an wird in unserem Haus viel geflüstert, denn Lena horcht an den Türen. Ich kann kaum glauben, daß Erwachsene so etwas tun, bis ich mit eigenen Augen sehe, wie sie im Flur davonrennt, als Vater mit einem Ruck die Tür öffnet.

In der Küche fallen harte Worte, das Geflüster hält an. Die Woche über verläßt Großmutter selten ihr Zimmer und drückt sich dann schweigend an Lena vorbei.

Allmählich wird Oma mir wieder gut. Auf den Stühlen an ihrem Bett oder neben der Nähmaschine, die sie zuweilen wieder schnurren läßt, schütten wir alle unser Herz bei ihr aus. Als spuke ein Drache im Haus, dem Vater als einziger Widerpart bieten kann.

Als auf dem Markt hinter der Stiftskirche dicke Bäuerinnen mit Körben voll länglicher, blauer Zwetschgen stehen, weiß ich, daß Mutter einen Kuchen backen wird. Auf rechteckigen Backblechen legt sie entsteinte und halbierte Zwetschgen wie Dachziegel in vielen Reihen nebeneinander auf den Teig, streut Zucker und Zimt darüber und gibt dünne Sahne dazu. Sie macht das geschickt und mit großem Vergnügen.

Der Kuchen ist noch warm und saftig, als wir die ersten Stücke kosten dürfen. Lena sieht beinahe freundlich aus, als sie sich eine doppelte Portion in den Mund stopft.

Mit Augen, die größer sind als der Magen, bitte ich um noch ein Stück und höre von Mutter, daß wir morgen, am Freitagabend, Gäste haben. Besonders schöne Stücke ohne Kruste legt sie auf eine große Platte und stellt sie in der Speisekammer neben der Küche sorgsam beiseite.

Schon im Gang verdüstert sich Onkel Jacobs Gesicht, als er hört, daß Mutters mollige Schwester und ihr Freund Harry, der Schauspieler mit dem Monokel, sowie Onkel Albert, ein entfernter Verwandter von Vater, heute abend zum Essen kommen. Er befürchtet und ich hoffe, daß Wagner diesmal nach dem Essen keine Chance hat.

Vater gibt sich andächtiger als sonst und singt die Gebete wie Arien. Still warte ich an dem festlich gedeckten Tisch auf den Zwetschgenkuchen. Den Karpfen im grünen Mantel rühre ich heute nicht an, denn auch Tante läßt ihr Stück stehen.

Mit überkippender Stimme ruft Mutter aus der Küche nach mir. Keiner Übeltat bewußt außer meinem Widerwillen gegen den Fisch, gehe ich zu ihr und sehe sie mit den Tränen kämpfend vor der Platte mit den Kuchenstücken stehen. Es ist kein Berg mehr, nur noch ein Hügel, und ich stehe da als Angeklagter. Erst nach einem heiligen Eid glaubt mir Mutter. Ihr Kreuzverhör erstreckt sich auch auf Vater. Er weiß von nichts und regt sich auf. Oma ist über jeden Verdacht erhaben. So bleibt nur Lena als Verdächtige übrig, aber sie kommt erst wieder am Montag morgen.

Aus der Waschküche im Keller dringt der Lärm eines schrillen, heftigen Streites durch das hallende Treppenhaus bis in unsere Wohnung, und ohne die Worte zu verstehen, weiß ich, worum es geht. Blaß und verstört, mit rotumrandeten Augen, stürzt Mutter ins Zimmer und stolpert atemlos über die eigenen Worte: Lena hat den Kuchen gestohlen, schlimmer: Lena stiehlt von Anfang an aus der Speisekammer. Aber das Schlimmste: Lena schimpft und höhnt, sie habe ein Recht darauf, sie werde ausgebeutet und bekomme viel zu wenig zu essen, die Juden würden die »Volksgemeinschaft« betrügen und sie werde uns die »Partei« auf den Hals hetzen, um uns ein für allemal Mores zu lehren.

Kuchen, Konserven, Wurst und Käse haben schlagartig ihre Bedeutung verloren. Der Ärger wird zur Angst, und in der Vorstellung sehe ich schon die Braunhemden mit Fackeln und Knüppeln vor der Tür stehen. Ratlos überlegen die Eltern miteinander, mit Freunden und Bekannten. Den ganzen Tag über rasselt die Wählscheibe des Telefons und atemlos spricht Mutter in den Hörer. Abends klingelt sie bei den Nachbarn an, oben, links und rechts.

Erschöpft und aufgeregt gibt sie mir einen Gutenachtkuß. Die Neugier schwelt in mir, als ich einschlafe, den tröstenden Kissenzipfel in den Armen.

Unwirsch und mit verkniffenem Mund tobt Lena morgens durch die Wohnung. Vor ihrer Wut klirrt das Geschirr in der Küche, wir sind für sie Luft. Sie tritt heftiger gegen Stuhl- und Tischbeine, als ich es im schlimmsten Jähzorn je gewagt habe, und als das dumpfe Knallen des Teppichklopfers vom Hof herauf tönt, tun mir die Teppiche leid.

Mutter kocht das Mittagessen. Ihre Wangen sind erhitzt, als wäre es glühend heiß in der Küche, und bei jedem Schlag und Knall im Haus oder von draußen zuckt sie zusammen.

Schweigend helfe ich ihr beim Tischdecken. Als die Suppe in der Terrine auf dem Tisch dampft, ruft sie Lena zum Essen.

Leise schließt Mutter die Küchentür und überläßt die Suppe schlürfende Lena, die weder auf noch um sich schaut, sich selbst. Wir essen wortlos unsere Suppe und ich verstehe nicht, was die erwartungsvolle Stille zu bedeuten hat.

Als die Türklingel läutet, springt Mutter auf, als hätte sie auf einer Feder gesessen, läuft zur Wohnungstür und kommt gleich darauf mit den Damen zurück, die geheimnisvoll leise gehen und flüstern, allen voran Frau Huber, unsere immer lachende, mollige Nachbarin von oben, im grünen Dirndlkleid, aus dem ihr üppiger Busen mit dem goldenen Kreuzchen darauf quillt.

Teils im Zimmer, teils im Gang warten alle auf den Augenblick, in dem Frau Huber die Küchentür aufreißt. Lena würdigt sie keines Blickes. Den linken Arm hat sie um den Teller gelegt, als müßte sie ihn gegen Diebe verteidigen. In ihrer rechten Hand die Gabel, mit der sie, ohne den Arm anzuheben, den Berg aus Sauerkraut, Kartoffeln und Fleisch mit großen Bissen in den Mund schaufelt.

Als die Nachbarin und die anderen Frauen in der Küche stehen, blickt Lena unwirsch vom Essen auf. Frau Hubers lachend gesprochene Worte: »Aber Lena, ich glaubte, man lasse dich hier verhungern« bringen die Gabel zum Stillstand. Eine Donnerwolke zieht über ihr Gesicht, der Mund ist ein verkniffener Spalt. Böse erhebt sie sich, umklammert die Gabel mit der Faust und sticht sie wie eine Heugabel mit Schwung ins Sauerkraut. Drohend schaut sie sich um, stößt Flüche aus, die ich noch nie gehört habe, reißt die braune Schürze vom Haken und ohne sie in den geflochtenen Koffer zu stecken, drängt sie uns in der Küchentür beiseite. Mit einem donnernden Schlag wirft sie die Wohnungstür hinter sich ins Schloß. Im leeren Treppenhaus hallt ihr Fluch wider: »Juda verrecke!«

Bleich, mit Gesichtern, auf denen die Fröhlichkeit erloschen ist, gehen die Frauen hinaus. Mutters geflüsterte Worte des Dankes bleiben in der Luft hängen.

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