Gerhard L. Durlacher - Tetralogie des Erinnerns

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Wie war die Kindheit eines jüdischen Jungen im Nationalsozialismus? Wie war es möglich, nach dem KZ als Jugendlicher das Leben neu zu beginnen? Wie war das Leben nach dem Überleben?
Durlachers preisgekrönte autobiografischen Schriften sind von «bitterer Präzision und schockierender Eindringlichkeit». (Neue Zürcher Zeitung)

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Die Sommersonne scheint, als Maria neben Vater im Auto sitzt. Die Koffer auf dem Rücksitz. Obendrauf ihr dünner dunkler Mantel und der Kirschenhut. Unter Tränen lächelt sie mir zu, und ich winke und winke und winke, bis sie in meinem Meer von Traurigkeit ertrinkt.

Ohne Maria ist unser Haus leer und unfreundlich. Die großen dunklen Möbel schauen streng, der Flügel glänzt schwarz und abweisend.

Der schwere grüne Staubsaugertopf, den ich hinter Mutter hertrage, brummt und jault. Das rote Tuch um ihren Kopf kann nicht verhindern, daß ihr immer wieder eine Locke ins erhitzte Gesicht fällt, die sie mit dem Handrücken wegzuwischen versucht. Sie sagt nicht viel beim Reinemachen und das bleibt auch später in der Küche so. Sentas Schwanz hängt traurig herab, sogar wenn sie zum Einkaufen mitkommen darf. Meine kleine graue Großmutter mit dem wackelnden Kneifer, dem langen schwarzen Kleid und dem gehäkelten Umschlagtuch sitzt täglich viele Stunden an der neuen Tretnähmaschine und flickt oder ändert die Kleidung, die ich anprobieren muß, obwohl die Stecknadeln darin mich pieksen. Seit Marias Abreise wohnt sie ständig bei uns, sie hat ihr Zimmer in Dunkelgrün und Braun tapezieren lassen. Die Ecke, in der ihr großes Bett aus Mahagoniholz steht, gleicht einer Erdhöhle. Der frische Geruch von Kölnisch Wasser und Feldblumen ist verflogen und hat dem von Baldriantropfen und Kampferspiritus Platz gemacht.

Morgens und am späten Nachmittag sehe ich zuweilen, wie Oma Gebete aus einem Buch aufsagt. Dabei steht sie vor der blinden Ostwand, nickt mit den Kopf, schaukelt den Oberkörper hin und her und antwortet nicht, wenn ich etwas frage oder sage.

Wenn es regnet und ich mich zu Hause langweile, lasse ich meine aufziehbare Eisenbahn durch ihr Zimmer tuckern oder baue eine Hütte aus zwei Stühlen und ihrer braunen Kamelhaardecke. Dann erzählt sie von ihrer Jugend im Elsaß, ihrer Lehrzeit als Modistin in Straßburg, von Onkel Edward aus Metz mit dem feuchten grauen Schnurrbart und der Melone, der bei Verdun so tapfer gewesen ist, von ihren noch lebenden Brüdern und Schwestern im sicheren Frankreich und von ihrem Geburtsdorf bei Kehl, das ich von langweiligen Sonntagsbesuchen her kenne.

An Samstagen betet sie länger als gewöhnlich und trägt das vornehme schwarze Kleid mit weißem Spitzenkragen und Jabot. Zur Synagoge geht sie nicht mehr, denn auf die Straße, wo viele Nazis herumlaufen, wagt sie sich nicht mehr hinaus.

Seit ihrer Ankunft haben sich die Freitagabende verändert. Auf einem glänzenden, weißen Damasttischtuch stehen die silbernen Leuchter, die noch Mutters Vater gehört haben. Das Rosenthal-Service mit dem Goldrand, bislang im Büffet vergraben, glänzt wie neu unter der großen seidenen Hängelampe. Großmutter segnet die Kerzen, murmelt ein Gebet und hält die Hände vor die Flammen, als wolle sie sie wärmen. Auf Vaters Kopf der schwarze Bowler, auf meinem die Schirmmütze aus Wolle, mit der ich mich unbehaglich fühle. Wir alle sind festlich gekleidet. Vater singt, als wir vor unseren Tellern stehen, und zu dem Stückchen Mohnbrot mit Salz und einem Schluck Wein aus dem alten verbeulten Silberbecher muß ich unverständliche hebräische Wörter nachsprechen.

Nach der Hühnersuppe bringt Mutter eine Schüssel mit einem großen Karpfen in braunem, manchmal grünem Gelee aus der Küche. Ich mag das Gericht nicht, aber aus Höflichkeit gegenüber Großmutter, die stolz auf ihr Werk ist, muß ich davon kosten.

Onkel Jacob, Omas Lieblingsbruder, der Sabbatgast an unserem Tisch, ißt manchmal einen halben Fisch. Er ist arm und klagt ständig über Rheumatismus und zu wenig Geld. Manchmal spricht er das Dankgebet und zieht es solange hin, bis die Eltern und ich vor Langeweile gähnen.

Wenn er unruhig und gehetzt meinem Vater überläßt, den Tisch aufzuheben, und nervös den Deckel seiner dicken Taschenuhr auf- und zuklappt, weiß ich nur zu gut, was nach dem Essen kommt. Das Zauberwort Bayreuth erlegt allen Schweigen auf. Onkel Jacob und Vater schleppen schwere Sessel vor den Radioschrank, auf dem das neue Blaupunkt-Superhet-Gerät steht und alsbald dröhnen die Walküren, die Meistersinger oder Elsa von Brabant durchs Eßzimmer. Mit einer Hand hinter der Ohrmuschel, um keinen Ton zu versäumen, sitzt Onkel dicht vor dem Lautsprecher, und die Geräusche beim Abräumen des Tisches, beim Öffnen einer Tür oder ein geflüstertes Wort zischt er wütend nieder. Wagner, die Bronzeplakette auf dem Flügel, ist unser Hausgott.

Einige Tage, nachdem mein Vater eine Geschäftsreise angetreten hat, wird Großmutter bettlägerig.

Doktor Roos, der alte Hausarzt mit einem Kopf wie ein glänzendes Osterei, einer goldenen Brille auf der Nase und großen roten Händen, mit denen er mir einmal wehgetan hat, als er sie mir in seinem Sprechzimmer auf den Bauch drückte, bleibt sehr lang bei ihr. Als er fortgeht, kneift er mich fest in die Wange und sagt, daß ich Oma nicht stören darf.

Meine Hoffnung auf gemütliche Tage mit Mutter schwindet, als ich merke, daß Großmutter sie ständig benötigt. Bald möchte sie hoch aufgerichtet sitzen, bald flach liegen, oder sie will Wasser, Suppe oder Kaffee aus einer Schnabeltasse, und die klappernde weiße Bettschüssel muß dauernd gebracht oder hinausgetragen werden.

Ich helfe beim Abstauben, bekomme aber böse Worte gesagt, wenn ich etwas falsch mache. Mutter ist traurig und bekümmert, ich fühle mich hilflos und bin widerspenstig.

In ihrem rosa Bettjäckchen thront Großmutter in den dicken Daunenkissen, die vor dem geflammten, hölzernen Kopfteil ihres Bettes aufgeschichtet sind. Die Haare, die Mutter morgens kämmt und bürstet, hängen offen herab. Sie häkelt ein neues Bettjäckchen, als erwarte sie, noch viel Zeit im Bett verbringen zu müssen. Oft und viel höre ich sie klagen, obwohl es ihr sichtlich besser geht.

Selten verläßt sie das Bett und streitet mit dem Doktor, als er sie zum Aufstehen ermutigt. Ich spiele wieder auf dem Teppich in ihrem Zimmer mit der Eisenbahn, dem Märklin-Baukasten und einer neuen Mickymaus, die mit den Armen schlenkert und läuft, wenn ich sie mit einem Schlüssel im Rücken aufziehe. Hebt man sie hoch, dann trappeln die schwarzen Füßchen, sie schüttelt den Kopf und rattert schneller als die Nähmaschine. Nimmt man sie in die Hände, so ist es, als sei sie lebendig und wollte davonlaufen.

Oma schläft unter ihrem Federbett wie Rotkäppchens Großmutter.

Auf der Hügellandschaft ihrer Bettdecke lasse ich meine Mickymaus frei. Omas Augen öffnen sich rund vor Erstaunen, ihr gebißloser Babymund versucht etwas zu sagen, und plötzlich kräht sie wie ein heiserer Hahn, weicht zurück und schlägt wild nach meinem Spielzeugtier. Sie kreischt Mutters Namen, und in meiner Verwirrung, Angst und Bosheit packe ich das zappelnde Ding und setze es ihr auf den Kopf. Nach und nach verheddert es sich in den grauen Haarlocken, während ihr Geschrei unvermindert anhält.

Meine Welt stürzt zusammen als Mutter die zuckende Mickymaus mit einer Schere aus dem grauen Gewirr befreien muß. Atemlos zischt Großmutter, ich sei ein »Mamser«, ein Teufel, und schwört, ich werde meiner Strafe nicht entkommen. Mutter steht das Weinen näher als das Lachen. Sie versucht zu beschwichtigen, träufelt Baldrian in ein Glas Wasser und schickt mich aus dem Zimmer.

Verdrossen vor Kummer und Schmerz über die harte Strafe, die Vater mir verpaßt hat, hungrig und mit pochenden Schläfen liege ich abends in meinem Bett. Seine brüllende Stimme schallt aus dem Eßzimmer und Mutter weint und schreit, daß sie allein, ohne Maria, die Belastung nicht länger ertragen könne.

Ein paar Tage später eilen wir vom Einkaufen nach Hause. Lena, Mutters neue Hilfe, soll sich heute vorstellen. Ich brenne vor Ungeduld und Neugier, sie zu sehen. Die Haustür zum Treppenhaus steht einen Spalt offen. Schon von unten höre ich Senta aufgeregt bellen.

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