Gerhard L. Durlacher - Tetralogie des Erinnerns

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Wie war die Kindheit eines jüdischen Jungen im Nationalsozialismus? Wie war es möglich, nach dem KZ als Jugendlicher das Leben neu zu beginnen? Wie war das Leben nach dem Überleben?
Durlachers preisgekrönte autobiografischen Schriften sind von «bitterer Präzision und schockierender Eindringlichkeit». (Neue Zürcher Zeitung)

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Verlegenheit und Furcht vor dem großen Wasser fesseln mich an meinen Stuhl.

Windstöße rütteln an den Markisen und Sonnenschirmen. Boote mit gerefften Segeln tanzen knarrend an der Mole und zerren wie Hunde an ihren Leinen.

Gebannt beobachte ich die Versuche der Jungen, das losgerissene Spielzeugboot einzufangen.

Der Kleine steht weinend an der Stegkante, den Mund weit aufgerissen, aber sein Schrei ist nicht zu hören. Jetzt sehe ich nur noch seinen Bruder, der sich auf dem Bauch liegend tief hinunterbeugt, dann ist auch er verschwunden.

Niemand scheint etwas zu merken. Würgende Angst schnürt mir die Kehle zu. Ich rufe um Hilfe, doch niemand beachtet mich.

Die Erwachsenen lauschen gespannt der metallenen Stimme aus dem Lautsprecher, die der pfeifende Wind in Fetzen davonweht.

Verzweifelt zeige ich auf den leeren Steg, doch keiner kümmert sich darum. Ich schreie sogar, werde aber wie ein lästiges Kind beiseitegeschoben, als ich an ihren Ärmeln ziehe. Ich renne zum Steg hinunter und sehe, wie der eine Junge im Wasser zappelt. Gleich daneben zwei Hände, die gerade noch über die Wasserfläche hinausragen.

Herr Fritz steht mit dem Rücken zum See und hört ebenfalls zu. Ich ziehe an seinen Rockschößen wie an einem Glockenstrang und fuchtele, fuchtele mit den Händen, stimmlos in den Alptraum schreiend.

Er sieht, was ich sehe, wirft wortlos den Frack ab und springt in den schäumenden See.

Er kämpft mit dem Wasser, zieht den älteren Jungen ans Ufer und sucht an der Stelle, wo die Händen des jüngeren untergegangen sind.

Meine Eltern und die anderen Erwachsenen erwachen aus ihrer Trance, drängen sich an den Rand des Wassers und rufen ihm Anweisungen zu.

Als ich durch einen Wald von Beinen Herrn Fritz erblicke, der triefend, mit zerknautschter, schlaffer Hemdbrust hinter dem Kleinen kniet und seine Arme wie Flügel hochreißt und an den Körper drückt, um ihn wieder zum Leben zu erwecken, bricht der Damm meiner Tränen.

Allmählich verflüchtigt sich der böse Traum. Die Metallstimme aus dem Lautsprecher schweigt, das Pfeifen des Windes läßt nach, das Krakeelen der Erwachsenen verstummt.

Vor mich hinstarrend, hin und wieder aufschluchzend, sitze ich zwischen den Eltern. Lebt er oder ist das schon der Tod? Immer wieder sehe ich vor mir sein bläulich-weißes Gesicht und Herrn Fritz, der seine Arme wie Pumpenschwengel auf und ab bewegt.

Der Applaus meiner Eltern und der anderen Gäste schreckt mich hoch. Herr Fritz kommt auf uns zu, in tadellosem Anzug ohne Knitterfalten. Die Hemdbrust ist steif und sauber, das Haar wieder glattgekämmt mit scharf gezogenem Scheitel. Er bleibt vor mir stehen, beugt sich vor, streicht mir über den Kopf und sagt: »Der Junge lebt, er hat Glück gehabt«, und zu meinen Eltern: »Die Nazis haben Dollfuß erschossen.«

Tage eher als vorgesehen, am frühen Morgen, als Nebelschwaden über dem See treiben und der Sonnenschirm an unserem weißen Tischchen traurig tropft, treten wir die Heimreise an. Auf dem Rücksitz des Adlers betrachte ich fröstelnd die Nacken meiner Eltern. Sie kommen mir gebeugt vor. Aus ihrem Mund kommt kein Lied wie auf der Herfahrt. Nirgends ist es warm und sicher.

MARIA UND LENA

»Schau lieber nicht hin«, sagt Maria und nimmt mir die Sicht auf dem Käfig, indem sie ihre Hüfte an die von Mutter drängt.

Wenn ich mich auf die Zehen stelle und den Hals recke, kann ich durch den ovalen Spalt zwischen ihnen trotzdem sehen, was passiert ist. Ein kleines Häufchen gelber Federn mit steif hochgezogenen Füßchen liegt mitten im Futter auf der Bodenplatte hinter den gelben Kupferstäben des Vogelbauers.

Ich bringe kein Wort heraus, Tränen kitzeln auf meinen Wangen, als gehörten sie nicht mir.

Dann öffnet sich der Schirm ihrer Körper und ich sehe, daß die Porzellanschälchen mit Wasser und Vogelfutter, die ich täglich füllen und saubermachen darf, unberührt sind. Was Kranksein bedeutet, weiß ich sehr gut, aber daß der Tod nie mehr geheilt werden kann, erklärt mir jetzt Maria mit feuchten Augen. Mutter streichelt meine Haare. Ihre Augen und Nase sind rot und ihre Trostworte klingen stark erkältet.

Maria wischt meine Trauer fort mit dem Versprechen, Hänsel an einem schönen Ort unter einem Lindenbaum zu beerdigen, wie es sich gehört. In der Nähstube sucht sie nach schwarzen Samtresten und Wolle, Mutter findet eine schöne große Zigarrenkiste, die noch nach Holz und Tabak riecht, und ich zeichne den schönsten Vogel auf meinen Malblock, um ihn Hänsel als Gefährten mitzugeben. Sein Samtbett steht auf dem weißmarmornen Küchentisch und behutsam bettet Maria das gelbe Körperchen, zusammen mit meiner Zeichnung, hinein.

Senta, meine schwarze Schäferhündin, darf heute nicht mit und begreift auch warum, als ich es ihr vor ihrem Korb im Gang hockend erkläre.

Maria hat für den ernsten Gang einen dünnen dunklen Mantel über ihr Dirndlkleid angezogen; der große Hut mit den roten Kirschen sieht vornehm aus über den weichen braunen Haaren, die ich manchmal flechten darf. Ihre rechte Hand halte ich ganz fest, in der linken trägt sie das Kistchen vor sich her.

Wir gehen am schäumenden, wilden Wasser der Murg entlang zum Kurhauspark, meiden aber die großen Wandmalereien der Trinkhalle, die wir beide scheußlich und gruselig finden.

Alte Leute mit Stöcken, die den Michaelsberg, den Hügel hinter dem Gebäude mit dem heißen Quellwasser, Schritt für Schritt hinaufsteigen, gehen an uns vorbei.

Zweimal werden wir neugierig angesprochen von Damen mit runzligen Gesichtern und schwarzen Bändchen mit goldenen Anhängern um den Hals. Maria erklärt ihnen, was wir tun, und ernst nickend lassen sie uns weitergehen.

Außer Atem schauen wir uns oben auf dem Hügel um. Maria zeigt auf unser Haus, weit unten im Tal, und meint, daß Mutter jetzt sicher Ausschau hält. Mit ihrem Taschentuch, das nach Kölnisch Wasser riecht, wischt sie mir die Stirn ab.

Auf der Kuppe des Michaelsberges, unter den alten Linden suchen wir unauffällig nach einem schönen Platz. Mit meiner Sandschippe, die Maria aus der Manteltasche zieht, graben wir abwechselnd ein Loch unter einem Strauch an einem Platz, den niemand kennt.

Hänsels Sarg paßt genau hinein, und als das Holz unter der Erde verschwindet, wird mir bewußt, daß ich meinen Vogel nie wiedersehen werde. Tränen füllen mir die Augen und durch die Tränen hindurch sehe ich, daß auch Marias Augen naß sind.

Sie legt zwei Holzstöckchen als Kreuz auf das Erdhäufchen, nimmt dann meinen Kopf in die Hände, an denen noch Erde klebt, drückt mir einen Kuß auf die Stirn und sagt leise: »Gott beschütze dich, Gerdl.«

Ihre Worte machen mich unsäglich traurig, ohne daß ich genau weiß, warum. Schweres Schluchzen drückt mir auf die Brust und sitzt in meiner Kehle, und als zu Hause meine Stimme heiser klingt, fragt Mutter, ob ich mich dort oben auf dem Hügel erkältet hätte.

Die Tage, die nun folgen, sind graue Regenwolken, aus denen halbverstandene Sätze tröpfeln. Maria muß zur »Gestapo«, bei ihren Eltern haben die Braunen vor der Tür gestanden. Bei Tisch erzählt sie von bösen Männern, die sie verspottet und ihr gedroht haben. Mit einem Kloß im Hals liest sie uns den Brief ihres Vaters vor, in dem er sie bittet, nach Hause zu kommen. Maria möchte lieber dableiben. Mutter zerknüllt ein naßgeweintes Taschentuch in der Hand. Vater ahnt Gefahr und stottert hin und wieder. Marias Angst zittert in mir nach. Ich schlage die Arme um ihren Hals, um sie festzuhalten.

Ganz, ganz oft wird sie an mich denken, an meine Eltern und an Senta. Sie wird mir viele Briefe schicken, verspricht sie flüsternd, bald wird der böse Spuk vorbei sein.

Zwei große rostbraune Mädlerkoffer mit hölzernen Beschlägen und Kupferschlössern stehen am nächsten Morgen im Gang, als ich unbemerkt mein Bett verlasse. Barfüßig und noch im Nachthemd betaste ich die Unheilsdinger und fühle, wie schwer sie sind. Wider besseres Wissen hoffe ich, daß die Koffer nicht ins Auto passen oder daß Maria es sich überlegt und lachend sagt: »Ich bleibe hier.« Durch meinen Kopf summt es: »O bleib bei mir und geh nicht fort!«

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