Helmut Krätzl - Brot des Lebens

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Anlässlich seines diamantenen Priesterjubiläums reflektiert der beliebte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl über das zentrale Sakrament der Kirche, die Eucharistie. Diese hat sein religiöses Leben von früher Kindheit an stark geprägt und er hat sich als Priester und Weihbischof an den aktuellen theologischen und pastoralen Diskussionen zur Heiligen Messe stets engagiert beteiligt. So geht es in diesem Buch um Fragen wie: Ist die Messe mehr Opfer oder Mahl? Ist sie Priesterliturgie oder Feier der ganzen Gemeinde? Wurde die Schaufrömmigkeit zum Ersatz für den Kommunionempfang? Ist die Messe nach dem Konzil nur neuer Ritus oder doch viel mehr? Was hindert eine eucharistische Gastfreundschaft mit evangelischen Christen? Hat man bald nach dem Konzil nicht schon großzügigere Zulassungsbedingungen für wiederverheiratete Geschiedene im Einzelfall gekannt? Wird man auf Grund des wachsenden Priestermangels eher auf Eucharistie vor Ort verzichten als neue Zugänge zum Priesteramt zu eröffnen?
Krätzls Überlegungen geben den aktuellen Wissenstand zur Eucharistietheologie wider, atmen aber auch die 60-jährige Erfahrung eines leidenschaftlichen Seelsorgers und Gott-suchers. Bebildert ist das Buch mit Eucharistie-Darstellungen aus 2000 Jahren christlicher Kunst.

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Helmut Krätzl

Brot des

Lebens

Mein Weg mit der Eucharistie

Bildauswahl und Bildbeschreibungen Hubert Gaisbauer

Zum Umschlagbild Willy Fries Das große Gastmahl1965 Ölfarbe auf einer - фото 1

Zum Umschlagbild:

Willy Fries, „Das große Gastmahl“1965, Ölfarbe auf einer Holztafel, 270 × 180 cm Bartholomäuskirche in Berlin-Friedrichshain

„Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein.“ (Mt 22,9)

Der Schweizer Künstler Willy Fries (1907–1980) hat dieses Bild ursprünglich für ein evangelisches Missionshaus in Berlin gemalt. Man sieht, wie die gut gekleideten Satten, in sich verschlossen, dem „Tisch des Herrn“ den Rücken kehren und in eine unbestimmte Ferne gehen. Aber es kommen Hungrige, Nackte und Krüppel „von den Straßen“, die Speise und Gemeinschaft suchen und finden. Aus den Schatten von Angst und Bedrängnis fliehen sie zum Licht des gedeckten Tisches, an dem sie von Christus gespeist werden.

Mitglied der Verlagsgruppe „engagement“

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.deabrufbar.

© 2014 Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck

Umschlaggestaltung und Layout: Tyrolia-Verlag, Innsbruck

Umschlagmotiv: Willy Fries, Das Große Gastmahl (Ausschnitt),

© Stiftung Willy Fries, Wattwil (CH)

Bildnachweis: alle Verlagsarchiv Tyrolia, außer: S. 61 Stadtmuseum Nördlingen;

S. 71 Wikimedia Commons; S. 103 Kunsthistorisches Museum, Wien;

S. 137 © Sieger Köder; S. 166 Art Gallery Lilja Zakirova, Heusden a/d Maas (NL);

S. 174 Prämonstratenserstift Strahov

Druck und Bindung: Gorenjski-Tisk, Slowenien

ISBN 978-3-7022-3325-9 (gedrucktes Buch)

ISBN 978-3-7022-3355-6 (E-Book)

E-Mail: buchverlag@tyrolia.at

Internet: www.tyrolia-verlag.at

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Vorwort Anlässlich meines diamantenen Priesterjubiläums blicke ich zurück. Die Eucharistie hat mein religiöses Leben seit früher Kindheit stark geprägt. In 60 Priesterjahren habe ich tausende Male Eucharistie gefeiert, Kinder und Erwachsene darüber belehrt und selbst immer neu versucht, diesem Geheimnis näherzukommen. Obwohl die Eucharistie zu den Zentralwahrheiten unseres Glaubens gehört und die Messe Quelle und Höhepunkt kirchlicher Gemeinschaft ist, hat sich im Laufe meines langen Priesterlebens Deutung und Bedeutung der Eucharistie verändert, sind neue theologische und pastorale Fragen aufgetaucht, die zum Teil kontrovers diskutiert werden. Die Zahl der Messbesucher nimmt ab. Ist die Liturgieerneuerung nach dem Konzil daran schuld? Bei vielen Messen gehen fast alle zur Kommunion. Was denken sie sich dabei? Welche Voraussetzungen verlangt die Kirche noch für einen würdigen Empfang? Ist die Messe mehr Opfer oder Mahl? Ist sie Priesterliturgie, auch private Andacht oder Feier der ganzen Gemeinde? Was hindert noch eine eucharistische Gastfreundschaft mit evangelischen Christen? Hat man bald nach dem Konzil nicht schon großzügigere Zulassungsbedingungen für wiederverheiratete Geschiedene im Einzelfall gekannt? Wird man bei einer Strukturreform auf Grund demographischer Veränderungen und des wachsenden Priestermangels eher auf Eucharistie am Ort verzichten, als neue Zugänge zum Priesteramt zu eröffnen? Schafft die Werbung für eucharistische Anbetung auch neue spirituelle Zugänge zu Feier und Empfang der Eucharistie? Alle diese Fragen haben mich in meinem Priesterleben stark beschäftigt, ich habe viel nachgedacht, engagiert darüber diskutiert und nicht weniges dazu auch publiziert. Hier will ich schlaglichtartig einige dieser Fragen aufgreifen und meine Erfahrungen dazu niederschreiben. Das Geheimnis der Eucharistie ist für mich nicht durchschaubarer geworden. Aber beim Schreiben dieses Buches ist mein ehrfürchtiges Staunen davor noch einmal gewachsen. Letztlich ist das irdische eucharistische Mahl nur Vorgeschmack auf jenen Tag, von dem Jesus sprach, nachdem er den Seinen den Kelch gereicht hatte. An jenem Tag, sagte er, „werde ich mit euch von neuem davon trinken im Reiche meines Vaters“ (Mt 26,28). Dann erst öffnet sich das ganze Geheimnis, wenn wir vom Glauben zum Schauen kommen. Helmut Krätzl Ostern 2014 im 60. Jahr meines Priesterlebens

1. Kapitel Mit Kindern Eucharistie entdecken 1. Kapitel Mit Kindern Eucharistie entdecken Frühkommunion Am 21. Juni 1936, am Gedächtnistag des hl. Aloisius von Gonzaga, ging ich zur Erstkommunion. Erst im Oktober darauf wurde ich fünf Jahre alt. Ein Kaplan unserer Pfarre St. Ulrich im 7. Wiener Gemeindebezirk – dort wirkten bis 1968 die Steyler Missionare aus St. Gabriel –, der viel in unserer Familie verkehrte, sagte eines Tages zu meiner Mutter: „Ich glaube, der Helmut könnte zur Frühkommunion gehen.“ Und so war es dann auch. Im benachbarten Kloster der Sionsschwestern feierte der Kaplan für mich allein und meine Familie die Messe, bei der ich – ohne vorher gebeichtet zu haben – zum ersten Mal zur Kommunion gehen durfte. Weil ich so klein war, hatten die Schwestern für mich eigens einen kleinen Betstuhl zimmern lassen, ein prie-Dieu , wie sie ihn, die vielfach französischsprechend waren, nannten. Ich empfand eine riesengroße Freude, nun Jesus in der Kommunion empfangen zu dürfen, gleich wie meine Eltern und die größeren Geschwister. Ich glaube, ich bin damals in ganz jungen Jahren dem Geheimnis der Eucharistie erstaunlich nahe gekommen. Von da weg ging ich auch unter der Woche sehr oft zur heiligen Messe. Meine Mutter hatte nämlich die Gewohnheit, wenn die größeren Geschwister in die Schule gegangen waren, vor dem Einkaufen die Acht-Uhr-Messe in St. Ulrich mitzufeiern. Ich ging voll Freude mit und hatte nie Langeweile. Sehr bald begann ich auch schon zu ministrieren. Für mich war es der Anfang einer ganz persönlichen eucharistischen Frömmigkeit, die mich mein ganzes Leben begleitete und die auch ein besonders starkes Motiv war, einmal Priester zu werden. Aus meinem eigenen Erleben weiß ich daher, dass Kinder fähig sind, eine Liebe zu Jesus in der Kommunion zu verspüren, wenn sie gut vorbereitet sind und in einem Milieu aufwachsen, in dem Ehrfurcht vor der Eucharistie herrscht. Andererseits können aber auch Kinder Erwachsene zu neuer Andacht anregen. Eine Schwester von mir, die sieben Jahre älter war – sie ist leider 2008 mit 84 Jahren gestorben – hat mich noch in hohem Alter manchmal am 21. Juni an meine Erstkommunion erinnert. Diese Frühkommunion muss für die Familie einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.

Frühkommunion 1. Kapitel Mit Kindern Eucharistie entdecken Frühkommunion Am 21. Juni 1936, am Gedächtnistag des hl. Aloisius von Gonzaga, ging ich zur Erstkommunion. Erst im Oktober darauf wurde ich fünf Jahre alt. Ein Kaplan unserer Pfarre St. Ulrich im 7. Wiener Gemeindebezirk – dort wirkten bis 1968 die Steyler Missionare aus St. Gabriel –, der viel in unserer Familie verkehrte, sagte eines Tages zu meiner Mutter: „Ich glaube, der Helmut könnte zur Frühkommunion gehen.“ Und so war es dann auch. Im benachbarten Kloster der Sionsschwestern feierte der Kaplan für mich allein und meine Familie die Messe, bei der ich – ohne vorher gebeichtet zu haben – zum ersten Mal zur Kommunion gehen durfte. Weil ich so klein war, hatten die Schwestern für mich eigens einen kleinen Betstuhl zimmern lassen, ein prie-Dieu , wie sie ihn, die vielfach französischsprechend waren, nannten.

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