Die Klettersaison im Herrenberger Waldseilgarten beginnt im April und endet Anfang November.
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Waldseilgarten Herrenberg
Beim Naturfreundehaus
71083 Herrenberg
07032 201545
www.waldseilgarten-herrenberg.de
10 Wo die Röhre zur Brücke wird
Herrenberg: Der Schönbuchtunnel
»Hinterm Tunnel« – das klingt bei manchen Städtern aus Böblingen oder auch aus Sindelfingen wie »hinterm Mond«. Denn spätestens hinter dem Schönbuchtunnel wechselt der Landkreis Böblingen in seinem Südzipfel seinen Charakter – hier gilt der Alltag als ländlich geprägt, auch wenn in den Gewerbegebieten bisweilen ebenfalls große Hallen von Industrie- oder Logistikunternehmen aus der fruchtbaren Gäulandschaft emporragen. Die Ackerflächen waren einst die Kornkammer des Landes.
Von hier, hinterm Tunnel, ist es nur eine knappe Stunde bis in die Schweiz. Die Tangenziale Ovest bei Mailand, Wegmarke zu den Sehnsuchtsorten vieler Urlauber, ist von hier gerade mal viereinhalb Stunden entfernt. Doch nicht nur deshalb kommen die Städter gerne hinter den Tunnel. Hier lockt im Oberen Gäu so mancher Mostbesen nach der Fahrradtour, öffnet sich das Ammertal zum Ausflug in den Schönbuch und bildet die blaue Kette der Alb den Horizont. Alles nicht so ganz weit entfernt und obendrein mit einem hohen Potenzial an Freizeitvergnügen.
1978 wurde die Autobahn A 81 mit ihrem rund 625 Meter langen Tunnel durch den Westausläufer des Schönbuchs gegraben. Seit 2016 ist der Tunnel sicherheitstechnisch wieder auf neuestem Stand – was dennoch wenig daran ändert, dass bei Staus nach Unfällen im weiteren Verlauf der A 81 entnervte Autofahrer durch Herrenberg und den Schönbuch irren.
Nicht nur durch den Tunnel führt eine wichtige Verkehrsachse, sondern auch oben drüber. Einerseits für Menschen, die vom Parkplatz am Herrenberger Waldfriedhof aus Erholung suchen. Andererseits führt hier ein Wildtierkorridor entlang, der Wildkatzen, Rehen und anderen Tieren des Waldes einen Wechsel vom Nordschwarzwald in Richtung Schwäbische Alb ermöglichen soll: Eine Autobahn-
Brücke für Tiere – ein netter Gedanke.
Bei Staus vor allem in Richtung Stuttgart vor dem Tunnel viel Geduld mitbringen oder frühzeitig die Autobahn verlassen und das Ganze weiträumig umfahren.
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Schönbuchtunnel
A81 zwischen der Anschlussstelle 71083 Herrenberg und dem Rasthof Schönbuch
11 Flottes Volk
Gärtringen-Rohrau: Imkerei Minak
Um eine Jahresausbeute von 20 Kilogramm Honig zu erlangen, müssen gut 40.000 Bienen über die warmen Monate ausschwärmen. In sonnenfreundlichen Jahren kann der Ertrag sogar auf 70 Kilogramm anwachsen. Ein flottes Volk also, die Bienen. Schlechte Erträge gibt es in regenreichen Jahren: »Dann«, so Winfried Minak, »fliegen die Bienen nicht.«
Minak hat ein Händchen für die fleißigen Insekten. Er hat nicht nur eine eigene Imkerei, sondern ist zudem Vorsitzender des Bienenzüchtervereins Herrenberg e. V. Gut 180 Mitglieder stark und 1.340 Bienenvölker groß ist der rührige Verein, der an der Alten Steige in Herrenberg seinen Sitz hat. Die Züchtergruppe besteht aus zehn Imkern. Weil die Nachfrage nach heimischem Honig wächst, verbucht auch die Imkerei Zulauf. So bieten die Herrenberger Bienenzüchter unter anderem Anfängerkurse in Sachen Bienenhaltung an. Einmal im Jahr lädt der Verein zum Tag der offenen Tür, und auf Anfrage gibt es Führungen für Gruppen oder Schulklassen.
Winfried Minaks Imkerei befindet sich direkt vor seiner Haustür in Gärtringen. Dort ist er Herr über 20 Völker und züchtet zudem Königinnen. Seit 1994 ist Wilfried Minak Imker. Seine Leidenschaft fürs Bienenvolk wurde ihm aber quasi schon in die Wiege gelegt: »Vater und Patenonkel waren beide Imker und ich bin mit Bienen groß geworden«, erzählt Minak. Begehrt sind seine Königinnen: »Imker aus ganz Deutschland bestellen aus meiner Zucht«, erzählt er. Begehrt ist auch sein Wissen: Neben Einführungskursen in die Imkerei gibt er zudem Aufklärung in Sachen Königinnenzucht und ist damit »weit und breit der Einzige«. Mit so viel Sachverstand und dem richtigen Händchen braucht Minak auch keine Schutzkleidung, wenn er auf Tuchfühlung mit seinen Tierchen geht. »Man muss einfach ruhig bleiben und vor allem nicht nach ihnen schlagen, dann tun sie einem nichts.«
Wild lebenden Hautflüglern bietet das artenreiche Grünland am Schönbuchrand einen idealen Lebensraum.
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Imkerei Wilfried Minak
Burgenstrasse 8c
71116 Gärtringen-Rohrau
07034 285758
www.minak.de
Bezirksbienenzüchterverein Herrenberg e.V.
Lehrbienenstand Herrenberg, Alte Steige
71083 Herrenberg
www.bvherrenberg.de
12 Mühlen mahlen langsam
Gärtringen-Rohrau: Historische Gips- und Sandmühle
Runde um Runde dreht das Pferd in dem kleinen Häuschen, während der große, schwere Mahlstein über die Platte rumpelt und die Gesteinsbrocken nach und nach zu feinem Sand verarbeitet. Mit dabei die Rohrauer Sandmänner, die dafür sorgen, dass genügend Nachschub auf die Platte kommt und die Produktion nicht stockt. Es war eine staubige und vor allem eine harte Arbeit, der viele Rohrauer, oft neben der kleinen Landwirtschaft, seit Anfang des 19. Jahrhunderts nachgingen. »Die Unbemittelten, deren es viele gibt, bauen den östlich vom Dorf anstehenden Keupergips ab, den sie in den zwei im Ort vorhandenen Gipsmühlen mahlen und dann in der Umgegend absetzen. Einzelne gewinnen auch aus den nicht fern von den Gipsgruben gelegenen Sandsteinbrüchen weißen Stubensand, durch dessen Absatz sie sich einen spärlichen Verdienst sichern«, heißt es in einer Chronik von 1855.
Das waren Zeiten, als zum Fegen der Holzböden in den Stuben noch Sand eingestreut wurde. Nicht umsonst heißt die Schicht aus rund 200 Millionen Jahre alten Sedimenten deshalb Stubensandstein. Auch wenn der verwitterte Stein leicht zu Quarzkörnern verrieselt, so war es für die alten Rauremer, wie man die Rohrauer nennt, ein Knochenjob, das Gestein an der Steige hinauf in Richtung Hildrizhausen zu brechen, zu zerschlagen und in Brocken zur Sandmühle zu bringen.
Eine dieser Mühlen ist in Rohrau erhalten geblieben und wurde zu einem kleinen Museum ausgebaut. Neben dem Mahlgang sind unter anderem auch die Siebe noch vorhanden, durch die das feine Mahlgut vom groben getrennt wurde. Ein kleiner Videofilm ergänzt den Eindruck dieser Plackerei in alten Zeiten, die den Menschen ein kleines Zubrot ermöglichte. Gleich neben dieser Sandmühle aus dem Jahr 1799 wurde zwischenzeitlich auch eine alte Dorfschmiede eingerichtet.
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