Birgit Jennerjahn-Hakenes - Zeit verteilt auf alle Wunden

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Martin Wachs, Gymnasiallehrer Mitte fünfzig, hat sich festgefahren in der täglich neu frustrierenden Routine seines Daseins zwischen Schule und Singlewohnung. Fassungslos steht er eines Tages am Sterbebett seiner Großmutter, seiner letzten noch lebenden Verwandten. Erinnerungen an ein traumatisches Ereignis in seiner Kindheit werden wach, sorgsam vergrabene Empfindungen wollen sich Bahn brechen. Er fasst den Entschluss, mit einer außergewöhnlichen Idee in der Mitte des Lebens wieder ganz von vorne zu beginnen und trifft dabei auf die quirlige Anouk May. Besitzt sie den Schlüssel, um in sein verkrustetes Gefühlsleben einzudringen?

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»Mein Gott, ist die hässlich!« Frau May lachte laut, besah sich die Schürze genauer und wandte sich wieder an Martin. »Aber meine Oma würde sie lieben.«

Martin fiel auf, dass sie auch mit den Augen lachte. »Dann schenke ich sie Ihnen«, sagte er und musste grinsen.

»Vielen Dank. Das ist zu nett.«

»Ich hätte noch ein paar Kleider«, sagte er.

»Schaue ich mir gerne an.«

Frau May trat in den Flur, Martin nahm ihr kurzerhand die Kittelschürze wieder ab und hängte sie über das Treppengeländer. Sie fiel herunter, etwas steckte wohl in der Tasche, Martin wollte nachsehen, aber Frau May stand schon vor der Treppe, und er bat sie nach oben. Die Kleidungsstücke wollte sie nicht, weil sie ein Mottenloch entdeckt hatte und nicht Gefahr laufen wollte, ihrer Großmutter die Viecher ins Haus zu holen.

»Wohin geht es denn hier?«, fragte sie und sah interessiert auf die Leiter, die auf den Speicher führte.

»Auf den Speicher«, sagte Martin und dachte, wohin denn sonst?

»Ich liebe alles, was alt ist. Wenn Sie außer den Kleidern noch etwas loswerden möchten …«

»Ausgediente Koffer könnte ich Ihnen auch noch anbieten.«

»Sind die dort oben? Darf ich?«

»Ja, bitte.«

Frau May stieg nach oben.

»Geht es?«, fragte Martin. Die Stufen knarzten. Er fand es waghalsig, wie Frau May in Sandalen die Leiter erklomm. Er befürchtete, sie könne jeden Moment abrutschen. Als sie den ersten Blick in den Raum erhaschte, stieß sie begeistert aus: »Was ist das denn für ein wunderschöner Raum? Hier würde ich mir ein Zimmer einrichten, wenn das mein Haus wäre. Man müsste nur ein paar gescheite Dachfenster einbauen.«

Martin sah auf ihre Beine. In den Sandalen steckten wohlgeformte Waden. Gerade, als er sich fragte, ob ihre Oberschenkel ebenso fest waren, stieg sie ganz hinauf und entzog sich damit seinen weiteren Blicken. Er fragte sich, wie lange es her war, dass er einer Frau unter den Rock gesehen hatte. Dafür schämte er sich und stieg nun ebenfalls die Leiter empor.

»Alles unbrauchbares Zeug«, sagte er, als er oben angekommen war.

»Aber nein! Sehen Sie doch nur den Puppenwagen. Mein Gott, ist der schön. Das wäre was für meine Nichte, sie wird bald sechs. Wo findet man denn heute noch so etwas Schönes? Manchmal denke ich, früher, als die Menschen weniger hatten, waren sie viel kreativer. Allein dieser geblümte Bezug wirkt so liebevoll. Was wollen Sie dafür?«

»Ich weiß nicht«, sagte Martin. Er vermutete, dass es der Puppenwagen seiner Mutter gewesen war und wollte ihn nicht hergeben.

»Meine Nichte hat erst in ein paar Wochen Geburtstag. Sie können es sich ja noch überlegen.« Dann zeigte sie auf die Koffer vor ihr auf dem Fußboden. »Sind das die Koffer, von denen Sie gesprochen haben?«

Er nickte.

Frau May machte einen Schritt nach vorn, blieb vor den Koffern stehen, bückte sich und strich über die Oberfläche. »Wo diese Koffer wohl schon überall waren?«

»Vielleicht im Krieg«, sagte Martin.

»An was für schreckliche Sachen denken Sie denn gleich?«

Während Frau May in die Koffer hineinschaute, dachte Martin an seinen Großvater, den er nie kennengelernt hatte. Auch seine Großmutter hatte nie über ihn gesprochen. Martin wusste nur, dass die beiden während des Zweiten Weltkrieges geheiratet hatten.

Frau May kniete noch immer vor einem der Koffer. »Ich stelle mir vor, hier lagen gebügelte und gefaltete Nachthemden drinnen, eine Schlafhaube, geblümte Kleider und ein Notizbuch, um die schönsten Reiseerlebnisse aufzuzeichnen.« Sie richtete sich auf. »Sie müssen entschuldigen. Wenn ich Koffer sehe, geht meine Fantasie mit mir durch. Du und deine Kofferträume, sagt meine Nichte immer. Also nicht die, für die der Puppenwagen gedacht wäre. Die Älteste meiner mittleren Schwester, die …«

»Kofferträume«, wiederholte Martin und sagte es mehr zu sich selbst: »Ein schönes Wort.«

»Sehen Sie, ein Koffer würde niemals davon träumen, für den Krieg gepackt zu werden.«

»Gegenstände träumen überhaupt nicht«, entgegnete Martin.

Frau May sah Martin an. Wieder fiel ihm die Diskrepanz auf zwischen ihrer zierlichen Gestalt und dem festen Händedruck.

»Aber wir Menschen können träumen.«

»Bitte?« Die Frau verwirrte ihn.

»Ach nichts«, sagte sie und sah sich wieder im Raum um.

Martin räusperte sich. »Wenn Sie die Koffer wollen …«

»Ach, zu gerne, leider habe ich gar keinen Platz. Es geht nur manchmal mit mir durch. Ich mag alte Dinge, die überlebt haben. Aber denken Sie über den Puppenwagen nach, ich gebe Ihnen meine Telefonnummer.«

Nacheinander stiegen sie die Leiter hinab.

Unten angekommen hob Frau May die Kittelschürze vom Boden auf und stopfte sie schnell in ihre Umhängetasche. »Weg damit«, sagte sie und grinste. »Aber Dankeschön noch einmal für dieses augenbetäubende Stück. Es wird meine Oma trösten.«

Augenbetäubend . Was für ein außergewöhnliches Wort.

Als Frau May gegangen war, sah er auf die Uhr und befand, dass es zu spät war für einen Kaffee. Abgespannt, wie er war, setzte er sich in den Fernsehsessel.

Es war so schön still. Still wie in einem Museum, und in seiner Vorstellung war er der Wächter, der in einem Buch las und ab und zu aufschaute, ob auch kein Besucher die wertvollen Ausstellungsstücke begrapschte. Aber hier gab es keine Ausstellungsstücke. Nichts außer Ruhe und Leere. Was, wenn er Frau Mays Vorschlag überdachte und sich auf dem Speicher ein Zimmer einrichtete? Wenn er seinen geliebten Schreibtisch dort oben aufbaute? Aber was machte er dann mit dem Schreibtisch im ehemaligen Arbeitszimmer seiner Mutter? Noch einmal sah er sich um. Nein, er konnte sich nicht vorstellen, diesen Raum mit Möbeln zu bevölkern. Dieser Raum schrie nach Stille und Leere, und er wollte diesem Raum, aber auch sich selbst, die ersehnte Stille und Leere gönnen. Wohnzimmer. Lesezimmer. Leseraum. Hier war ein Raum, in dem er gelesenen Worten Platz lassen konnte. Dies hier war kein Wohnraum. Dies hier war ein Wort-Raum.

Lies mir vor.

Das ist ein Buch für Erwachsene.

Lies, ich werde auch mal ein Erwachsener sein.

Wenn es einen Platz gab, an dem er sich Mutters Lesesessel noch vorstellen konnte, dann hier. Ihn überkam das Gefühl, dass er sich hineinsetzen könnte, wenn er ihn in einen anderen Raum stellte. Ja, wenn er aus dem ehemaligen Wohnzimmer seiner Großmutter seinen Wort-Raum machte und den Sessel seiner Mutter hierher brachte, dann wäre es für ihn denkbar, darin Platz zu nehmen, weil es das Erschaffen eines besonderen Ortes ermöglichte, das Möbelstück gleichzeitig zu entfremden und neu zu beheimaten.

Hier wollte er in Zukunft in ihrem Sessel sitzen und Worte verdauen. Ja, das wollte er. Rudi würde sich in diesem Sessel recht wohl fühlen.

Und dann gab es noch die Aufnahme mit der Stimme seiner Mutter.

Hallo Martin, hier spricht Mama …

waren die einzigen Worte, die er aus dem Kassettenrekorder hören konnte, in seinem Kopf gab es jedoch viel mehr Worte …

Morgen wirst du zehn, freust du dich?

Und wie, Mama, mehr als auf Weihnachten.

Zehn. Zwei Zahlen. Doppeltes Glück.

Danke Mama.

Sechstes Kapitel

Wort-Schätze

Die Nacht auf Ostersonntag hatte er in seinem ehemaligen Zimmer auf der ausklappbaren Ikea-Couch geschlafen, die die Großmutter irgendwann nach seinem Auszug hier hatte aufstellen lassen. Hatte sich vorgestellt, er sei wieder Kind; hatte die vergangenen Jahre weggedacht und war am Vorabend seines sechsundfünfzigsten Geburtstages am 27. März schlafen gegangen, als sei es der Vorabend seines zehnten Geburtstages, an den er sich so gerne erinnerte.

Als er die Küche betrat, hörten die Kirchenglocken auf zu läuten.

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