Ann-Katrin Fett - Briefe aus dem Krieg

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Es fällt zunehmend schwer, sich die unmenschlichen Bedingungen auszumalen, unter denen die Soldaten im Ersten Weltkrieg an den verschiedenen Frontabschnitten kämpften, da die historischen Quellen, wie etwa Zeitungsartikel, Frontberichte u.ä. in vielfacher Hinsicht ein verzerrtes Bild von der Situation an der Front liefern. Denn zum einen wurden die Beschreibungen in der Regel von Personen verfasst, welche die Schrecken der Grabenkämpfe nur unzureichend kannten. Zum anderen gab es im Krieg eine strikte Zensur mit dem Ziel, die Kampfmoral der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Die Widergabe der Stimmung in der Truppe wurde daher in geradezu systematischer Weise geschönt. Wie jedoch fühlten sich die einfachen Soldaten tatsächlich? Wie entwickelte sich die Stimmung im Verlauf der Kriegsjahre? Was dachte man an der Front über die Entscheidungen der Regierung und des Generalstabs? Hielt sich die anfängliche Kriegseuphorie oder stellte sich mit andauerndem Schrecken zunehmende Ernüchterung ein? Diese und viele weitere Fragen sind nicht nur für Historikerinnen und Historiker von brennendem Interesse. Vielmehr könnte die Beantwortung dieser Fragen den Ersten Weltkrieg in einem neuen Licht erscheinen lassen.
Ann-Katrin Fett wertet die bisher zu wenig beachtete Quellengattung der Feldpostbriefe aus. Diese Briefe – ausgetauscht zwischen Frontsoldaten und ihren Lieben in der Heimat – gewähren wie kein zweites Medium Einblicke in die Gedankenwelt einer Menschengruppe, die ansonsten in den historischen Quellen kaum einen Niederschlag gefunden hat. Sie geben intime Gefühle und Einschätzungen wieder und lassen gesellschaftliche Stimmungen und überpersönliche Wahrnehmungsmuster erkennen. Die Autorin zeigt, wie die brutalen Materialschlachten und endlosen Kraterlandschaften den Blick der Zeitgenossen auf den Tod und die eigene Sterblichkeit veränderten und wie sich dies schriftsprachlich niederschlug. Sie analysiert, welche Dissonanzen sich aus den unterschiedlichen Erfahrungswelten von Front und Heimat ergaben, und welche Rolle die Feldpost bei der Überbrückung derselben spielte. Dabei kann sie zahlreiche sprachliche Bewältigungsmechanismen und beschwörende Sprachhandlungen nachweisen – offenbar eine Distanzierung zur Kriegsrealität. Häufig äußert sich dies durch Verharmlosungen sowie eine starke Konzentration auf alltägliche, unpolitische Themen. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass sich die Sprache in den Feldpostbriefen zwischen 1914 und 1918 verändert hat. Auf diese Weise gelingt es der Autorin, auch allgemeine mentalitätsgeschichtliche Entwicklungen sichtbar zu machen.

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Abb 6 Ella Mirring aus Berlin Ella will seinen Tod noch nicht wahrhaben was - фото 9

Abb. 6: Ella Mirring aus Berlin

Ella will seinen Tod noch nicht wahrhaben, was folgender Brief zeigt:

»Lieber Walter! Habe so sehr sehr lange von dir keine Nachricht bekommen, daher aber traurige von Kameraden. In der Verlustliste steht mein Geliebter drin als schwer Verwundet und du bist doch schon für Tod erklärt worden wo wir alle auch deine lieben Eltern sehr daran zweifeln und die Hoffnung noch nicht aufgeben. Alle die Pakete und Briefe die ich an dir geschickt habe sind zurück gekommen. Nun denke und hoffe ich doch noch sehr das schließlich was ja sehr häufig vorkommt eine Verwechslung vorgekommen ist, das mein Geliebter Walter noch lebt ist das der Fall so bitten wir allen von Herzen du Liebster lasse dich so gut es geht und seist du noch so sehr verletzt ach bitte bitte bitte Geliebter ach komme doch zu uns zu deinen Lieben zu deiner Ella. Habe keine Sorge es ist für meinen Walter und deine Ella gesorgt wir haben keine Not. Ach Bitte Bitte komme doch damit ich meinen Geliebten doch pflegen und ihm noch glückliche Stunden bereiten kann.« 36

Am 15. Oktober erhält sie durch den Brief eines Sanitäters Gewissheit, dass Walter tot ist:

»Geehrtes Fräulein! Auf Ihr Schreiben vom 5.10.14. teile ich Ihnen mit daß Ihr lieber Walter Lüdecke durch einen erhaltenen Kopfschuß die Besinnung verloren und bald nach Einlieferung in das Feldlazarett 11 gestorben ist. Beerdigt ist er auf dem Friedhofe im Dorfe Filain unten bei der Kirche. Ob er nun ein Massengrab oder allein gekommen ist kann ich Ihnen nicht mitteilen, da ich bei der Bestattung nicht zugegen war. Die bei ihm vorgefundenen fertiggeschriebenen Karten und Briefe sind von mir mit dem Vermerk daß er gestorben ist abgesandt worden. Die übrigen Briefe und Notitzbuch glaube ich sind verbrannt oder sonst auf irgend einer Art vernichtet worden. Geld und Bild ist nicht vorgefunden worden. Die Uhr nebst Kette, ob auch ein Ring dabei war, kann ich nicht mehr behaupten, hat der Inspektor des Feldlazaretts 11 in Empfang genommen. Einen Bleistifthalter und das Nähzeug habe ich als Andenken behalten. […] Nun wollen wir hoffen daß Walter Lüdecke Ihr geliebter Bräutigam und mein Rgt-Kamerad sanft ruhe im Feindesland.« 37

Abb 7 Briefumschlag mit dem Vermerk Zurück Aus diesem sehr knapp gehaltenen - фото 10

Abb. 7: Briefumschlag mit dem Vermerk »Zurück«

Aus diesem sehr knapp gehaltenen und auf wesentliche Informationen beschränkten Brief spricht eine nüchterne Distanz zum Thema Tod, was nicht zuletzt dem Beruf des Krankenwärters geschuldet sein könnte, für den das serielle Sterben im Krieg zum Alltag gehört. Während Walters tödliche Verletzung sowie seine letzten Stunden nicht näher geschildert werden, nähert sich der Briefschreiber dem Sterben des Kameraden über eine organisatorische Aufzählung darüber, was mit seinem Besitz geschehen ist. Dies kann als Versuch gewertet werden, angesichts des allgegenwärtigen und massenhaften Todes im Krieg die Kontrolle zu bewahren und Ordnung herzustellen. Die Aussage des Krankenwärters, Walters Bleistifthalter und Nähzeug als Andenken an sich genommen zu haben, bricht den ansonsten sehr distanzierten Duktus des Briefs für einen Moment auf und bildet ein Gegengewicht zu dem allgegenwärtigen entindividualisierten Sterben ringsherum. Die eindrücklichste Verkörperung des industriellen Krieges, der jegliche Individualität auslöscht und untrennbar mit einem anonymen Tod verbunden ist, ist das Massengrab. Ob Walter in einem Einzel- oder einem Massengrab beerdigt wurde, weiß der Krankenwärter nicht. Darüber erhält Ella von Walters Freund Wilhelm Franke Auskunft, der am 28. November 1914 folgenden Brief schreibt:

»Liebes Fräulein, Ihr Bräutigam, Walter Lüdecke ist Mitte September (Datum weiß ich augenblicklich nicht) verwundet worden und zwar war es ein sehr gefährlicher Kopfschuß. Walter wurde besinnungslos meiner Station überwiesen. Ich gab mir die größte Mühe mit ihm, um aus ihm zu erfahren wie er heißt, wie seine Angehörigen heißen, oder sonst dergleichen, aber vergebens. Liebes Fräulein ich kann Ihnen daß alles nicht so schicken, ich werde Ihnen alles ausführlich mündlich erzählen. Denn Sie glauben nicht, wie viel Nächte ich bei ihm saß, und wie manches Wort oder Sätze sprach er im Fieber, ich erfuhr dadurch bald, daß er unverheiratet ist, daß er ein hübsches Mädchen liebte denn wie oft rief er Ella, oder Erna, ich verstand ihn oft nicht. Einmal rief er nach mir ich fragte mein Kamerad was fehlt dir, er sprach unverständliche Laute machte aber Bewegungen als wie, ich sollte schreiben. Die andere Nacht schlief er ein, ganz ruhig und ohne Schmerzen, wir haben ihn begraben wie es einem tapferen Kameraden zukommt. Er liegt im Massengrab mit noch 6 Kameraden, auf dem Friedhofe dicht an der Kirche (kath) in Filain Wir haben ein großes hölzernes Kreuz mit Widmung darauf gestellt, haben soviel Blumentöpfe wie wir im Dorfe kriegen konnten rings um das Grab gestellt und nun Friede seiner Asche.« 38

Dem Massengrab sowie der damit verbundenen Assoziation der Anonymität versucht Wilhelm Franke entgegenzuwirken, indem er betont, dass Walter nicht allein auf dem Schlachtfeld gestorben, sondern in Gesellschaft seiner treusorgenden Kameraden friedlich eingeschlafen ist. Der Topos vom sanften, schmerzlosen Tod, der mit einem friedlichen Einschlafen gleichgesetzt wird, ist ein häufig auftretender Euphemismus in den Feldpostbriefen des Ersten Weltkriegs. Dieser ist den romantisierenden Kriegsdarstellungen des 19. Jahrhunderts entlehnt und kann zugleich als bewusste Sprachstrategie gewertet werden, um die Hinterbliebenen zu schonen. Eine weitere Methode, der grauenhaften Vorstellung vom anonymen Tod im Krieg semantisch entgegenzutreten, ist die Beschreibung des Grabes mit persönlicher Widmung und Blumenschmuck. Die Anknüpfung an tradierte Rituale bildet einen Kontrast zum sinnlosen und einsamen Sterben. In dieser Tradition steht auch Frankes Vorschlag aus einem Brief vom November 1914: »Am 1. Freitage werde ich Walter besuchen und zwar Nachmittags um 3. Uhr, dann können Sie in Gedanken bei uns sein, beten Sie dann auch mit.« 39Dieser Bewältigungsritus basiert auf der Überwindung räumlicher Distanz durch gemeinsames Erinnern und ritualisierte Handlungen, die emotionalen Halt schaffen und zugleich ein Gemeinschaftsgefühl kreieren.

Eben jene räumliche Trennung zwingt zur schriftlichen Kommunikation, was von vielen Briefschreiberinnen und Briefschreibern als defizitär empfunden wird. Wilhelm Franke betont, das Geschehene schriftlich nicht adäquat wiedergeben zu können und hofft daher auf ein persönliches Treffen. Obwohl auch Wilhelm Franke das sprachliche Bild vom »tapferen Kameraden« bemüht, finden sich in seinem Brief keine Sinnstiftungsversuche, die Walters Tod in einen höheren Zusammenhang stellen. In folgendem Brief, den der Soldat Gustav Lehmann am 31. Dezember 1914 an Ella richtet, ist das genaue Gegenteil der Fall. Er schreibt:

»Ihr liebster war mein bester Freund und Kamerad am 5ten Morgen den wir hatten uns lieb gewonnen wie ein paar Brüder und haben alles was ein Soldat hat geteilt wir hatten uns ein paar Tage vor seinem Tode ein kleines Zelt gebaut da es zu jener Zeit sehr regnete haben wir uns gegenseitig gewärmt aber unsere Brüderliche Kameradschaft sollte nicht lange dauern da kam eines Tages es war um die Mittags Zeit seines Schicksals, es wurden Kameraden im feindlichen Feuer schwer verwundet, da hieß es Sanitäter mit der Krankentrage kommen aber sie kamen nicht bis zur Batterie den die Kugeln rasten im unterwegens dahin. Warlich liebes Fräulein einen schöneren Tod findet selten ein Kamerad wie Ihr Liebster Walter Lüdecke den er ist in seinem Beruf dahin gerafft worden. Er hat geholfen wo er konnte nun liebes Fräulein vertragen Sie ihr schweres Schiksal wie ein deutsches Mätchen und denken Sie an die fielen Mätchen Frauen und Mütter die alle ihr Liebstes hingegeben haben so mancher von denen kehrt nicht mehr wieder darum möchte ich Sie Liebes Fräulein, und alle die einen Held zu beweinen haben auf den einen Tröster hinweisen der alles so bestimmt hat hinwiefern wir uns auch zu ihm wenden sollen zu Jesu der die größte Schlacht auf Erden geschlagen hat der den Tod und Teufel besiegt hat, nicht mit blanken Wafen sondern mit seinem mechtigen Wort und durch seiner großen Liebe, ja die Liebe die den Himmel hat zerrissen die sich zu uns sündigen Menschen nider beugte sagen Sie Liebes Fräulein welch ein Trieb hat im dazu bewegen müssen das er der von keiner Sünde wußte sich zu uns Sünder auf Erden nieder lies, ja die große Liebe hat es selbst gethan die er zu uns Menschen hat, nun will ich schliessen den die Pflicht ruft wieder.« 40

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