Melita H. Šunjić - Die von Europa träumen

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Die ganze Welt spricht über Flüchtlinge und Migranten, Melita H. Šunjić, langjährige Pressesprecherin des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen, spricht mit ihnen.
In den vergangenen Jahren führte Melita H. Šunjić Interviews in Asien, Afrika und Europa. Sie sprach mit Menschen, die die Absicht hatten, nach Europa zu kommen, die sich auf dem Weg befanden oder schon angekommen waren.
In ihrem Buch erörtert sie die wichtigsten Begriffe und Zusammenhänge der Migrationsdebatte und geht mit der europäischen Migrationspolitik ins Gericht, die seit Jahren erfolglos auf der Stelle tritt. Darüber hinaus gibt sie Betroffenen eine Stimme und lässt sie von Flucht und Migration erzählen: Warum kommen sie, wie kommen sie, was haben sie sich erträumt und was finden sie tatsächlich vor? Prototypische Fallgeschichten führen dramatische Lebensrealitäten vor Augen und zeigen, wie Schlepper- und Menschenhändlerringe funktionieren und welche Rolle soziale Medien dabei spielen.

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Einige Kilometer vor der Grenze bedeute ihm der Fahrer, dass er nun aussteigen müsse, und wies ihm die Richtung und sagte etwas von Polizei. Berhane bedankte sich und stieg aus. Wie gut sich Europa doch anfühlte, dachte er wieder und ging los.

Je näher er zur Grenze kam, desto mehr wuchsen seine Bedenken. Er sah viele Afrikaner in den Straßen, in den Parks stehen und sitzen, dann sogar in Zelten und unter Planen. So einfach, wie er sich das vorgestellt hatte, würde es wohl doch nicht werden, dachte Berhane bei sich. Als er zwei Männer Tigrinya sprechen hörte, wandte er sich an sie und fragte nach, was hier los sei. Was er hörte, stimmte ihn nicht froh. Die zwei Eritreer waren schon seit mehreren Monaten in Ventimiglia. Beide hatten schon mehrmals versucht, über die Grenze zu gelangen, und waren jedes Mal von der französischen Polizei aufgegriffen und zurückgebracht worden. Die Polizisten waren nicht brutal, »im Vergleich zu Libyen sind sie nett«. Aber sie gingen entschlossen und kompromisslos gegen illegale Grenzübertritte vor.

Wie ihnen beiden gehe es allen hier, berichteten ihm seine neuen Bekannten. Sie lebten in einem improvisierten Zeltlager und wurden von NGOs mit dem Nötigsten versorgt. Keiner wollte aufgeben. Diese beiden Männer wollten eigentlich nur durch Frankreich durchreisen, um nach Großbritannien zu gelangen, und sie waren zuversichtlich, dass sie es eines Tages schaffen würden.

Auch Berhane suchte sich einen Schlafplatz unter Bäumen. Er ergatterte einen Schlafsack von einer Hilfsorganisation und blieb den ganzen nächsten Tag darin liegen, um über seine Zukunft nachzudenken. Er hatte so viel erlitten und doch durchgehalten, weil er überzeugt gewesen war, dass in Europa alles schlagartig besser sein würde. Was nun? Warten? Worauf und wie lange? Er war mittlerweile neunzehn Jahre alt und hatte in den beiden letzten Jahren so viel Schreckliches gesehen und erlebt, dass er sich nichts anderes wünschte als ein ruhiges Leben und einen Job, der es ihm erlaubte, seine Schulden zurückzuzahlen und seine Familie zu Hause zu unterstützen. Er wollte so gerne seine Schulausbildung beenden und einen Beruf erlernen.

Ob man nicht einfach in Italien bleiben könnte, fragte er sich. Das war doch auch Europa und es war ein schönes Land mit vielen freundlichen Menschen. Er beriet sich mit seinen Landsleuten, doch die teilten seine Meinung nicht. Andere Länder seien viel besser als Italien, sagten sie. Da gebe es mehr Arbeit und mehr Verdienstmöglichkeiten. Da beschloss Berhane, noch zu warten. Immer wieder gab es Gerüchte, dass die Grenze geöffnet würde. Ab und zu schaffte es einer nach Frankreich und schickte dann Fotos und kurze Videos an seine zurückgelassenen Weggefährten. Die schöpften dann wieder Hoffnung und harrten weiter unter ihren Zeltplanen aus.

Auch Berhane verbrachte mehrere Monate in diesem Schwebezustand zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Als der Herbst ins Land zog und es kalt und regnerisch wurde, boten die Planen keinen Schutz mehr. Er hatte keine Lust, länger sein Leben so zu vertrödeln. Mittlerweile kannte er die Helfer aus den NGOs und wusste, dass sie auch Rechtsberatung anboten. In Europa war es eben nicht so, dass man sich einfach eine Arbeit und eine Wohnung suchen und bleiben konnte. Er musste Asyl beantragen, erklären, warum er gekommen war, und hoffen, dass man ihm Glauben schenkte. So ein Asylverfahren konnte viele Jahre dauern und erst am Ende würde Berhane wissen, ob er bleiben durfte oder ob sie ihn zurückschicken würden. Er schauderte bei dem Gedanken, dass er umsonst so viel gelitten haben könnte. Wie würde er seine Schulden bezahlen, wenn sie ihn zurückschickten? Er würde Schande über die ganze Familie bringen.

Doch die Rechtsanwältin überzeugte ihn, dass es keine andere Möglichkeit gab. Würde er sich bis Frankreich durchschlagen, dann müsste er eben dort so ein Asylverfahren durchlaufen. Das war in ganz Europa so. Erst wenn sein Antrag angenommen wurde, konnte er an Ausbildung oder Arbeit denken.

Weder zu Hause noch unterwegs hatte er je daran gedacht, dass das Leben in Europa schwierig sein könnte. Er hatte sich das so schön ausgemalt, mit seiner Adoptivmutter und ihrem Hund, dachte er wehmütig, wenn er eine Frau mit Hund sah.

Er überlegte noch einige Tage, dann teilte er der Rechtsanwältin mit, dass er in Italien einen Asylantrag stellen wollte. Danach ging alles recht zügig vonstatten. Sie fanden einen Platz für ihn in einem Aufnahmelager in Turin, wo er in ein Zimmer mit fünf anderen Männern kam. Sie schliefen in Stockbetten und teilten sich eine Gemeinschaftsdusche mit zwanzig anderen, doch das war Luxus verglichen mit allem, was er seit seiner Flucht von daheim erlebt hatte. Es gab immerhin drei Mahlzeiten am Tag und man konnte zum Arzt, wenn man krank war. Er musste weder Folter noch Tod fürchten.

Nach einigen Tagen wurde Berhane zur Polizei beordert, um seine Fingerabdrücke abzugeben und offiziell auszusagen, dass er in Italien Asyl beantragen wollte. Der Dolmetscher erklärte ihm, dass er nun auf einen offiziellen Interviewtermin warten musste. Er bekam eine Bestätigung über eine vorläufige Aufenthaltsberechtigung in Italien, die ihn vor Polizeikontrollen schützte. Arbeiten dürfe er aber nicht, sagte man ihm.

Dann begann das lange Warten. Schlafen, essen, spazieren gehen, warten, schlafen, ein paar Stunden Schwarzarbeit, warten. Berhane sparte so lange, bis er sich ein gebrauchtes Smartphone kaufen konnte. Über Facebook und WhatsApp war er wenigstens in Kontakt mit Freunden auf der ganzen Welt und vertrieb sich so viele Stunden.

Er versuchte auch, Italienisch zu lernen, aber das ging schleppend voran. Im Heim gab es keine Sprachkurse. Anders als viele seiner Landsleute hatte er in der Schule ein wenig Englisch gelernt und konnte die lateinische Schrift zumindest lesen. Nach und nach schnappte er ein paar Redewendungen auf und nutzte sie, um sich stundenweise Hilfsarbeiten auf Baustellen oder Märkten zu besorgen. Illegal arbeitende Afrikaner wurden ganz schlecht bezahlt und manchmal auch um den ganzen Lohn betrogen. Aber was konnten sie schon dagegen tun? Etwa zur Polizei laufen und dann selbst bestraft werden?

Als der Winter kam, mussten viele junge Männer das Heim räumen, um Familien mit Kindern Platz zu machen. Berhane kam mit einer Gruppe alleinstehender Männer in einem Dorfpfarrhof weit außerhalb der Stadt unter. Sie waren dankbar dafür, denn viele andere waren auf der Straße. Doch in dem Dorf gab es keine Möglichkeit zur Schwarzarbeit, keine Abwechslung, kein WLAN im Pfarrhof. Zäh floss ein Tag in den anderen. Wenn Berhane vor Aussichtslosigkeit und Langeweile verzweifeln wollte, dachte er an Libyen. Hier ging es ihm immerhin besser.

Nach fast einem Jahr hatte er das erste Asylinterview. Er schilderte seinen Aufbruch, die Lage in Eritrea und alles, was er in Libyen durchgemacht hatte. Doch der Beamte gab sich nicht zufrieden. Immer wieder bohrte er nach, fragte nach kleinsten Details, um Berhane Widersprüche und Lügen nachzuweisen.

Es war ein Fragenbombardement, von dem Berhane der Kopf schwirrte: »Wie viele Menschen waren auf dem Lastwagen?« »Wie lange genau mussten sie auf die Schlepper warten?« »Vorhin haben Sie gesagt eine Woche, jetzt sagen Sie zehn Tage. Was stimmt jetzt?« – »Was war die genaue Adresse der Fischhalle, in der Sie gefangen gehalten wurden? Wieso kennen Sie die nicht?« – »Mit wie vielen Menschen waren Sie in Omdurman untergebracht? Was war das genaue Datum Ihres Aufenthalts dort?« – »Sie behaupten, geschlagen worden zu sein? Welche Verletzungen haben Sie davongetragen?«

Stundenlang wurden ihm immer wieder dieselben Fragen gestellt. Er war am Weinen, als der Beamte endlich von ihm abließ. Berhane hatte physische Folter zu Genüge erfahren. Das hier war auch eine Folter, aber eine, die seine Seele aufwühlte.

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