Matthias von Hellfeld
Die Genese Europas II
Der europäische Kontinent
vom antiken Griechenland
bis heute
Teil 2
Vom Ende des Karolingerreichs (900)
bis zum Wiener Kongress (1815)
1.) Vorwort
2.) Das Frühmittelalter
Europa am Ende des Karolingerreichs
Pornokratie
Italienische Verhältnisse
Heinrich I.
Otto I.
Familienherzogtümer und Reichskirchensystem
Die Schlacht auf dem Lechfeld
Konflikte in Italien
Angriff auf das Patrimonium Petri
Kaiserkrönung Ottos I.
„Renovatio Imperii“
Christliche Herrschaft
Ost- und Westfranken
Polen, Böhmen und Ungarn
Spagat zwischen „Deutschland“ und „Italien“
„Renovatio Imperii Romani“
England
Spanien
Kirchenschisma
Weltliche Macht vs. Geistliche Macht
Gregor VII.
Der Investiturstreit
Heinrich IV.
Canossa
Die Schlacht von Manzikert
Die Macht der Territorialfürsten
Europa unter dem Kreuz der Christen
Erster Kreuzzug
Kreuzfahrerstaaten
Saladin I.
„Universitas Christiana“
3.) Das Hochmittelalter
Die Staufer
„Barbarossa“ und der Lombardenbund
Osteuropa im 12. Jahrhundert
Das Kiewer Reich
Spanien und Frankreich
Wilhelm „der Eroberer“
Ideen wirken
Staufisch-welfischer Dualismus
Der „Knabe aus Apulien“
Magna Carta
Die erste „Europäische Union“
Inquisition
Christliche Judenfeindschaft
Bürger und Städte im 13. Jahrhundert
Interregnum
Frankreich und die deutsche Krone
Die „Deutsche Mystik“
Das Osmanische Reich
Die unruhige Mitte des Kontinents
Politische Partizipation in Deutschland
Die „goldene Bulle“
Das abendländische Schisma
Die „Reconquista“
Renaissance – Perestroika des Mittelalters
Humanismus
Europa am Ende des Mittelalters
Jeanne d’Arc und der „Hundertjährige Krieg“
4.) Die Neuzeit
Maximilian I. – der „letzte Ritter“ und der „erste Kanonier“
Reformation
Der Ablasshandel
95 Thesen, die die Welt verändern
Karl V.
Bauernaufstände
Türken vor Wien
Confessio Augustana
Der Augsburger Religionsfriede
16. Jahrhundert
Spanien
Frankreich
Gegenreformation
30jähriger Krieg
Böhmisch-Pfälzischer Krieg von 1618 – 1624
Dänisch-Niedersächsischer Krieg von 1625 – 1629
Schwedischer Krieg von 1630 – 1635
Schwedisch-französischer Krieg 1635 – 1648
KSZE I – Westfälischer Frieden
Die „Deutsche Frage“ I
Die Folgen des Krieges
Frankreich: Alle Macht dem König!
Richelieu
Absolutismus
Merkantilismus in Frankreich
England: Alle Macht dem Parlament
Glorious Revolution in England
Russland
Portugal und Spanien
Niederlande
Schweiz
Polen, Litauen und Ungarn
Skandinavien
Deutscher Flickenteppich
Der spanische Erbfolgekrieg
Preußen
Friedrich „der Große“ und Maria Theresia
Globalisierung I
Polnische Teilungen 1772 – 1773 - 1795
Aufklärung: Es lebe die Vernunft!
Die „Deutsche Frage“ II
Die Französische Revolution
Das „Reich der Vernunft“
Amerika wird unabhängig
Die Revolution beginnt
Die Revolution radikalisiert sich
Die Revolution frisst ihre Kinder
Napoleon
Kaiser Napoleon I.
Europäisches Satellitensystem
Der Rheinbund
Die Aufteilung Europas
Widerstand gegen Napoleon
Reformen in Preußen
Die Konvention von Tauroggen
Befreiungskrieg
Einer allein ist nicht stärker als die anderen zusammen
Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa II
Restauration, Solidarität und Legitimität
Der Deutsche Bund
Die „Deutsche Frage“ III
5.) Verwendete und empfohlene Literatur
Der vorliegende Text ist der zweite Teil meiner über drei Trimester gehaltenen Vorlesung über die „Genese Europas“ am Kölner „Campus für Lernen“, die im Januar 2014 begonnen hat. Neben dem grundsätzlichen Verständnis für die Entwicklung des europäischen Kontinents von den Anfängen im antiken Griechenland bis zur Ausgestaltung der Europäischen Union im 21. Jahrhundert geht es in diesem Abschnitt der Vorlesung um die mittelalterliche und neuzeitliche Entwicklung Europas von den Ottonen bis zum Wiener Kongress 1815.
Nach dem Ende des Karolingerreichs entwickeln sich die ost- und die westfränkische Reichshälfte zu eigenständigen und unterschiedlichen König- und Kaiserreichen. Während sich westlich des Rheins ein zentralistisches Königreich herausbildet, haben in der Osthälfte des alten Karlsreiches die Territorialfürsten ein sehr viel größeres Mitspracherecht. Unabhängig davon herrscht über einen langen Zeitraum in Europa Einigkeit darüber, dass die Menschen Teil der Universitas Christiana sind, also eines christlichen Abendlands. Diese erste „Europäische Union“ hat zwar im Inneren Europas Zusammengehörigkeit und Identität gestiftet, ist aber gegen Andersgläubige, Häretiker, Juden oder so genannte „Hexen“ mit kaum nachvollziehbarer Gewalt vorgegangen.
Die mittelalterliche Welt ist phasenweise von brutaler Gewalt geprägt gewesen. Gleichzeitig entstehen aber wesentliche Grundlagen der modernen politischen Ordnung des heutigen Europas: In England ebnen die Magna Carta und die Glorious Revolution dem Parlamentarismus und der konstitutionellen Monarchie den Weg; auf dem europäischen Kontinent verhelfen Renaissance, Humanismus und Reformation dem auch heute noch gültigen Grundsatz „Der Mensch ist das Maß der Dinge“ zum Durchbruch; die Aufklärung setzt dem Glauben das Wissen entgegen und betrachtet die Welt mit den Augen der Erkenntnis und nicht des bedingungslosen Gehorsams dem Vatikan gegenüber. Das mündet in die Französische Revolution, die wie keine andere das Leben der Europäer beeinflusst hat: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Das europäische Mittelalter ist durch eine Vielzahl von Kriegen gekennzeichnet, von denen der 30jährige Krieg von 1618 – 1648 der wohl katastrophalste gewesen ist. Am Ende liegen Teile des europäischen Kontinents in Schutt und Asche. Aber nachdem das Morden beendet worden ist, übernehmen beim Westfälischen Frieden die europäischen Großmächte zum ersten Mal gemeinsam die Verantwortung für den Kontinent: Die erste „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“. Eine weitere KSZE folgt beim Wiener Kongress 1815, nachdem eine europäische Militärallianz den französischen Kaiser Napoleon I. hat schlagen können. Vielleicht lässt sich daraus die Erkenntnis ableiten, dass die europäische Sicherheit nur von allen gemeinsam gewährleistet werden kann.
Köln, im Frühjahr 2014
Matthias von Hellfeld
Europa am Ende des Karolingerreichs
Mit Beginn des 10. Jahrhunderts ist das Karolingerreich in zwei große Teile auseinandergefallen. Im Westen herrschen die Kapetinger als französisches Königsgeschlecht. Im ostfränkischen Reich wechseln sich die Dynastien in rascher Folge ab. Während westlich des Rheins ein zentralistischer Staat im Werden ist, entwickeln sich im Osten starke Territorialfürsten, die nicht so sehr das gesamte Reich sondern vor allem auch ihre eigene Territorialmacht im Auge haben. In Europa sind mittlerweile viele Königreiche entstanden, die uns auch noch heute bekannt sind: Die skandinavischen Königreiche, Polen, Ungarn, Bulgarien, Kroatien, Frankeich, England und Schottland. In Spanien herrscht das muslimische Emirat von Cordoba, während der ostfränkische König als „römischer Kaiser“ auch über einige Restgebiete des untergegangenen Imperium Romanum und damit über den größten Teil von Italien gebietet.
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