Frank Willmann - Kassiber aus der Gummizelle

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Frank Willmanns Texte sind so wild und unberechenbar, wie es der Fußball sein sollte. Auf seinen Reisen durch Ostdeutschland nimmt er vor allem die Fans in den Blick. Bei Stahl Brandenburg erlebt er sie auf dem Gipfel der Verzweiflung, bei Dynamo Dresden zutiefst gespalten, und in den ostdeutschen Braunkohlerevieren erinnert er sich nostalgisch an den schwarzen Schnee, der hier einst auf die Fußballfelder rieselte. Weitere Adressen seiner Besuchsfahrten sind beispielsweise: ein Provinzverein in Lebus, Öko-Freunde des BFC Dynamo, sächsische Gründungsmitglieder eines Liverpool-Fanklubs und die eifrigen Jugendspieler von Borussia Pankow, aber auch Köln, Essen, Prag, São Paulo und Finnland. Voller Sarkasmus mosert Willmann gegen die Bayern, und mit munterer Ironie schildert er die letzten Abenteuer, die der Fußball zu bieten hat. Beispielsweise einen Trip zu den Fußballfeldern des Balkans, zu fünft in einem alten Passat Kombi.

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In der Halbzeit zeigen die Delije eine frisch abgezogene, riesige Grobari-Schwenkfahne. Ich hatte vom Überfall erfahren, angeblich drei Autos Grobari gegen hundert von Delije. Es soll mindestens einen Schwerverletzten gegeben haben. Ultraromantik pur. An den Rändern beider Begrenzungszäune werden permanent Fanklamotten des Feindes abgefackelt, hin und wieder taucht ein Krankenwagen auf und sammelt verletzte Fans ein.

Der Fußball auf dem Platz ist Nebensache und ähnelt in seiner Qualität dem von mittleren deutschen Zweitligisten. Später fällt ein komisches Tor für Roter Stern, eine Art Selbsttor. Balkanstyle, wahrscheinlich haben viele darauf gewettet, etwas Ähnliches hatte ich erwartet. Partizan: »Wir sind Bauern, wir sind Punks.« Besonders beliebte Beschimpfungen, die aus fast jedem Spottlied herauszuhören sind: Blitschko (Arschloch) … Cigani… Ustascha. Vorm Spiel wässert die Feuerwehr großflächig die Tartanbahn, dutzende Feuerwerker und hunderte Polizisten sind im Innenraum des Stadions aufmarschiert, tausende um das Stadion. Daneben 2.000 Zabrenjeni/Grobari, 7.000 Alcatraz/Grobari, 33.000 Delije, 300 deutsche Hopper.

Mitte der zweiten Halbzeit beginnen die Grobari mit dem Abfackeln ihrer Choreografiematerialien. Zwischenzeitlich lodern ein knappes Dutzend Feuer in der Kurve. Die Feuerwehr versucht zu löschen, das Spiel wird für zehn Minuten unterbrochen, die Grobari tanzen und hüpfen um die Feuer wie Orks, Viecher aus bösen Filmen, tausende Totengräber mit nackten Oberkörpern und rußigen Gesichtern, Dantes Vorhölle kann nicht schöner sein. Die Einsatzkräfte versuchen mit Schläuchen aus der Distanz die Brandherde zu löschen. Es ist sinnlos, Grobari werfen sich dazwischen, halten Jacken, Fahnen, Transparente in Richtung der Schläuche. Das Spiel wird trotz der Brände wieder angepfiffen, die Grobari-Orks toben, die Delije toben, keiner schaut mehr auf das Spielfeld, es ist der reine Irrsinn, ohne Sinn und Verstand. »Groooobaaari – hört ihr uns? – Groooobaaaari, ihr seid die größten Schwuchteln«, singen die Delije. »Tribünen voller hässlicher Fans, wir haben keine Fackeln, stattdessen brennen bei uns nur Wunderkerzen, unsere Trommeln sind kaputt, und unsere Lieder sind so furchtbar schlecht. Das sind wir, der Abschaum von der Südtribüne«, singen die Grobari. Roter Stern gewinnt das Spiel, die Roter-Stern-Spieler flüchten in die Kabine, indes Grobari und Partizan-Spieler, eine ineinander verwobene Horde kleiner Teufelchen, die Niederlage feiern wie einen Sieg und gemeinsam ihren Verein besingen. Nur nicht nach Hause! Zu Hause wartet nichts Gutes auf die heroischen Durchbrecher aller Schranken, diese bösen, romantischen, lustigen, rassistischen, gedankenlosen Schurken und Bordsteinphilosophen, diese pied Beautys, diese allerliebsten Scheusale, die einander und sich selbst so einwandfrei hassen können.

PS: Das Geschrei in den serbischen und internationalen Medien war gigantisch. Nach einer Woche hatten sich alle wieder beruhigt. Die Strafen des serbischen Fußballverbandes: Partizan zwei Spiele ohne Zuschauer, 10.000 Euro Geldstrafe. Roter Stern ein Mal zu Hause ohne Zuschauer und 5.000 Euro Geldstrafe.

02 Versuch, die Seele von Dynamo Dresden zu erklären

Dynamo Dresden. Der einstmals glänzende, ostsächsische Club spielt seit 1989 nur noch eine untergeordnete Rolle im deutschen Fußball. Wenn er überregional auffällt, dann durch Szenen der Gewalt. Wo ist der schöne Dresdner Fußball geblieben? Die Dresdner Fans leiden. 25 Jahre Feuersturm. Ihre Seelen brennen.

»Hell wie das Licht, schwarz wie die Nacht, wir haben alles schon mitgemacht.«

Am letzten Spieltag der Saison 2013/14 tritt Dynamo in der 2. Bundesliga daheim gegen Arminia Bielefeld an. Finaler Strohhalm. Ausverkauft. Die Ausgangslage: Bei Sieg oder Unentschieden geht Dynamo in die Relegation gegen den Drittplatzierten der 3. Liga.

In der Stadt regiert Nervosität. Sie ist greifbar. Je näher man dem Dynamostadion kommt, desto substantieller wird die Angst vor dem freien Fall ins Nichts. Von überall strömen die Massen eilig Richtung Sportplatz. In den umliegenden Biergärten und Kneipen wird noch mal Rast gemacht. Verschnaufen. Hastig eine Zigarette rauchen. Sich gegenseitig Inseln der Hoffnung basteln. Diese wieder zersemmeln. Stoßgebete aussenden. Über das zu erwartende Resultat frotzeln. Mit Gleichgesinnten letzte Biere kippen. Bevor es losgeht. Es ernst wird.

Die Sonne scheint allen. Den Kuttenfans – wie den zahlreich anwesenden Polizisten. Dem stolzen Ultra, den vielen normalen Leuten in den Farben Schwarz und Gelb.

Mit einem Mal öffnet der Himmel seine Schleusen. Ein heftiger Guss. Das Motto des heutigen Tages. Sintflut ahoi. Elbmatrosen, heut ist Tanz auf der Titanic, hahahahaha! Dynamo im Mahlstrom. Hundert Prozent Höllenqual.

In einem Dresdner Hotel in Stadionnähe hat sich die Mannschaft versammelt. In eine Ecke gedrückt, stehen die Spieler von Dynamo. Ihnen ist bang. Sie treten von einem Bein aufs andere. Betrachten auf den Displays ihrer elektronischen Geräte die letzten guten Wünsche. Sie möchten sich klein machen, unentdeckt bleiben. Draußen wartet der Bus. Der sie im Triumph zum Stadion geleiten wird. Der ihnen Deckung gibt. Und Schutz. Vor den Besoffenen, den Feuerköpfen, den Liebenden. Vor dem geballten Wollen der Fans wie der tiefsitzenden Angst, all diese Menschen zu enttäuschen. In ihren Trainingsanzügen wirken die Spieler wie eine zittrige Herde Schafe. Versunken in die Betrachtung des Schlachters. Heute soll es um alles gehen. Nein, um mehr als das. Um die Ehre, den Fortbestand des Vereins, den Weltuntergang.

Wo ist die gute Fee, die geschwind alles wiedergutmacht?

»Unser Capo ist in der Midlifecrisis. Der hat ’nen Burnout… Er soll Vater geworden sein… Er leidet unter Realitätsverlust«, murmeln die Fans vorm Spiel.

Im K-Block hinter dem Tor stehen die stimmgewaltigen Dynamofans. Zentral weht das Banner von UD. Ultras Dynamo. Die Stimmungsmacher im Block um den Capo Lehmi. Vorm Spiel gegen Arminia wird Lehmi vom Stadionsprecher interviewt. Er verspricht dem Stadion, heute geben wir alles. Durchhalteparolen. Vorwärts zum letzten Gefecht! Die meisten Zuschauer klatschen Beifall. Im K-Block hängt ein Banner mit der Aufschrift: »Versager?« Eine Drohkulisse, eine unnötige Ansage an die Spieler. Die wollen bestimmt nicht absteigen. Doch bedingungslose Liebe der Fans sieht anders aus. Das Banner wird vor dem Spiel wieder eingezogen. Eine Parole geistert durch die Ränge. Verliert Dynamo, bekommen alle Spieler eine aufs Maul.

Schlagermusik kreischt aus den Lautsprechern. Dynamos schlechter Musikgeschmack ist legendär. Die musikalischen Helden der Fans heißen Wolfgang Petri und Helene Fischer.

Dresdens Fanszene ist bunt. Dresdens Fanszene hat ein unübersehbares Gewaltpotential. Die Liste der Sünden ist lang. Das zieht die entsprechende Klientel magisch an. 2011 gab es zuletzt daheim Randale. Gegen Eintracht Frankfurt. Mit »Juden Frankfurt« und einem versuchten Blocksturm quittierten etliche rechtsgesinnte Dynamofans eine geschmacklose Provokation der Frankfurter: »Bomber Harris, mach’s noch einmal.«

Immer wieder das Trauma der Stadt. Februar 1945. Dresden in Flammen. Als tausende Dresdner im Phosphorhagel verschmorten.

»Kleinkriminelle Sachsen bestätigen bei Spielen ihres Clubs das Negativbild«, schreiben die Zeitungen. Besonders die Boulevardmedien sind mit ihrer Dynamo-Schelte immer schnell zur Hand, wenn’s irgendwo knallt und Dynamo dabei ist. Das entspricht der Natur ihrer Sache. Dynamo als Salz im billigen Brei aus Gewalt und Leidenschaft.

»Schönes Dresden, feines Sachsen, wo schöne Mädels auf den Bäumen wachsen.« Kein Chefredakteur schläft in Dynamo-Bettwäsche. Auch wegen der medialen Berichterstattung und des daraus resultierenden negativen Rufes von Dynamo werden Leute angezogen, die sich kaum für Fußball interessieren, sondern Action und Randale suchen. Dazu gibt es einige Leute, die aufgrund der permanenten Zuschreibung des »Randale-Fans« ein entsprechendes Verhalten an den Tag legen. Man will und muss dem Ruf gerecht werden.

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