Frank Willmann - Kassiber aus der Gummizelle

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Frank Willmanns Texte sind so wild und unberechenbar, wie es der Fußball sein sollte. Auf seinen Reisen durch Ostdeutschland nimmt er vor allem die Fans in den Blick. Bei Stahl Brandenburg erlebt er sie auf dem Gipfel der Verzweiflung, bei Dynamo Dresden zutiefst gespalten, und in den ostdeutschen Braunkohlerevieren erinnert er sich nostalgisch an den schwarzen Schnee, der hier einst auf die Fußballfelder rieselte. Weitere Adressen seiner Besuchsfahrten sind beispielsweise: ein Provinzverein in Lebus, Öko-Freunde des BFC Dynamo, sächsische Gründungsmitglieder eines Liverpool-Fanklubs und die eifrigen Jugendspieler von Borussia Pankow, aber auch Köln, Essen, Prag, São Paulo und Finnland. Voller Sarkasmus mosert Willmann gegen die Bayern, und mit munterer Ironie schildert er die letzten Abenteuer, die der Fußball zu bieten hat. Beispielsweise einen Trip zu den Fußballfeldern des Balkans, zu fünft in einem alten Passat Kombi.

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Dann holte uns ein isländischer Kunstlupfer in die Wirklichkeit zurück. Sieben blonde und vier brünette Isländerinnen jauchzten froh. Ein Funktionär schlenkerte mit den Armen.

Frauen kommen schlechter mit dem Fußball klar als Männer, stellte die dickwanstige Wurstfee kategorisch fest. Sie stillte in ihrem Büdchen in der Halbzeitpause unseren rechtschaffenen Hunger mit Köstlichkeiten aus ihrem Fleischtopf. Wir blieben stumm, schüttelten indessen innerlich den Kopf. Alle modernen Fußballerklärer sind natürlich Feministen. Das ist ein Gebot der Zeit. Frauenfußball als Versöhnung im Kampf der Geschlechter. Früher hieß es ich Tarzan, du Jane. Heute heißt es ich kochen, du Fußball. Das Leben ist, je nach Betrachtung, eine Komödie oder eine Tragödie. Ich habe mich für die Illusion der Komödie entschieden. Mit leicht buddhistischem Touch. Den erreicht man im fünfzigsten Lebensjahr.

Wie jeder weiß, stehen echte Frauenfußballfans und singen laut und ausdauernd während des Spiels. Das war auch in Belgrad so. Teilweise. Von handgezählten dreiundachtzig Zuschauern standen immerhin drei. Ok, sie schwiegen. Aber sie standen. Meistens. Im überdachten und vollverglasten Teil der Tribüne. Sie sahen wie Funktionäre aus. Wie verdammte Funktionäre. Wie furchtbar muss sich so ein unbedeutendes, langweiliges Spiel für FIFA- und sonstige Bonzen anfühlen? Versteckt hinter einer schmutzigen Glaswand. Dahinter knapp achtzig Supporter, von denen die Hälfte deutsche Hopper sind? Anstatt bei einem vollbesetzten Derby Huldigungen entgegenzunehmen. Und nach Spielende melodiöse Weisheiten, in Bezug auf moralische Grundsätze, in eines der dutzend hingereichten Mikrophone zu hauchen. Im hiesigen Stadion nicht mal zehn Polizisten, die apathisch an ihren Schlagknüppeln nagten. Die Mehrheit der Zuschauerinnen war unter achtzehn Jahre alt. Ob sie zwangsverpflichtet waren? Einige hielten in ihren grazilen Händen Zigaretten der Marke Eve. Obgleich Nichtraucher, rüsselten wir den ausgestoßenen Nikotinschwaden nach. Im Schatten der jungen Mädchenblüte führten wir uns galant und wohlfeil auf. Wir plauderten distinguiert über Themen des öffentlichen Interesses. Leider durchbrachen wir das Phlegma der jungen Damen nicht. So schauten wir stoisch den kickenden Serbinnen zu, die wiederum einem 2:0-Vorsprung der Damen des Nordens hinterherliefen. Auf dem Platz wurde wenig gemault. Schauspiel- und Jammereinlagen, die uns in höheren deutschen Ligen schurigeln, kamen nicht vor. Es ging langsam zu, aber immer fair. Kein Zickenterror Herkunftszeichen Klopp. Keine verzärtelten Redensarten. Wohlklingendes, angespanntes Damenkeuchen schwappte über den Ground. Ab und an unterbrochen von zaghaften vaterländischen Gesängen seitens der Heimfans. Immerhin führten die Arien zum 1:2. Wenn man es so will, war es reiner, epischer Fußball.

Die beste Fußballschule ist das Spiel selbst, soll einst Tito gesagt haben. In einem Akt der Demut senkten wir die Köpfe und beobachteten die Isländerinnen, die nach dem Schlusspfiff die süßen Früchte des Sieges genossen.

Nun zum Stadion von Roter Stern. Derbykarten für die Tribüne kaufen. Kosten etwa zwölf Euro. Dort sollen beim Spiel die einigermaßen zivilen Fans von Roter Stern stehen. Angeblich auch Frauen und Kinder. Kinder sehe ich später am Tag der Tage keine. Auch keine Frauen. Die Kasse wird von blutjungen Griechen belagert. Meine Mitreisenden sagen, ich solle nicht deutsch sprechen. Irgendwas in Englisch nuscheln und »Tribuna« sagen. Die Griechen schauen uns misstrauisch an. Knapp einen Kilometer weiter steht das Partizanstadion. Wohl, damit sie es nicht so weit haben, beim Sich-gegenseitig-aufs-Maul-Hauen. Wir umrunden einmal das Partizanstadion. In einer spätsozialistischen Kneipe, die noch den Charme des großen Jugoslawien ausstrahlt, sollen sich die schlimmen Finger der Partizanszene treffen. Wir gehen rein, trinken einen Kaffee. Tatsächlich, am zentralen Tisch sitzen ein paar Herren in schmucken Jogginganzügen. Ballonseide, ganz alte Schule. Zählen sie Geld? Wetzen sie ihre Messer? Vielleicht schlagen sie nur die Zeit tot.

Wir besuchen eine Art Pub, DIE Belgrader Fußballkneipe. Geschäftsführer jeweils ein Delije und ein Grobari. Grobari, übersetzt »Totengräber«, nennen sich die Partizanfans. Delije, übersetzt »Helden«, ist der Oberbegriff aller Fans von Roter Stern Belgrad. Wir sitzen im unteren, etwas abgeschirmten Bereich der Kneipe. Und reden über das Derby und die Feindschaft der Anhänger. Bei den Alten ist sie weniger ausgeprägt, man frotzelt, hat alle Kämpfe mehrfach geschlagen. Bei den unter Dreißigjährigen tobt der Krieg umso hitziger. Mit uns am Tisch ein Russe, ZSKA-Moskau-Fan. Beruf: Händler. Ein Rad-Belgrad-Fan, auch eine berüchtigte, kleinere Schlägertruppe. Beruf: Händler. Diverse Grobari, alles Händler. Sie sehen nicht so aus, als würden sie morgen früh um sieben an der Stechuhr stehen. Die Stadt soll voll Griechen und Russen sein. Neben Fußball verbindet die griechisch-orthodoxe Religion Serben und Russen. Roter Stern kuschelt mit Spartak Moskau und Olympiakos Piräus. Partizan mit ZSKA Moskau und PAOK Saloniki. Alle hassen einander selbstverständlich aufs Vortrefflichste. Daneben gibt es unzählige griechische Ultras, die lose mit einem der Clubs verbunden sind. Beide Belgrader Fangruppen vereint mehrheitlich die Verachtung der Roma, hiesiges Schimpfwort Cigani. Obwohl sehr viele Roma in Belgrad leben, sieht man sie in der Stadt kaum. Sie sollen nachts aus den Außenbezirken und Ghettos der Stadt in die Innenstadtbezirke kommen. Ihre Haupteinnahmequelle ist das Altpapiersammeln.

Aus alltäglicher, beständiger Gedankenlosigkeit und Ignoranz werden Minderheiten beleidigt oder angegriffen, siehe z. B. Angriffe auf die CSD-Parade in Belgrad und ähnliche Veranstaltungen, wo Fans beider Vereine massiv ihr nationalistisches und homophobes Mütchen kühlen. In Sachen Nationalismus hinken uns die Serben zwanzig Jahre hinterher. Die Idiotendichte innerhalb der serbischen Fans ist fast unerträglich hoch. In Belgrad kommt nur sehr mühsam ein Umdenken in den Fanszenen in Gang. Selbst der serbische Präsident meinte 2013, 80 Prozent der Serben seien gegen die Homosexuellen-Parade. Da gibt es noch einiges in den Köpfen zurechtzurücken. Ich frage eine grauhaarige Roter-Stern-Legende, wovon er lebt. Er lächelt. Dann folgt eine Lehrstunde in Völkerverständigung.

Die Grobari sind untereinander verfeindet. Auf der einen Seite die Zabranjeni – die Ausgesperrten bzw. die Verbotenen. Auf der anderen Seite die wichtigste Fangruppe innerhalb der Grobari, die Alcatraz. Die Grobari-Gruppen bekämpfen sich seit einigen Jahren, besonders gern sollen sie das beim Derby im Stadion von Roter Stern tun. Es gab schon Tote auf beiden Seiten. Die Partizanfans sind in getrennten Blöcken untergebracht. Die Zabranjeni verstehen sich als die wahren Fans und werfen Alcatraz u. a. Zusammenarbeit mit der Polizei und Geldschinderei vor. Zum Eklat kam es vor ein paar Jahren, als Alcatraz den Zabranjeni verbot, die Mannschaft zu einem Auswärtsspiel nach Genk in der Champions League zu begleiten. Seither ist Kampf bis aufs Messer angesagt.

Der gegenwärtig in Belgrad gespielte Fußball ist nicht gut, in einer Zeitung prophezeien zwei Ballhasen aus der guten, alten Zeit: »Die Stimmung im Stadion wird besser als das Spiel.« Wer in Belgrad im Fußball investiert, will damit Geld machen. Talente kommen im Jugendalter zu den zwei großen Clubs, bleiben zwei Jahre; um dann gewinnbringend verkauft oder abgeschoben zu werden. Alle im Vorstand der großen Clubs verdienen irgendwie ein bissel mit, der serbische Fußball ist so korrupt und verkommen wie ein Großteil der serbischen Gesellschaft. Fußball ist Geschäft, mehr nicht. Die Fans verehren die alten Zeiten, Roter Stern war immerhin 1990/91 Europapokalsieger im Landesmeistercup und Weltpokalsieger. Die Fans von heute haben wenig Beziehung zu den jungen Kickern, die selten lange bleiben, es gibt kein Identifikationspotential. Die serbische Liga ist schwach, die Quali für den Europapokal wird regelmäßig vergeigt. Zwei Wochen zuvor beschwerte sich ein Kicker von Roter Stern in der Zeitung. Die Mannschaft würde seit Monaten kein Geld sehen, nicht einmal ein Duschbad würde ihnen vom Verein gestellt. Am nächsten Tag waren die Fahrertüren aller Spielerautos eingeschlagen. Auf den Fahrersitzen lag jeweils ein Duschbad. Die Delije und die Grobari sind Fans for Life und nehmen alles sehr ernst. Die anderen Belgrader Clubs haben nur kleine Kurven, wenig bis keine Fans. Roter Stern greift auch die Polizei an, Partizan nie. So entstand der Vorwurf der Zusammenarbeit der Grobari mit der Polizei. Angeblich um bei Nebenbeschäftigungen wie Drogenhandel und Prostitution den Rücken frei zu haben. Vor ein paar Jahren wurde in den Reihen der Delije ein Zivilpolizist enttarnt und bei einem Derby mit Bengalos angegriffen. Er überlebte, einige Delije wurden wegen des Vorfalls nach einem Terrorismus-Paragraphen zu langen Haftstrafen verurteilt. Im Knast können sie sich mit diversen Grobari aufs Maul hauen oder über ihre Heldentaten austauschen. Die Grobari sitzen unter anderem für den Mord an einem Fan des FC Toulouse ein, der vor ein paar Jahren bei Kämpfen in der Belgrader Innenstadt von einer Brüstung fiel und starb.

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