Frank Willmann - Kassiber aus der Gummizelle

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Frank Willmanns Texte sind so wild und unberechenbar, wie es der Fußball sein sollte. Auf seinen Reisen durch Ostdeutschland nimmt er vor allem die Fans in den Blick. Bei Stahl Brandenburg erlebt er sie auf dem Gipfel der Verzweiflung, bei Dynamo Dresden zutiefst gespalten, und in den ostdeutschen Braunkohlerevieren erinnert er sich nostalgisch an den schwarzen Schnee, der hier einst auf die Fußballfelder rieselte. Weitere Adressen seiner Besuchsfahrten sind beispielsweise: ein Provinzverein in Lebus, Öko-Freunde des BFC Dynamo, sächsische Gründungsmitglieder eines Liverpool-Fanklubs und die eifrigen Jugendspieler von Borussia Pankow, aber auch Köln, Essen, Prag, São Paulo und Finnland. Voller Sarkasmus mosert Willmann gegen die Bayern, und mit munterer Ironie schildert er die letzten Abenteuer, die der Fußball zu bieten hat. Beispielsweise einen Trip zu den Fußballfeldern des Balkans, zu fünft in einem alten Passat Kombi.

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Alle Delije sind für Grobari Cigani (Zigeuner). Die Delije nahmen dieses Schimpfwort an und bezeichnen sich in ihren Liedern als Cigani. Die gegenseitigen Hassgesänge sind bunt und vielfältig und orientieren sich gern an rassistischen und sexistischen Termini. Gewaltverherrlichungen stehen ganz oben auf der Liste der verstörenden Texte. Ustascha ist die schlimmste aller Beleidigungen. Ustascha nannte (und nennt) sich ein nationalistisch-terroristischer kroatischer Geheimbund, der sich zu einer faschistischen Bewegung entwickelte und im Zweiten Weltkrieg sowie im jugoslawischen Bürgerkrieg schlimm wütete.

Ende des Kurzvortrags über Totengräber und Helden. Ich bin ein wenig sprachlos.

Delije und Grobari gehen noch zu einer Party, wir dürfen nicht mit, der Russe schon. Es soll eine Hundertschaft Russinnen vor Ort sein. Wir müssen für die Untaten unserer deutschen Vorfahren büßen.

Der Flur unseres Belgrader Hostel ist zugepflastert mit den Portraits diverser serbischen Helden von 1300 bis heute. Sie tragen zumeist kriegerische Tracht. Immerhin haben wir diesmal ein Sechsmannzimmer. Es gibt einen verlodderten Garten, wo drei verwöhnte Katzen nach frischem Fleisch miauen und das ihnen gereichte Käsebrot verschmähen. Der Pförtner lacht und sagt, typische serbische Katzen. Sie wollen immer mehr, als man ihnen geben möchte.

Am Tag vorm Derby fahren meine Hopperkollegen fix nach Rumänien, um dort ein wichtiges Viertligaspiel zu besichtigen. Hopping ist harte Arbeit. Ich bleibe in Belgrad und toure durch Museen, Parks, die Belgrader Burg. In den Museen immer wieder Fotos und Dokumente, Amselfeld bis Nato, garniert mit Geiselerschießungen der deutschen Nazis in den Jahren der Okkupation. Auf den Tod eines Wehrmachtssoldaten wurde mit dem Mord an hundert Zivilisten geantwortet. Ein verletzter Deutscher kostete zehn serbische Zivilisten das Leben. Auge um Auge. Zahn um Zahn.

Die Stadt eine herbe Schönheit. Von der Burg schaue ich nach unten auf den Zusammenfluss von Sava und Donau. Es ist der Platz der Verliebten, um mich herum glückliche, wild herumknutschende Paare.

Am Abend steht Basketball auf dem Programm. Europaliga. Roter Stern Belgrad gegen Panathinaikos Athen. Athen ist der Todfeind von Piräus, die wiederum mit Roter Stern Belgrad verbrüdert sind. Hass pur, griechische Fans durften gleich gar nicht in die Halle, die den schönen Namen Pionierhalle trägt und eine Minute nach Terminbekanntgabe ausverkauft gewesen sein soll. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn sind nur noch Irre unterwegs. Die Serben sind in Sachen durchschnittlicher Körpergröße das größte Volk Europas. Das macht sie stolz. Immerhin irgendwo die Größten.

Wimpeltausch, Feuerzeuggewitter, das Inferno bricht los. Tiefer (manifester o.a.) Kopfschmerz bereits nach zehn Minuten. Irgendwie haben es alle Hopper trotz fehlender Karten in die ausverkaufte Halle geschafft. Auch die Polen sind selbstverständlich vor Ort. Rauchen trotz Verbot ist normal. Erste Führung Roter Stern nach zehn Minuten, die Lärmhölle potenziert sich. Bis zur ersten Pause steigert sich die Tobsucht auf den Rängen, 99 Prozent Männer, alle paffen. Die Halle im Dunst aus Kippen, Schweiß, Nebelschwaden. Die serbischen Spielerfrauen der Riesenbabys in Reihe zwei daddeln am Wischphone, das Geschrei der Fanatiker erreicht seinen Höhepunkt Ende des dritten Viertels. Hochgeschwindigkeit auf dem Parkett, die Hälfte der Fans hat sich ihrer Oberbekleidung entledigt. 56:48, ich schreie innerlich nach meiner Mama, die Halle steigert sich abermals. Nehmt das schlimmste Geschrei, dem ihr jemals ausgesetzt wart, multipliziert es mit drei, und ihr habt eine Ahnung vom Geschrei in der Pionierhalle. 1:30 Minuten vor Ende führt plötzlich Athen, wie durch ein Wunder dann doch der Ausgleich. Verlängerung, Endstand 86:80, die Panathinaikos-Spieler rennen panisch aus der Halle um ihr Leben, alles Mögliche fliegt aufs Parkett. Triumph der Taktik (die mir verschlossen blieb), war alles so geplant, sagt der nette Schweizer (Schweizer sind immer nett) auf dem Presseplatz neben mir. Aha, Klatschen, dramatische Musik, draußen unfassbare Polizeimassen, neben uns geht ein Hamburger zu Boden, der Schlaumeier war mit einem Shirt der Hamburger Jungs unterwegs, wir ziehen eiligen Schrittes vorbei, scheinbar ziellos, dann doch plötzlich im Hostel.

Večiti Derbi

Samstag 10 Uhr 30 aus dem Hostel, Parkplatz suchen nähe Tito-Mausoleum oberhalb der Stadien, dann laufen, laufen bergab, bergauf. Ziel ist ein Shop mit Serbenkram, T-Shirts, Mützen. Ich warte draußen in der Sonne und beschließe, das Rauchen aufzugeben. Keiner der Mitreisenden raucht, zwei sind Vegetarier, einer trinkt keinen Alkohol. Fußballfans der Neuzeit. Weiter mit Tempo durch Beograd, Füße au, irgendwann die Frage: Wo wollen wir eigentlich hin? Keine Ahnung, wieder zurück, ich setze mich in ein Taxi und fahre zum Hostel. Auf dem Markt genehmige ich mir einen fetten Serbenburger. Gespräch mit dem Koch, er ist Delije. Partizan ist der Armeeclub, ach nö, er mag keine Armeen mehr. Ich frage: »Warst du im Krieg?« Er winkt nur ab. Am Slavijaplatz bei Mac Donald treffen sich die Zabranjeni. Da sie von ihren eigenen Leuten wie den Delije gleichermaßen gehasst werden, können sie nur im Pulk ins Stadion gelangen. Die USA sind der Feind, weil sie hinter den Natobomben der Neunziger stehen. Hin und wieder wird der Mac Donald deshalb auseinandergenommen. Trotzdem ein beliebter Treffpunkt. Gesänge, erste Böller, Polizei überall. Nicht so latent aggressiv wie in Deutschland. Cooler, halb abwesend böse, fast gelangweilt auf Fliegenpirsch, die Klatsche fest umklammert. Der Marsch der Ausgesperrten zum Stadion von Roter Stern. Hastig über Brücke, immer schneller, Highspeed. Auf dem Weg treffen wir die Polen wieder. Sie machen fleißig Fotos für ihre Internetmagazine. Harter, kehliger Gesang der Zabranjeni. Kaum einer von ihnen ist älter als dreißig, eine schwarz gekleidete, grimmige Schar. Vorm Stadion, in der ganzen Stadt Polizeiarmeen, viele deutschsprachige Hopper, unauffällig auffällig. Wir vermeiden es, deutsch zu sprechen, gehen in kleinen Grüppchen zum Stadion hügelaufwärts.

Von allen Seiten strömen Männer hinzu, es ist nicht zu erkennen, welchen Verein sie supporten. Manchmal lugen rotweiße (Roter Stern) oder schwarzweiße (Partizan) Stücke hervor, immer mehr Menschen, alle eilen in extremer Vorfreude den Hügel hinauf zum Stadion von Roter Stern. Spitzname Marakana wegen seines einstigen Stehplatzvolumens von über 100.000 Plätzen. Heute passen 60.000 Menschen rein, die eigentlich alle auf ihren vier Buchstaben sitzen könnten. Die Sitzschalen sind aus gutem Grund in den beiden riesigen Gästeblöcken abmontiert. Wir trennen uns im Stadion. Markus macht Fotos, Mirko mischt sich tatsächlich unter die Grobari. Holm sucht drei Dresdner, die sich in die Stadt getraut haben. Dynamofans sind wegen ihrer Freundschaft zu Sarajevo und wegen des Rückspiels im Europapokal der Landesmeister gegen Roter Stern am 20. März 1991 besonders verhasst.

Das Spiel Dynamo Dresden – Roter Stern Belgrad wurde nach schweren Zuschauerausschreitungen abgebrochen und offiziell mit 3:0 für Belgrad gewertet. Dynamo erhielt eine Zweijahressperre der UEFA für alle internationalen Wettbewerbe. Am Einlass werden wir nicht kontrolliert. Unsere Karten werden uns abgenommen und draußen noch mal verkauft. Eigentlich hat jeder einen nummerierten Sitzplatz, doch das interessiert hier keinen Menschen. Überall Hopper aus aller Herren Länder. Man erkennt sie schnell an ihren Windbreakern, die alle irgendwie gleich aussehen. Wir reden leise, ich habe die Bilder der Erhängten im Kopf. Ein Deutscher = hundert Serben.

Atemberaubender Blick. Rechts von uns die zwei Blöcke Grobari. Links die endlose Delije-Kurve, Gegengerade auch proppenvoll, Pyro, Spruchbänder, kurz vorm Spiel flattern zwei Fallschirmspringer durch die Luft und landen wohl im Partizanstadion. Plötzlich bewerfen sich die Grobariblöcke mit Bengalos, Dildos, Kruzifixen, mit allem, was zu werfen ist. Die Delije stimmen Schmähgesänge anlässlich des Bruderkriegs an, die Polizei knüppelt die verfeindeten Gruppen nieder und verhindert das Massengemetzel, das ganze Stadion bringt sich in Stimmung. Die Zabranjeni erinnern an einen kürzlich von Alcatraz erschossenen Mitstreiter, ein Opfer des Bandenkriegs, unerwartet haben sich die verfeindeten Gruppen wieder lieb und gedenken gemeinsam des Toten. Mord ist nicht so schön. Mordsmäßig beglückt uns beim Einlaufen der Mannschaften fast zehn Minuten ein illegales Feuerwerk der Delije. Klatschen, alle sind entzückt, Feuerfontänen spritzen, Fahnenmeere, Spruchbänder, wildes Geschrei, faszinierend und beängstigend zugleich. Markus: »Wenn man auf Bimbes steht, ist Belgrad nicht zu toppen.« Vorm Spiel traut sich nur der Torwart von Partizan zum Aufwärmen raus. Er wird mit einem Pfeifkonzert begrüßt, hat er doch auch schon für Roter Stern die Fußballschuhe geschnürt, schlimmster Verrat, zum verhassten Rivalen zu wechseln geht gar nicht. Eigentlich wollte er schon längst in der Türkei kicken, der Deal platzte in letzter Sekunde. »Mustapha, Mustapha«, brüllen die Delije hämisch. Die Grobari zeigen ein fieses homophobes Banner gegen die CSD-Parade. Roter Stern hat noch Angst wegen der Duschbadgeschichte, kein Spieler macht sich vorm Spiel im Stadion warm. In langen Reihen hängen bei den Grobari und Delije die Unterstützerfahnen über den eigenen Zaunfahnen. Markus: »Das ist Serbien, irre, dumme Bauern, besonders die Grobari haben das Chaos im Blut. Cool sein und keine Verantwortung übernehmen. Sie sind nicht so gut organisiert wie Delije, heute dies, morgen das, Balkan.«

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