Die Einzelheiten der nächsten Wochen und Monate würden auch den geduldigsten Leser irgendwann ins Reich der Träume versetzt haben, so will ich mich nur mehr auf zwei kleine Höhepunkte beschränken. Zum einen setzte mir Dr. Finda auseinander, dass er angesichts der etwas verworrenen Umstände als einzigen Lösungsweg eine Versteigerung „à la Finda“ sehe. Er wollte alle Interessenten, einschließlich der beiden vermeintlichen Eigentümer Oberfettinger und Rundler, auffordern, ein neues Kaufanbot zu legen. Diese Anbote würde er an einem Stichtag in Anwesenheit der Interessenten öffnen und da er, wie er sich ausdrückte, ein lustiges Kerlchen sei, würde er alle Angebote auf seinem großen Kanzleitisch ausbreiten und nach dem höchsten Ausschau halten. Zu dieser Auktion kam es schließlich in etwas abgeänderter Form tatsächlich und wenige Tage danach zu dem für mich sehr überraschenden Anruf, dass ich das höchste Anbot gelegt hatte. Die Freude war bei meiner Frau naturgemäß sehr groß, was niemanden verwunderte, schließlich blieb es mir überlassen, den inzwischen gegenüber dem ursprünglich von Oberfettinger genannten Kaufpreis um rund 60.000 Euro angestiegenen Betrag aufzutreiben. Da die Auktion entgegen der ursprünglichen Ankündigung jedoch nicht öffentlich und für einen Anwalt vom Kaliber eines Dr. Finda auch nicht überraschend ohne Beiziehung eines Notars stattfand, war ich mir nicht wirklich sicher, ob ich deshalb Sieger im Bieterwettkampf geblieben war, weil ich ein glückliches Händchen bei der Auswahl des gebotenen Kaufpreises hatte, oder ob ich letzten Endes ohnehin der einzige Bieter gewesen war. In der Anfangseuphorie war dies aber Nebensache, der Kaufvertrag wurde unterschrieben, ein Monat später war mein Kaufvertrag vom Pflegschaftsgericht genehmigt und weitere vier Monate später lag auch die Zustimmungserklärung der Vorkaufsberechtigten, Frau Xenavier, vor. Rund vierzehn Monate nach der ersten Besichtigung mit Oberfettinger bekam ich unversehens die Schlüssel für unser neues Heim von Dr. Oberfettinger in der Kanzlei des Dr. Finda in die Hand gedrückt. Dabei wurde mir noch als Einstandsgeschenk mitgeteilt, dass es über den Winter einen kleinen Wasserrohrbruch gegeben hatte, der inzwischen jedoch wieder behoben worden sei. Die erste Besichtigung des „Villa‘chen Gerti“ als Eigentümer war allerdings sehr ernüchternd. Denn der kleine Wasserrohrbruch stellte sich als mehr oder weniger vollständige Überflutung des gesamten Hauses dar, da an fünf Stellen im Haus entweder Wasserleitungen oder Heizungsrohre gebrochen und Tausende Liter Wasser über Stiegen und Decken vom ersten Stock ins Parterre und von dort in den Keller geflossen waren.
Waagner und Wullner waren inzwischen von ihrer Joggingrunde zurückgekehrt. Wullner war von Waagners Redeschwall mehr ermüdet als von dem durch unzählige Pausen unterbrochenen Morgenlauf. Waagner hingegen war froh, ein weiteres Kapitel seines Krimis in all seinen Details vor seinem Freund ausgewälzt zu haben. Wieder machte er seine Selbst-Reanimationsversuche, indem er die Arme weit über seinen Kopf zog und an seinen Seiten in jähem Tempo herabfallen ließ, gleichzeitig tief Luft holte und sie mit Thomas-Muster-artigen Lauten wieder ausstieß. Dies wiederholte er innerhalb kürzester Zeit mehr als dreißig Mal und so heftig, dass sich Wullner dachte, dass wohl auch er, Waagner, nicht weit entfernt von einer Entmündigung oder, wie es im Juristendeutsch so schön hieß, „Besachwalterung“ sei. Abschließend klärte Waagner seinen Freund noch darüber auf, dass diesem Oberfettinger deshalb eine sehr wesentliche Rolle in seinem Krimi zukommen werde, weil er Wolfgang W., den Krimihelden, bei dessen Hauskauf so oft wie einen Schulbuben zu behandeln wusste, dass sich dieser geschworen hatte, dem Oberfettinger eine über die Rübe zu geben, wenn sich ihm nur einmal die Gelegenheit hierzu bieten würde.
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