Schokolade zeigt mir immer, wie kompliziert das Leben ist.
Und Rosen. Todesrosen? Das fragt sich doch jeder, der das hört. Aber ich bin die Tochter vom Pastor. Ich war schon auf unzähligen Beerdigungen. Ich hab zugeguckt, wie die Leute dunkelrote Rosen ins Grab werfen, auf den Sarg. Oder eine Handvoll Blütenblätter. Meistens sind sie dunkel.
Rosen und Tod. Rosen und Liebe. Auch das gehört zusammen und auch das ist der Beweis dafür, wie kompliziert das Leben ist und wie schön und wie fürchterlich.
Miriam und Messie. Auch das geht eigentlich gar nicht zusammen. Wer Miriam kennt, würde niemals denken, dass ich auch Messie bin. Und wer Messie kennt, würde nicht erwarten, wie brav und nett ich sein kann.
Jetzt zum Beispiel. In die Diskussion kommen wir nicht mehr richtig rein. Michael schlägt vor, dass wir noch was singen, und ich schmettere ein Lied über Jesus, obwohl ich gerade darüber nachdenke, wie ich dem kleinen fiesen Jungen, der aussieht wie Harry Potter, morgen seine Hausaufgaben abnehmen soll. Bisher habe ich es irgendwie vergessen und Mandy ist mittlerweile ziemlich sauer. Immerhin habe ich es versprochen und sie hat sich auf mich verlassen.
Mir ist ziemlich unwohl bei dem Gedanken, aber da muss ich durch. Sogar hier bei den Hopis predigt Michael gerne, dass man seine Versprechen halten sollte.
Nach dem Singen greift er noch mal das Thema auf. »Was erwarten wir von Gott?«
Ich höre mir die Antworten an, aber ich kann mich nicht konzentrieren und bekomme nur die Hälfte mit.
Irgendwie überstehe ich diesen Abend. Ich wünsche mir, dass Daniel mich auch mal anschaut. Immerhin habe ich etwas Ungewöhnliches von mir gegeben und dachte, er würde mich darauf ansprechen. Nachfragen, was das zu bedeuten hat. Aber das tut er nicht. Nur Angelika, die stößt mich nachher an und grinst bis über beide Ohren. »Schokolade? Rosen? War das ein Wunschzettel für jemand Spezielles?«
Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ob er sich das wohl auch fragt? Sofort ist mir das Ganze oberpeinlich. Wenn Daniel jetzt glaubt, ich hoffe, dass er mir Süßigkeiten und Rosen schenkt? Oh Mann, oh Mann. Jetzt bete ich doch lieber, dass er mich nicht auf meine kryptischen Worte anspricht.
Den ganzen Abend warte ich auf ... irgendetwas. Dass etwas passiert. Ein heimlicher Blick zum Beispiel. Es ist echt wie früher, als ich noch davor gebibbert habe, welchen Streich sich Daniel als Nächstes ausdenkt. Es zerrt an meinen Nerven. Und trotzdem wäre ich um nichts in der Welt nach Hause gegangen. Ich bleibe bis ganz zum Schluss, als Michael absperrt.
»Miriam?«, fragt er. »Ist noch was?«
Ich erzähle ihm hastig von meinen kaputten Reifen, und er verspricht, sich darum zu kümmern, ganz ohne lästige Fragen zu stellen. Dann stolpere ich unter dem weichen Nachthimmel nach Hause. Es sind nur ein paar Schritte vom Gemeindehaus zu unserer Haustür, aber ich wünsche mir, jemand würde mich rufen und diese wenigen Schritte mit mir zusammen gehen.
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