Walther von Hollander - Es wächst schon Gras darüber

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1945 – die Stunde null. Der Architekt Paul Wolffenau hat eben noch an der Front gestanden, ist knapp der Kriegsgefangenschaft entronnen und kehrt nun in die Heimat zurück. Doch sein Haus in Berlin ist zerstört und seine Frau liegt tot unter den Trümmern. Wie in einem solchen Moment, wo ein gesamtes Leben, eine gesamte Welt zerstört ist, ein neues Leben beginnen? In einer notdürftig hergerichteten Waldhütte fängt Wolffenau in mehrfacher Hinsicht an, es sich neu einzurichten. Dann lernt er die junge Frau Maria kennen, schenkt ihr das Kleid seiner toten Frau und beginnt, durch ihr Vorbild gestärkt, ins Leben zurückzukehren. Doch auch Marias Mann findet die einsame und plötzlich sehr lebendige Waldhütte … Ein spannendes, aussagekräftiges Stück Trümmerliteratur und literarisch kunstvoll verarbeitete Zeitgeschichte, das es unbedingt wiederzuentdecken gilt.-

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Bröseke kramte in seiner Kiste. „Ein Kirsch dazu wäre nicht schlecht“, murmelte er. „Da ... bravo. Er hat es auch überstanden.“ Und er zog eine halbvolle Flasche hervor.

Sie tranken eine Weile schweigend. Bröseke schenkte immer sofort wieder ein. Es sei noch eine Flasche in Reserve, und für die äußerste Not habe er noch puren Alkohol mitgebracht und etwas Himbeerextrakt. Er bot auch aus einem reichlich gefüllten Zigarrenetui an. Wenn er mal einen Gast habe, solle der sich auch wohlfühlen. Und ob es nicht ganz gemütlich sei? Freilich, solange noch das große Zimmer gestanden habe mit dem Kamin, sei es netter gewesen und nicht so eng. Er musterte bei diesen gleichgültigen Reden seinen Gast immer wieder prüfend, indem er die dicke Brille auf die Nasenspitze hinunterzog und ihn Gesicht vor Gesicht anblinzelte. „Sie hatten den Mut eben auch nicht“, sagte er schließlich befriedigt. „Ich meine den wirklichen Mut. Der Schlachter Krehn ... sehn Sie ... das war ein Mann. Tausend solche Kerle in der Provinz, und die Sache wäre nie gekommen. Aber es gab nur den einen: den Schlachter Krehn.“

Paul hob sein Glas: „Sie also auch nicht? Warum denn Sie nicht?“

Bröseke lächelte trübsinnig. „Die alte Geschichte“, sagte er, „die Familie. Meine Frau ... na, die hätte es überwunden. Aber da ist noch meine Tochter in Krössien, und die hat einen Jungen. Hier, schaun Sie sich mal den Bengel an. Herbert. Der Vater ist Sparkassendirektor. Nicht soviel wert wie seine Einlagen. Also gar nichts. Aber wenn so’n Bengel jeden Morgen ankommt und läuft einem durch die Beine wie ein Dackel ... dann sein Sie mal ein Held.“

Paul betrachtete das Bild. Es zeigte einen durchschnittlichen Lockenkopf von fünf Jahren. Objektiv kein Grund zur Liebe. „Na ... und Krehn?“ fragte er ungeduldig.

Bröseke antwortete lange nichts. Er starrte vor sich hin, nippte trübe an seinem Glas. „Aufgehängt haben sie ihn. In diesem März noch. Wäre auch ohne ihn bald zu Ende gegangen. Ohne seine lächerlichen Flugblätter. Mich hatten sie auch hopp genommen und den Apotheker. Aber wir waren ja unschuldig. Da wurden wir freigesprochen und ein bißchen eingesperrt. Ich kam erst vorigen Monat von diesem Ausflug zurück. Aber bei Krehn fand man ein Flugblatt im Hauptbuch. Aus. Und was das Tollste ist: ich bin jetzt ein Held in Krössien. Dagegen kann man nichts machen. Krehn ist tot und kann nicht bezeugen, wie feige ich war, und mir glauben sie es nicht.“

Sie waren längst bei der Reserveflasche angekommen und hatten sie schon halb geleert. „Wir sind vielleicht fabelhafte Kerle“, sagte Wolffenau. „Wir können einiges. Sie bohren sicher brillant in den Mäulern der Menschen, und ich habe ihnen einige Häuser hingesetzt, daß sie gleichfalls die Mäuler aufsperrten. Aber was das Heldentum angeht ... da waren wir wohl wie die meisten. Und die Frage ist nur: Konnten wir es von uns verlangen?“

Bröseke war damit beschäftigt, einen zweiten Mokka anzusetzen. Er schielte zu seinem Partner hinüber. „Das ist es ja gar nicht. Auch nicht, daß sie uns alles abgenommen haben. Ausgezogen bis aufs Hemd ... obwohl, machen wir uns nichts vor, Leute wie ich nur etwas sind, wenn sie etwas haben. Der Bürger, lieber Herr, seines Besitzes entblößt, ist eine etwas beschämende Figur. Und ich habe mich auch nie dessen geschämt, daß ich etwas besitze. Hab’s mir redlich erbohrt und sehe nicht ein, warum ich jeden um Entschuldigung bitten muß, weil ich ein Haus habe und ein paar Groschen auf der Bank. Aber in Gottes Namen soll alles weg sein. Das ist es nicht. Aber das Moralische. Glauben Sie ans Moralische?“ Er trank hastig aus und hielt, schon etwas betrunken, Paul prostend das Glas entgegen.

Der schaute versonnen in sein Glas, trank bedächtig und echote: „Das Moralische ... ich weiß nicht, ich verstehe nicht allzuviel davon.“

Der alte Bröseke fing an zu kichern. Das klang zuerst ein wenig tückisch und hinterhältig. Aber dann brach ein richtiges Gelächter aus ihm heraus, fröhlich und schüttelnd, bis ihm die Lachtränen über die Backen flossen. Dabei bemühte er sich, die Gläser wieder vollzuschütten. Aber er schüttete vor Lachen die Hälfte daneben, so daß der kostbare Schnaps über den Tisch rann und zu Boden tropfte. „Er versteht nichts vom Moralischen“, schrie er, immer wieder vom Lachen unterbrochen, „und das will er mir weismachen. Hockt hier einsam in der Jagdhütte, obwohl er kein Kreisleiter ist und keine Instanz zu fürchten hat und niemand ihn vor Gericht zieht. Warum denn? Wozu geht ein Mann in die Einsamkeit? Zu nichts anderem, lieber Herr, als weil ihn der oberste Gerichtsherr, hier, das Gewissen, vor Gericht zitiert hat. Stimmt’s? Glauben Sie nur nicht, daß ich eine Antwort von Ihnen erwarte. Aber es stimmt. Und das wars, was ich sagen wollte. Nicht daß die braunen Herren uns das moralische Rückgrat gebrochen haben. Wir waren nicht einverstanden, wie? Wir haben dagegengeflüstert. Wir haben mal einem alten Juden über die Grenze geholfen, und ein paar Millionen haben wir verrecken lassen. Wir haben gewispert und geklatscht. Wir haben den Kopf gewiegt wie die Jerusalemiten, wenn’s denen gut ging. Und haben uns die Hände gerieben, wenn’s den andren immer näher an den Kragen ging. Aber getan ... getan haben wir gar nichts. Der liebe Gott, dachten wir, wird’s schon machen. Ist das Gottvertrauen? Im Gegenteil, lieber Herr, es ist Gotteslästerung. Wahrscheinlich, da Sie nichts vom Moralischen verstehn, verstehn Sie auch nichts von Gott.“

„Prost“, sagte Paul, „Sie moralischer Gottesmann.“

Der Alte stand auf. Er legte Paul seine beiden Hände auf die Schultern und sah ihn mit verschwimmenden Augen an. Und doch war in diesen Augen eine Stärke und Kraft, der sich Wolffenau nicht zu entziehen vermochte. Ja, es schien, als wenn die schmalen, geschickten Hände des Zahnarztes ihn mit schweren Gewichten niederdrückten.

Er machte eine abwehrende Bewegung, um diese drückenden Hände loszuwerden. Bröseke aber sagte ganz leise und bestimmt: „Nein, ich lasse Sie nicht los. Und mit Ihren Schlagworten schlagen Sie mich nicht tot. Gottesmann und Zahnarzt ... das paßt nicht zusammen, wie? Und wenn Sie denken, ich sei einer, der am Sonntagmorgen in die Kirche läuft und mit zehn würdigen alten Damen zusammen ‚Wie schön leuchtet der Morgenstern‘ plärrt und sich von Pastor primarius Scharun einen klaren Bibeltext verunklaren läßt ... dann irren Sie. Soweit bin ich kein Gottesmann. Aber ich habe den Leuten nicht nur in den Rachen geguckt, sondern manchmal auch darüber nachgedacht, warum die Welt so beschissen ist, wie sie ist. Und manchmal war’s mir so wie Ihnen jetzt. Ich wußte nichts übers Moralische und wußte nicht, wo Gott wohnt. Genau wie Sie jetzt. Ich hatte nicht ganz Ihr überlegenes Lächeln. Wahrscheinlich stellen Sie in der Welt mehr dar. Um so schlimmer für Sie, daß Sie nicht mehr wissen und nicht mehr spüren und nicht mehr hören. Nichts. Nihil. Nihilismus ... langweiligster Nihilismus, Sie Herr mit dem wölfischen Namen.“

Er setzte sich erschöpft, wischte den Schweiß von der Stirn und trank wie verdurstet in kleinen, hastigen Schlucken.

Jetzt war es an Paul, einzugießen, und er tat es mit sicherer Hand. Nur die Flasche wankte ein wenig, als er sie wieder auf die Tischplatte setzte, und klirrte gegen die Gläser. Er hob sein Glas und hielt es gegen das Licht, als könne er in der hellen Flüssigkeit etwas erkennen. „Was wollen Sie eigentlich von mir?“ fragte er abwehrend und unwillig.

Bröseke antwortete lange nichts. Er saß versunken in seinem Sessel und war weit weg. Dann aber kam endlich die Frage bei ihm an, und er schaute auf.

„Was ich von Ihnen will? Komische Frage. Gar nichts. Nihil. Leben Sie doch, wie Sie wollen. Denken Sie doch, was Sie wollen. Bitte schön, geht mich gar nichts an. Aber manchmal haben Sie in den Spiegel gesprochen, in den grünlichen, blinden, hier, des Nachts. Nicht wahr? Und so habe ich mir erlaubt, auch mal in den Spiegel zu sprechen. Sie, Wolffenau, waren der Spiegel. Aber das gefällt natürlich keinem, wenn man ihm sagt: So war ich auch einmal. Genau so. Nihil. Nichts. Bis ich eines Tages da drinnen am Kamin saß — ist ja nun weggewischt, die Granaten haben ihn weggeputzt — saß also und ... na, was tut man schon? Man trinkt und denkt, man kann’s ertränken, und meist gelingt es auch, daß man in den Nebel hineinkommt, den warmen, behaglichen Nebel. Aber manchmal wird man auch klar. So wie heute. Klar, obwohl die Hände zittern. Na ... damals also war ich klar. Und da wußte ich plötzlich: Gott hat eine Botschaft für jeden Menschen, eine gute Botschaft, ein Euangelion, und er ruft so lange, bis wir ihn hören. Wer sie aber nicht hört, nie, bis an sein unseliges Ende, der ist verdammt ... Wer sie aber hört und handelt nicht danach, der ist erst recht verdammt ... Und deshalb, werter Herr, haben wir alle als Verdammte gelebt. Denn wir kannten die Botschaft und lebten nicht danach. Oder kannten Sie die Botschaft nicht?“

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