Die Leserin liess den Brief leise aufschluchzend niedersinken. So geteilt ihre Gefühle auch anfänglich bei der seltsamen Lektüre gewesen waren, so sehr gewann jetzt die Rührung die Oberhand, und namentlich die letzten Zeilen, die so sehr auf die Tränendrüsen wirkten, verfehlten ihre Wirkung nicht.
Baronin Doos von Thüngen war eine von Herzen gutmütige und nicht allzu scharfgeistige Frau, und da sie auch nie Gelegenheit im Leben gehabt, viel Energie zu betätigen, so war sie leicht zu beeinflussen.
Die Aufrichtigkeit ihrer Schwester tat ihr wohl, wenngleich sie anfänglich ihren Plan nicht sonderlich billigte, und wenn sie es bedachte, so recht nachdrücklich überlegte — ja, dann hatte die Vikomtesse wirklich recht! Es war eine Ungerechtigkeit, dass sie ihr Geld den eigenen Angehörigen entzog, um es einem Fremden zu geben. Und schliesslich — war Joriède Vikomtesse Gournay de Perpignau nicht eine vortreffliche Partie für Maurus? Bei ihm kam es doch wahrlich nur auf die Titel und nicht auf die Mittel an! — Ist es ausserdem nicht ein erfreulicher Gedanke für sie, dereinst die eigene Nichte und nicht eine fremde, gleichgültige, unsympathische Dame als Herrin und Nachfolgerin im Besitz von Triberg zu sehen? Wahrlich, der Plan der Schwester war so übel nicht. Wenn sich die Herzen der jungen Leute in Liebe finden, wird Baronin Doos die herzlichste Freude darüber empfinden!
Sie trocknete die überströmenden Augen, seufzte ein paarmal tief auf und blickte dann ganz erschrocken auf Frau Buschmann, — sie hatte die Anwesenheit der Getreuen ganz vergessen. „Ah — Sie warten noch auf Antwort, liebe Buschmann!“ lächelte sie und strich mit der nervös zitternden Hand über den Brief: „Ja, es bleibt nichts anderes übrig! Lassen Sie zwei Zimmer für die Komtesse herrichten, sie wird für längere Zeit zu uns kommen!“
„O, welch eine Freude! Das wird ein neues, frohes Leben geben!“ knickste die Kammerfrau freudestrahlend und küsste die Hand ihrer kranken Gebieterin.
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