Die Negerin sagte zu Hamdouna:
„O meine Herrin, war es nicht so, wie ich es dir vorausgesagt habe? Bahloul ist ein gerissener Mann, und du konntest ihn nicht überlisten. Warum hast du mir nicht geglaubt?“
Hamdouna sagte: „Langweile mich nicht mit deinen Beobachtungen. Es ist genau das geschehen, was ich erwartet habe. Wisse: Über jeder Vulva steht der Name dessen geschrieben, der in sie Einlaß begehren kann, sei es nun im Einklang mit dem Gesetz oder nicht, gleichgültig ob aus Liebe oder aus Haß. Hätte nicht Bahlouls Name über meiner Pforte geschrieben gestanden, wäre er nicht eingetreten – nicht einmal wenn er mir die ganze Welt und all ihre Schätze zu Füßen gelegt hätte.“ 13
Während sie so miteinander sprachen, klopfte es an der Tür. Die Negerin fragte, wer da sei, und sie hörte Bahloul antworten:
„Ich bin es.“
Hamdouna, im Zweifel darüber, was der Hofnarr wohl jetzt wieder wollte, begann, sich zu fürchten. Die Negerin fragte ihn nach seinem Begehr.
„Bring mir ein wenig Wasser“, sagte Bahloul.
Sie ging aus dem Haus mit einer Schale voll Wasser. Bahloul trank die Schale aus und ließ sie dann absichtlich aus seinen Händen gleiten, sodaß sie zu Boden fiel und zerbrach. Die Negerin schloß schnell wieder die Tür, und Bahloul machte es sich auf der Türschwelle bequem, wo er sitzenblieb, bis Hamdounas Ehemann nach Hause kam. Als der Großwesir ihn auf der Schwelle seines Hauses sitzen sah, grüßte er ihn und sagte:
„Warum sitzt du hier, Bahloul?“
„O mein Herr, ich ging gerade durch diese Straße, als mich großer Durst überkam. Eine Negerin kam und brachte mir eine Schale Wasser. Die Schale aber entglitt meinen Händen, fiel auf die Stufen und zerbrach. Um den Schaden zu ersetzen, ließ mir unsere Herrin, Hamdouna, die Robe wegnehmen, die mir unser aller Herr, der König, geschenkt hatte.“
„Bringt ihm seine Robe wieder“, befahl der Großwesir.
In diesem Moment kam Hamdouna aus dem Haus, und ihr Mann fragte sie, ob es wahr wäre, daß sie Bahloul die goldene Robe als Bezahlung für die zerbrochene Schale weggenommen hätte. Hamdouna schlug ihre Hände zusammen und rief:
„O Bahloul, was hast du getan?“
Er antwortete: „Ich habe zu deinem Mann in der Sprache meiner Torheit gesprochen, sprich du nun zu ihm in der Sprache deiner Weisheit.“
Und Hamdouna, seine List und Klugheit bewundernd, gab ihm seine Robe zurück und ließ ihn seiner Wege gehen.
1Abd-el-Melik ben Merouane war Kalif von Damaskus; er regierte über Arabien, Syrien und Teile des Orients. Er lebte um das Jahr 76, denn die Geschichte verzeichnet, daß er in diesem Jahr Münzen mit der Aufschrift „Gott ist einzig, es gibt nur einen Gott“ prägen ließ. Sein Name findet sich auch auf einigen Münzen, die aus den Jahren vor 75 stammen.
2Leilla ist eine Poetin, die zur Zeit des Kalifen Abd-el-Melik, dem Sohn Merouanes, lebte. Sie wurde Akhegalia gerufen, da sie einer Familie entstammte, welche „die Kinder von Akhegal“ genannt wurde. Sie ist berühmt für die Liebe, die sie in Medjenoun weckte und die Heldin vieler Liebesgeschichten.
3Mosailama war einer der größten Konkurrenten von Mohammed. Er gehörte zum Stamm der Honcifa in der Provinz Yamama und war Anführer einer Delegation, die von seinem Stamm zu Mohammed geschickt wurde; er nahm den Islamismus im Jahr 9 der Hedschra an.
4Dieser Engel spielt eine große Rolle im Koran und in später nachfolgenden orientalischen Büchern. Er überbrachte Mohammed die himmlischen Offenbarungen. Er zählt zu jenen Geistwesen, welche die Muselmanen „Mokarrabinen“ nennen, was so viel bedeutet wie „in größter Nähe zu Gott sein“.
5Es gibt ein Kapitel des Koran, das „Der Elefant“ übertitelt ist. Diese 105. Sure hat ihren Ursprung in dem Sieg des Propheten über einen äthiopischen Prinzen; der weiße Elefant, auf dem der Prinz ritt, kniete sich beim Anblick des Propheten aus Verehrung vor ihn hin. Seit damals ist der Sieg in dem Titel der Sure verewigt. Es war dieser Titel, über den sich Mosailama lustig zu machen versuchte, indem er vorgab, nur den Namen eines Tieres zu sehen und seine wahre Bedeutung nicht zu verstehen.
6Die Überschrift von Sure 108 des Koran lautet „al-Kauthar“ [es ist die kürzeste des Korans; ihr Inhalt lautet: „Wahrlich, wir haben dir die Überfülle gegeben. / Darum bete zu deinem Herrn und schlachte (Opfertiere). / Wahrlich, der dich haßt, ist es, der (vom Segen der Nachkommenschaft) abgeschnitten ist.“]
7Es ist hier vielleicht angebracht, zu erwähnen, daß unter den nomadischen Arabern der Brauch vorherrscht, daß der Mann, der mit seiner Frau schlafen will, über ihr ein Zelt errichtet. Daher wird ein Mann, der heiraten wird, auch bani (Gebäude) genannt; und von einem Mann, der frisch verheiratet ist, sagt man: „Bena ala Ahili“, was bedeutet: „Er hat über seiner Frau gebaut.“
8 Nedde ist eine Mixtur aus verschiedenen Parfümen, die hauptsächlich aus Benzoeharz [„Weihrauch aus Java“] und Amber besteht. Die Mixtur ist schwarz und wird in einen kleinen Zylinder gefüllt. Sie wird über Kohle verbrannt oder indem man den Zylinder wie die Räucherkerzchen in den Serails an einem Ende anzündet. Einigen Autoren zufolge bedeutet nedde nur die Aufbereitung von Amber.
9Um diese Passage richtig zu verstehen, muß man wissen, daß die Araber, wenn sie beten, auf dem Boden knien, mit dem Gesicht nach unten und den Händen bei den Knien. Der Dreifuß wird dann durch die Knie und den Kopf, der den Boden berührt, geformt. Es ist leicht zu sehen, daß dadurch der hintere Teil des Körpers in die Höhe ragt. Die Durchführung des Beischlafs in dieser Position ist in Kapitel sechs, sechste Stellung, beschrieben.
10Abou Beker ist der Vater von Aicha, der Frau Mohammeds. Er folgt letzterem im 11. Jahr der Hedschra nach. Durch seine und Omars Autorität wurden viele Muselmanen davon abgehalten, vom Glauben abzufallen. Er war der erste Kalif und hielt sich trotz des Anspruchs der Partisanen Alis (Mohammeds Schwiegersohn) an der Macht, der behauptete, der Prophet hätte ihn lange vor dessen Tod als seinen Nachfolger bestimmt.
11Dies scheint mit den historischen Tatsachen übereinzustimmen. Hamza, der Onkel des Propheten, wurde in der Schlacht von Ohod, im 4. Jahr nach der Hedschra, durch einen Neger, Oucha, getötet, der später auch Mosailama umbrachte.
12Abdallah ben Mamoun war einer der Söhne von Haroun er Rachid. Nachdem er lange mit seinem Bruder al-Amine um das Reich gekämpft hatte, besiegte und tötete er ihn in einer Schlacht bei Bagdad und al-Mamoun wurde im Jahr 178 nach der Hedschra einstimmig zum Kalifen ausgerufen. Er war einer der vornehmsten abbasidischen Herrscher in Hinblick auf Gelehrtheit, Weisheit und Güte.
13Diese Worte „Jede Vulva etc.“ (Koul ferdj mektoub ali esm nakahon) beziehen sich auf einen Satz aus den Überlieferungen Mohammeds, der oft von Muselmanen wiederholt wird: „Jedem Menschen steht sein Schicksal auf die Stirn geschrieben und keiner kann es tilgen.“
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.