«Das weiss er sehr wohl, nur kümmert ihn das nicht. Der Herr Kommissär blamiert mich überall. Es gibt keinen Anlass, bei dem er sich nicht bekleckert, sich die Lampe füllt oder einschläft. Selbst dort, wo eigentlich nichts schiefgehen kann, gelingt es ihm. Könnt ihr euch noch an den Sponsorenlauf erinnern?»
«Das war aber harmlos.»
«Harmlos? Der Herr läuft in viel zu kurzen Hosen und in einem T-Shirt ein, das nicht einmal seinen Bauchnabel bedeckt. Und das findest du harmlos?»
«Es war zumindest lustig», kicherte Yvo.
«Nicht für mich. Darf ich ans Les Trois Rois erinnern? Da ist er mit deinen Schwestern beinahe im Suff über das Geländer gefallen und anschliessend schnarchten die drei im Akkord während dem Tattoo. Und immer vor dem ganzen Basler Daig.»
Monika zuckte zusammen, Ferrari liess zur Freude der Vischer-Schwestern einen Korken knallen.
«Jetzt ists genug!»
«Ich übernehme das, Monika. Meine Schwestern sind etwas von der Rolle.»
«Nicht nur deine Schwestern.»
«Entschuldigen Sie, Frau Vischer…», Olivias Chauffeur stand verlegen am Tisch.
«Sebastian! Bist du schon vom Flughafen zurück?»
«Ich warte noch immer auf Frau Racco. Ich befürchte, wir werden nicht mehr starten können.»
Olivia versuchte, sie auf dem Handy zu erreichen.
«Sie nimmt nicht ab. Hoffentlich ist ihr nichts passiert.»
Nadine legte die Serviette vor sich auf den Tisch.
«Wir schauen nach … Francesco!»
«Was gibts?», brummte der Kommissär.
«Ich brauche dich kurz.»
Beim zweiten Versuch, die beiden Vischer-Schwestern abzuschütteln, die wie Kletten an ihm hingen, kam er schwankend auf die Beine.
«Ich bin gleich wieder zurück. Lauft mir nicht davon.»
Sie kicherten.
«Was ist passiert?»
«Nichts Besonderes. Mein Mann ist wieder einmal voll wie eine Strandhaubitze.»
«Also bitte! Ich kann noch immer gerade auf einem Bein stehen», sprachs und landete in den Armen der Kollegin.
«Fantastisches Gleichgewichtsgefühl! Bist du überhaupt in der Lage, mit mir ins Theater zu gehen?»
«Ins Stadttheater? Hast du deinen Mantel vergessen?»
«Maria Racco sollte auf dem Weg zum Flugplatz sein, aber Olivias Chauffeur wartet noch immer auf sie.»
«Wer ist Maria Racco?»
Nadine verdrehte die Augen.
«Die Sopranistin.»
Der Kommissär sah sie verständnislos an.
«Die Wagner-Sängerin.»
«Ach die!»
«Kommst du jetzt mit oder soll ich Ersatz suchen?»
«Schon gut. Ich begleite dich. Au! Spinnst du?»
Monika lächelte unschuldig, dieser Tritt ans Schienbein tat gut. Und wie!
Nadine klopfte an die Drehtür des Theaters und zeigte ihren Ausweis durch die Scheibe. Eine junge Frau des Reinigungsteams öffnete.
«Wir suchen Maria Racco.»
«Es ist niemand mehr da. Die sind alle drüben in der Kunsthalle.»
«Können Sie uns die Garderobe von Frau Racco zeigen?»
«Ja, natürlich. Folgen Sie mir bitte.»
Ferrari keuchte schwankend hinter den beiden Frauen her. Ich bin besoffen. Elender Mist. Ein Kaffee wäre jetzt das Richtige.
«Hier. Aber sie ist sicher nicht mehr drin.»
Nadine öffnete die Garderobentür und blieb wie angewurzelt stehen.
«Dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen.»
«Ich weiss nicht, was du meinst.»
«Die Aufführung scheint noch jemandem nicht gefallen zu haben.»
Ferrari quetschte sich an Nadine vorbei. Was er sah, liess ihn erstarren. Maria Racco lag tot auf dem Boden, in ihrer Brust steckte ein Messer.
«Du bleibst hier», befahl Nadine. «Ich informiere die anderen und rufe Peter an. Das Fest ist zu Ende. Ist wohl auch besser so, wenn ich dich betrachte. Kann ich dich überhaupt allein lassen?»
«Sicher … Bringst du mir einen Kaffee mit?»
«Eine ganze Kanne voll.»
Die Spurensicherung untersuchte den Tatort, während sich Polizeiarzt Peter Strub der Toten widmete.
«Maria Racco war die Lieblingssängerin meiner Frau. Sie besitzt alle ihre Alben, wir fuhren sogar nach Salzburg an ein Konzert. Da wird Elsi traurig sein.»
«Wohl nicht nur Elsi», raunte der Kommissär.
«Sieht bleich aus, dein Chef. Und seine Laune hat auch schon bessere Tage gesehen», wandte sich Strub an Nadine.
«Wir waren drüben in der Kunsthalle. Francesco sass neben Agnes und Sabrina Vischer.»
«Alles klar, das Les Trois Rois lässt grüssen. Ich erinnere mich blendend an das Foto in der Zeitung. Francesco lehnte sich etwas weit über die Brüstung der Terrasse hinaus.»
«Olle Kamellen.»
«Bei Georg hängt das Bild noch immer. Sieht aus, als wolltest du in den Rhein kotzen.»
«Provozier ihn nicht. Er ist nicht in Stimmung für alte Geschichten.»
Strub unterhielt sich mit einem seiner Mitarbeiter.
«Maria Racco hat eine Beule am Hinterkopf. Durch den vermutlich tödlichen Stich ist sie sehr wahrscheinlich umgekippt, aber nach der Obduktion weiss ich mehr.»
«Sonstige Hinweise?»
«Wir brauchen mindestens noch eine Stunde, bis wir alles im Kasten haben.»
«Und auf dem Messer?»
«Da sind einige Fingerabdrücke drauf, bestimmt auch die von Maria Racco.»
«Nehmt morgen noch die Fingerabdrücke von allen Personen, die heute Abend im Catering gearbeitet haben.»
«Wow! Danke, Francesco. Da wäre ich nie draufgekommen …», Strub rollte mit den Augen. «Selbstverständlich kümmern wir uns darum, das gehört nämlich zu unserem Job und den erledigen wir perfekt.»
Der Kommissär hörte den letzten Satz bereits nicht mehr, denn er hatte hinten in der Garderobe einen Plüschsessel entdeckt und setzte sich seufzend hin.
«Ich vermute, dass der Mörder oder die Mörderin grösser ist als Maria Racco.»
«Wie kommst du darauf?»
«Stell dich vor mich, du bist grösser als ich. Tu so, als ob du mit einem Messer auf mich einstechen würdest. Siehst du, du holst aus uns stichst von oben zu.»
«Das machen alle.»
«Richtig. Aber wenn du kleiner wärst, würdest du das Herz weiter unten treffen. Das Messer, das mit grosser Wucht geführt wurde, hat das Herz erwischt. Warten wir die Autopsie ab, obwohl ich sehr sicher bin. Die Todeszeit liegt auch auf der Hand – zwischen halb elf und elf.»
«Suchen wir einen Mann?»
«Nicht unbedingt, Nadine. Hey, wo ist eigentlich unser Superstar?»
Die Antwort kam schnarchend vom Plüschfauteuil.
«Aufwachen, Chef! Es ist Zeit fürs Bett.»
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