Georg Braun - Feuer der Liebe - Feuer des Todes

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Hauptkommissar Jochen Waldschütz besucht seine Kneipe «Schmidener Eck» und lernt dort Biggi Jansen kennen, die angeblich als Managerin bei einer Hamburger Reederei arbeitet. Die beiden verlieben sich und genießen die wenige gemeinsame Zeit.
Beruflich hält die beiden Kommissare Degelmann und Waldschütz die Entführung der Gattin eines Managers auf Trab. Die Beamten sind wegen des Verhaltens des Vorstands einer Waffenfirma entsetzt, dem das Schicksal der Ehefrau gleichgültig zu sein scheint. Es kommt letztendlich zur Geldübergabe, die für Waldschütz zu einer unglaublichen Offenbarung wird.

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Feuer der Liebe - Feuer des Todes

Band 4 der WADE - Krimis

von

Georg Braun

Georg Braun

1. Edition, 2020

ISBN:

Coverbild: Matthias Neufeld.

© 2020 All rights reserved.

Kapitel 1

Der vierzigjährige Jochen Waldschütz hatte in seinem Leben einiges durchgemacht und erfahren, viele Enttäuschungen waren darunter, die ihn gestählt hatten.

An jenem dritten März des Jahres 2020 schien einiges anders geworden zu sein. Er wollte sich mal wieder etwas gönnen und begab sich in eine Kneipe.

Das „Schmidener Eck“ in der Schmidener Straße hatte schon eine wichtige Rolle im Leben des Hauptkommissars eingenommen: Trostpunkt. Immer wenn er einen Misserfolg verbuchte, was Gott sei Dank bisher nicht häufig vorkam, schlich er in diese Wirtschaft und ertränkte den gekränkten Stolz in Bier und Wodka. Letzterer sollte die nach etwas fünf Bieren übrig gebliebenen Leidgefühle abtöten.

Hans – Peter Ringwald, von allen nur Hape genannt, der Wirt der Trostherberge, spendierte seinem Freund Jochen für den Heimgang noch einen Absacker, meist einen Grappa. Damit der edle Hauptkommissar sicher zu Hause im Gesundbrunnen 21 ankam, orderte Ringwald zusätzlich ein Taxi. Alles klappte wunderbar, man kannte sich und konnte sich aufeinander verlassen: Waldschütz auf Ringwald und dieser auf die Taxifahrer.

Der dritte März, ein Dienstag, hatte die Kraft, das Leben eines Menschen zu verändern. Am Tresen saß neben Waldschütz eine Dame, die er zunächst nicht beachtete, nicht sehen wollte, weil er mit den Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts seine eigenen, meist schlechten Erfahrungen gemacht hatte.

Hape wollte schon die Ohren auf Empfang stellen und die Leidensgeschichte nach Jochen anhören, als die Dame am Tresen diese Aufgabe an sich zog und Waldschütz ansprach: „Hi, ich bin die Biggi.“

„Tag“, antwortete der Hauptkommissar und wollte sich wegdrehen. Doch der Anblick der Dame, den er sich höflicherweise abgerungen hatte, versetzte ihn in ein ungekanntes Staunen. Ein Gesicht mit einer entzückenden Schönheit, ein anmutiges Lächeln, kristallklare blaue Augen lächelten ihn an und verzauberten ihn in eine Schockstarre, aus der er für einen Moment nicht mehr herauskam. Er genoss diesen einmaligen Augenblick einer unglaublich schönen Frau, die mit einem Mal ein verschlossenes Herz öffnete und zum Pochen an schubste. Er fühlte die Schmetterlinge im Bauch kribbeln, ein völlig unbekanntes Gefühl. Er war hin und weg und hatte seinen Mund vor Staunen weit geöffnet. Nichts würde ihn schließen. So fasziniert war der Mann, der sich nie mehr vorstellen konnte, sich noch ein einziges Mal zu verlieben.

Biggi lächelte ihn auch an, scheinbar hatte sie das Antlitz des Hauptkommissars in ihren Bann gezogen. Für sie besaß Jochen Waldschütz eine Anziehungskraft eines brutal starken Magneten, der sie nicht entkam. Sie fühlte sich ihm offenbar hingezogen, so der Eindruck eines Beobachters, der nur Hape sein konnte, der Wirt des Schmidener Ecks und Zeuge einer unglaublichen Begegnung.

„Äh, ich bin Jochen“, antwortete Waldschütz nach gefühlt zehn Minuten, als er sich wieder gefangen und die Gefühle einigermaßen im Griff hatte.

Biggi und Jochen zogen sich zurück und begaben sich an einen Tisch. Sie starrten immer noch einander in die Augen, doch lächelten sie zwischendurch auch mal den anderen an. Ganz klar, sie hatten Feuer gefangen, sie wurden von Emotionen geschüttelt, die man nur jüngeren, hormongetränkten Turteltäubchen zugestanden hätte, aber niemals gestandenen Menschen.

Dem Hunger musste der ansonsten vorhandene Durst weichen, das Pärchen bestellte eine Kleinigkeit zu essen. Beide aßen einen großen Salat mit Putenstreifen. Während Hape und sein Team die Mahlzeit herrichteten, wollte Waldschütz seiner beruflich bedingten Neugier entsprechend nach den Lebenseckpunkten und Privatleben der neuen Bekanntschaft fragen.

„Ich bin die Brigitte Jansen, 35, und arbeitete als Managerin bei einem großen Chemieriesen in Darmstadt, wurde aber wegen angeblicher Misserfolge gekündigt.“

Die Augen Waldschützens leuchteten, eine erfolgreiche Frau saß ihm gegenüber.

„Und ich bin Jochen Waldschütz und bin Hauptkommissar bei der Kripo hier in Stuttgart.“

„Ein veritabler Bulle“, schmunzelte Biggi, „den

hätte ich nie in dir vermutet. Du wirkst so einfühlsam und hast zivile Manieren.“

Waldschütz staunte. Wie konnte sie so über Polizisten denken?

„Hast du also Erfahrungen gemacht mit Kollegen?“

„Nur aus der Ferne als Beobachterin. Sonst nicht.“

Die aufgewühlten Nerven des Kommissars beruhigten sich wieder. Erleichtert lächelte er Biggi an und war froh, dass er durch das mittlerweile gebrachte Essen abgelenkt wurde.

Sie unterhielten sich über die Erfahrungen in Beziehungen und auf beruflicher Ebene. Sehr sympathisch. Waldschütz war Feuer und Flamme, noch nie fühlte er sich so angenommen und verstanden wie an dem Abend. Er wagte einen Versuch, der drei Stunden zuvor undenkbar gewesen wäre: Er verbrachte die Nacht mit einer Frau bei sich zu Hause. Ein Feiertag im Leben des Hauptkommissars, der einen Seltenheitswert hatte.

Kapitel 2

Die Liebesnacht hatte Jochen Waldschütz der Sinne beraubt. Er genoss die Zärtlichkeiten ebenso wie den anschließenden erfüllenden Sex. Biggi und Jochen waren in dieser Nacht ein Liebespaar geworden. Das dachte der Hauptkommissar auch noch, als er am Morgen aufwachte und alleine im Bett lag.

„Biggi?“, rief er und hoffte auf eine Antwort oder Reaktion aus dem Bad oder der Küche. Er wurde enttäuscht, stattdessen fand er auf dem Küchentisch einen Zettel mit folgendem Inhalt: Danke für die wunderbare Nacht. Musste weg, habe ein Vorstellungsgespräch in Hamburg. Ciao, Biggi. Sie hinterließ noch ihre Handynummer, die Waldschütz wieder in eine betäubende Ruhe versetzte. Er durfte Hoffnung auf ein Wiedersehen haben, er hatte die Chance, Biggi anzurufen. Er schrieb noch eine SMS mit Viel Erfolg. Bussi, Jochen und hoffte auf eine baldige Antwort. Zumindest wartete er auf diese, als er den Happen hinunterschlang, der sein Frühstück sein sollte. Den Kaffee zog er eine halbe Stunde danach im Präsidium am Automaten, die erste Flumme rauchte er im Wagen auf der Fahrt zur Arbeit.

Er checkte noch den Geldbeutel und war sichtlich erleichtert, dass er die Geldscheine, welche er meinte, dort eingesteckt zu haben, vorfand. Zur weitergehenden Wohnungskontrolle war keine Zeit, außerdem blendete die Liebesnacht jegliche Zweifel an der Integrität der neuen weiblichen Errungenschaft aus.

Oberkommissarin Karin Degelmann erwartete ihren Kollegen sehnsüchtig im Büro. Die Arbeit der Polizei hatte die seltsame Angewohnheit, nicht geringer zu werden, das hieß, die Kriminellen wollten nicht aussterben. Für die beiden Beamten wie auch die Kollegen die sichere Garantie ihres Arbeitsplatzes und damit des Einkommens.

„Du bist aber spät heute“, begrüßte Degelmann ihren Zimmergenossen.

„Sonst bist du es“, konterte Waldschütz und sorgte für ein schmunzelndes Schweigen bei der Kollegin.

Erst musste der Kaffee in den Magen geschüttet werden, vorher streikten die Denkkräfte des Hauptkommissars.

Die Oberkommissarin kannte die Angewohnheit, schätzte sie aber nicht. Doch sie hatte auch das eine oder andere Laster, mit dem sie Waldschütz konfrontierte, ohne die Bereitschaft, daran etwas zu ändern.

Waldschütz lächelte sein Gegenüber strahlend an, Degelmann zeigte sich sichtlich irritiert, weil sie dieses Verhalten an ihrem Kollegen nie entdeckt hatte.

„Ist was? Du strahlst so!“

„Darf ich mich nicht freuen?“

„Doch. Ich würde mich gerne mit dir freuen“, hieß, ihre Neugier wollte befriedigt werden und Waldschütz sollte endlich mit der Sprache rausrücken, womit er noch zögerte. Er war nicht der Typ, der sein Innerstes nach außen kehrte. Er musste nachdenken, ob er sich mit der Preisgabe des amourösen Erlebnisses kein Eigentor schoss.

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