Auf der Insel Walfisch in der Wismarer Bucht stand während des Dreißigjährigen Kriegs sogar eine ausgewachsene Festung. Heute herrschen Möwen, Gänse, Austernfischer und Seeschwalben über die knapp neun Hektar Land. Die Greifswalder Oie hingegen sieht schon eher wie eine richtige Insel aus: Steilküste, Wald, Leuchtturm. Im 19. Jahrhundert wurde hier Landwirtschaft betrieben, bis in die 1930er- Jahre kamen sogar Touristen. Dann rückte die Wehrmacht ein, die Oie wurde zur Außenstelle der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, eine Plattform für Raketenstarts. Nach dem Krieg sprengte die Rote Armee die Anlagen, später zog die 6. Grenzbrigade Küste der Volksarmee ein.
Erst seit 1995 ist Frieden auf der Insel eingekehrt – sie wurde zum Naturschutzgebiet erklärt. Von Peenemünde und Freest kommen Ausflugsdampfer herüber, doch mehr als fünfzig Gäste am Tag sind nicht erlaubt. Wenn sie weg sind, gehört die Oie den gefräßigen Heidschnucken, die angesiedelt wurden, um die Vegetation im Zaum zu halten.
UNBEWOHNTE INSELN IN DER NORDSEE
Name |
Wo? |
Größe in Hektar |
Blauort |
in der Meldorfer Bucht |
60 |
Helmsand |
in der Meldorfer Bucht |
5 |
Japsand |
vor Hallig Hooge |
290 |
Kachelotsand |
vor Juist |
172 |
Langlütjen I |
in der Wesermündung |
2 |
Langlütjen II |
in der Wesermündung |
2 |
Lütje Horn |
vor Borkum |
7 |
Mellum |
vor Horumersiel |
300 |
Memmert |
vor Borkum |
517 |
Minser Oog |
vor Wangerooge |
370 |
Nigehörn |
in der Helgoländer Bucht |
6 |
Norderoogsand |
vor Pellworm |
940 |
Scharhörn |
in der Helgoländer Bucht |
43 |
Süderoogsand |
vor Pellworm |
1500 |
Trischen |
in der Meldorfer Bucht |
180 |
Name |
Wo? |
Größe in Hektar |
Balmer Werder |
im Achterwasser |
6 |
Barther Oie |
im Barther Bodden |
68 |
Beuchel |
in der Neuendorfer Wiek |
7 |
Bock |
vor Hiddensee |
340 |
Fährinsel |
vor Hiddensee |
37 |
Gänsewerder |
im Schaproder Bodden |
4 |
Greifswalder Oie |
in der Pommerschen Bucht |
54 |
Große Wotig |
im Peenestrom |
82 |
Heuwiese |
westlich vor Rügen |
14 |
Kirr |
Darß-Zingster-Boddenkette |
370 |
Kleiner Werder |
westlich der Insel Bock |
|
Kleiner Wotig |
im Peenestrom |
7 |
Langenwerder |
in der Wismarbucht |
58 |
Liebes |
im Varbelvitzer Bodden |
20 |
Liebitz |
im Kubitzer Bodden |
64 |
Mährens |
westlich von Rügen |
2 |
Riether Werder |
im Stettiner Haff |
79 |
Riffbrink |
im Greifswalder Bodden |
0,5 |
Schadefähre |
im Peenestrom |
100 |
Tollow |
im Maltziner Wiek |
2 |
Urkewitz |
westlich von Rügen |
30 |
Walfisch |
in der Wismarbucht |
9 |
Warder |
im Lemkenhafener Wiek / Fehmarn |
10 |
Werder |
im Achterwasser |
4 |
Nantucket, ein winziges und unwirtliches Eiland vor der Küste Neuenglands, erlangt gleich zweimal Weltruhm: durch ein blutiges wie lukratives Geschäft, auf das man sich hier besonders gut versteht. Und durch einen Roman, der bis heute als die größte Erzählung von der Seefahrt gilt, Moby Dick von Herman Melville.
Denn mein Entschluss war gefasst, auf keinem anderen als einem Gefährt aus Nantucket zu fahren, weil allem, was mit jener berühmten, alten Insel zusammenhing, ein feines, ungestümes Etwas anhaftete, das mir vortrefflich gefiel. Überdies war doch Nantucket (…) der Ort, wo der erste tote Wal angelandet wurde.
Die Zeitreise beginnt an der Hafeneinfahrt, wo das Brant Point Light schon gleich den Weg in die Vergangenheit weist. Der weißschwarze Leuchtturm wurde 1746 gebaut, er ist der zweitälteste der Vereinigten Staaten, und das allein sagt viel über die Bedeutung der Insel. Jetzt muss man sich beim Anlegen mit der Fähre nur noch Motorboote und Segeljachten wegdenken und die wenigen Autos, dann ist die Illusion perfekt. Genau so muss Nantucket auch vor zweihundert Jahren schon ausgesehen haben: die Häuser zumeist aus dunkel verwittertem Holz, die Schornsteine aus roten Ziegeln gemauert, die Straße buckliges Kopfsteinpflaster. Das Ganze wirkt wie ein graues Zitat aus skandinavischen Häfen; gut möglich, dass die Sonne hier nie ausdauernd genug scheint, um Farbe trocknen zu lassen. Achthundert historische Gebäude listet die Insel, manche stammen noch aus den Tagen der Gründer – aus der Ära, als Nantucket einmal Welthauptstadt des Walfangs war.
In der Sprache der Wampanoag heißt Nantucket so viel wie „weit entferntes Land“, und das mag den Ureinwohnern damals wohl so vorgekommen sein; dreißig Seemeilen sind es bis zum Festland von Cape Cod, und die werden in einem offenen Boot lang, wenn das Wetter nicht mitspielt. Aus dem Legendenschatz der Wampanoag sind zwei Erzählungen bekannt, beide nicht besonders schmeichelhaft, wie die Insel entstanden sein soll. In der ersten Version soll der Riese Moshup voller Wut seinen mit Sand gefüllten Mokassin ins Meer geschleudert haben. Die Alternative beschreibt, wie er in einer einzigen Pfeife die Jahresernte an Tabak qualmt, die ihm die Wampanoag überlassen hatten. Danach soll er besagte Pfeife über dem Atlantik ausgeklopft haben, und wo die Asche ins Meer regnete, liegt nun Nantucket.
Nantucket! Holt eure Landkarte hervor und schaut es euch an. Seht, welchen Winkel der Welt es besetzt; wie es sich da erhebt, abseits von der Küste, einsamer als der Leuchtturm von Eddystone. Schaut es euch an – ein bloßes Hügelchen, ein Ellbogen aus Sand; alles Strand, ohne Hinterland.
Der Untergang der Ureinwohner war besiegelt, als weiße Menschen aus noch viel ferneren Ländern auf der Insel erschienen. 1602 landete ein britischer Abenteurer namens Bartholomew Gosnold auf Nantucket, einen Freibrief seines Königs in der Tasche, und erklärte das Eiland zur Kolonie der Krone. Richtig froh wurden die neuen Siedler zwar nicht mit ihrem Besitz, denn das Leben auf dem kargen Flecken vor der Küste von Massachusetts war schon extrem entbehrungsreich. 1641 kaufte der britische Puritaner Thomas Mayhew gleich die gesamte Kolonie – und ließ dort Schafe weiden. Was sonst sollte man damit auch anfangen?
Читать дальше