Geschichte erzählen. Strategien der Narrativierung von Vergangenheit im Mittelalter

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Die Beiträge dieses Bandes gehen auf eine internationale Tagung zurück, die 2017 in Manchester stattgefunden hat. Sie untersuchen die Darstellung von Geschichte in der mittelalterlichen deutschen Literatur auf der Basis von aktuellen erzähltheoretischen Forschungsansätzen. Dabei wird ein breites Spektrum an Texten, Gattungen und Diskursen in den Blick genommen; als Angelpunkt für zahlreiche relevante Fragestellungen erweist sich die im 12. Jahrhundert entstandene ›Kaiserchronik‹. Geleitet von der Erkenntnis, dass Vergangenheit erst im Erzählen zu Geschichte wird, analysieren die Beiträge einschlägige narrative Strategien.

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A 4337–46 diu hiez Lucretia: si stat in Ovidio gescriben da. do wart im daz wip rehte also der lip. duo minnet ouh in diu frowe mit aller slahte triwen, mit zuhten unde mit guote, mit aller deumuote minnete si den helt palt. si heten grozer wunne gewalt. B deu hiez Lucretia: also stet geschriben da. do er genam daz wip, si ward im liep sam der leip. ouch begunde in die vrowe minnen mit allen irn sinnen. si waz vil deumüet und phlak vil grozzer güet. da mit zierte si ir leben. die sinne het ir got geben.

Mit sinne meint der Erzähler die Demut und die Güte, die Lukretias Charaker bestimmen; diese Tugenden legt sie wie ihr Ehemann nicht nur handelnd, durch vorbildliches Verhalten, sondern auch redend an den Tag. Dies sieht man deutlich an der Ansprache, die Lukretia gegen Ende der Episode vor ihren Verwandten auf dem Festmahl hält:

A 4767–68 B si sprach: ‘nu vernemt freund alle wie eu daz gevalle:
vil offenlichen sagete si Romæren allen wi iz ir mit dem kunige was ergangen. ich wil eu offenleichen verjehen was mir laides ist geschehen. ein vil groz missetat: der chünich mich behuoret hat. daz schult ir vernemen rehte. vor der naht næhte, do ich mich legen wolte und vil gern slaffen solte, mein leut warnt mir entwichen, der chünich der cham geslichen. dehein mich vervie: des chuniges wille an mir ergie. daz lat eu allen leit sein, freund und lieben mag mein!’

In narratologischer Hinsicht handelt es sich um eine Situation, die Conlatinus’ Klage vor dem Senat sehr ähnelt: Eine bereits erzählte Ereignisabfolge wird erneut wiederholt, diesmal aber von einem innertextlichen oder intradiegetischen Erzähler vor einer textinternen Zuhörerschaft. In dieser Situation verfahren der jeweilige Autor bzw. Redaktor genauso wie vorher. Der Autor der A-Fassung erspart seinem Publikum die Wiederholung des ganzen Hergangs, indem er den Inhalt von Lukretias Ansprache knapp referiert (die Ähnlichkeit zu Conlatinus reicht bis in die verwendete Formulierung si sagete […] wie iz ir ergangen was ); der B-Redaktor lässt dagegen die Ereignisse noch einmal ausführlich erzählen, in diesem Fall mit einer langen fingierten direkten Rede, die Lukretia in den Mund gelegt wird. Diese sermocinatio hat jedoch eine andere Funktion als die indirekte Rede des Conlatinus: Während es dem Bearbeiter dort darum ging, Conlatinus als wirksamen politischen Redner zu charakterisieren, kommt es ihm hier darauf an, das Pathos der Szene zu steigern, in der Lukretia, in ihrer Rolle als Verkörperung ehelicher Tugend und Treue, Selbstmord begeht.

Damit sind wir bei der wohl signifikantesten Neuakzentuierung der Erzählung durch den B-Redaktor angelangt, und zwar die Einführung von Tarquinius und Conlatinus:

A 4301–09 Daz buch kundet uns sus: daz riche besaz duo Tarquinius. der was der ubermutigest man der ie von muter in dise werlt bekom. B Daz buoch sagt uns alsus: daz reich besaz Tarquinus. er waz der übermüetigest man den ie dehein muoter gewan. des engalt er vil schiere.
Ain furste was bi den ziten ze Triere, der gewan michel liebe ze Tarquinio dem kunige. iz erginc in baiden ubele. er was ain riter vil gemait, […] ein vürste chom von Triere, der was ein ritter gemait, […]

In der A-Fassung fängt die Episode mit beiden männlichen Protagonisten und dem Motiv ihrer Freundschaft an; die Darstellung dieser Ausgangskonstellation geschieht im Zeichen der Prolepsis iz erginc in baiden ubele . Der B-Redaktor ersetzt diese Vorausdeutung durch eine andere: des engalt er vil schiere . Diese Prolepsis bezieht sich bezeichnenderweise nicht auf beide Männer, sondern auf Tarquinius; sie wird außerdem um einige Verse vorgezogen, so dass sie unmittelbar nach dem Hinweis auf den exzessiven übermuot des Königs steht; durch die Hinzufügung der Konjunktion des (,deswegen‘) wird die Prolepsis außerdem mit dem Motiv der königlichen superbia kausal verknüpft: Tarquinius wird ein böses Ende nehmen, weil er so hochmütig ist. Was die A-Fassung als Geschichte einer Männerfreundschaft mit tragischem Ausgang präsentiert, wird in B zu einem Exemplum des vor dem Fall kommenden Hochmuts umstilisiert.

Die moralisatio wird zum Schluss der Episode in einem Erzählerkommentar unterstrichen, der keinen Zweifel daran lässt, dass die Umakzentuierung der Geschichte eine vom B-Redaktor bewusst eingesetzte Strategie ist. In der A-Fassung beklagt Conlatinus in einem Selbstgespräch das Leid, das ihm der König angetan hat, bevor er diesen ersticht; der B-Redaktor streicht die Rede, um unmittelbar zur Darstellung der Tat überzugehen; und dort, wo die A-Fassung die Reaktion von den Anhängern des Königs in den Fokus bringt, spricht die B-Fassung das Urteil des Erzählers aus: wie wol sein leip dez wert waz! (,Wie wohl [der König] den Tod verdient hat!‘)

A 4808–24 also des Conlatinus gewar wart, er nam geburlich gewant, er straich nah im in daz lant. also er den kunic rehte ersach, B do leit Collatinus an sich schnœdes gewant und straich im nah untz ern vant. also schier so er in an sach,
daz wart er wider sich selbem sprah: ‘owe mir mines liben wibes! owe dir dines libes! swaz min ze rate sule werden, du muost ie dar umbe ersterben’. daz ros nam er mit den sporn, vil harte rach er sinen zorn. mit grimme huop er sih dar. des enwart niemen gewar
unz er durh in stach daz er niemer mer wart ersprach. Der kunic viel nider tot, di sine heten alle michel not. den herren er ze tod erstach daz er tot viel an daz graz. wie wol sein leip dez wert waz!

Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Der Redaktor der Fassung B bemüht sich offensichtlich, das exemplarische Potenzial der Tarquiniusepisode herauszuarbeiten; dabei handelt es sich sowohl um das Herausstreichen der positiven Exemplarität von Conlatinus und Lukretia, die als Beispiele für die Tugend in den verschiedenen Bereichen von Krieg, Politik, und Ehegemeinschaft zu gelten haben, als auch um die Betonung der negativen Vorbildlichkeit des Tarquinius, der als Exemplum eines durch Hochmut zu Fall gebrachten Herrschers präsentiert wird. Dem Redaktor gelingt es zwar nicht immer ganz, diese exemplarische Linie konsequent durchzuhalten – wie unten weiter ausgeführt, gibt es Stellen, in denen der Redaktor Conlatinus Charakterzüge zu unterstellen scheint, die seiner Vorbildlichkeit eher abträglich sind –, aber die Richtung ist deutlich.

Eines steht jedoch außer Frage: Der genaue Textvergleich soll die Forschung dazu veranlassen, ihre in Ermangelung einer synoptischen Ausgabe notgedrungen auf sehr kleinen Stichproben basierenden negativen Werturteile über die Kompetenz des B-Redaktors neu zu überdenken. Im Hinblick auf die Tarquiniusepisode scheint z.B. Jürgen Wolfs Charakterisierung der Fassung B als „inhaltlich nur dürftig verknüpfte[r] Flickenteppich“ eher problematisch zu sein; seiner Auffassung von den Prioritäten des B-Redaktors können wir uns auch nicht anschließen: „Augenscheinlich galt ihm der Sinngehalt des Textes und dessen Aussagewert als zweitrangig. Bestimmendes Moment waren reine Reime und die mediale Ästhetik, also das schouwen .“2 Unsere Untersuchungen zur Tarquiniusepisode legen nahe, dass der Bearbeiter offenbar ein sehr starkes Interesse an dem Sinngehalt und Aussagewert der Geschichte haben musste.

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