Die Notwendigkeit von Teamarbeit als wichtigem methodischen Ansatz
Begründung der Teamarbeit
Die verschiedenen Aspekte der Teamarbeit
Kooperation zwischen Heim und Schule
9Partizipation von Eltern und Familienangehörigen
Zur Situation
Begründung der Elternarbeit
Rechtliche Grundlagen der Elternarbeit
Ressourcenorientierung
Der systemische und familientherapeutische Ansatz
Der psychoanalytische und der bindungstheoretische Ansatz
Die unterschiedlichen Zielsetzungen der Elternarbeit
Elternarbeit in der Form von Kontaktpflege
Grundsätzliche Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Elternarbeit
Einstellungen und Haltungen der Betreuer*innen zur Elternarbeit
Elternarbeit ohne Eltern
Elternarbeit als Trauerarbeit
Folgerungen für die Elternarbeit
Elternarbeit zur Unterstützung des Ablösevorgangs
Wer leistet Elternarbeit?
Professionelle Grundstandards in der Eltern- und Familienarbeit
Kontinuierlich hilfreiche Gespräche realisieren
Elterngruppenarbeit
Familientherapeutische Arbeit im Heim
Stationäre Familienarbeit im Heim
Resümee
10Sexualität in Heimen und Wohngruppen
Grundannahmen und Praxisbeispiele
Ausgangsüberlegungen
Zum Begriff der sexuellen Sozialisation
Ausgangslage der Sexualerziehung im Heim
Zum Begriff der Sexualität
Beispiele aus der Praxis der Heimerziehung
Inhaltsbereiche und Anforderungen einer Sexualerziehung in Heimen und Wohngruppen
Voraussetzungen der sexuellen Sozialisation
Einstellungen und Haltungen der Betreuer*innen innerhalb der Sexualerziehung
Förderung der sexuellen Sozialisation und Entwicklung unter dem Aspekt der Wohnbedingungen
Das eigene Zimmer
Die Frage der Schlüsselgewalt
Sexuelle Sozialisation als integrierter Bestandteil der Erziehung
Sexuelle Erziehung unter Berücksichtigung der besonderen Ausgangslage
Erzieherisches Vorbildverhalten
Enttabuisierung der Sexualität
Koordination partieller Erziehungseinflüsse
Einbezug der Eltern und Familien
Stellenwert der Sexualerziehung
Spezielle Fragestellungen der Sexualerziehung
Koedukative Erziehung, Mädchen- oder Jungenpädagogik
Homosexualität
Wann dürfen Jugendliche sexuelle Beziehungen aufnehmen?
Sexismus und Pornografie
Die pädagogische Situation sexuell missbrauchter Mädchen und Jungen in den Institutionen der Jugendhilfe
Ursachen und Auswirkungen sexueller Gewalt
Anforderungsbereiche der Heim- und Wohngruppenerziehung bei sexuell missbrauchten Kindern und Jugendlichen
Sensibilität entwickeln, Projektionen und Überreaktionen vermeiden
Die Akzeptanz und Annahme der Persönlichkeit
Ein Vertrauensverhältnis aufbauen
Für ein therapeutisches Milieu sorgen
Neue Lebensperspektiven entwickeln
Die Sexualerziehung für Betroffene als Erziehung zur Liebesfähigkeit
11Maßnahmen stationärer Erziehungshilfe im Umgang mit herausforderndem Verhalten von Kindern und Jugendlichen
Geschlossene Heimerziehung
Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung
Adressat*innen der Intensiven sozialpädagogischen Einzelbetreuung
Methoden und Organisation der Intensiven sozialpädagogischen Einzelbetreuung
Ein intensivpädagogisches Projekt als Alternative zur geschlossenen Heimerziehung
Erlebnispädagogik und Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung
Alternative pädagogische Konzepte und Praxiserfahrungen
Zur Kritik an der Erlebnispädagogik
Literatur
Stichwortverzeichnis
Die Autoren
Zusatzmaterialien online auf
www.lambertus.de
•Übungsfragen zur Sicherung des Lernerfolgs für Lernfelder der Fachschule für Sozialpädagogik
•Kontaktmöglichkeit mit den Autor*innen
Vorwort zur sechsten Auflage
Zeit für Veränderungen
Die erste Auflage dieses Buches erschien im Jahr 2000 beim Lambertus-Verlag. Jede weitere Auflage berücksichtigte die aktuellen Veränderungen im Praxisfeld der Heimerziehung. Die statistischen Daten waren jeweils anzupassen und neu zu interpretieren, die neuen Ergebnisse der eigenen Forschung flossen in die Neuauflagen ein.
Nach 20 Jahren und insgesamt fünf überarbeiteten Auflagen stehen nun größere Veränderungen an:
Schon vor meiner Pensionierung als Professor für Erziehungswissenschaft musste überlegt werden, wie die weitere Überarbeitung und Aktualisierung dieses so gut angenommenen Lehrbuches bewerkstelligt werden könnte.
Ich konnte eine jüngere Kollegin meines Fachbereichs (Angewandte Sozialwissenschaften/FH Dortmund) dafür gewinnen, diese und auch die zukünftigen Neuauflagen zu gestalten. Frau Dr. Katja Nowacki ist Professorin für Psychologie und mit der Thematik stationäre Erziehungshilfen auch aus ihrer Praxis als Dipl. Sozialpädagogin bestens vertraut. Sie unterhält zahlreiche entsprechende Praxiskontakte und forscht zu unterschiedlichen Fragestellungen dieses Arbeitsfeldes.
Insofern bin ich sicher, dass das Buch „Praxis und Methoden der Heimerziehung“ sehr von der Professionalität der neuen Co-Autorin profitieren und so auch zukünftig den aktuellen Stand der Forschung widerspiegeln wird.
Für die Leser*innen und insbesondere für die Ausbildung dürfte diese Veränderung von großem Nutzen sein.
Hagen, im Frühjahr 2020
Prof. Dr. Richard Günder
Heimerziehung ist eine sehr kostenintensive Hilfe zur Erziehung. Die Kostenträger – also vor allem die Kommunen und Kreise – haben damit ihre Probleme. Bei vielen Kindern, Jugendlichen und Eltern ist Heimerziehung mit Ängsten besetzt, denn das mit ihr verbundene Image ist eher negativ und sie bedeutet eine zumindest vorübergehende Trennung von der Herkunftsfamilie. Ein Blick in die Geschichte der Heimerziehung zeigt sehr viel Leid. Die öffentliche Aufarbeitung der Heimerziehung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu den 1970er-Jahren hat pädagogische Unfähigkeiten, Willkür sowie Missachtung der Menschenwürde offenbart. Dennoch ist die Anzahl der jungen Menschen, die in der stationären Erziehungshilfe leben, relativ gleich geblieben. In den letzten 30 Jahren lag der Anteil der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich jeweils am Jahresende in Heimerziehung befanden, in Bezug zur Bevölkerung im Alter von 0–20 Jahren, bei 0,37 bis 0,40 %. Dies bedeutet: Von 1.000 jungen Menschen sind durchschnittlich vier auf die Erziehungshilfe Heimerziehung angewiesen, was sich 2016 auf 0,6 % erhöht hat (also durchschnittlich sechs von 1.000 jungen Menschen).
Heimerziehung war also kontinuierlich notwendig und wird es voraussichtlich auch zukünftig sein. Daher geht es in diesem Buch vor allem um die Professionalität dieses Teilgebiets der Sozialen Arbeit. Denn der pädagogische und der finanzielle Aufwand sollten sich auch lohnen.
Veränderungs- und zunehmend auch Spezialisierungsprozesse der stationären Erziehungshilfe haben das Praxisfeld seit den 1970er-Jahren geprägt. Heimerziehung muss sich heute vielfältigen Qualitätskriterien stellen. Hierzu gehört auch eine im Nachhinein erfolgende Beurteilung des Aufenthalts in einem Heim oder in einer sonstigen betreuten Wohnform durch den Betroffenen. Heimerziehung hat sich sehr stark differenziert, es wurden alternative Möglichkeiten innerhalb der Praxis entwickelt. Insofern ist unter stationärer Erziehungshilfe keinesfalls nur die Erziehung in einem Heim zu verstehen. Diese Differenzierung in ihrer Entwicklung und Praxis aufzuzeigen, ist ein Anliegen dieser Schrift. Dabei ist davon auszugehen, dass die Erziehung in Heimen und in sonstigen betreuten Wohnformen nicht ein notwendiges Übel darstellt, sondern für bestimmte Kinder und Jugendliche, jetzt und in absehbarer Zukunft, eine unabdingbare Lebensform zur Verbesserung sozialer Chancen innerhalb unseres Gesellschaftssystems bedeutet. Hier gibt es in Deutschland mit dem differenzierten Hilfesystem innerhalb des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG auch als Sozialgesetzbuch VIII = SGB VIII bezeichnet) im internationalen Vergleich mehr Möglichkeiten, auf individuelle Bedarfe zu reagieren (Simpson/Nowacki 2018). Die Erziehung in Heimen und in sonstigen betreuten Wohnformen verlangt heute mehr denn je eine hohe Professionalität der Fachkräfte, welche diesem Anspruch innerhalb des sozialpädagogischen Arbeitsfeldes in der Regel auch entsprechen können. Die vielfältigen Veränderungen, Herausforderungen und Perspektiven dieses sozialpädagogischen Arbeitsfeldes, vom Waisenhaus über die Heimerziehung hin zu einer differenzierten stationären Erziehungshilfe unter Berücksichtigung traumatischer Vorerfahrungen und Grundbedürfnissen von Nähe und Unterstützung, sind Inhalt dieser Publikation.
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